Pittoreske Dörfer, Ausgrabungen in Akrotiri, eine Weinprobe und Oias enge Gassen – Santorini im Schnelldurchlauf

Wir wachen heute zu einem schönen Sonnenaufgang auf und genießen ein frisches, gesundes Frühstück.

Dann steht eine intensive Inseltour auf dem Plan, um noch ein paar der Gebiete kennenzulernen, die von Oia aus etwas umständlicher zu erreichen sind. Wir haben bei Blue Shades of Greece eine sogenannte „Semi Private Island Tour with Wine Tasting and Food Pairing“ gebucht, d.h. wir werden in sehr kleiner Gruppe unterwegs sein, zum Schluß sind wir tatsächlich nur  zu viert:  wir und ein amerikanisches Paar aus Philadelphia.

Um 9 Uhr holt uns der nette Driver-Guide am Hotel ab und wir sind wieder einmal froh, daß wir hier nicht selbst fahren müssen – in den engen Gassen muß man die Abmaße seines Fahrzeugs wirklich sehr gut kennen.

Lefty, unser Guide, erzählt uns sehr viel über die Entstehungsgeschichte der Insel und die damit verbundenen Theorien und Mythen.

Unsere erste Station ist das mittelalterliche Dorf Pyrgos im Inselinneren.

Pyrgos wurde im 15. Jahrhundert von den damals die Insel besiedelnden Venezianern erbaut, inklusive einer venezianischen Burg. Insgesamt gibt es noch die Ruinen von 5 venezianischen Burgen auf Santorini (Pyrgos, Skaros, Oia, Akrotiri und Megalochori), von denen die in Pyrgos noch am besten erhalten sind.

Wir wandern durch das malerische und nicht touristische Dörflein, bewundern die riesige Anzahl an Kirchen und Kapellen und besteigen die Ruinen der alten venezianischen Burg. Von dort haben wir eine wunderbare Rundumsicht auf das Dorf und auf die Insel.

Eines der vielen wunderschönen Kapitänshäuser, heute meistens Luxushotels oder Restaurants, selten noch im Privatbesitz

Lefty erzählt uns, daß nach dem Vulkanausbruch Nea Kameni 1950 viele Einwohner die Insel verlassen haben. Langsam kamen einige zurück und bauten ihre Häuser wieder auf. Die heutigen Bauvorschriften erlauben Neubauten nur, wenn Teile alter zerstörter Gebäude, z.B. Mauern, mit in den Neubau integriert werden. Also sucht man sich besser ein Stück Land auf dem noch irgendwelche alten Gemäuer stehen, sonst hat man keine Chance zu bauen.

Blick zurück auf Pyrgos

Nun geht es weiter nach Akrotiri auf die südliche, Oia entgegengesetzte Inselspitze. Wir hören noch einmal die Entstehungsgeschichte der Insel und von hier in Aktrotiri können wir noch einmal ganz anders auf die Insel schauen. Es wird von hier aus viel deutlicher, daß die Insel früher einmal ein Ring gewesen ist. Wir erfahren auch, daß auf dem Meeresboden vor Oia der Unterwasservulkan Kolumbos schlummert, vor dem alle Einwohner hier Respekt haben.

In Akrotiri haben wir Gelegenheit die Ausgrabungen der prähistorischen Stadt Akrotiri zu bewundern. Akrotiri zählt zu den wichtigsten prähistorischen Orten in der Ägäis. Es ist die erste Ansiedlung, die es jemals auf Santorini gab und stammt aus der späten Jungsteinzeit um ca. 4000 B.C.

Eingang zur Ausgrabungshalle in Akrotiri

Diese Siedlung wurde dann später durch die gewaltige Eruption von 3.500 B.C. verschüttet und erst vor wenigen Jahrzehnten entdeckt und jetzt Stück für Stück wieder ausgegraben. Im Gegensatz zu Pompeji findet man hier jedoch keine Spuren von Menschen, da angenommen wird, daß die Einwohner entweder flüchten konnten oder die Eruption so stark war, daß alles pulverisiert wurde.

In einer großen überdachten Halle können wir die Überreste einiger Stadtteile und recht großer bis zu dreistöckiger Gebäude bewundern. Teilweise sehen wir Überreste von Vorratshallen mit großen Krügen.

Besonders vorstellbar wird alles durch eine Videodokumentation, die zeigt, wie die Häuser wahrscheinlich ausgesehen haben.  Wir sehen wunderschöne großzügige Häuser mit großen Fenstern zum Meer hin, künstlerischen Wandmalereien und marmornen Fußböden.

Dies deutet alles auf eine hochentwickelte Zivilisation mit guten architektonischen Fähigkeiten hin. Die Menschen hatten auch ein für die damalige Zeit sehr hochentwickeltes Hygienesystem mit Keramikwasserrohren und Toiletten, ähnlich den Pumpsklos auf alten Schlössern aber bereits mit Abfallrohren. Für die Besichtigung von Akrotiri braucht man etwa 1 Stunde.

Danach fahren wir weiter auf die flache Inselseite Richtung Vlichada Beach. Wir fahren vorbei an riesigen Kirschtomatenfeldern, eine Spezialität der Insel. Aufgrund des Wassermangels sind die Tomaten besonders konzentriert und aromatisch, ähnlich wie beim Wein der Insel. Es gibt auch noch mehrere Tomaten-Fabriken. Und immer wieder sehen wir Weinfelder.

Weinfelder

Vlichada-Beach ist ein kleiner malerischer Strand der vorrangig von einheimischen besucht wird und seinen Charaker durch die weißen Klippen aus Vulkangestein erhält.

Marina von Vlichada

Weiter geht es dann Perivolas Beach, berühmt für seine schwarzen Sandstrände. Hier geht es schon eindeutig touristischer zu. Auf einer Länge von 4km reihen sich verschiede Strandbäder mit Liegen, Schirmen und Restaurants aneinander, von denen manche sehr einladend aussehen.

Unser nächster Stop ist das kleine Dörfchen Megalochori im Inselinneren, berühmt als ehemalige Händlerstadt des berühmten Dessertweins VinSanto.

Wir finden dieses Dörfchen mit seinen kleinen Gassen besonders schön und würde hier am liebsten sitzen bleiben und einen Wein trinken.

Aber die Weinprobe folgt sowieso als nächstes. Im bekannten  Weingut Domaine Sigalas nahe Oia ist eine Weinprobe mit Foodpairing geplant.

Auf dem Weg dahin erfahren wir noch einiges über die lange Tradition des Weinbaus auf Santorini.  Wie auf vielen vulkanischen Inseln wird der Wein hier nicht in aufrechten Rebstöcken sondern vogelnestartig  direkt über dem Boden angebaut. Das schützt vor Wind und durch die Bodennähe können die Pflanzen ihr Wasser aus dem vulkanischen Tuffstein aufnehmen. Wie bei den Tomaten führt die Wasserknappheit zu einer besonderen Konzentration der Weinaromen.

Santorini war nie von der Reblaus betroffen und kann deshalb noch zu 100% auf ihre eigenen antiken autochthonen Weinsorten zurückblicken. Besonders bekannt und ca. 70% der Rebmenge macht der Assyrtiko aus, eine Weißweinsorte die wir in den vergangenen Tagen schon kennen und lieben gelernt haben. Es gibt aber noch mindestens 30 weitere Rebsorten auf der Insel. Der Fokus liegt auf (lagerfähigem) Weißwein und VinSanto, aber es gibt auch den einen oder anderen guten Rotwein.

In der Domaine Sigalas haben wir die Möglichkeit 4 Weine mit genau abgestimmtes Speisen zu probieren.

Wir beginnen mit einem Weißwein aus der Rebsorte Aidani. Dazu gibt es einen leckeren griechischen Salat mit reifen Kirschtomaten und Leberpate.

Ein Genuß. Wichtig, daß hier bereits die Weißweine 13-14% Alkohol enthalten. Sie sind fast alle ausgebaut und haben eine hohe Lagerfähigkeit.

Danach folgt ein Assyrtiko (14% Alkoholgehalt!), der uns besonders gut schmeckt, dazu mit Couscous gefüllte Weinblätter und  Dips aus Aubergine, Schafskäse, Jogurth mit Minze und hausgebackenes Brot.  Dieser Wein schmeckt uns so gut, daß wir danach 2 Flaschen mitnehmen.

Nun haben wir die Wahl zwischen einem Rose (EAN: 50% Mavrotragano, 50% Mandilaria) oder einem Rotwein (Mm aus den gleichen Trauben). Dazu gebackene Aubergine mit Bechamelsauße und hausgemachte Pasta.

Zum Abschluß gibt es einen roten VinSanto (Apiliotis aus 100% Mandilaria) und eingelegte Kirschen.

Eine spannende und abwechslungsreiche Weinprobe, unser Herz hier schlug eindeutig für die weißen Varianten.

Domaine Sigalas – Blick in den Verkaufsraum

Unsere letzte Station ist Oia. Wir gehen mit unseren Guide durch die Gassen die wir schon kennen, entdecken aber durch ihn noch das ein oder andere neue.

Gelegenheit für ein Foto mit uns beiden

Vor allem erfahren wir, warum so viele Amerikaner nach Santorini kommen. Anscheinend gab es in den 80er Jahren einen Film „Summer Lovers“ mit Daryl Hannah und Peter Gallagher der in Oia spielt und wir sehen sogar noch das Haus, in dem das Filmpaar gewohnt hat.

In diesem Haus lebte das Filmpaar von Summer Lovers, direkt an der Spitze von Oia unter den Windmühlen

Wir bekommen noch einen Streetfood Tipp für unser Abendessen (ein Kepab-Laden gleich hinter dem Supermarkt am Busbahnhof) und dann geht es zurück zum Hotel.  Wir haben das Gefühl heute sehr viel gesehen und Wissenswertes erfahren zu haben.

Nach einem kühlen Bad im Pool und einer Lesepause holen wir uns einen „griechischen Döner“ (Hühnerfleisch, Jogurthsoße, Zwiebeln und Tomate in einem frisch gebackenen Pitabrot mit Pommes).

Mit einer Flasche Nykteri lassen wir dann auf unserer Terrasse den Abend ausklingen und werden noch Zeugen, wie der orange-goldene Mond zuerst langsam hinter dem Felsen von Imerovigli aufsteigt und dann die Bucht in silbernes Mondlicht taucht.

