Die 2 freien Schultage über Fasching im Februar bieten sich immer für einen kleinen Städtetrip in Deutschland an. 2018 entscheiden wir uns für die Fächerstadt Karlsruhe.
Wir haben ein nettes Hotel direkt in der Stadtmitte als Unterkunft gebucht (Hotel Kaiserhof), von dort sind es nur 10 Minuten zu Fuß zum Schloß. Wir kommen Rosenmontag mittags an – die Jecken sind schon unterwegs. Zunächst nutzen wir die gute Innenstadtlage für einen kurzen Shopping-Trip. Einkaufszentren und Läden gibt es zur Genüge.
Zum Mittagessen gibt es einen Faschingskrapfen. Danach geht es über den Marktplatz, der gerade renoviert wird direkt zum Schloß. Durch eine gerade Sichtachse vom Markt aus kommen wir dem Schloß immer näher.
Das ab 1715 erbaute Barockschloß war die Residenz der Markgrafen Karl Wilhelm von Baden-Durlach und sollte ihm als neuer Ruhesitz dienen – daher der Name „Karlsruhe“. Im Landesmuseum des Schlosses, besichtigen wir eine auch für die Kinder sehr interessant historische Ausstellung und lernen dann in einer Multlimediashow im Turmzimmer alles über die Zeit am Hofe Karls und wie Karlsruhe als Planstadt nach 1715 entstanden ist: vom Schloß (als Sonne) aus sollten die Straßen wie Sonnenstrahlen aufgehen, was dann die Form eines Fächers ergab – beim Thema Sonne fühlt man sich ein bißchen an Ludwig den 14. erinnert.
Zum Schluß geht es als Teil des Museumsbesuchs eine Wendeltreppe hinauf zum Schloßturm. Von hier oben erschließt sich das ganze Ausmaß der Fächerstadt mit ihrem stahlenförmig vom Schloss verlaufenden Straßen auf der einen Seite und der imposante Schlossgarten auf der anderen Seite.
Durch die Straße der Menschenrechte schlendern wir am Bundesverfassungsgericht (einem unscheinbaren Zweckbau aus den 50/60er Jahren) zurück zu den Einkaufsstraßen. Wir wollen nun eigentlich das Kulturzentrum am alten Schlachthof besuchen, entscheiden uns aber spontan zu einem Kinobesuch und schauen „Die Auserwählten in der Todeszone“ – die Verfilmung einer Romantrilogie, die ich mit meinem Sohn schon vor 2 Jahren begeistert gelesen habe. Es ist Abend geworden. Wir essen eine leckeren Burger im „Hans im Glück“ – direkt unten in unserem Hotel und fallen dann müde ins Bett.
Für den nächsten Tag haben wir früh einen Besuch der Cézanne-Austellung in der staatlichen Kunsthalle geplant. 9 Uhr morgens, die Kinder schauen uns nur mürrisch an – so beschließen wir, alleine zu gehen und die Kinder ausschlafen zu lassen. Es ist eiskalt und vor der Kunsthalle hat sich schon eine lange Schlange gebildet – es ist der letze Tag der hochgelobten Ausstellung. Wir geben uns ein Ultimatum von einer Stunde – wenn wir dann nicht drinnen sind, geben wir auf. Es klappt genau – nach ca. 1 Stunde betreten wir den imposanten Bau des Museums. Das Warten hat sich gelohnt. Ich habe noch nie eine so toll kuratierte Ausstellung zu Cézanne gesehen. Bilder aus aller Welt sind zusammengetragen, eines davon habe ich vor 25 Jahren im der Tretjakowgalerie in Moskau gesehen. Wir genießen die Bilder und treiben dann die Kinder aus den Hotelbetten.
Für den Nachmittag steht das ZKM (Zentrum für Kunst und Medien) auf dem Programm – Das ZKM ist zugleich Ausstellung, Forschung, Sammlung, Archiv, Arbeits-und Ausbildungsraum zum Thema Kunst und Medien des 20./21. Jahrhunderts – ein besonderes und damit über die Stadtgrenzen hinaus bekanntes Projekt (spielt in einer Liga mit dem Centre Pompidou in Paris). Mit der Straßenbahn sind wir in ca. 15-20 Minuten da. Das ZKM befindet sich in einer riesigen ehemaligen Fabrikhalle und wirkt wie ein Loft – architektonisch sehr interessant.
Das Museum ist gleichzeitig Mitmachenprojekt und so vielfältig, daß wir an einem halben Tag nur einen Bruchteil der Möglichkeiten erforschen können. Zuerst besuchen wir die Ausstellung „Open Codes“ – Leben in Digitalen Welten. Hier geht es um die Geschichte des Internets und des Programmierens von den Anfängen bis zur Gegenwart. Die Ausstellung ist sehr interaktiv und es gibt verblüffende Experimente und Effekte.
