Los Cuernos und Mirador de los Condores – Wandern in Torres El Paine

1.1.2019

Heute wollen wir uns warmlaufen für den großen Torres Base Trek morgen. Aus dem reichhaltigen Wanderprogramm des Patagoniacamp wählen wir 2 kürzere, mittelschwere Wanderungen aus, die wir zu einem Tagestrip kombinieren. Mit uns kommt eine 5-köpfige Familie aus Kanada und unser Guide Ignacio („Nacho“). Nacho kommt aus Santiago und arbeitet schon viele Jahre als Guide. Meistens arbeiten die Guides die Saison (ca. 7-8 Monate) durch und gehen dann für 2-3 Monate auf Reisen. Nacho spricht hervorragendes Englisch und war sogar schon mal in Bayern zum Klettern.

Türkisblauen Gletscherseen im Torres El Paine

Zunächst geht es mit dem Van ca. 1 Stunde tief hinein in den Nationalpark zu unserer ersten Wanderung. Es geht vorbei an Bergen, wunderschönen türkisblauen Gletscherseen und rauhen Granitfelsen. Ich fühle mich etwas an Kanada und das kanadische Schild erinnert, das bestätigt mir auch die Familie aus Toronto. Wir beginnen mit dem Mirador de los Condores in der Hoffnung, dort endlich einmal Kondore zu sehen. Da der Wind immer stärker  wird und die Kondore nicht fliegen, wenn es zu windig ist, hoffen wir auf unser Glück.

Rechts und links sehen wir viele abgebrannte Waldflächen. 2011 hat hier ein verheerendes Feuer gewütet und viele Hektar uralten Baumbestandes vernichtet. Durch die starken Winde konnte das Feuer problemlos sogar über die breiten Seen springen. Gespenstisch ragen viele Baumruinen in den Himmel.

Wir wandern zunächst eine längere Strecke bergauf über felsiges Terrain. Unterwegs erklärt uns Nacho immer wieder die Pflanzenwelt. Hier finden wir auch wieder die Calafatebeere, die hier sogar schon reif ist. Optisch ähnelt sie der Blaubeere und schmeckt aromatisch sauer und ein wenig nach schwarzer Johannisbeere. Aus ihr wird auch Likör hergestellt, der für den bekannten Cocktail Calafate Sour genutzt wird – den wir abends an der Bar auch probieren. Wir verkosten die Beeren und haben nun der Legende nach die Möglichkeit, wieder nach Patagonien zurückzukehren. Uns würde es freuen.

Calafatebeere – wer sie probiert, kommt wieder nach Patagonien
Calafate Sour: aus Pisco, einem Tresterschnaps, Calafatebeerenlikör und Zucker

Eine zweite interessante Beere ist die Chaura – kleine hell-rosa Beeren (so groß wie Blaubeeren aber von der Form eines Apfels), die aromatisch süß schmecken, fast ein wenig nach Honig.

Chaura Beere

Nach der Beerenverkostung geht es nun recht steil nach oben zum Gipfel des Berges.  Der Wind weht sehr stark. Wir haben Mühe, uns auf den Beinen zu halten und der Sand geht in die Augen. Eine Sonnenbrille und eine Bandana als Sturmhaube vor Mund und Nase wirken hier Wunder.

Und dann sind sie da: majestätisch segeln hoch über uns erst einer, dann zwei Kondore. Sie sind recht weit weg, aber die Größe macht klar – es kann keine anderer Vogel sein.  Es ist unglaublich: wie Segelflieger liegen die Vögel in der Luft, ganz selten gibt es mal einen Flügelschlag und wir sehen die weiten beeindruckenden Schwingen.  Kondore können Flügelspannweiten von 2.5-3 Metern erreichen.

 

Nach einer kurzen Pause am sehr windigen Gipfel geht es vorsichtig über Geröll wieder hinab und auch die Kondore kommen noch einmal zu uns zurück.

Wir entscheiden uns, vor dem Lunch auch noch die zweite Wanderung durchzuführen. Nur 10 Autominuten entfernt stoppen wir an einem beeindruckenden Wasserfall, der recht ordentliche Ausmaße hat und mit viel Getöße in die Tiefe stürzt.

Salto Grande bei Los Cuernos

Unser Guide zeigt uns ein Video: vor einigen Wochen ist wohl ein Lama oben am Fluß ins Wasser geraten, konnte sich nicht mehr aus den Fluten befreien, landete dann im Studel und wurde den Wasserfall hinuntergeschleudert.

Wir beginnen unsere Wanderung zu den Los Cuernos – den 2 Hörnern, einem bekannten Gebirgsmassiv im Torres El Paine. Es geht mit nur leichtem Anstieg ca. 1 Stunde am Fluß entlang.

Blick auf die Los Cuernos
Wanderung zu Los Cuernos

Unterwegs treffen wir eine Lama-Familie.  Es gibt immer ein Alphatier, welches die Familie beschützt. Sie laufen ganz ruhig vor uns über den Wanderweg und verschwinden dann wieder im Gebüsch.  Das Alpah-Lama checkt regelmäßig die Lage, sieht uns aber nicht als Gefahr.

Wir erreichen den Fuß der Los Cuernos, davor liegt ein großer türkisblauen Gletschersee. Diese Art Amphitheaterformationen mit Felsmassiven und davor einem See gibt es hier häufig, aber alle müssen (mal mehr mal weniger anstrengend) erwandert werden.

Wir genießen die Natur und wandern dann zurück. Einsam sehen wir ein Lama auf dem Felsen stehen.

Nun geht es zu einem späten Lunch. Auf einem Campingplatz am Lake Pehoe halten wir an: Es gibt Sandwiches, leckere Gemüsesuppe aus der Thermoskanne, Käsewürfel und Wein. Es bleibt Zeit für Gespräche und ich tausche mich mit der kanadischen Familie über meine Zeit in Toronto aus. Es stellt sich heraus, daß ich damals nur 3 Blocks von ihrer jetzigen Wohnung entfernt gewohnt habe.

Campingplatz mit Aussicht auf Lake Pehoe

Die Flagge Chiles und die Flagge Patagoniens (gelb für die Steppe, weiße Berge für das Eisfeld und die Anden und blauer Himmel mit dem Kreuz des Südens als Sternbild

Zufrieden kehren wir am späten Nachmittag ins Patagoniacamp zurück.

Einfahrt Patagonia Camp
In der Ferne sehen wir schon unsere Jurten am Berghang über Lago Torro

Wir entspannen im Außenjacuzzi unserer Jurte und ich gehe noch einmal zur Lounge (nur dort gibt es Internet), um etwas mit meinem Blog voranzukommen. Die Bilder Uploads sind so langsam, daß es kaum Spaß macht. Es ist weiterhin „digital detox“ angesagt.

Außenjacuzzi

Mein Mann und unser Sohn gehen noch eine Runde Fischen direkt unten am See.