Atemberaubende Ausblicke, steile Hänge und viel Sonne – Wanderung auf dem Kraterrand von Fira nach Oia

Da die Tage hier auf Santorini immer wärmer werden, wollen wir heute den geplanten Santorini-Wanderklassiker durchführen: Immer entlang am Kraterrand der Caldera von Fira nach Oia. Obwohl man zu solch einem Unterfangen früh aufbrechen soll, lassen wir uns zunächst von einem wunderschönen Frühstück im Hotel verführen – denn gestern hatten wir dafür schon keine Zeit, Frühstück gibt es hier nämlich erst ab 8 Uhr. Begleitet von einem traumhaften Ausblick auf die Caldera lassen wir uns Açaí Bowl, frische Früchte und Avocado-Toast mit pochierten Eiern schmecken.

So gestärkt steigen wir hoch zur Straße, um den 9:50 Bus nach Fira zu erhaschen. Wir ernten einige mitleidige Blicke, als wir von unserem Plan berichten. „Today is a very hot day, you better go to the beach“ ist der allgemeine Ratschlag.

Frühsport mit Aussicht, dieser Berg will jeden Tag mehrfach bewältigt werden

Was wir nicht wissen: die Straße ist eine Einbahnstraße und der Bus kommt hierher von der Endstation in Oia, dem Busbahnhof, nicht mehr zurück sondern fährt eine andere Runde. Wir müssen dazu also auf der anderen Straßenseite einsteigen, erst bis zum Busbahnhof nach Oia fahren und dann sitzen bleiben nach Fira. Zum Glück fährt der nächste Bus schon eine halbe Stunde später. Bus fahren ist hier sehr günstig, wir bezahlen zu zweit knapp 3 Euro für die halbstündige Fahrt. Im Bus gibt es eine extra Fahrkartenverkäuferin.

Angekommen in Fira, der Hauptstadt Santorinis,  orientieren wir uns zunächst an der Seilbahn, dort soll auch der Küstenweg entlang des Kraters beginnen. Auf dem Weg dahin (ca. 7 Minuten von Busbahnhof zur Seilbahn) tauchen wir ein in die Haupt-Touristengasse von Fira, die, wie in Oia, auch viele schöne Läden mit Kunsthandwerk, Delikatessen, Schmuck und Boutiquen hat.

In den Gassen von Fira
Die blauen Stufen markieren den Weg zur Seilbahn

Von der Seilbahnstation mit grandiosem Ausblick auf den alten Hafen von Fira und zurück auf die Stadt geht es an schönen weißen Häusern, blauen Kuppeln und vielen Hotels und leckeren Restaurants und Bars vorbei.

Blick in die Bucht von Fira

Es ist schon unheimlich heiß, aber hier wirft immer mal wieder eines der Gebäude etwas Schatten auf den Weg.

Fira geht nahtlos in das Dörfchen Firostefani und dann in Imerovigli, das höchstgelege Dorf am Kraterrand, über.

In der Ferne lockt schon der Skaros Rock

Imerovigli

Die ersten 2-3 Kilometer sind geschafft und voller Optimismus trauen wir uns den Abstecher zum Skaros-Felsen zu. Der Imerovigli vorgelagerte Skaros Rock, zu erkennen an seinem rechteckigen Plateau, war ehemals bebaut mit der ersten venezianischen Burg der Insel (insgesamt gab es 5, heute alles Ruinen), wurde aber nach einem Erdbeben verlassen.

Skaros Rock

Dieser Abstecher hat es in sich. Zunächst geht es hunderte Meter durch Hanghotelwege hindurch nach unten bis zu einer kleinen Kapelle.

Dann wieder über Gerölltreppen bergauf bis auf den Felsen, der durch kleine Wege und Stufen besteigbar ist. Immer wieder sehen wir Reste der alten Befestigungen.

Nach einer Pause und dem Genießen der weiten Aussicht über das Meer, machen wir uns auf den Rückweg. In der prallen Sonne hat es der Aufstieg hoch nach Imerovigli über viele ungleiche Marmorstufen wirklich in sich.  Oben angekommen rasten wir in einer kleinen Bar, genießen einen erfrischenden Eistee und cremen mit Sonnencreme nach.

Nun geht es weiter auf der Hauptetappe, zuerst noch mit wenig Steigung weiter durch das Dörfchen Imerovigli und entlang an den etwas außerhalb befindlichen Luxushotels – der eine oder andere Name kommt uns von unserer Recherche bekannt vor, aber wir sind nach wie vor 100% zufrieden mit unserer Auswahl des mystique. Nun gibt es auch wirklich für den Rest der Wanderung keinen Schatten mehr. Wir sind froh über unsere Sonnenhüte und die vielen Wasserflaschen, ohne die wäre es kaum erträglich.

Nach den letzten Häuser können wir wunderschön vom Kraterrand auf beide Seiten schauen, nach links in die Caldera, nach recht über den flachen Teil der Insel mit ihren Weinbergen, kleinen Straßen und Dörfern hinaus in die blaue Ägäis.

Nun geht es auch über etwas Geröll stramm bergauf. Auf dem ersten Berggipfel steht eine Kapelle bei der auch ein Händler frisches Obst und Wasser verkauft.

Es geht noch ein Stück weiter bergauf und dann rechts tief ins Tal hinunter. Hier ist der Weg etwas rutschig und wenig gesichert, jedoch breit genug um ordentlich laufen zu können. Unten stehen ein paar vereinzelte Häuser. Es gibt wieder einen kleinen Stand mit Wasser und Getränken. Wir gehen ein kleines Stück an der Straße entlang und nun geht es wieder kräftig bergauf. Wir finden eine kleine Minihöhle, die uns etwas Schatten spendet, machen eine Trinkpause und essen ein paar unserer mitgenommenen Linsencracker. So gestärkt geht es nun steil bergauf aber mit wunderschönen Ausblicke nach beiden Seiten. Es weht ein sehr willkommenes Lüftchen vom Meer herüber. Wir sind nun guten Mutes, daß wir die Wanderung trotz der extremen Mittagshitze gut überstehen werden. Nach langem Anstieg gelangen wir an eine schöne Kapelle auf dem Berggipfel.

Auf der rechten Seite spendet das Gebäude sogar etwas Schatten. Wir lassen uns nieder und genießen die Aussicht zurück über den Küstenweg, in die Caldera und nach vorne, wo unten im Tal schon die Häuser von Oia locken und direkt daneben die Weinfelder des Hinterlands.

Blick hinunter nach Oia
Blick auf die Weinfelder
Bizarre Felsformation

Nun ist das Ende in Sicht. Wir sind tatsächlich Teil einiger weniger Verrückter, die die Wanderung an diesem Tag machen, mehr als 10 Menschen sind uns ab Imerovigli nicht begegnet.

Oia naht

Nochmal 20 Minuten bergab und wir sind unten im Ort. Es geht vorbei an einer weiteren Kapelle von der bestimmt der Sonnenuntergang sehr gut und viel einsamer als vom Aussichtspunkt in Oia zu bewundern ist, dann entlang der in den Felsen gebauten Hotels bis direkt zum Perivolas Market. Dort holen wir uns ein frisches Eis und genießen es auf unserer Terrasse.

Unterhalb der Hotels entlang bis nach Oia hinein
Ein vertrauter Anblick

Insgesamt haben wir mit Pausen und dem Abstecher nach Skaros Rock ungefähr 3:45 Stunden gebraucht, 14.5 Kilometer stehen auf dem Tracker. Es war, abgesehen von der Hitze, gut machbar. Wichtig waren genug Wasser, ein Sonnenhut, Sonnencreme zum Nachcremen und feste Schuhe – Turnschuhe sind aber ausreichend. Auch ich habe diesmal meine Wanderstiefel zu Hause in Deutschland gelassen. Die Wanderung lohnt auf jeden Fall wegen der tollen Ausblicke und dem Verständnis, das man vom geographischen Aufbau der Insel bekommt.

Nach einem kühlen Bad im Infinity Pool des Hotels suchen wir uns ein schönes Restaurant zum Abendessen. Wir hatten ja bei unseren vorherigen abendlichen Stadtrundgängen schon einige vorgemerkt, die uns von außen gefallen hatten. Wir probieren zunächst das kuschelige Karma, aber da ist heute nichts frei. Ab 19:30 mit beginnendem Sonnenuntergang sind alle auf den Straßen und man sollte besser eine Reservierung haben. Also reservieren wir das Karma gleich für den nächsten Abend und versuchen unser Glück beim OiaGefsis nebenan.

Oia Gefsis mit Dachterrasse

Es ist nichts frei aber wir bekommen das Angebot, auf der Dachterasse mit Blick auf die Ägais (perfekt für den Sonnenuntergang) einen Drink an der Bar zu nehmen und auf einen freien Tisch zu warten.

Auf der Dachterrasse im OiaGefsis

Das machen wir und in nicht mal 20 Minuten bekommen wir einen wunderschönen Tisch auf der Dachterasse.

Das OiaGefsis ist preislich etwas gehoben aber hat wunderbar delikate griechische Küche. Wir genießen Thunfischtartar, Schafskäsepasten und hausgemachten Tzaziki als Vorspeise.

Zum Hauptgang gibt es eine leckere Moussaka, das ist der traditionelle griechische Auflauf aus Auberginen, Hackfleisch und Kartoffeln.

Das besondere auf Santorini: die Auberginen haben hier weiße anstatt lila Schalen – das macht sie um ein vielfaches milder und aromatischer. Dazu gibt es leckeren Rotwein von der Insel. Ich muß sagen, nachdem ich schon den inseltypischen Weißwein aus der Assyrtikotraube verkostet habe, bin ich auch von diesem Rotwein voll begeistert. Santorini-Wein – ein echter Geheimtipp.

Müde, satt und zufrieden geht es dann im Dunkeln durch die Kraterrand-Gassen zurück ins Hotel mit Blick auf die vielen funkelnden Lichter.

Die Lichter der Felsenhotels am Calderarand funkeln

Es war wieder ein wunderschöner Tag.

Unendliches Blau, Vulkane und weiße Dörfer – ein Tag auf dem Boot durch Santorinis Caldera

Die einzige Tour, die wir vorab für unseren Santorini-Aufenthalt gebucht hatten, war eine Tagestour mit dem Boot durch die Caldera – die wurde uns wirklich mehrfach ans Herz gelegt und für knapp 50 Euro pro Person waren wir dabei.