Danach testen wir noch verschieden weitere Abteilungen bis wir hören, daß es eine spannende und interaktive Computerspieleabteilung gibt. Wir laufen durch leere Lagerhallen, bis wir endlich am Ziel sind und hier wurde nicht zu viel versprochen. Wir fühlen uns in unsere Jugend versetzt, es gibt alle alten Spiele von Atari, man kann Tetris spielen, usw.
Mit Begeisterung sind auch unsere Playstation und Wii gewohnten Kinder dabei. Von Raum zu Raum geht es weiter in die Neuzeit und auch Zukunftsvisionen mit Gestensteuerung und Virtual Reality können ausprobiert werden. Plötzlich wollen unsere Kinder gar nicht mehr gehen. Wir geben ihren noch einen weitere freie Stunde zum spielen und lassen uns in der Museumcafeteria zu einem Glass Wein nieder. Dabei überlegen wir, was wir am Abend noch unternehmen können. Mein Mann will unbedingt in die Oper aber das wäre dann für unsere Teenies doch zu viel verlangt. Wir surfen ein wenig im Netz und entdecken, dass es in Karlsruhe viele tolle Kabaretts gibt. Besonders bekannt ist das Sandkorn, welches an diesem Abend eine Parodie auf Deutschland unter Merkel im Programm hat. Tatsächlich gibt es noch genau 4 zusammenhängende Karten und wir buchen spontan. Unsere Kinder kommen zurück und finden die Kabarett-Idee nicht lustig – aber es ist gebucht. Wir machen uns zu Fuß durch schöne Wohnstraßen auf den Weg zum Kabarett (ca. 20 Minuten). Unterwegs gibt es noch eine Kleinigkeit vom Döner. Das Kabarett ist einsame Spitze. Unter dem Titel „Wir schaffen das“ – erleben wir eine wunderschöne spitzfindige Parodie auf das Deutschland unter der Führung von Merkel und können viel lachen. Selbst Donald Trump ist als „Trumpeltier“ schon eingearbeitet – und auch die Kinder amüsieren sich köstlich.
Zurück beim Hotel wünschen sich die Kinder noch einmal einen leckeren Burger bei Hans im Glück. Zufrieden fallen alle nach einem aufregenden Tag ins Bett.
Am Faschingsdienstag geht es auf der Rückfahrt noch nach Karlsruhe-Durlach – der ehemaligen Residenz von Karl Wilhelm, bevor er sich das Karlsruher Schloß gönnte. Ein schönes mittelalterliches Städtchen, noch ein wenig gezeichnet von den Spuren des Rosenmontagszuges.
Wir besichtigen Rathaus und Markplatz und steigen dann steil bergauf zum Turmberg, dem Wahrzeichen der Stadt.
Der Aufstieg lohnt sich. Vom Turm der Burgruine hat man einen wunderschönen Ausblick bis nach Karlsruhe. Es gibt hier oben sogar ein sehr gutes Sterne-Restaurant („Anders“), das müssen wir uns für das nächste Mal merken.
Karlsruhe hat noch mehr zu bieten, 2 Tage reichen da nicht aus und wir haben Lust auf mehr.
Hotel Kaiserhof, Karl-Friedrich-Str. 12, Karlsruhe. Schönes Hotel direkt am Marktplatz. Schöne Zimmer mit kleinem Balkon und Ausblick, Parkmöglichkeit, netter Service
Hans im Glück, Burger-Restaurant (direkt unten im Hotel Kaiserhof). Viele Sorten Burger, von Fleisch bis vegetarisch-vegan und in allen Kombinationen, sehr schöne kreative Salate, allerdings sehr voll und laut
Schloß Karlsruhe mit Badischem Landesmuseum, Dienstag bis Sonntag geöffnet, der Schloßturm ist nur über das Landesmuseum zu besteigen, interessante Multimedia-Show im Turmzimmer
Staatliche Kunsthalle, 5 Minuten vom Schloss entfernt, Dienstag bis Sonntag geöffnet, wechselnde Sonderausstellungen
ZKM- Zentrum für Kunst und Medien, Lorenzstraße 19, Karlsruhe, ca. 15-20 Minuten per Straßenbahn von der Stadtmitte, sehr empfehlenswertes Multimediamuseum, am besten einen ganzen Tag einplanen, ansprechende Museumscafeteria
Sandkorn Theater, Kabarett, Kaiseralle 11, Karlsruhe, sehr schönes kleines Kabarett-Theater mit tollem Programm
Ich fand das ZKM super interessant und hatte dort auch viel Spaß. Würde gern nochmal dort hin
Das können wir bestimmt einplanen und noch mal 1-2 Tage nach Karlsruhe fahren