Blick auf den Lago Torro vom Camp
Fischen

Wir gehen heute nicht so spät ins Bett. Morgen um 7:30 Uhr ist Abfahrt für eine der herausforderndsten Wanderungen, die das Camp anbietet: den Base Torre Trek eine Wanderung über 24km, über 1000 Höhenmeter und über extrem steiniges Terrain. Haben wir uns da zuviel zugemutet? Der morgige Tag wird es zeigen. Wenn wir es schaffen, haben wir einen einmaligen Blick auf das Amphitheater der 3 Torres Türme (Wahrzeichen des Parks), die nur auf dieser Wanderung so erschlossen werden können.

 

Tausende Pinguine und eine lange Fahrt durch die Pampa – von Punta Arenas nach Torres El Paine

31.12.2018

Heute heißt es wieder sehr zeitig aufstehen. Wir sind sogar noch eher wach und sehen einen wunderschönen Sonnenaufgang um 5 Uhr direkt durch unser Kabinenfenster,

Um 6:50 beginnt unsere letzte Zodiactour auf die Magdalenainsel. Hier wohnt eine riesige Kolonie von Magellanpinguinen. Wir haben noch das Glück genau zur Brutzeit da zu sein – so können wir viele der possierlichen Jungen sehen.

Anfahrt Magdalena-Insel

Schon von weiterm sieht man die schwarz-weißen Körper der Pinguine. Die Insel scheint übersät davon. Bei näherem Hinsehen sind auch viele schwarz-weiße Möwen darunter. Ein ca. 1 km langer Rundweg führt über die Insel. Links und recht sehen wir Pinguine: sie watscheln herum, sitzen mit ihren Jungen in den Erdhöhlen, putzen sich, verkünden lautstark ihren Balzruf oder schwimmen wie Delfine im Meer.

Es ist faszinierend, ihnen zuzusehen. Ab und zu laufen die Pinguine auch direkt über den Weg oder ein Stück mit uns mit. Wir müssen bei unseren Kindern einige Mythen aufklären, z.B. Pinguine gibt es nicht am Nordpol und Pinguine sind sehr klein – ca. 30cm. Pinguine sind auch sehr laut und die Insel ist erfüllt von Pinguintrompeterei und dem Geschnatter der Möwen.

Pinguinjunges mit grau-braunem Flaum

Noch ganz fasziniert fahren wir zurück zur Ventus und müssen dann leider unsere Sachen packen. Wir schiffen aus und müssen noch durch den chilenischen Zoll.

Blick auf Punta Arenas

Gegen Mittag sind wir dann draußen in Punta Arenas. Eigentlich dachten wir, daß wir noch etwas Zeit für eine kurze Stadtbesichtigung haben, doch unser Transfer nach Torres El Paine zum Patagoniacamp wartet schon. Ganz erschrocken hören wir, dass die Fahrt ca 4.5 Stunden dauert.

Es geht durch die Pampa, über schnurgerade Straßen, links und rechts eingezäunte Estancias, auf denen wir immer mal wieder Schafe, Kühe oder Pferde sehen. Der weite Himmel erinnert mich ein wenig an Afrika.

Der Straßenrand wird von wunderschönen Blumeninseln mit Rittersporn in blau, lila und rosa gesäumt.  Bis Puerto Natales ist die Straße sehr gut und es gibt wenig Verkehr. Dann biegen wir Richtung Torres El Paine ab und landen auf Schotterpisten. Hier geht es langsamer voran, dafür wird die Landschaft spannender.  Es wird bergiger und es gibt mehr Wald. Nun erinnere ich mich etwas an Kanada. Vorbei an türkisblauen Gletscherseen kommen wir zum Patagoniacamp.

Das Patagoniacamp ist ein ökologisches Ressort mit 20 Jurten, die am Berghang mit Blick zum Torres-See gebaut wurden. Es ist ein wunderschöner, intimer Ort. Wir werden herzlich begrüßt. Zu viert haben wir eine sogenannte Family-Yurt – das sind 2 verbundene Jurten mit einem Bad in der Mitte. Jede Jurte hat ein durchsichtiges Dach durch welches man den Sternenhimmel sehen kann, alle mit Blick auf den See und mit viel Liebe zum Detail eingerichtet.

Blick in die Family Yurt

Sternenhimmel inklusive

Außerdem hat die Jurte einen Outdoor-Jacuzzi, der auf Wunsch angestellt wird.  Nach 5 Tage haben  wir auch wieder etwas Internet aber leider nur im Restaurant und im Loungebereich – dem Puma-Room. Digital Detox ist weiterhin angesagt – sehr zum Unwillen unserer Kinder und auch für den Blog ist das nicht vorteilhaft – für die Erholung schon. In den Jurten gibt es kein WiFi. Wir überlegen noch gemeinsam mit den Guides unsere Wandertour für den kommenden Tag und dürfen dann gemeinsam mit allen Gästen und Campbetreibern ein schönes Silvesterfest mit einem ausgezeichneten Galabuffet feiern.

Restaurant Patagonia Camp
Galadinner

Ich probiere PisoSour und chilenischen Wein.

Pisco Sour – südamerikanisches Cocktail aus Tresterschnaps, Limone und Zucker

Gegen 1 Uhr geht es dann ins Bett, am nächsten Tag wollen wir schließlich wandern gehen.

Happy New Year

Tag 3 auf der Ventus Australis – Condorgletscher und Agostini Nationalpark

30.12.2018

Nach einer verhältnismäßig ruhigen Nacht – ich bin nur einmal kurz vom starken Schaukeln des Schiffes aufgewacht – geht es morgens raus zu einem besonderen Abenteuer im Agostini Nationalpark: wir fahren mit den Zodiacs direkt bis an den Fuß des Condorgletschers: weiß-blau ragt der Gletscher direkt vor uns empor und läßt uns ganz klein fühlen.

Einfahrt in die Bucht des Condor-Gletschers
Mit dem Zodia vor dem Condor Gletscher

An der rechten Seite bricht ein breiter Wasserfall auf halber Höhe hinab.

Wir verweilen länger in der Bucht. Heute sind wir mit allen Deutschen an Bord (9) zusammen auf einem Zodiac mit der deutschen Führerin Guste unterwegs und können deshalb den Ausführungen sogar in unserer Muttersprache lauschen.

Wir bewundern die Gletscherspalten – diese entstehen, wenn der Gletscher sich auf das Tal zubewegt und so mehr Platz bekommt.

Auch der Condorgletscher ist ein sogenannter Meeresgletscher, d.h. er ist in direktem Kontakt mit dem Wasser. Guste erzählt uns von Plüschow, einem deutschen Militärflieger aus dem 1. Weltkrieg, der nach Patagonien kommt und dort sowohl als erster die Darwin-Cordilleren überfliegt, also auch das erste Postflugzeug zwischen Ushuaia und Punta Arenas einrichtet. Damit wurde die Postsendezeit von 3 Tagen auf 2 Stunden verkürzt. Leider verunglückte Plüschow später bei einem seiner Flüge. Er hinterläßt spannende Literatur, z.B. das Buch „Silberkondor über Feuerland“, welches ich mir nach dem Urlaub unbedingt holen werde. Anscheinend hat Plüschow seine Cordilleren Überquerung auch gefilmt und die Filme sollen auf YouTube zu finden sein.