Santorini, damals noch unter dem Namen Strongili bekannt,  war ehemals eine große ringförmige Vulkaninsel in deren Mitte sich ein riesiger Vulkankrater befand. Das heißt, die heutigen Inseln Santorini und Thirasia waren miteinander verbunden. Auf ihr lebte eine für die damalige Zeit hochentwickelte Zivilisation, wahrscheinlich mit der minoischen Kultur verwandt. Dies ist auch noch in den Ausgrabungen von Akrotiri (siehe meine Blog dazu) sichtbar. Durch eine Mega-Eruption des Vulkankraters vor etwa  3.600 Jahren wurde die Insel komplett zerstört. Man sagt, daß diese Eruption eine der größten der bekannten Eruptionsgeschichte der Erde war und mindestens die 5-fache Wucht des Ausbruchs von Krakatau hatte. Durch sie wurde ein massiver Tsunami ausgelöst, der nicht nur das minoische Volk in Kreta ausgelöscht haben soll (dazu gibt es jedoch verschiedene Spekulationen), sondern mit seinen Auswirkungen auch im Nachhinein mit vielen religiösen Phänomenen, wie dem von Moses geteilten Meer, den großen Plagen und der wochenlangen Dunkelheit im alten Ägypten, die etwa zeitgleich stattfanden, im Verbindung gebracht wird. Nicht zuletzt wird spekuliert (z.B. von Platon), das die ringförmige Insel das ehemalige Atlantis war, welches durch die Eruption im Meer versunken ist. Gefunden wurde es allerdings an dieser Stelle bis jetzt noch nicht.

Übrig geblieben von Strongili, heute offiziell Thira, im üblichen Sprachgebrauch aber Santorini, blieb nur die knappe Hälfte der kreisförmigen Insel. Der Vulkan selbst versank komplett im Meer so dass wir dort heute eine mit Meerwasser gefüllte Caldera, den Inselabruch Thirasia und einige später entstanden unbewohnte vulkanische Inseln vorfinden – diesen gilt heute unser Besuch.

Wir werden früh gegen 8 Uhr in unserem Hotel in Oia abgeholt und müssen dann erst einmal noch 1 Stunde über die Insel tuckern, um auch die anderen Passagiere von ihren Hotels einzusammeln. So sehen wir jedoch einiges vom „Hinterland“, der flachen Rückseite der Insel mit ihren vielen Weinfeldern und dem Blau der Ägais. Um 10 Uhr startet dann unser Boot vom Fährhafen in Fira mit ca 40 internationalen Passagieren. Temperatur-Scan, Corona-Form und Mundschutz an Bord lassen uns nicht vergessen, daß wir uns auch bei niedrigen Inzidenzen noch mitten in der Pandemie befinden, auch wenn Griechenland inzwischen kein Risikogebieten mehr ist.

Die freundliche Crew nimmt zunächst Kurs auf die Vulkaninsel Nea Kameni  („Neue Gebrannte“). Diese entstand erst später nach erneuter vulkanischer Aktivität. Wir lassen uns den frischen Wind um die Nase wehen und vertiefen uns ins das klare Blau des Meeres.

Kurs auf Nea Kameni
Blick zurück auf Fira

Auf Nea Kameni geht es dann in ca. 25-30 Minuten bei großer Hitze hinauf auf den Vulkan.

Die Steigungen sind im Vergleich zu vielem anderen auf Santorini eher sanft; feste Schuhe sollte man wegen des Gerölls und der losen Steine trotzdem tragen, einfache Turnschuhe reichen aus. Ein Sonnenhut und genug Wasser sind auf Santorini immer zu empfehlen.

Unsere Führerin erzählt viel Wissenswertes über die Entstehung der Insel. Oben angekommen können wir klar Schwefel riechen, ein Anzeichen, daß der Vulkan noch nicht erloschen ist. Wir finden dann auch eine Stelle, von der Rauchschwaden aufsteigen und die sehr heiß ist.

Heiße Schwefeldämpfe, die auf vulkanische Aktivitäten hindeuten

Der letzte Ausbruch fand im Jahre 1950 statt. Mit grandiosen Ausblicken über die Caldera geht es wieder hinab.

Nun nehmen wir Kurs auf Palea Kameni („Alte Gebrannte“), wo sich heiße Thermalquellen befinden.

Wir ankern in der Bucht und haben die Möglichkeit vom Boot aus per Sprung oder über eine Leiter in die Quellen einzutauchen und das warme Schwefelwasser zu genießen.

Auf Palea Kameni wohnt seit Jahren ein Einsiedler. Man darf dort jedoch nicht an Land gehen

Nach diesem Schwimmvergnügen geht es noch zum bewohnten Inselabruch Thirasia.

Dort haben wir Zeit für eine kleine Mittagspause. Auch ein Bad direkt am Hafen im glasklaren Wasser ist möglich. Wir nehmen einen kleinen Snack aus griechischem Salat und Schwertfisch-Souvlaki in der Taverne „The Rock“ mit Blick aufs Meer zu uns und genießen die tiefe Ruhe.

Taverne The Rock

Gestärkt machen wir uns dann noch auf, die 200 Stufen auf den Berggipfel der Insel zu erklimmen.

Zick-Zack-Weg nach oben

Es ist sehr heiß und wie überall auf Santorini gibt es keinen natürlichen Schatten – jedoch entschädigen die grandiosen Ausblicke für alle Mühen.

Zurück gibt es am Hafen in einem niedlichen Café noch hausgemachten Eistee und Milchshake.

Hausgemachte Limonaden und Eistees sind hier auf Santorini meist ohne Zuckerzusatz und damit sehr erfrischend.

Zum krönenden Abschluß schippern wir noch etwa eine Stunde entlang der grandiosen Caldera-Küstenlinie von Santorini, auf deren Kraterspitze sich die weißen Dörfer aufreihen wie auf einer unregelmäßigen Perlenkette.

Zunächst nimmt das Schiff Kurs auf die nördliche Inselspitze mit unserem „Heimat-Dorf“ Oia und dem romantische Fischerhafen Ammoudi und wir können alles noch einmal vom Meer aus betrachten.

Blick auf Oia und den Fischerhafen Ammoudi
Klippenspringerfelsen vor Ammoudi

Zu griechischen Klängen geht es dann weiter Richtung Imerovigli, dem höchstgelegenen Dorf auf der Kraterlinie. Auf dem Weg sehen wir eine Felsengrotte mit kleiner Kirche. Diese wurde zu Ehren der wundersamen Rettung zweier Kinder gebaut, die sich bei einem Schiffsunwetter hierher retten konnten.

Schließlich nehmen wir wieder Kurs auf Fira, vorbei am alten Hafen mit seiner Seilbahn und steigen am Fährhafen wieder and Land.

Alter Hafen von Fira mit Seilbahn nach oben

Zufrieden mit diesem tollen Tag auf dem Wasser geht es (diesmal viel schneller) zurück nach Oia. Wir genießen noch etwas die Sonne auf unserer Terrasse.

Danach holen wir uns im nahegelegenen Perivola Supermarket ein paar kleine griechische Spezialitäten: Hummus, Olivenpaste, Fetakäse, Oliven, Brot und eine Flasche des inseltypischen Assyrtiko (trockener Weißwein) und genießen ein leichtes Abendessen auf unserer Terrasse. Zum Tagesabschluß tauchen wir noch mit einem Glas Wein in den Whirlpool, genießen das Schwinden des Tageslichts und schauen auf die von uns heute erkundete Caldera.

 Mit dieser wunderschönen Abendstimmung gehen wir zufrieden ins Bett.

Ankunft auf Santorini: der Fischerhafen von Ammoudi – Oias enge Gassen – ein perfekter Sonnenuntergang und eines der wohl schönsten Hotels der Insel, das „mystique“

Endlich ist es soweit. Meine Tochter und ich holen unsere wegen Corona ausgefallenen Abi-Reise nach New York nach und haben uns für Santorini als neues Reiseziel entschieden – und – um es vorwegzunehmen – nicht ein einziges Mal bereut. Griechenland wurde im Juni 2021 gerade aus der Liste der Risikogebiete herausgenommen und wir können noch von der relativen „Leere“ dieses ansonsten komplett überlaufenen Traumziels profitieren. Für eine Woche haben wir uns im luxuriösen Hotel mystique in Oia (sprich Ia) einquartiert. Das Hotel ist direkt in den Felsen am Kraterrand gebaut, über mehrere Etagen und mit betörendem Blick über die Caldera und auf den Rest von Santorini.

Das mystique ist teuer aber sein Geld auf jeden Fall wert. Wir haben eine wunderschöne in den Felsen gebaute Juniorsuite (Wet Allure) mit eigener großer Terrasse und Whirlpool und traumhaftem Blick auf die Caldera.

Der Service ist spitzenmäßig aber schaut Euch alle Details am besten auf der Website vom mystique  an, die übertreibt nicht. Wichtig allerdings: man sollte hier gut zu Fuß sein, es geht immer recht steil bergauf und bergab (wie auf der gesamten Calderaseite der Insel) und hohe Schuhe kann man getrost zu Hause lassen.

Steile Treppen sind hier ein ständiger Begleiter

Wir sind sehr früh angekommen und schon um 9 Uhr im Hotel. Da unsere Zimmer so früh noch nicht fertig sind, lassen wir nach einer Führung das Gepäck im Hotel und beschließen, den kleinen Fischerhafen von Ammoudi unten am Fuße des Felsens von Oia zu besuchen.  Er soll zu den schönsten Plätzen der Insel gehören. Da wir uns noch nicht auskennen, folgen wir immer der Straße mit den Schildern nach Ammoudi und nehmen so die längere Tour.

Immer der Straße entlang nach Ammoudi

Auf dem Weg kaufen wir zum Glück noch einen Strohhut, der uns später gute Dienste leistet.

Nach gut 40 Minuten erreichen wir den kleinen und wunderschönen Hafen mit seinen wenigen urigen Tavernen.

Wir wandern zunächst noch um den Felsen herum zu einem kleinen vorgelagerten Minifelsen  von dem mutige Schwimmer ins Meer springen können.

Danach lassen wir uns in einer der kleinen  Tavernen, im „Sunset Ammoudi“  nieder.

Es ist erst 11 Uhr morgens aber wir sind ja heute schon nachts um zwei Uhr aufgestanden. Wir genießen ein paar kleine Speisen: leckeren Schafskäse in Olivenöl mit frischem Weißbrot, ein paar fruchtigen Kalamata-Oliven und besonders lecker:  Loukoumades (kleine gebackene Auberginenbällchen mit Schafskäse).

So gestärkt können wir nun den steilen Zickzackweg  hinauf nach Oia (den haben wir inzwischen entdeckt) in Aufgriff nehmen.

Blick vom Ammoudi hinauf ins malerische Oia

Es gibt die Möglichkeit, auf einem Esel nach oben zu reiten, aber das würden wir nicht empfehlen, zum einen wegen der armen Tiere, aber es sieht auch sicherheitstechnisch nicht sehr vertrauenserweckend aus.

Stück für Stück arbeiten wir uns nach oben, immer noch mit langer Jeans und schwerer Handtasche, aber genießen regelmäßig die atemberaubenden Ausblicke nach unten und nach oben auf das Dorf und die malerischen Windmühlen.