Zum Abschluß beobachten wir noch Dominikanermöwen und eine kleine Kolonie mit Königskormoranen, die sich fast wie Chamäleons in die Felsenlandschaft eingliedern.

Kormorane sind die besten Fischer der Welt. Deshalb folgen die „menschlichen Fischer“ auch ihrem Instinkt für Fischereigründe und wir sehen einige Reusen zum Fischen von Königskrabben.

Mittags lauschen wir einen sehr spannenden Vortrag über die Magellanpinguine, die wir hoffentlich morgen früh beim Landgang auf der Insel Magdalena sehen werden. Wir erfahren viel über Lebensweise und Fortpflanzung dieser Tiere, die ja nur auf der Südhalbkugel der Erde leben. Wir haben Pinguine bereits in Ecuador und in Südafrika gesehen. Die Magellanpinguine haben ihren Namen tatsächlich vom Seefahrer Magellan, der diese Tiere als erster Europäer beschrieben hat. Er nannte sie damals wegen ihres watschelnden Ganges „stupid ducks“ („dumme Enten“).  Tatsächlich sind die Pinguine nur an Land unbeholfen, da sie keine Kniegelenke besitzen und deshalb steifbeinig watscheln. Im Wasser tauchen sie wie die Delfine und erreichen Geschwindigkeiten von bis zu 25km/h.

Für den Nachmittag ist noch ein Langang am Aguilargletscher (Adlergletscher) geplant. Bei strömendem Regen fahren wir mit den Zodiacs los. Wir wandern entlang der Moräne und haben heute einen eindeutigen Fokus auf der Pflanzenwelt.

Wandern auf der Moräne

Wir begutachten riesige Algen, die am Strand liegen und die schon von den Yagans zum Vertäuen ihrer Kanus verwendet wurden.

Algen am Strand beim Aguilar-Gletscher

Weiter geht es in den spannenden „subantarktischen kalten Regenwald“. Dies ist der südlichste Wald der Erde und ein Primärwald, d.h. von selbst entstanden durch Moose und Farne und nahezu unberührt.  Das Spannende sind nicht die großen Bäume sondern der Miniaturwald am Boden des Waldes – es gibt hier eine ungewöhnliche Artenvielfalt an Moosen und Flechten.

Subantarktischer Primärwald mit Minitaturwald
Extremer Reichtum an Moosen und Flechten

Diverse davon mit heilender und teilweise antibiotischer Wirkung, z.B. bei Magen und Darmerkrankungen.  Wir sehen auch die sogenannte „Calafatebeere“ (buchsbäumige Berberitze). Die Legende sagt: wer ihre Beeren ißt, der kommt nach Patagonien zurück. Leider sind die Beeren im Moment noch nicht reif…

Diese Beeren sollte man nicht essen, sie verursache Darmprobleme

Eine weitere Pflanze, die ähnlich aussieht, wie ein Rhododendron, ist eine Vitamin C Quelle und wurde von den Seeleuten gegen Skorbut genutzt. Interessanterweise gibt es in diesem Wald keine Säugetiere (nur Vögel und Insekten), da es keinen Landweg für die Einwanderung dieser Tiere gab.

Schließlich kommen wir zum Gletscher – und wieder schlägt uns die weiß-blaue Mischung  in ihren Bann.

Aguilargletscher

Vollkommen durchnäßt geht es nach 2 Stunden zurück. Heute Abend steht leider schon wieder Koffer packen auf dem Programm, aber auch ein Captain‘s Dinner zum Abschied.

Mein Mann holt sich noch eine Seekarte der patagonischen Fjorde in die der Kapitän unsere Route einträgt. Sie soll später bei uns zu Hause einen schönen Platz finden. Nun geht es Richtung Punta Arenas.

Nächtliches Ankern vor Punta Arenas

Eine Reise auf der Ventus Autralis ist nicht billig aber definitiv ihr Geld wert. Es ist eine einzigartige Verbindung von komfortablem Ambiente auf dem Schiff mit naturnahen Abenteuern auf den Inseln und Gletschern der patagonischen Fjordwelt. Die Besatzung ist extrem freundlich, die Naturführer sehr kompetent. Es gibt hervorragendes Essen und alle Gäste an Bord sind sehr entspannt.

Cruceros Australis, www.australis.com  (Buchung über America Andina)

Tag 2 auf der Ventus Australis: die Gletscherwelt der patagonischen Fjorde – Pia und Garibaldi Gletscher

29.12.2018

Der heutige Tag steht ganz im Zeichen der Gletscher. Ganz so früh aufstehen wie gestern müssen wir auch nicht: unser Zodiac legt um 9 Uhr ab und fährt uns in den Pia-Fjord. Wir waren ja noch nicht beim Perito Moreno Gletscher, aber der Pia Gletscher sieht schon von weitem unheimlich beeindruckend aus.

Anfahrt zum Pia Gletscher

Wir sehen die ersten Eisschollen neben dem Zodiac im Wasser treiben und der Gletscher  zeigt sich als beindruckende, zerklüftete Wand in den Farben weiß, grau und hellblau. Das schöne Hellblau gibt es an den Stellen, an denen besonders hoher Druck auf dem Eis lastet.

Pia Gletscher

Interessant ist, daß wir um den Gletscher herum auch Bäume sehen, das kommt eher selten vor.  Es dauert etwas 20 Jahre bis aus Schnee Gletschermasse wird.

Die Zodiacs schrubben über die Eisschollen und wir landen in direkter Nähe des Gletschers an. Ab und zu bricht mit ziemlichem Getöse ein Eisbrocken ab und schlägt spritzend im Wasser auf – der Gletscher kalbt.  Wir beobachten fasziniert das Geschehen und wandern dann über glitschiges Gestein und Schlamm nach oben zu einem sehr schönen Aussichtspunkt. Von hier aus können wir den Gletscher und die Bucht noch besser beobachten.

Pia von oben

Einsam steht unser Expeditionsschiff im Hafen und wirkt von hier oben ganz klein. Später gesellt sich, ganz malerisch, noch ein Segelboot hinzu.

Verträumter Fjord mit Ventus Australis und Segeljacht

Nun fängt es kräftig an zu regnen – das unberechenbare patagonischen Wetter – und wir begeben uns auf eine Schlitterpartie bergab.  Zwischendurch hören wir immer wieder die lauten Gletscherabbrüche, können diese jedoch durch den dichten Wald nicht sehen. Beim Ablegen hat der Zodiac Schwierigkeiten, Kurs zu halten, da die gerade abgebrochenen Eisschollen das Wasser kräftig aufwirbeln.

Im Eismeer

Jetzt fängt es tatsächlich auch noch an zu hageln – man hat hier in Patagonien oft alle 4 Jahreszeiten an einem Tag. Völlig durchnäßt kommen wir auf dem Schiff an. Zum Glück gibt es hier ausreichend Möglichkeiten, die nassen Sachen zu trocknen.

Beeindruckt fahren wir weiter. Am Nachmittag wartet ein weiteres Highlight auf uns: die Ventus fährt direkt in den Garibaldi-Fjord – bis wenige Meter heran an den gewaltigen Garibaldigletscher. Dieser hat noch mehr hellblaue Stellen und gehört zu ganz wenigen Gletschern in Südamerika, die sowohl wachsen als auch sich nach vorne schieben.

Garibaldi Gletscher

Die Fahrt auf den Gletscher zu ist mehr als faszinierend – und das alles bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel – wer glaubt da noch, daß es gerade erst gehagelt hat. Wir staunen und schießen unendlich viele Fotos. Rechts und links an den Bergen sieht man viele Gletscherwasserfälle.

Gletscherwasserfälle im Garibaldi-Fjord

Das Schiff verweilt eine halbe Stunde direkt vor dem Gletscher – wann hat man schon so eine Kulisse.

Selbst aus dem Inneren des Schiffes sieht man die gigantischen Eismassen

Am Abend gibt es noch einen Vortrag über die 3 Seepassagen durch bzw. um Südamerika: Magellanstraße, Beaglekanal und Drake Passage – die 2 ersten davon erleben wir hautnah auf unserer Fahrt.

Morgen gibt es noch mehr Gletscher – doch jetzt wartet erst einmal eine unruhige Nacht auf uns: wir werden für kurze Zeit den Schutz des Beaglekanals verlassen und auf den Pazifik fahren.

Tag 1 auf der Ventus Australis – Kap Hoorn und Wulaia Bay

28.12.2018

Heute früh um 6:30 steht fest: das Wetter und der Wind sind heute unsere Freunde – die Anlandung auf Kap Hoorn ist möglich. Das ist ein Glücksfall und bei weitem nicht selbstverständlich. Aufgeregt und bewaffnet mit warmen Klamotten und einer Schwimmweste stehen wir um 7 Uhr bereit. Unser Schiff ankert in einer geschützten Bucht auf der Nordseite von Kap Hoorn- steil und in leichtem Nebel ragt der sagenumwobene Felsen vor uns empor. Es regnet in Strömen und wir besteigen unseren Zodiac. Da ich zwar eine gute Trekkinghose aber keine wasserdichte Regenhose dabei habe, bekomme ich beim Hinsetzen im Zodiac sofort einen nassen Hintern, der mich dann auf meiner Kap Hoorn Tour begleiten wird. Wir fahren durch Regen aber auf ruhiger See in wenigen Minuten zur Anlandestelle. Eine Offizier der chilenischen Küstenwache, der hier für 1 Jahr mit seiner Familie Dienst schiebt, begrüßt uns mit Handschlag. Dann geht es direkt über 100 glitschige Holzstufen steil hinauf auf den Felsen.

Im Gänsermarsch geht es direkt vom Zodiac über 100 Stufen steil nach oben

Magische Momente auf Kap Hoorn

Zuerst gehen wir nach rechts zum Denkmal des Albatros. Diese wurde zu Ehren aller an Kap Hoorn ertrunkenen Seeleute errichtet. Der Sage nach, verwandelt sich jeder tote Seemann in einen Albatros.

Albatros-Denkmal

Über morsche Bretterstege geht es danach zum Leuchtturm. Hier lebt der Offizier der chilenische Küstenwache mit seiner Familie inklusive eines kleinen Babies. Das Haus ist weihnachtlich geschmückt. Daneben gibt es eine kleine Kapelle.

Leuchtturm Kap Hoorn
Ein Blick in die Stube der Leuchturmwärter

Wir sind an der Nordseite des Kap Hoorn angelandet. Eine Umrundung bietet die Ventus Australis aufgrund der extrem rauen Seee nicht an. Wir genießen noch etwas die Stimmung an diesem mystischen Ort und treten den Rückweg an.

Nachdem wir unsere nassen Sachen losgeworden sind, gönnen wir uns erst einmal ein kräftiges Frühstück.  Wir fahren wieder zurück Richtung Ushuaia und Beagelkanal. Nach dem Mittagessen haben wir die Möglichkeit zur Besichtigung  der Brücke. Wir sehen moderne Navigation im Zusammenspiel mit einer altmodischen Papierkarte und nautischen Instrumenten in der unser Kurs genau vermerkt wird.

Auf der Brücke
Seekarte auf der Brücke

Am späten Nachmittag landen wir in der Wulaia Bucht.

Landung Wulaia-Bucht
Alte Radiostation in der Wulaiabucht- heute ein Museum

Diese Bucht war eine wichtige Kultstätte der Yagans. Dieses indigene Volk waren See-Nomaden, die auf Kanus lebten und nur im Notfall und für rituelle Handlungen anlandeten. Sie waren ausgezeichnete Navigatoren – Domäne der Frauen – und schafften es sogar, in ihren kleine Kanus das Kap Hoorn zu umrunden. Aufgrund des ständigen Regens trugen die Yagans keine Kleidung aber suchten immer die Nähe des Feuers um sich zu wärmen, sogar in den Kanus führten sie es mit sich. Der Name Wulaia kommt aus der Yagansprache und bedeutet „schöne Bucht“, so wie Ushuaia „Bucht nach Westen“ bedeutet. Leider sind die Yagans durch westliche Zivilisationskrankheiten ausgerottet worden. Weitere indigene Stämme Patagoniens waren die Yamanas und die Selk‘nam.

Replica eines Yagan-Tipi

Wir haben gutes Wetter und brechen zu eine wunderschönen Wanderung durch den subantarktischen Wald in die Berge auf.

Wanderung auf Wulaia

Unterwegs lernen wir einiges über die Flora und Fauna kennen: Besonders häufige Bäume sind z. B.  die Coigüe – ein immergrüner Baum aus dessen Rinde die Yagans ihre Kanus fertigten. Dann gibt es noch die Lenga und den Feuerbusch.

Feuerbusch

Besonders interessant ist der Baumparasit „Indian Bread“, ein Pilz aus dem auch heute noch Gerichte, wie Salate, zubereitet werden. Diesmal probiere ich ihn: die Haut der Pilzes fühlt sich wie Gummi an und ist hart zu durchbeißen – ansonsten ist der Pilz komplett geschmacksneutral.

Indian Bread

Oben auf dem Berg werden wir mit vielen grandiosen Ausblicken über die Insel und die Wulaiabucht belohnt. Es ist großartig. Unser Führer bewegt uns  zu einem sogenannten „Patagonian Moment“  – einige Minuten kompletter Stille mit Blick auf die Natur. Es fühlt sich sehr bewegend an.

Ausblicke auf die Wulaiabucht

Auf dem Rückweg begutachten wir noch einen Biberdamm. Die Biber wurden im letzten Jahrhundert von Kanada nach Patagonien gebracht, um Biberfarmen für die Züchtung von Fellen aufzubauen. Da der Biber hier jedoch keine natürlichen Feinde hatte, geriet er nicht in Streß und sein Fell wurde nicht glänzend. Daraufhin wurden die Biberfarmen wieder eingestellt und die Biber einfach in die Freiheit entlassen. Hier wurden sie zur großen Plage und zerstören durch ihre Bautätigkeit den Wald. Die Naturschützer müssen sich jetzt damit auseinandersetzen, wie man den Biber wieder los wird.