Nach sehr steilen 20 Minuten sind wir oben angelangt und nehmen leider nicht die Abbiegung in die gerade Hauptgasse sondern laufen irrend immer wieder hoch und runter durch die öffentlichen Treppen der vielen an den Hang gebauten Hotels. Endlich haben wir auf Höhe der berühmten zwei blauen Kuppeln die Hauptgasse erreicht.

Die blauen Kuppeln in Oia, das wohl meistfotografierte Motiv der Insel

Hier drängeln sich doch einige Urlauber und auf beiden Seiten locken malerische Galerien, Boutiquen, Souvenirgeschäfte, Eisdielen und Restaurants.

Schon in Ammoudi haben wir eine WhatsApp bekommen, daß unser Zimmer fertig ist und wir wollen nun endlich in leichtere Kleidung umsteigen. Wir beziehen unsere wunderschöne gekühlte Juniorsuite und machen es uns auf der Terasse mit ihrem grandiosen Blick bequem.

Die Innenansicht
Die Terrasse mit grandiosem Blick in die Caldera

Irgendwie haben wir das Gefühl, schon ewig hier zu sein, obwohl wir erst vor zehn Stunden in Deutschland losgeflogen sind.  Langsam bekommen wir auch etwas Orientierung.

Erfrischt vom einem kleinen Mittagsschlaf machen wir uns abends noch einmal auf den Weg durch die Gassen von Oia. Zunächst beginnen wir in der Haupt-Shopping Gasse des Dorfes (nur 5 Minuten vom Hotel), die direkt an der Caldera mit ihren Ausblicken entlang führt.  Langsam überzieht sich alles mit dem zauberhaften Licht des beginnenden Sonnenuntergangs.

Recht schnell biegen wir in die viel malerischen Seitengässchen ab, die weniger voll sind aber dafür um so niedlichere Lädchen und Restaurant haben.

Malerische Seitengassen in Oia

In nur wenigen Minuten sind wir dann auch auf der gegenüberliegenden Seite der Insel (Santorini ist sehr schmal) und hier haben wir nun einen grandiosen Blick auf die Ägais und ihren berühmten Sonnenuntergang.

Hier entdecken wir auch einige tolle kleine Restaurants, die wir uns merken (leider haben wir heute schon gegessen) und in den nächsten Tagen ausprobieren wollen.

Das Oia Gefsis – heute entdeckt, um es im Laufe der Woche auszuprobieren

Dann lassen wir uns doch in der Hauptgasse noch einmal vom allgemeinen Menschenstrom mitziehen und landen an der Inselspitze mit DEM Hotspot-Fotomotiv des Sonnenuntergangs über den weißen Häusern und Windmühlen. Hier ist es allerdings ungemütlich voll, alle strecken ihre Handys in die Höhe.

Der Fotohotspot für Sonnenuntergänge in Oia

Wir machen schnell ein paar Fotos und verschwinden dann von hier.

Zurück genießen wir den Abendhimmel nach dem Sonnenuntergang und die vielen Lichter der in den Felsen gebauten Hotels. Von unsere Terrasse aus sehen wir in der Ferne auf dem Kraterrand die Ziele der nächsten Tage: Imerovigli und Fira.

Abendhimmel über Santorini

Die Hotels am Felsen leuchten in der Nacht, besonders schön das helle Blau der Pools

Müde fallen wir nach einen gelungenen ersten Tag ins Bett und freuen uns, hier zu sein.

 

Stadtgeschichte-Weinberge-Vinotheken – Auf der fränkischen Weinstraße von Hammelburg nach Thüngersheim

Ein wunderbarer warmer Spätsommertag im August inspiriert uns zu einem Tagesausflug entlang der fränkischen Weinstraße aka Bocksbeutelstraße. Aus dem Buch Europas schönste Weinrouten haben wir uns die Nordroute ausgesucht: Von Hammelburg über Karlstadt bis nach Thüngersheim.

Früh am Morgen geht es von Marktheidenfeld zunächst direkt nach Hammelburg. Über malerische kleine Dörfer sind wir in einer guten Stunde dort und parken direkt vor den Stadtmauern auf einem riesigen Parkplatz, der erahnen läßt, dass hier normalerweise viel los.

Begrüßungsblick auf Hammelburg vom unteren Parkplatz

Doch trotz der Sommeratempause beschert uns Corona auch hier fast freie Bahn, natürlich mit den Nachteilen, daß kein Museum geöffnet ist und auch die vielen niedlichen Weingüter nur bedingt zugänglich sind. Als erstes sehen wir das imposante Kellerei-Schloss, auch Rotes Schloss genannt mit seinem schönen Schlossgarten vor uns.

Kellereischloss
Block vom Schloss auf die Saale

Von hier führt eine Treppe hinauf direkt zum Markplatz. Schon jetzt haben wir das Gefühl, Hammelburg immer unterschätzt zu haben. Unzählige Male sind wir hier in der Vergangenheit auf der vorbeiführenden Bundesstraße von Frankfurt nach Thüringen gependelt, ohne auch nur über einen Stop nachzudenken. Die Stadt wirkt recht groß, deshalb suchen wir zunächst Orientierung in der Tourist-Information. Wir erfahren, daß Hammelburg die älteste Weinstadt Frankens sein soll, wo schon vor vielen Jahrhunderten die Mönche des Kloster Fulda ihren Messwein herstellten. Die Stadttouristik ist sehr gut aufgestellt. Besonders gut:  das „Stadtmenü in 2 Gängen“ – zwei ineinander verwobene Touren durch die Innenstadt, die wir mit viel Spaß ablaufen. Rundgang 1 führt durch die südliche Altstadt: Wir beginnen auf dem Markplatz mit seiner schönen Rathausfassade, dann passieren wir noch einmal unseren Ausgangspunkt, das Kellereischloß und laufen entlang der Stadtmauer bis zur katholischen Stadtpfarrkirche St. Johannes der Täufer mit lohnenswerten Innenansichten.

Rathaus
Katholische Stadtpfarrkirche St. Johannes

Ein paar Minuten später stoßen wir dann ganz kontrastreich auf die supermoderne evangelische Pfarrkirche St. Michael.

Ev. Pfarrkirche

Weiter geht es durch malerische Gassen. Wir finden z.B. einen Bäcker, der Minibrote in der Form von Bocksbeuteln, der traditionellen fränkische Weinflaschenform, im Programm hat, leider aber ist er heute geschlossen.

Der fränkische Bocksbeutel

Auf Rundgang 2  in der nördlichen Altstadt gibt es viel Stadtgeschichte, aufbereitet auf wunderschönen Informationstafeln, auf denen jeweils eine historische Persönlichkeit oder ein verdienter Bürger der Stadt zu uns spricht. So erfahren wir z.B. auch, daß Hammelburg schon seit 1895 Garnisonsstadt ist.  Hier werden also seit über 100 Jahren Truppen militärisch ausgebildet. Wir lesen die Geschichte von Captain Abraham J. Baum, der im März 1945 in einer waghalsigen Aktion versuchte, über 1000 alliierte Kriegsgefangene aus Hammelburg zu befreien. Vorbei an Winzerhäusern klettern wir auf einen der typischen „halben“ Stadttürme.

Malerische Winzergassen
Halber Stadtturm

Um Material zu sparen, waren diese Türme nur nach außen rund, zum Stadtinneren hin jedoch mit einer geraden Mauer begrenzt. Von hier oben haben wir wunderschöne Ausblicke über die Dächer von Hammelburg, auf die Museumsinsel und auf die andere Seite der Saale hinauf zur Burg Saaleck.

Blick auf Burg Saaleck. Auf halber Höhe: Kloster Altstadt mit der Bayrischen Musikakademie

Historisch interessant ist die folgende Route über den Viehmarkt, das Bürgerspital und zur ältersten Apotheke der Stadt. Danach geht es hinunter zur Saale auf die Museumsinsel. Hier befindet sich das, leider gerade geschlossene, Stadtmuseum in der alten Herrenmühle.

Stadtmuseum in der Herenmühle

Ein kurzer Spaziergang durch die alten Mühlenanlagen führt uns wieder zurück zum Parkplatz an der Stadtmauer.

Mühlenanlagen

Die Mittagssonne brennt und wir beschließen, unser Glück im Restaurant der Burg Saaleck zu versuchen.  Über eine kleine Straße geht es kurvig bergauf. Auf halber Höhe befindet sich das Kloster Altstadt mit schönem Kapellenkreuzweg in dem sich auch die bekannte bayrische Musikakademie befindet.

Burg Saaleck

Oben auf Burg Saaleck ist einiges los. Wir fragen nach einem der wenigen Tische im vornehmen, mittelalterlich eingerichteten Burgrestaurant.

Im Burgrestaurant

Da durch die Hygienevorschriften nur sehr wenige Tische im Restaurant stehen, fühlt es sich fast privat an. Die Speisekarte ist sehr gut und wir probieren zwei sehr feine und wohlschmeckende Gerichte, dazu einen Silvaner vom hauseigenen Bio-Weingut.

So gestärkt geht es nun weiter Richtung Karlstadt. In der Nähe soll sich eines der neu eröffneten „terroir f“ befinden, im Ortsteil Stetten. Die sogenannten  „terroir f“ sollen Orte sein, an denen die „ganze Magie des Frankenweins besonders zu spüren ist“. Mittlerweile gibt es knapp 20 davon.  Das terroir f Karlstadt Stetten wurde 2020 zur schönsten Weinsicht des Jahres gekürt. Das Wetter ist inzwischen weniger magisch und der Himmel wird dunkel. Wir müssen etwas suchen, um das „terroir f“ zu finden, da es sich etwas außerhalb in den Weinbergen befindet und nicht ganz so gut ausgeschildert ist. Nach ein paar Versuchen finden wir einen Parkplatz in den Weinbergen und laufen von dort in ca. 15 Minuten vorbei an wunderschönen Reben (vom Silvaner, über den Rivaner, Riesling, Rieslaner usw.) zum Ziel, das wir bei strömendem Regen erreichen.

Dafür haben wir den magischen Ort ganz für uns allein.

Trotz des verhangenen Himmels können wir weit über die Weinberge und den Main in die Landschaft sehen und so läßt sich die Magie erahnen.

Lange verweilen wir hier allerdings bei diesem Wetter nicht und fahren weiter nach Karlstadt.

Karlstadt wurde im Mittelalter von den Würzburger Bischöfen als Planstadt angelegt zur Absicherung ihres Territoriums. Das Resultat läßt sich sehen. Wir finden eine schöne, große Altstadt mit vielen historischen Gebäuden, Resten der alten Stadtbefestigung und wunderschönen Läden, die zum shoppen einladen.