Mit vielen tollen Eindrücken kehren wir zum Schiff zurück. Wir sehen noch einen faszinierenden Dokumentarfilm über den Polarforscher Shakleton und gehen nach einem guten Abendessen müde ins Bett.

Morgen wartet die Gletscherwelt der patagonischen Fjords auf uns.

 

Letzter Tag Ushuaia – Martial Mountains – Museo Presidio – Einschiffung Ventus Australis

27.12.2018

Unser letzter Tag in Ushuaia. Ganz früh checken wir unser Gepäck bei der Agentur von Cruceros Australis ein und haben dann fast noch einen kompletten Tag Zeit, die Stadt zu erkunden. Gestern haben wir uns ein paar Tipps von unserem Guide im Feuerland Nationalpark geholt. Zuerst geht es auf den Glaciares Martiales (Martial Mountain), den Hausberg/Hausgletscher von Ushuaia.  Vom Stadtzentrum geht es mit dem Taxi in 15 Minuten zu Talstation (ca. 6-7 Euro). Von hier aus wandern wir entlang eines malerischen Gletscherflusses durch den Wald steil bergauf. Immer wieder gibt es tolle Aussichten zurück ins Tal und hinauf auf den jetzt im Sommer eher kleinen Gletscher.

Im Winter reicht der Gletscher bis zu Talsohle und man hat eine tolle Skipiste mit Blick auf den Beaglekanal.

Nach ca. 1 Stunde haben wir die ersten Ausläufer des Gletschers erreicht und die Kinder freuen sich über den für uns ersten Schnee des Jahres.

Ich wandere noch ein paar Höhenmeter weiter nach oben, hier wird es schon beschwerlicher, es geht über loses Geröll, aber nach weitern 15 Minuten werde ich mit einem wunderschönen Blick auf das Tal, den Beaglekanal und die Stadt belohnt.

Blick auf Ushuaia

Auf dem Rückweg füllen wir unsere Wasserflaschen mit erfrischendem Gletscherwasser. Danach zurück mit dem Taxi (die stehen an der Talstation bereit) zu Tante Sara – einem sehr guten Burgerrestaurant. Dies hatten sich die Kinder gewünscht. Hier gibt es auch noch einmal WiFi, so daß ich meinen Blog vom Vortag fertig stellen kann – da wir ab jetzt für 5 Tage offline sein werden.

Burgerrestaurant Tante Sara

Nach dem Mittagessen bleibt noch genug Zeit zum Besuch des Museo el Presidio. In den Gemäuern des ehemaligen Gefängnisses (mit dem Ushuaia gegründet wurde) befinden sich mehrere tolle Museen – alle untergebracht in den ehemaligen Gefängniszellen. Zunächst geht es um das ehemalige Gefängis selbst: Gründung, Alltag, berühmte Gefangene usw. Meistens handelte es sich bei den Insassen um wirkliche Schwerverbrecher. Im 2. Stock befindet sich das wirklich sehr sehenswerte Antarktismuseum. Hier erstehen noch einmal alle Geschichten der berühmten Antarktisforscher auf und wir frischen unsere Kenntnisse zu Amundson, Scott und Shakleton wieder auf.  Alles in allem ein lohnenswertes und spannendes Museum, Täglich um  18 Uhr gibt es auch Führungen in englischer Sprache – aber das ist heute zu spät für uns.

Museumskomplex El Presidio
Die ehemaligen Gefängniszellen dienen als Ausstellungsräume

Nun schlendern wir durch die Hauptstraße zurück zum Hafen und checken ein auf unserem Expeditionsschiff „Ventus Australis“. Diese 5 tägige Fahrt haben wir auch über America Andina gebucht.

Die Ventus Australis wartet schon auf uns
Abschiedsblick auf Ushuaia

Das chilenische Unternehmen Cruceros Australis bietet seit einigen Jahren Expeditionskreuzfahrten zwischen Ushuaia und Punta Arenas an – zum Kap Hoorn und durch die patagonischen Fjorde. Voller Erwartung gehen wir an Bord. Uns erwartet ein luxuriöses Schiff mit ca. 180 Passagieren aus aller Welt (bei unserer Fahrt sind 19 Nationen an Bord).

Bequeme Kabinen mit großen Panoramafenstern

Das Schiff ist komplett ausgerüstet um im schwierigen Beaglekanal und um Kap Hoorn zu navigieren und besitzt mehrere Zodiacs (dicke, schwere Schlauchboote) mit denen wir regelmäßig in den Fjorden und an Kap Hoorn anlanden können. Die Bordsprachen sind Spanisch und Englisch, es gibt aber auch deutsche, italienische und französische Guides.

Gegen 20 Uhr laufen wir aus und erhalten unser erstes Briefing:  morgen steht (hoffentlich) Kap Hoorn auf dem Programm.  Eine Anlandung ist bei weitem nich sicher – die letzen 3 Wochen war es nicht möglich.  Abends genießen wir das Leben an Bord: die multikulturelle Vielfalt, großzügige Lounges mit sehr guten Getränken, z.B. tolle chilenische Weine und sehr schmackhaftes Abendessen.

Toller Blick nach außen vom Speisesaal

Unser Abenteuer kann beginnen.

An Bord und für die Ausflüge ist folgende Bekleidung sinnvoll: Für die Ausflüge –  Trekking Boots, feste Trekkinghose oder noch besser wasserfeste Hose zum Überziehen, wasserfeste, warme Outdoorjacke, Fleece oder warmer Pullover, Mütze, Handschuhe, Sonnenbrille, Sonnencreme.  An Bord selbst ist legere Kleidung vollkommen ausreichend.

Entlang des Küstenweges am Beaglekanal – Feuerland Nationalpark

26.12.2018

Bei strahlendem Sonnenschein – wir haben wirklich Glück mit dem Wetter – fahren wir heute in den ca. 18 km entfernten Feuerland Nationalpark. Auf dem Weg dahin sehen wir die Spuren der alten Eisenbahn. Diese wurde von den Insassen des ehemaligen Gefängnisses gebaut, um Holz aus dem Wald nach Ushuaia für den Bau von Häusern zu holen.  Es gibt hier eigenartigerweise sogar einen Golfplatz. Der Name Terra del Fuego stammt von den ersten Europäern: die damals hier beheimateten Einheimischen lebten mit sehr viel Feuer (sogar im Kanu), so daß der Name „Land des Feuers“ geprägt wurde.

Eingang zum Feuerland Nationalpark

Kurz nach Einfahrt in den Nationalpark werden wir schon mit dem ersten spektakulären Blick auf den Beaglekanal und die Anden belohnt. Auf der anderen Seite ist bereits Chile zu sehen und die verschiedenen Animositäten zu den Territorialansprüchen schweben auch heute noch leicht in der Luft, – obwohl es eine offizielle, wie mit dem Lineal gezogene Grenze gibt. Feuerland verdankt sein gemäßigtes Klima trotz subarktischer Zone und des Aufeinandertreffens zweier Ozeane (Atlantik, Pazifik) folgendem Umstand: Die gerade nach Süden verlaufenden Anden machen hier unten einen Knick nach Osten und Rahmen damit das Gebiet ein.  Es gibt hier aber auch viele tektonisch Spannungen. Das letzte große Erdbeben war 1950

Wir wandern heute den Küstenweg, einer der schönsten Wanderwege im Nationalpark. Der Weg ist etwa 7km lang und es geht konstant steil bergauf und bergab – Kondition und Trittsicherheit sind gefragt – dafür wird man aber die ganze Zeit mit spektakulären Ausblicken belohnt. Wir brauchen etwa 2.5 Stunden. Unser netter Guide erklärt immer wieder Interessanes zur Geschichte, Flora und Fauna. So wachsen an vielen Bäumen Gruppen von kleinen, runden, hellbraunen Pilzen. Diese werden „Indian Bread“ (Indianerbrot) genannt. Sie schmecken nach nichts, sind aber essbar und nahrhaft.

Blick auf den Küstenweg

Wir stärken uns mit einem Mittagsimbiss (Tortillas, Linsensalat, Hühnchen und Rotwein) und nun geht es auf zur Kanutour im Lago Roca. Mit Gummistiefeln und Fischerhosen (die, wie sich später herausstellt, undicht sind) geht es mit 3 Kanus auf den See.  Am Anfang müssen wir noch ein wenig üben aber dann können wir die Natur genießen und auf dem See dahingleiten, umrahmt von wunderschönen Bergen. Zum Abschluß liefern wir uns noch ein kleines Rennen mit dem benachbarten Boot: Deutschland  (wir) gegen USA/Brasilien – welches wir tatsächlich gewinnen. Wir gehen im Lapataia Bay wieder an Land.

Lapataia Bucht
Kanuwettrennen

Wir konnten uns kaum sattsehen an der wunderschönen Natur. Unser Guide stammt aus Ushuaia und wir holen uns noch einige Tipps für den morgigen Vormittag ab, bevor wir dann unser Schiff besteigen werden. So bekommen wir auch eine tolle Empfehlung für ein einheimisches Restaurant „El Turco“, nur 5 Minuten entfernt von unserer Hosteria. Hier ist es toll, wir essen schönen Fisch und die Kinder Schnitzel (Milanese) mit Pommes. Dazu einen leckeren Weißwein.

Wir freuen uns auf mehr Natur und fallen müde ins Bett.

Bitte beachtet, dass ich die nächsten 5 Tage nicht online bin, da wir unser Expeditionsschiff besteigen, da gibt es weder Internet noch Telefon. Wir sind schon ganz aufgeregt. Alle Berichte folgen

Gute Nacht Ushuaia

Touranbieter: Canal Fun (Motto: „Don‘t Judge a Day by the Weather“), gebucht über America Andina – guter Anbieter mit erfahrenen Guides, die gut Englisch sprechen und viel erzählen können. Als Highlight wurden wir auf der Wanderung mit Tee, Nüssen und Schokolade verwöhnt

“El Turco“: kleines einheimisches Restaurant mit sehr freundlichem Service und ausgesprochen guter Küche: Fisch und Schnitzel (Milanese) sind zu empfehlen. Zu viert mit Hauptspeisen, Nachtisch und einer Flasche Wein unter 50 Euro.

Am Ende der Welt – Erste Erkundungen in Ushuaia

25.12.2018

Mit etwas schwerem Kopf und wenig Schlaf brechen wir früh morgens zum Inlandsflughafen von Buenos Aires auf. Zuerst gibt es noch etwas Streß mit dem Gepäck. Die 23 kg pro Person werden hier etwas anders ausgelegt  – aber nach spontanem Umpacken am Check-in ist auch das gelöst und wir fliegen in 3.5 Stunden bis ans „Ende der Welt“, wie Ushuaia, die südlichste Stadt der Welt oft genannt wird. Bereits der Anflug ist mehr als spektakulär: wir fliegen für ca 30 Minuten nicht über sondern entlang der Anden und plötzlich eröffnet sich der Blick auf eine malerische, bunte Stadt am Ufer des Beagle Kanals mit den Anden im Hintergrund.

Blick vom Flugzeug auf die Anden

Wir haben unsere leichten Sommersachen in Buenos Aires gelassen und gegen Wanderstiefel, dicke Fleecejacken, Windbreaker und Mützen getauscht.

Zunächst bringen wir unser Gepäck zur Unterkunft. Wir wohnen in der Hosteria  Patagonia Jarke, die sich im Stadtzentrum befindet, fußläufig zu allen wichtigen Attraktionen und zum Hafen. Die Hosteria ist sehr schön und heimelig und hat einen wunderschönen Blick auf den Hafen und den Beagle Kanal.

Blick von der Hosteria Patagonia Jarke auf die Stadt

Die Stadt Ushuaia wurde Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet, zunächst als Gefängnis, um die Territorialansprüche Argentiniens auf Feuerland geltend zu machen.  Heute hat die Stadt ca. 80.000 Einwohner und es hat sich, angelockt von Steuerbefreiungen, einiges an Industrie angesiedelt. Davon merkt man jedoch im Stadtzentrum sehr wenig. Wir verspüren hier sofort eine angenehme Ruhe, die uns komplett in Urlaubsstimmung versetzt, ganz im Kontrast zum hektischen Buenos Aires. Die Innenstadt ist überschaubar, es gibt wenige Straßen, nur ganz flache Gebäude und eine Haupstraße (San Martin),  die diverse Läden, Restaurants, Bars und Outdooranbieter beherbergt – fast erinnert der Aufbau der Straßen und Häuser an eine Westernstadt. Ushuaia ist am Berg gebaut, dadurch geht es häufig steil nach oben oder unten. Immer wieder zeigen sich spektakuläre Aussichten.

Ausblicke in Ushuaia

Heute, am 25. Dezember scheint alles wie ausgestorben. Mit Mühe und Not finden wir einen kleinen Imbiss mit Fleisch vom Grill und Empanadas für ein spätes Mittagessen.  Danach laufen wir zum Hafen und sind heilfroh, dass wir so warm angezogen sind. Der Wind weht sehr kräftig.

Ushuaia Hafen

Wir veranstalten ein weihnachtliches Fotoshooting an den „Ushuaia-Buchstaben“.

Unser schönstes Weihnachtbild: Feliz Navidad vom Ende der Welt

Danach schlendern wir durch die Hauptstraße San Martin

Stadtkirche Ushuaia

Wir werfen eine kurzen Blick auf das „Malvinas“-Denkmal, hier wird des für Argentinien glücklosen Falklandkriegs zwischen Argentinien und England  gedacht. (Malvinas ist der südamerikanische Name für die Falklandinseln).

Im netten Öko-Restaurant „Marcopolo“ gibt es Kakao und Weihnachtskuchen.