Inzwischen hat sich das Wetter wieder beruhigt und wir schlendern gemütlich durch die urigen Gassen in denen viele Häuschen auch in kreativer Weise modern saniert wurden. Am Mainufer erhaschen wir einen Blick auf die Burgruine Karlstein auf der anderen Mainseite, sparen uns heute aber den Aufstieg dahin und machen stattdessen am Stadttor eine kurze Rast in einem der gemütlichen Weinlokale.

Burgruine Karlstein

Unsere letzte Station ist der Weinort Thüngersheim, eine der größten Weinbaugemeinden Frankens, in der ich unbedingt der Winzergenossenschaft Divino Winzergenossenschaft Divino, von der ich schon viel gehört habe, einen Besuch abstatten möchte.

Wir parken kurz vor dem Stadttor, direkt vor dem auch bekannten Weingut Geiger und Söhne und bummeln zunächst durch die Altstadt, die mit ihren schönen Fachwerkhäusern und den vielen Brunnen mit besonderen Sandsteinskulpturen sehr malerisch ist.

Stadttor Thüngersheim

Am anderen Ende der Haupstraße verlassen wir die Innenstadt wieder durch ein Stadttor und befinden uns direkt vor den Gebäuden der Winzergenossenschaft Divino, die neben Thüngersheim auch noch einen Standort in Nordheim hat.  Die Vinothek ist sehr modern eingerichtet und die Vielfalt des Angebots erschlägt uns fast, aber die große Bandbreite ist der Vorteil einer Genossenschaft.  Nach einem Orientierungsbummel durch die Vinothek dürfen wir unter Auflagen ein paar Weine probieren.  Schlußendlich wählen wir den Sauvignon Blanc und die Scheurebe aus der Juventus-Linie aus und nach der Verkostung aller 5 Domina, die Divino im Angebot hat, bleibe ich beim Domina Charakter F Stückfast Nr. 7 von 2015 im Bocksbeutel hängen, der mir sehr gut schmeckt und mit 15 Euro für die gebotene Qualität ein sehr guter Deal ist. Inzwischen konnten auch schon einige unserer Freunde in den Genuß kommen und stimmen mir hier zu.

Sauvignon Blanc von Divino

Nach dieser Verkostung schaffen wir heute kein weiteres Weingut mehr. Geiger und Söhne müssen wir beim nächsten Mal einen Besuch abstatten.

Voller schöner Eindrücke und um viel Wissen und einige Divino Weinflaschen reicher kommen wir am frühen Abend wieder in Marktheidenfeld an. Wir sind uns sicher, daß dies nicht unsere letzte Tour auf der fränkischen Bocksbeutelstraße war.

Alte Stadtmauern-Sonnenuhren-Weinberge – Auf der Fränkischen Weinstraße von Röttingen nach Randersacker

An einem wunderschönen sonnigen Märztag lockt uns wieder der Entdeckergeist. Auch wenn wegen Corona-Lockdowns fast alles geschlossen hat, gibt es doch schöne mittelalterliche Städtchen am Main, die einen Besuch lohnen. Wieder gibt uns das wunderschöne Buch Europas schönste Weinrouten  die Richtung vor. Diesmal haben wir es auf den südlichsten Teil der Bocksbeutelstraße abgesehen: Von Röttingen bis nach Randersacker.

Unsere Route

Am frühen Morgen machen wir uns auf den Weg und fahren über malerische Landstraßen von Marktheidenfeld nach Röttingen. In einer guten Stunde sind wir da. Wegweiser zeigen, daß es auch bis nach Weikersheim nicht mehr weit ist.  Siehe auch mein Blogbeitrag Beim Grafen von Weikersheim und beim Deutschorden – Stippvisite im Taubertal

In morgendlicher Kühle aber im Sonnenschein parken wir beim Bäcker und betreten die mittlelalterliche, fast menschenleere Stadt. Röttingen ist überregional bekannt als Festspielstadt der Frankenfestspiele auf Burg Brattenstein und für sein jährliches Weinfest. Zunächst kommen wir auf den wunderschönen Marktplatz mit seinem barocken Rathaus und uralten hochgiebeligen Gasthäusern.

Marktplatz Röttingen mit Rathaus
Ältestes Gasthaus auf dem Röttinger Marktplatz

Hier können wir uns erst einmal orientieren. Wir erfahren, daß Röttingen die Stadt der Sonnenuhren ist und tatsächlich gibt es einen ca. zwei Kilometer langen Rundweg auf dem man die verschiedensten Modelle anschauen kann. Wir treffen bei unserem Spaziergang durch die Stadt immer wieder auf die faszinierendsten Modelle.

Immer wieder treffen wir auf kunstvoll gestaltete Sonnenuhren

Vom Markt geht es weiter, vorbei an der ehemaligen Mädchenschule zum Julius Echter Stift.

Stadttor am Julius-Echter-Stift

dahinter ein malerischer Park entlang der Stadtmauer mit Sonnenuhren und kleiner Seebühne.

Park an der Stadtmauer mit Sonnenuhr

Auf der anderen Seite finden wir die Festspielburg Brattenstein. Die Burg besticht von außen durch einen Mix von alter Substanz und moderner Architektur, dem sogenannten Stadtbalkon.

Stadtbalkon an der Burg Brattenstein

Im Erdgeschoß das örtliche Weinmuseum, leider geschlossen.

Über ein paar Stufen geht es ins malerische Paracelsus-Gärtchen in dem sich so manche bekannte und unbekannte Heilpflanze findet. Den Besuchern ist es sogar gestattet, sich ein wenig für den Hausgebrauch abzuzupfen, aber dafür kommen wir im März eindeutig zu früh.

Zugang zum Paracelsusgärtchen
Im Paracelsusgärtchen

Weiter durch die menschenleere Stadt wandern wir durch alte Gassen zurück zum Markt und besuchen die Stadtkirche.

Stadtkirche

Lediglich eine Einwohnerin begegnet uns ironischerweise schon zum zweiten Mal und wir müssen darüber lachen. An leider geschlossenen kleinen Weingütern geht es entlang der Stadtmauer auf die andere Seite. Dort am Ufer der Tauber befindet sich auch ein Kneipbecken. Eine schöne malerische Stadt, die sicherlich noch mehr Spaß macht, wenn man die Festspiele, das Weinmuseum oder die kleinen Weinrestaurants besuchen kann.

Weiter geht es nun nordwärts nach Ochsenfurt. Wir parken auf einem großen Parkplatz direkt am Main. Von dort erklimmen wir zunächst die massive alte Mainbrücke, es soll die zweitälteste Steinbrücke Deutschlands sein, und werfen einen Blick auf das wunderschöne Altstadtensemble.

Blick auf die Altstadt von Ochsenfurt von der alten Mainbrücke aus
Auf der alten Mainbrücke

Es ist gut, daß wir nicht in die Altstadt gefahren sind, denn dort sind die Gassen sehr eng und es gibt kaum Parkmöglichkeiten. Ochsenfurt is wunderschön und viel größer als erwartet.

Blick von der Stadtkirche auf die Fachwerkzeile
Kneipe „Zum Schmied“

Hier kann man bei geöffneten Läden bestimmt auch schön shoppen gehen. So gibt es z.B. auch ein Outlet von Kneipp, da in Ochsenfurt ein Kneippwerk beheimatet ist. Malerisch ist der alte Marktplatz mit der besonderen astronomischen Monduhr.

Rathaus mit astronomischer Uhr

Die imposante Stadtkirche enthält einen schönen Altar und Schnitzereien, der heilige Nikolaus ist wahrscheinlich von Riemenschneider.

Stadtkirche
Altar in der Stadtkirche

Immer wieder begegnen uns lustige Ochsenfiguren.

Entlang der malerischen Stadtmauer mit ihrer Vielzahl von Türmen schlendern wir halb um den alten Stadtkern, um dann auf der anderen Seite noch das alte Palatium und ein paar wunderschöne umgebaute Innenhöfe, wie den Kastenhof,  zu bestaunen.

Entlang der alten Stadtmauer

Interessant ist auch, daß es Ochsenfurt mit 2 Brauereien inmitten all der Weinberge auch zu Bier-Berühmtheit gebracht hat. Hier lohnt es sich, auf jeden Fall noch einmal herzukommen, wenn alles offen ist.

Auf eine Bank am Main genießen wir in der Sonne unsere mitgebrachten Brote und fahren dann weiter auf die andere Mainseite ins nur zwei Kilometer entfernte Frickenhausen. Dieses Dörfchen ist wirklich kleiner als klein aber wunderschön erhalten mit einer intakten Stadtmauer und 4   Stadttoren, die man fast alle gleichzeitig sehen und in 5 Minuten ablaufen kann.

Frickenhausen

Durch das nördliche Stadttor geht es auf einem wunderschönen Kapellenweg zur Valentinskapelle in die Weinberge.

Weg zur Valentinskapelle

Durch das südliche  „untere“ Tor kommt man direkt zum romantischen Mainufer.

Blick auf den Main
Unteres Tor

Wir haben mitten im Dorfkern vor dem Weingut Meintzinger, ehemals Weinkellerei des Domkapitels zu Würzburg,  geparkt.

Weingut Meintzinger

Ein schönes Gebäude mit Hotel, Weinladen und Weinlokal. Hier würden wir zu gerne einkehren. Zumindest können wir im künstlerisch modern gestalteten Weinladen eine Flasche Silvaner erstehen, die wir dann Abends probieren und die uns sehr gut schmeckt.

Erwähnenswert sind die gut erhaltenen Patrizierhäuser und das mainfränkische Ensemble mit spätmittlealterlichem Rathaus, barockem Bürgerhaus und Mariensäule.

Ensemble mit Mariensäule

Als nächstes steht, nur eine Viertelstunde entfernt, der Künstlerort Sommerhausen auf dem Program. Wieder finden wir eine völlig intakte von einer Stadtmauer umschlossene historische Altstadt mit einem Gewirr romantischer Gässchen voller Galerien, Kunststudios, Mini-Theater und Weinlokale.

Wenn doch nur eines davon geöffnet wäre – aber dann wären wir bestimmt nicht so allein. Ich kann mir das Gewimmel an einem lauen Sommerabend bildlich vorstellen.  In den 50er/60er Jahren des letzten Jahrhunderts muß die Theaterkultur hier legendär gewesen sein.

Eines der vielen kleine Theater

An einem kleinen Turm finden wir die lustige Hausnummer 186  1/2.

Hausnummer 186 1/2

Interessant noch das Alte Schloß und das Rathaus.