Weihnachtskuchen im Marcopolo

Wir haben das Gefühl, nun im Urlaub angekommen zu sein. Die Uhren ticken hier langsamer und wir fühlen uns wundersam entspannt. Ich schreibe noch etwas an meinem Blog und dann stürzen wir uns noch einmal kurz ins „Nachtleben“. Überraschend für uns: hier ist es bis 22:30 noch taghell. Ganz ungewohnt, wenn man aus dem dunklen Winter in Deutschland kommt.

Hauptstraße San Martin am Abend

Unser Restaurant für den Abend war leider ein Fehlgriff: „Andino“ in der Nähe des Hardrockcafes hat zwar netten Service aber serviert einfach zu fettiges italienisches Essen. Wir holen uns noch eine Flasche Rotwein in der Hosteria und freuen uns, hier zu sein.

Abendstimmung in Ushuaia

Morgen beginnt unser erstes Outdoorabenteuer mit Trekking und Kanufahren im Feuerland Nationalpark. Danach geht es direkt auf das Expeditionsschiff.

Das W-LAN ist hier auch schon etwas gemächlicher und wir haben gehört, dass es auf unserem Expeditionschiff kein Internet gibt. Deshalb wundert Euch nicht, falls Ihr ein paar Tage nichts hört. Es wird alles nachgeliefert.

Hosteria Patagonia Jarke, sehr nettes keines Hotel im Stadtzentrum nur 2 Parallelstraßen oberhalb der Hauptstraße San Martin. Gebäude über 3 Stockwerke mit großen Aufenthaltsräumen die mit viel Glas tolle Blicke auf die Stadt und den Beaglekanal freigeben. Nette Betreiber. Wir haben ein großzügiges 4er Zimmer in dem es auch einen Wasserkocher mit Tee gibt. Ausreichendes Frühstück mit Toast, Medialunas, Cookies, Käse, Müsli und Obst. Getränke und kleine Snacks können im Hotel erworben werden.

 

 

Weihnachten ist das neue Silvester

24.12.2018

Wir sind von unseren Freunden zum wichtigsten Familienfest des Jahres eingeladen – dem Weihnachtsabend am 24.12.

Gefeiert wird im weitläufigen Garten des Familienoberhaupts – des Großvaters –  und da es in der Familie viele Geschwister gibt, kommen ca. 60 Leute zusammen. Jeder bringt 2-3 selbstgemachte Spezialitäten fürs Buffet mit und diverse alkoholische Getränke. Auch das gebackene Schweinchen welches wir 2 Tage zuvor noch im Rohzustand begutachtet haben, wird zu allerlei Köstlichkeiten verarbeitet. Unsere Familie bringt Empanadas (ca. 200 Stück), kleine Spieße mit Käse, Schinken und Tomaten und Salate mit. Wir steuern einen großen Teller mit Weihnachtsgebäck (Stollen, Plätzchen, Lebkuchen) und Rheingauer Wein von Dillmann bei.

Am Nachmittag helfen wir beim Empanada machen. Der besondere Trick ist das Formen des geflochtenen Randes. Ganz so leicht wie unserer Gastgeberin geht uns das allerdings nicht von der Hand.

Mit Hühnchen gefüllte Empanadas
Besonderes Geschick erfordert der geflochtene Rand

Ab ca. 18 Uhr macht sich jeder schick für die Weihnachts/Sommerparty – aber erst gegen 21 Uhr brechen wir auf. In allen Häusern wird lustig gefeiert – wir schauen in die Gärten und sehen tatsächlich die eine oder andere im Bikini unterm festlich beleuchteten Tannenbaum am Gartenpool sitzen.

Beim Großvater ist der Garten mit langen Tafeln stimmungsvoll geschmückt.

Festlich geschmückte Tafeln im Garten

Auf 3 großen Tischen werden Unmengen von Köstlichkeiten aufgetischt: das Schweinchen wurde z.B. zu köstlichem Vitello Tonnato verarbeitet. Die Empanadas wurden wie Pizza im Außenofen gebacken.  Wir werden tatsächlich von ALLEN Familienmitgliedern mit Küßchen begrüßt (und auch später wieder verabschiedet).  Die Party beginnt mit Cocktails und gegen 23 (!) Uhr wird dann auch das Buffet eröffnet. Um Mitternacht werden alle ins Haus gerufen und es werden Geschenke verteilt – sogar wir bekommen etwas – und danach finden sich alle im Garten ein, stoßen mit Sekt an und beobachten das Feuerwerk, welches von verschiedenen Seiten, so wie in Deutschland an Silvester, aus den Gärtern hochsprießt.

Wir haben unheimlich viel Spaß, tolle Gespräche im bekannten Deutsch-Englisch- Französich- Spanisch Sprachenmix und probieren uns durch diverse Cocktails und Weine, da hier jeder sein Mitgebrachtes teilt. Zu später Stunde wird noch zu lateinamerikanischen Rhythmen das Tanzbein geschwungen.

Selten haben wir an einer so herzlichen Feier teilgenommen in der wir uns gleich wie ein Familienmitglied gefühlt haben  und das in einem ganz verrückten Mix zwischen Weihnachtsfeier, sommerlicher Gartenparty und Silvesterfeuerwerk. Wir könnten uns daran gewöhnen  – doch jetzt geht es nach Hause  – in 8 Stunden geht unser Flieger nach Ushuaia.

 

 

Stadtbummel Buenos Aires bei 34 Grad – Floralis Generica – La Recoleta – Plaza Mayo – Puerto Madero

23.12.2018

Der heutige Tag steht ganz im Zeichen von Buenos Aires. Unsere Freunde fahren mit uns in die Stadt. 34 Grad im Schatten sind nicht ideal fürs Pflastertreten in der Großstadt aber dafür ist Buenos Aires Innenstadt heute verhältnismäßig leer – es ist Sonntag und die meisten Einwohner sind mit Weihnachtsvorbereitungen beschäftigt.

Wir parken das Auto an der juristischen Fakultät. Hier sind noch die Spuren des letzten Uni-Tages vor den Ferien zu sehen. Es ist Tradition, daß sich die Studenten mit Eiern, Senf und Konfetti bewerfen. Zuerst schauen wir uns die wunderschöne Floralis Generica an. Eine gewaltige Blütenskulptur, die tagsüber offen ist und sich nachts schließt.

Floralis Generica

Direkt gegenüber befindet sich das Museo de las Bellas Artes – das Buenos Aires Kunstmuseum. Uns lockt die Wanderausstellung mit Aquarellen von William Turner (Tate Gallery). Diese ist wunderschön, aber das Museum hat auch auch einen guten Fundus an europäischen Meistern zu bieten, Wir finden z.B. fast alle französischen Impressionisten und es gibt tolle Werke argentinischer Künstler aus dem letzten Jahrhundert, aber auch moderne zeitgenössische Kunst, besonders hervorzuheben die Werke des bekannten argentinischen Architekten Clorindo Testa.

Museo de las Bellas Artes
Werke von Clorindo Testa im Museo de las Bellas Artes

Jezt geht es Richtung Recoleta: auf dem Weg dahin schlendern wir durch einen riesigen Markt mit Kunsthandwerk mit wunderschönem Schmuck der uns öfter in Versuchung führt.