Altes Schloss
Turmbefestigung an der alten Stadtmauer

Zuletzt machen wir noch Station in Randersacker – hier merkt man den Vorort von Würzburg, am Main ist die Hölle los und wir sind plötzlich garnicht mehr so allein. Wir machen einen kurzen Spaziergang durch die Stadt. Hier ist es nicht mehr ganz so malerisch aber erwähnenswert sind die Stadtkirche St. Stephanus und ein Gartenpavillon von Balthasar Neummann, zu dessen Ehren auch eine Installation mit goldener Badewanne auf dem Markplatz steht.

Randersacker
Blick auf die umliegenden Weinberge von Randersacker
Marktplatz Randersacker, hinter der Betonsäule die goldene Badewanne von Balthasar Neumann

Zufrieden mit dem spannenden Tag voller neuer Eindrücke fahren wir zurück nach Marktheidenfeld, genießen unseren Silvaner vom Weingut Meintzinger und denken schon darüber nach, welchen Teil der Bocksbeutelroute wir wohl als nächstes erkunden werden.

Zu Fuß und zu Pferd durch die Natur Transsilvaniens und Abschied von Alma Vii

Unser letzter Tag auf Alma Vii wird ganz entspannt. Nach einem wunderschönen Landfrühstück haben wir die Möglichkeit zum Reiten. In Apos (ca. 30 Minuten von Alma Vii entfernt) gibt es den Reiterhof Villa Abatis- Equestrian Center.

Mihai und sein Frau haben hier einen ganz tollen Reiterhof mit hochwertigen Pferden aufgebaut.

Kirche in Apos

Eigentlich bieten sie nur mehrtägige Reittouren von Gasthaus zu Gasthaus für gute Reiter an, unter anderem machen  diese Touren auch Halt in Alma Via, wo die Pferde über Nacht im großzügigen Garten grasen können. Für Marion macht Mihai allerdings eine Ausnahme und erlaubt uns Anfängern einen kleinen Ausritt unter Mihai‘s wachsamem Auge. Nach einer kleinen Einweisung zu den wichtigsten Kommandos gehen wir auf unseren ca 1 stündigen Ausritt. Es ist ein wunderschönes Gefühl auf dem Rücken der Pferde zuerst durch den Wald und dann durch wunderschöne duftende Kräuterwiesen zu reiten.

Wichtig ist, die Pferde vom Fressen abzuhalten, natürlich verleiten die saftigen Wiesen dazu.  Durch konsequentes Ziehen an den Zügeln werden die Pferde zur Ordnung gerufen.  Nach einer guten Stunde durch wunderschöne Natur sind wir zurück im Reiterhof. Mit einer besonderen Technik lassen wir uns von den recht hohen Tieren gleiten. Im Stall dürfen wir dann unser Pferd zur Belohnung noch mit einer Möhre füttern.

Am Nachmittag plane ich mit meinem Mann eine kleine Wanderung zum höchsten Hügel der Umgebung. Wir laufen bis zum Dorfende, vorbei an der kleinen orthodoxen Kirche und dann über einen Feldweg.

Wir sind schon inmitten der tollen saftigen Kräuterwiesen. Links von uns winkt der Hügel mit seinem kleinen Gipfelkreuz, auf dem Hügel rechts von uns sehen wir Kühe und eine Schafherde.

Unser Zielhügel im Blick

Nach einer Weile biegen wir links ab und laufen querfeldein durch die Kräuterwiesen den Berg hoch.

Hier sehen wir noch einmal alle Kräuter, die wir auch auf unserer Kräuterwanderung kennengelernt haben.

Nach ca. 25 Minuten haben wir den Gipfel erreicht. Von hier gibt es einen wunderschönen Rundumblick auf die Umgebung, die sanften Hügel zu beiden Seiten, die Berge in der Ferne und wir sehen auch das Dörfchen Alma Vii.

Sogar den Schwimmteich von Alma Via, der in den letzten Tagen Formen angenommen hat, können wir sehen. Die Kirchenburg versteckt sich hinter Bäumen.

Besonders schön, die von den saftigen Kräuterwiesen angelockten Schmetterlinge. Sie umschwirren uns in allen Farben: orange, weiß, blau, braun und schwarz und bleiben sogar minutenlang auf meiner Hand sitzen. Besonders schön sind die sehr kleinen azurblauen Schmetterlinge.

Minutenlang sitzt ein Schmetterling auf meiner Hand

Nachdem wir uns satt gesehen haben, machen wir uns auf den Rückweg ins Dorf. Auch hier bieten sich immer wieder tolle Ausblicke und der Duft der Kräuter ist betörend.

Kleine grüne Hügelchen lassen die Landschaft wie in einem Fantasyfilm erscheinen

Am Dorfeingang wartet schon der Hund Alma auf uns und begleitet uns zurück nach Alma Via.

Zurück in Alma Via

Am Abend gegen 8 Uhr zeigt sich uns noch ein besonderes Spektakel: wie jeden Abend kommen die Kühe von der Weide, sie stolzieren durch die Hauptstraße des Dorfes und Stück für Stück biegt jede selbstständig in ihren Hof ab.

Am nächsten Morgen geht es dann nach Sibiu, von dort fliegen wir – leider – wieder nach Hause. Zunächst haben wir aber noch 3 Stunden Zeit in Sibu, die wir auskosten.

Noch einmal die wunderschöne Kulisse des Marktplatzes von Sibiu

Wir probieren das von Daniel empfohlene Restaurant Pasaj aus (Strada Turnului 3A, direkt die Treppe hinunter beim Gesellenhaus).

Der Tipp lohnt sich, wir essen hervorragendes Lamm auf Hafer-Gemüse Risotto und dazu gibt es eine tollen trockenen Hauswein. Für die Kinder gibt es gute Pizza und Burger.

Wir schlendern zurück. Am der großen evangelischen Kirche sind die „Sibiu Guitar Days“ von letzter Woche ausgetauscht mit den „Sibiu Sound Days“   – gerade wird ein Soundcheck gemacht der nach Hardrock klingt.

Auf dem großen Platz daneben wetteifern Operngesänge mit den harten Gitarrenriffs.

Wer Ansichtskarten und Briefmarken braucht kann diese in der Schillerbuchhandlung am großen Marktplatz kaufen

Wir lauschen eine Weile und machen uns dann auf den Weg zum Flughafen (ca. 15 Minuten mit dem Taxi).

Abschied von Rumänien: der kleine Flughafen von Sibiu, im Hintergrund die Karpaten

Wir werden uns noch lange an diese fantastische Reise durch Rumänien erinnern.

Nachfolgend findet Ihr noch ein paar Informationen zu unserer Unterkunft Alma Via und zu unseren Reiseleitern Lorand und Christian.

Pension Alma Via:

Diese wunderschöne Pension befindet sich auf einem historischen, neu renovierten Bauernhof in Alma Vii. Mike und Marion aus Hamburg haben hier einen wunderschöne Oase geschaffen, die man wirklich einmal gesehen haben muß. Es gibt 5 Gästezimmer in denen jeweils 3-4 Personen schlafen können. Die Zimmer sind naturnah mit viel Liebe zum Detail eingerichtet. Alma Via hat einen großen Innenhof mit Wiese zum Spielen. Am Rand blühen wunderschöne Blumen und Kräuter. Auch ein kleiner Stall mit Hasen und Kücken ist dabei und die 2 Hunde Alma und Hicks. Das Herzstück der Anlage ist die große Scheune – eine Fusion aus Alt und Neu mit toller moderner Wirkung. Hier befindet sich die große Küche in der Marion und die Nachbarin Sanda eine köstliche deutsch-rumänische Küche aus frischen Zutaten zaubern, die uns alle begeistert hat und sehr kinderfreundlich ist. Im große Hauptraum stehen die Esstische, aber auch die Tagesaktivitäten, wie Filzen, finden hier statt. Wir hatten Vollpension. Zwischendurch steht aber immer eine Obstschüssel da und man kann sich für kleines Geld Bier, Wasser, Apfelsaft und guten rumänischen Weiß-oder Rotwein holen. Auch Kaffee und Tee ist immer möglich. In der Galerie der Scheune gibt es einen riesigen Spielraum der auch als Kino dienen kann und eine gemütliche Leseecke mit Sofas. Eine Ebene höher auf dem Grundstück findet sich der lauschige Grillplatz mit tollem Blick auf die Burg. Hier steht auch ein großes Trampolin. Auf der letzten Ebene ist dann der sehr große, gerade im Bau befindliche Schwimmteich mit Kinderbecken und großem Becken mit Sitzterrassen. Auch von hier gibt es einen fantastischen Blick auf die Burg. Marion, Mike und ihr 8-jähriger Sohn Tim sind wunderbare Gastgeber und auch bei vielen der angebotenen Aktivitäten mit dabei. Pension Alma Via

 

Reiseleiter:

Wir hatten den Luxus, auf unserer Reise von 2 Reiseleitern betreut zu werden, die beide sehr zu empfehlen sind, auch wenn man individuelle Reisen nach Rumänien plant. Lorand hat Christian gerade in die Reise eingeführt, so daß sie sich im Sommer, je nach ihrer Verfügbarkeit, die Betreuung der For Family Reise teilen können.

Lorand Peter

Lorand ist seit vielen Jahren Reiseleiter, stammt aus der Gegen um Medias und kennt das Land und seine Geschichte und Kultur wie seine Westentasche. Er hat die For Family Reise “1 Woche in Transilvanien in Alma Vii“ gemeinsam mit Marion, Mike und For Family Reisen mitkonzipiert.. Lorand spricht hervorragend Deutsch und kann sehr gut mit Kindern umgehen. Lorand arbeitet schon viele Jahre als Reiseleiter in Rumänien. Er hat eine eigene Firma „Trailguide“ mit der er geführte Wander-und Mountainbiketouren anbietet, auch technisch sehr anspruchsvolle über mehrere Tage. Er verleiht sehr gute Mountainbikes, die auch wir auf unserer kleinen Tour im Alma Vii ausprobieren konnten.  Im Winter ist er auch als Skilehrer tätig. Hier seine Kontaktdaten: Lorand Peter www.trailguide.ro; Tel.: +40-745-683-26,  Trailguide

Christian Puscas

Christian kommt aus Sibiu und hat viele Jahre in mehreren europäischen Ländern gelebt. Auch er spricht hervorragend Deutsch. Christian arbeitet seit vielen Jahren als Reiseleiter und kennt das Land sehr gut. Er kann auch viel zur Geschichte des Landes, vor allem aber zur Geschichte der Siebenbürger Sachsen erzählen. Christian hat einen tollen Umgang mit Kindern.  Christian leitet auch geführte Wandertouren durch die Gebirge und hat an der vom mdr aufgezeichneten Wandertour durch Rumänien „Mit Rucksack und Robur“ teilgenommen. Er bietet auch Stadtführungen in seiner Heimatstadt Sibiu an. Hier seine Kontaktdaten: Christian Puscas, puscas24@gmail.com, Tel. +40-740-842826

Noch mehr alte Handwerkskunst und Erholung auf Alma Via

Heute fahren wir mit Marion und Christian nach Medias, die wichtigste Stadt und Versorgungspunkt der Umgebung.

Zunächst besuchen wir eine weltweit einzigartige Manufaktur: „1906 Teracota Medias“. Teracota Medias

Nur hier werden noch nach alter Tradition kunstvolle Terrakottafliesen gefertigt und als Auftragsarbeit zu Kachelofenunikaten zusammengesetzt. Wir bekommen eine Exklusivführung durch die Fabrik. Zunächst besichtigen wir den alten Ofen – ein ganzer gemauerter Raum, in dem immer noch nach alter Tradition innerhalb von 2 Tagen etwa 700 Terrakottafliesen gebrannt werden.

Nur erfahrene Mitarbeiter können über Testentnahmen herausfinden, wann die Fliesen fertig sind. Wir besichtigen die Maschinen, die die Zutaten für die Töpfermasse als Pulver zusammenrühren und dann mit Wasser zu einem Teig verarbeiten.

In der sogenannten „Bibliothek“ finden wir eine riesige Sammlung von Formen, mit deren Hilfe dann in Handarbeit die individuellen Fliesen geformt werden.

Die „Bibliothek“

Auch wir dürfen mit kleinen Formen ausprobieren, wie es funktioniert. Es ist garnicht so einfach, eine glatte und unversehrte Musterfliese aus der Form zu bekommen. Je größer die Form, desto schwieriger wird es.

Formen für ein sehr beliebtes Motiv: das sächsische Ehepaar
So sieht dann eine fertige Kachel mit diesem Motiv aus

Wir kommen in den Manufakturraum. Dort stehen Arbeiter und Arbeiterinnnen an ihren Stationen und formen verschiedene kunstvolle Kacheln.

Besonders schwierig sind die Eckkacheln, die mit 2 Formen gearbeitet werden.

Auch schwierig sind die „Unterkachelsteine“, die unter die Fliesen im Ofen kommen, die erst gepresst und dann per Hand nachgeformt werden.

Auf langen Stiegen liegen die fertigen geformten Kacheln zum Trocknen aus. Danach werden sie gebrannt. Zum Schluß werden die Kacheln oft kunstvoll per Hand bemalt.

Im letzten Raum finden wir die Ofenbauer, die dann die wunderschönen Öfen zusammensetzen. Wie gesagt, alles nur als Auftragsarbeit aus ganz Europa.

Auftragsbestellung aus Italien

Wir sind beeindruckt und verspüren fast den Wunsch, auch so einen wunderschönen Ofen zu Hause zu haben.

In einer schönen Pizzeria essen wir zu Mittag. Danach besuchen wir eine kleine Glasbläserei. Horatio Laurean betreibt mit seinem Vater diese Manufaktur und führt uns herum. Die Manufaktur hat zwei Spezialitäten: eine davon ist das Verarbeiten von alten Flaschen zu neuen Gebrauchsgegenständen, wie Trinkgläsern, Blumenvasen und Aschenbechern. Es sind sehr interessante Stücke dabei. Auch Marion liefert hier einige leere Weinflaschen ab.

So finden alte Flaschen neu Verwendung

Im zweiten Atelier stellt der Glasbläsermeister Oltean Laurean verschiedene schöne mundgeblasene Gegenstände her. Wir sehen fasziniert, wie aus einem Glasröhrchen nach Erhitzen kunstvolle Dinge entstehen.

Oltean Laurean in Aktion

Sogar aus Muranoglas fertigt er schöne Schmuckstücke. Zum Abschluß darf jeder von uns selbst eine Glaskugel blasen, was ganz gut funktioniert.

Auch ich blase einmal kräftig in das Röhrchen und dass heiße Glas am Ende verformt sich in eine schöne transparente Kugel

Wir dürfen unsere Kugel dann auch mit nach Hause nehmen. Weihnachten hängt sie dann mit Sicherheit am Weihnachtsbaum.

Die Manufaktur führt auch viele Projekte durch, so z.B.auch auf dem Weihnachsmarkt in Offenburg.

Zurück auf Alma Via können die Kinder noch ihre Fliesen und Kugeln mit Acrylfarben bemalen. So entstehen schöne Kunstwerke.

Im großzügigen Hof genieße ich freie Zeit: ich lese, schreibe etwas an meinem Blog und trinke dazu ein leckeres Glas Weiswein.

Wir entspannen im großzügigen Gelände. Es gibt ein großes Trampolin und genug lauschige Rückzugsecken mit wunderschönen Ausblicken.

So senkt sich der Abend über Alma Via. Hier gelingt wirklich das Abschalten vom Alltag und eine gute Erholung.

Mittelalterliches Sighisoara und ein Hauch von Dracula

Auch wenn wir auf unserer Transsilvanienreise bewußt nicht auf den Spuren von Dracula wandeln, fahren wir heute  in seine vermeintliche Geburtsstadt Sighisoara (Schässburg). Hier sollen die Eltern des Grafen Vlad Dracul für einige Jahre gewohnt haben und dort soll dann auch ihr Sohn, der spätere Graf Dracul, genannt der Pfähler, zur Welt gekommen sein. Der schaurige Beiname rührte daher, daß Dracul seine besiegten Feinde zu köpfen pflegte und dann deren Köpfe auf die Palisaden seiner Verteidigungsmauern zur Abschreckung aufspießte. Das ist aber auch die einzige Verbindung zum Thema Blut und den kursierenden Vampirgeschichten.

Sighisoara ist ein wunderschön erhaltenes mittelalterliches Städtchen, auch UNESCO Weltkulturerbe, mit 3 Stadtebenen: der Unterstadt und der Oberstadt, die sich wieder in eine Unter-und Oberstadt teilt. Beide Teile der Oberstadt lohnen einen Besuch.

Mittelalterliche Gassen in Sighisoara

Wie beliebt die Stadt bei Touristen ist merken wir sofort: nachdem wir 10 Tage nahezu alleine gereist sind, finden wir uns nun inmitten vieler Touristengruppen wieder.

Wir beginnen unsere Stadttour mit Christian am Schneiderturm.

Stadtaufgang über den Schneiderturm
Rückblick auf den Schneiderturm von Innen

Danach geht es direkt auf den wunderschönen mittelalterliche Marktplatz mit seinen bunten Häusern.

Durchgang zum Marktplatz
Marktplatz
Das Hirschhaus – ältestes Haus am Marktplatz

Das Pflaster in der Stadt ist größtenteils auch mittelalterlich mit großen runden und unebenen Steinen – so daß sich gutes flaches Schuhwerk hier wirklich empfiehlt. Vom Markt laufen wir zum Stundturm, dem schönsten Turm der Stadt.

Stundturm

Im Turm ist auch das historische Museum und eine Aussichtsplattform, die wir später noch besteigen. Es ist gerade 12 Uhr und die Figuren unter der Turmuhr leben kurz auf. Entlang der Klosterkirche mit schönem Blick auf die Unterstadt, geht es vorbei an einer Büste für Dracula zur katholischen Stadtkirche.

Blick auf die Unterstadt mit orthodoxer Kirche
Büste von Graf Dracul
Katholische Kirche

Von hier können wir einen Blick auf einen weiteren schönen Turm werfen, in dem heute ein Radiosender untergebracht ist.

Radiosender im Turm

Unsere Führung endet wieder am Marktplatz und wir haben nun noch Zeit, die Stadt selbst zu erkunden.

Straße zur Schülertreppe

Zunächst laufen wir über die gut 170 überdachten Stufen der Schülertreppe in die obere Oberstadt, auf den Schulberg.

Eingang zur Schultreppe
Blick von oben die überdachte Schultreppe hinunter

Hier befinden sich die Bergkirche, der alte sächsische Friedhof und auch die Bergschule. Das heißt, daß auch alle Schüler sich täglich auf diesen steilen Weg machen mußten und es auch heute noch tun, wenn sie dort ins Gymnasium gehen.

Die Bergschule

Wir besichtigen die Kirche und haben vom Kirchhof eine schöne Aussicht auf die Unterstadt und ins Tal.

Bergkirche

Detail in der Bergkirche
Blick auf den alten sächsischen Friedhof
Blick von ganz oben auf die Stadt und ins Tal

Zurück geht es zum Stundturm, den wir besteigen und man hat von hier tatsächlich einen schönen Rundumblick in alle Richtungen über die Stadt.

Ausblicke vom Stundturm

Blick vom Stundturm auf die obere Oberstadt mit Bergkirche
Mittelalterliches Dächergewirr

Im Turm befindet sich ein sehenswertes historisches Museum. Spannend für uns die Ausstellung über den Weltraumpionier Hermann Oberth im 4. Stock des Museums, der in Medias (14km von Alma Vii) geboren wurde und sich um die Raketenforschung verdient gemacht hat – bei uns in Deutschland ist er allerdings weitgehend unbekannt. In seinem Geburtstort Medias ist ihm ein ganzes Museum gewidmet.

Gleich neben dem Stundturm befindet das venezianische Haus.

Ein wohlhabender Bürger der Stadt war mit einer Venezianerin verheiratet, die Heimweh hatte. Um das zu lindern, baute er das Haus für sie im venezianischen Stil um. Gegenüber befindet sich das vermeintliche Geburtshaus von Graf Dracula, heute ein historisch eingerichtetes Restaurant.

Draculas Geburtshaus
Am Draculahaus drängen sich tatsächlich auch die Touristen

Im zweiten Stock befindet sich das Geburtszimmer von Dracula, welches man für 3 Euro besichtigen kann. Ich will schauen, wie schlimm der Touristennepp wirklich ist und gehe hinein. Über eine dunkle Treppe geht es in einen in dunkelrotes Licht getauchten Raum. Dort liegt ein echter Mensch in einem Sarg, davor 3 brennende Kerzen.

Ab-und zu macht der Sargmensch spontane Gruselbewegungen, die maximal ein kleines Kind erschrecken können. Dann geht es in das eigentliche Zimmer, dort stehen ein großer alter Tisch und einige Draculabüsten.

Das war es auch schon – also wirklich Touristennepp der allerersten Güte. Ansonsten ist Sighisoara aber ein wunderschönes und sehr sehenswertes Städtchen, das auf jeden Fall einen Besuch lohnt.