Kunsthandwerksmarkt in La Recoleta

Der Friedhof von Recoleta ist etwas Besonderes. Die Gräber sind eher kleine Häuser oder Kapellen und man läuft eher durch Straßen und Gassen, fast wie in einer kleinen Stadt. Es ist ein alter Friedhof und der Zahn der Zeit nagt an vielen Gräber. Die meisten haben Fenster und wenn man hineinschaut, kann man die schweren Holzsärge sehen.

Friedhof La Recoleta
Plan Friedhof La Recoleta

Das Highlight des Friedhofs ist die Familiengruft der Duartes mit dem Grab von Evita Peron, der von vielen verehrten Frau des Präsidenten Peron. Peron war in deren 50er Jahren an der Macht und Eva, selbst aus einfachen Verhältnisssen, setzte sich sehr für die Belange des einfachen Volkes ein, verstarb dann aber sehr jung an Brustkrebs. Vielen ist sie bestimmt bekannt aus dem Musical Evita mit dem Song „Don‘t cry for me Argentina“.

Grabstätte Familie Duarte mit Grab von Eva Peron

Wir finden auch die Gräber der Ehefrau und des Vaters von Jose de San Martin, der die Unabhängigkeitsbewegung der südamerikanischen Staaten von den europäischen Kolonialmächten erfolgreich anführte.  Das Grab von San Martin selbst besichtigen wir später an der Plaza Mayo.  Auch sehen wir das Grab von General Angel Pacheco,  ein Unabhängigkeitskämpfer unter San Martin und der Namengeber der Stadt in der unsere Freunde wohnen.

Wir entkommen der brütenden Hitze des Friedhofes und laufen vorbei an einem uralten Lorbeerbaum durch schöne Altstadtstraßen zur Galeria Patio Bullrich (Stadtteil Retiro). In einem wunderschönen alten Gebäude, welches ursprünglich als Auktionshaus für Vieh der Firma Adolfo Bullrich genutzt wurde,  ist hier ein schönes neues Einkaufszentrum entstanden. Heute gibt es sogar einen Weihnachtsmann mit dem sich Kinder fotografieren lassen können, Im 3. Stock gibt es eine nette Ansammlung verschiedener Restaurants (von McDonalds bis zur Austernbar). Wir pausieren hier für einen kurzen Snack.

Einkaufsgalerie Patio Bullrich
Weihnachtsmann im Patio Bullrich

Nun geht es im Laufschritt zum Teatro Colon, wir versuchen die Führung um 16 Uhr zu erreichen. 2 Minuten vor 16 Uhr sind wir da, haben aber kein Glück. Alle Führungen sind ausgebucht, da werden wir im Januar wieder kommen. Heute abend wird hier,  ganz wie in Deutschland das Weihnachsballett „Der Nußknacker“ aufgeführt.

Teatro Colon

Vom Teatro Colon ist es nicht weit zum berühmten Obelisken auf der breiten Avenida 9 de Julio, ein beliebtes Fotomotiv vor den Buchstaben B.A.

Obelisk an der Avenida 9 de Julio

Weiter geht es zum Plaza Mayo. Hier gibt es einiges zu sehen. Wir beginnen in der Kathedrale. Ein beeindruckendes und sehr gut erhaltenes Gebäude. Hier ist auch das Grab von Jose de San Martin, heute – eine Seltenheit – geöffnet, und bewacht von 2 Gardesoldaten, die genau so unbeweglich still stehen können wir die Londoner Beefeater.

Kathedrale Plaza Mayo
Kathedrale Plaza Mayo von Innen
Grab von Jose de San Martin

Wir schlendern über den Platz zur Casa Rosada, dem Präsidentenpalast.

Präsidentenpalast Casa Rosada

Im Pflaster sehen wir die die weißen Kopftücher der Madres de Plaza Mayo. Die „Mütter vom Plaza Mayo“. Hier protestieren seit 1977 bis heute jede Woche die Mütter junger Männer und Frauen, die während der Militärdiktatur (1972-1982) verschwunden sind. Ihr Erkennungszeichen sind weiße Kopftücher.

Das weiße Kopftuch im Pflaster als Erkennungszeichen für die Madres de Plaza Mayo

Nun gibt es noch ein unerwartetes Highlight. Rechts hinter der Casa Rossado befindet das Museo Casa Rosada. In einem unterirdischen Gewölbe findet sich einiges über die Geschichte der vergangenen Präsidenten.

Blick ins unterirdische Gewölbe des Museo Casa Rosada

Das Highlight ist aber das Wandgemälde (Mural) des mexikanischen Künstlers Siqueiros. Ein kompletter unterirdischer Raum  (ca. 20 Quadratmeter) ist mit Lehm und synthetischen Farben gestaltet. Mit Schuhschutz darf man hinein und dieses Rundumgemälde (Decke, Seiten, Fußboden) bewundern. Wenn man lange genug auf bestimmte Elemente schaut, scheinen dieses sich auf einen zuzubewegen. Leider gab es die Führung nur in Spanish, so dass ich nicht viel verstehen konnte. Scheinbar ist dieses Kunstwerk für Argentinien so wichtig wie für Italien die Sixtinische Kapelle.  Es ist für die Öffentlichkeit auch nur am Wochenende geöffnet und wir hatten Glück, an diesem Tag nicht lange anstehen zu müssen.

Zum Abschluß laufen wir hinüber zum Puerto Madero – ein altes Hafenviertel, das komplett umgestaltet wurde zu einem Luxuswohnviertel – so wie wir es von vielen europäischen Städten auch kennen. Es ist als Ensemble durchaus gelungen mit vielen niedlichen Kneipen und Bars. Viele Jugendliche treffen sich hier zum Musikhören und Breakdancen und es gibt sogar einen kleinen Platz zu Ehren der holländischen Königin Maxima die aus Argentinien stammt.

Puerto Madero

Mit dem Bus geht es zurück zum Auto und dann nach Hause. Die Stadt ist voll mit Fans des Buenos Aires Fußballclubs River Plate (das Gegenstück zu  Boca Juniors, dem 2. Club, natürlich sind sich beide spinnefeind). River Plate hat gerade ein wichtiges Auswärtsspiel gewonnen und die Fans warten, um ihre Mannschaft zu empfangen.

Auto mit Fans des Fußballclubs River Plate
River Plate Fans auf der Brücke

Als kleines Dankeschön für die wundervolle Stadttour kochen wir für die ganze Familie ein Currywurst Abendessen. Für die Bratwurst wird der Grill angeschmissen, die Pommes machen wir frisch aus argentinischen Kartoffeln in Öl in der Pfanne und dazu gibt es die einzigartige Frankfurter Rote Sauce von Kornmayer, empfohlen von unserem Freund Willi und perfekt für Currywurst. Ganz Stilbruch aber köstlich – zur Currywurst trinken wir Dillmann Riesling Barrique.

Frankfurter Rote Sauce von Kornmayer

Es ist ein langer Abend im Garten, wir haben viel Spaß und sitzen bei warmen Temperaturen  bis lange nach Mitternacht.