Auf dem Rückweg halten wir noch im ehemaligen Bischofssitz Biertan. Das Highlight von Biertan ist die riesige und stark befestigte Kirchenburg.

Die meisten Kirchenburgen liegen auf einem Hügel, hier in Biertan liegt die Kirche mitten in der Stadt. Dieser Umstand und der Fakt, daß die Stadt Bischofssitz war, haben zu einer besonders starken Befestigung der Kirche mit 3 Verteidigungsmauern geführt. Der Besuch dieser Kirchenburg lohnt sich auf jeden Fall.

Wir betrachten die interessanten Wehrtürme, ein Mausoleum mit Grabplatten und haben vom oberen Burgwall einen guten Blick auf die 3 Verteidigungswälle und die terrassierten Hügel der Umgebung.

Grabplatten im Mausoleum

Man sieht noch die terrassierten Hügel, Zeugen des ehemaligen Weinanbaus

Im nächsten Turm finden wir das sogenannte Ehegefängnis.  Wenn sich im Mittelalter Ehepaare zu oft gestritten haben, wurden sie gemeinsam in  das Ehegefängnis geschlossen: ein Raum im Turm mit 1 Bett, 1 Stuhl, 1 Gabel, 1 Löffel usw. Hier mußten sie gemeinsam bis zu 4 Wochen ausharren. Wundersamerweise waren danach die Mehrzahl der Eheprobleme wieder gelöst.

Ehegefängnis

Sehenswert auch die große Kirche.

Hier kann man besonders schön die mittelalterliche Sitzordnung erkennen. Vorne auf Bänken ohne Lehne die ledigen Frauen (ihre Kopftracht brauchte am Rücken so viel Platz, daß eine Banklehne störend war), dahinter auf Bänken mit Lehnen die verheirateten Frauen; rechts und links in den Seitenschiffen die Männer, verteidigungsbereit falls die Kirche angegriffen wurde. Die Kinder saßen oben auf der Galerie.

Eine weitere Besonderheit ist die Tür zur Sakristei, in der die Kirchenschätze untergebracht waren. Die Tür hat ein riesiges Innenschloß: mit nur einem Schlüssel konnten 19 Verriegelungen gleichzeitig an allen Seiten der Tür ins Mauerwerk gefahren werden. Somit wurde die Sakristei zum Tresor.

Die Tresortür zur Sakristei
Der Schließmechanismus im Detail

Wir schauen uns noch den mittelalterlichen Marktplatz von Biertan an und dann geht es zurück nach Alma Via.

Auch dieser spannende Tag hat uns die Geschichte dieses Landstrichs wieder ein Stückchen näher gebracht.

Wir genießen Marion‘s köstliches Abendessen. Dann senkt sich der Vollmond über die Scheune in Alma Via.

 

Handwerk-Folklore-Naturerlebnisse – zwei vielfältige Tage in Transsilvanien

Wir sind nach Transsilvanien gekommen, um tiefer ins dörfliche Leben und die Traditionen einzutauchen. Spannend war es schon beim Schäfer und beim Imker.

Heute ist der Fokus auf traditionellem Handwerk. Elije, eine Filzkünstler aus der Umgebung kommt zu uns. Wir lernen wie man Schafwolle zu Filz verarbeitet und daraus kleine Dinge herstellt, wie z.B. Handytaschen (ganz ohne Nähte) und Blumen.

Elije
Die Zutaten für das Herstellen einer Filzblume

Wir arbeiten mit Seife und heißem Wasser. Es braucht viel Geduld und konstantes Streichen und Kneten, damit die Wolle gut verfilzt.

Auf den Grundton Braun, Weiß oder Grau geben wir kleine Stücke bunter Wolle, um schöne Muster zu erzielen.

Zum Schluß werden die kleinen Kunstwerke stark gepresst und das Wasser wird wieder herausgedrückt.

In Essiglauge wird die Seife ausgespült und dann müssen die Sachen nur noch trocknen.

Unsere Werke

Es ist faszinierend zu sehen, wie aus der fluffigen  Wolle, robuste Filzgegenstände entstehen.

Elije hat auch einen traditionellen Filzhut dabei, den er bearbeitet und zeigt uns Holzformen für Filzschuhe.

Ein Filzhut entsteht
Formen für Kinderfilzschuhe

Nebenbei unterhalten wir uns ausführlich über Kultur der Siebenbürger Sachsen und andere spannende Themen, die uns das Land weiter näher bringen. Elije sorgt mit seiner freundlichen und geduldigen Art für einen spannenden Vormittag.

Am Nachmittag lernen wir bei Jenny, wie man aus Ölen Naturseife herstellt. Jenny ist eigentlich Ingenieurin für Gas und Energie, hat aber als Pensionärin ihr Hobby noch einmal zum Beruf gemacht.

Wir lernen, daß Seife machen eine ganz genaue und auch nicht ganz ungefährliche Angelegenheit ist. Während die genau abgemessenen festen (z.B. Kokos) und flüssigen (z.B. Sonnenblume) Öle kochen, wird Natriumhydroxid (Natron) mit einem Eisblock geschmolzen. Es entstehen Temperaturen bis 95 Grad und eine gefährliche Säure.

Diese wird dann zum Öl gegeben und verrührt. Es entsteht nun langsam die flüssige Seife, die noch mit etwas ätherischen Ölen, wie z.B. Lavendelöl verfeinert wird. Danach wird die flüssige Seife zum Festwerden in Formen gegossen.

Jenny zeigt uns auch noch verschieden Seifen. So hat sie z.B. eine Seife mit Kohle, die gut gegen unreine Gesichtshaut ist und eine weitere mit ätherischen Ölen, die gegen Mücken schützt.

Zum Schluß können wir noch ein paar Seifen bemalen, auch hier zeigt uns Jenny Techniken, wie man z.B. Rosen oder Lavendelblüten einfach zeichnen kann.

Wir sind ganz beeindruckt.

Bei einem Spaziergang durchs Dorf entdecken wir noch eine kleine orthodoxe Kirche am Dorfrand.

Zum Abendessen genießen wir wieder die wunderbare Küche von Marion und Sanda.

Am nächsten Tag begrüßt uns ein sonniger Morgen auf Alma Via.

Am Vormittag gehen wir mit lokalen Kräuterexperten auf Entdeckungstour. Sie haben ihr Wissen noch von ihren Großeltern und kennen nicht nur die Namen der Kräuter sondern können uns auch erklären, wofür sie gut sind.

Es geht hoch auf den Hügel der voller duftender Kräuterwiesen ist.

Schon nach den ersten Schritten entdecken wir Schafgarbe, Johanniskraut, wilde Möhren und wilden Dill in rauhen Mengen.

Kornblumen

Aber auch seltene, fast in Vergessenheit geratene Pflanzen säumen unseren Weg, so. z.B. Odermennig und Tausendgüldenkraut.

Tausendgüldenkraut

Wir sehen die dekorative Blaudistel, gut für Lungenkrankheiten und Schachtelhalm.

Blaudistel

Wir probieren die sandkorngroßen süßen wilden Erbsen und finden wilden Oregano und Thymian.

Wilde Erbsen

Wir erfahren, daß in der Regel Heilkräuter in die Farben ihrer Blüten eingeteilt werden und daß bestimmte Blüten bestimmte Leidern lindern: so helfen z.B. gelbe Blüten bei Leber und Gallenleiden und blaue und rote Blüten bei Lungen-und Magenleiden.

Wir erfahren, daß man Symphidum, bekannt zur Linderung von Muskelschmerzen auch mit Camembert zu einer Delikatesse verbinden kann. Auch Weißdorn, Bella Donna und Wegwarthe säumen unseren Weg. Kornblumen helfen, um die Augen zu erfrischen.

Es ist ein Vergnügen, durch diese duftenden Wiesen zu streifen und immer wieder neues zu entdecken.

Ich habe eine Tüte und eine Schere dabei und komme ganz schnell zu einer großen Kräutersammlung.

Meine Ausbeute

Oben vom Hügel sehen wir immer wieder wunderschöne Ausblicke auf das Dorf Alma Vii mit seiner Kirchenburg.

Zum Schluß geht es noch durch einen Buchenwald, wo wir eine Frau beim Pilze sammeln treffen und ein Reh an uns vorbei springt, zurück ins Dorf.

Dort lege ich meine gesammelten Kräuter zum Trocknen aus. Morgen früh gibt es davon einen schönen Tee.

Am Nachmittag besucht uns die Kindertanzgruppe des Dorfes und zeigt uns traditionelle Tänze.

Danach nehmen uns Lorand und Christian mit auf eine Mountainbiketour durch die Umgebung. Lorand führt regelmäßig Radtouren mit dem Mountainbike und besitzt eine ganze Sammlung sehr guter Mountainbikes inklusive Helmen und Ausstattung.

Wir fahren durch die drei zur Gemeinde Meschen gehörenden Dörfer und wer sich fragt, warum man für eine Straßentour ein Mountainbike braucht, der wird das verstehen, sobald er einmal auf den rumänischen Landstraßen gefahren ist. Natürlich bietet Lorand auch komplette Off-road Touren im Wald an.

Es ist wunderschön, durch die transsilvanische Landschaft zu gleiten: sanfte Hügel mit saftigem Grün wechseln sich ab mit malerischen Dörfern. Während der Fahrt erzählen uns Lorand und Christian Wissenswertes zur Gegend. Christian zeigt uns die noch sichtbaren Terrassierungen auf den Hügeln – hier haben früher die Siebenbürger Sachsen Wein angebaut.

Nach einem längeren letzten Anstieg grüßt uns bald die Kirchenburg von Alma Vii. Ein sehr schöner Ausflug.

Zum Abschluß des Abends haben Marion und Mike auf dem Berg oberhalb der Scheune einen wunderschönen Grillabend vorbereitet.

Grillplatz auf Alma Via
Das Lagerfeuer brennt schon

Der Blick auf die Kirchenburg ist malerisch. Wir essen Burger mit schönen Salaten und dazu gibt es Bier oder sehr guten weißen oder roten rumänischen Wein.

Wir unterhalten uns mit Marion und Mike und staunen immer wieder, was sie hier tolles aufgebaut haben. Wir fühlen uns auf jeden Fall hier sehr wohl.

Am Lagerfeuer unterhalten wir uns noch mit Albrecht. Er ist Lehmbauer und hilft Mike gerade bei der Fertigstellung des Schwimmteiches. Er ist auch vor vielen Jahren aus Deutschland nach Rumänien ausgewandert und lebt hier mit seiner Familie. Albrecht berichtet uns vom Alltag in Rumänien und warum er dieses Land so mag.

Zufrieden mit diesem wunderschönen Tag fallen wir müde ins Bett.