Nach einem 12 stündigen Flug kommen wir am späten Vormittag in Saigon an. Auf der Fahrt ins Hotel tauchen wir ins heiß-feuchte Monsunklima ein und erleben den Vorgeschmack vietnamesischen Verkehrs: in vielen imaginären Spuren fahren alle möglichen Gefährte in scheinbarer Unordnung aber doch ohne nennenswerte Unfälle nebeneinander her. Meistens sind die Gefährte jedoch zweirädrig und transportieren die abenteuerlichsten Sachen. Das liegt an immens hohen Einfuhrzöllen für Autos, die dadurch das Doppelte kosten würden. Allerdings möchte man sich auch nicht vorstellen, wie die Straßen aussehen würden, wenn die Zweiräder durch Autos ersetzt werden würden, dann käme es wahrscheinlich zum Verkehrskollaps.
Wir wohnen im sehr schönen Hotel Liberty Central Riverside (17 Ton Duc Thank Street) welches besonders mit seinem Dachterassenpool glänzt. Wir genießen ein spätes reichhaltiges Frühstück und gewöhnen uns schon mal an Nudelsuppe zum Frühstück – und man kann sich tatsächlich daran gewöhnen. Natürlich gibt es auch die tollsten kontinentalen Speisen. Unser Hotel befindet sich im Osten der Stadt, dem ehemaligen Kolonial- und heutigen Geschäftsviertel und liegt direkt am Saigonfluß.
Wir treffen die anderen Gäste der Reisegruppe. Mit uns sind noch 3 weitere Familien (2 aus Deutschland und 1 aus der Schweiz unterwegs). Unser Reiseleiter Do stellt sich vor: Er kommt aus Da Nang, hat viele Jahre in Deutschland gelebt und spricht somit auch hervorragendes Deutsch – und es wird sich im Laufe der Reise noch herausstellen, daß Do eigentlich alles kann und alles weiß.
Direkt vom Hotel aus starten wir einen kleinen Stadtspaziergang und ganz stilecht zur Monsunzeit findet der bei strömendem Regen statt. Mit Regen muß man hier immer rechnen und deshalb haben wir unsere Regencapes dabei, die man hier aber auch an jeder Ecke für ca 1 Euro erwerben kann. Jeder Vietnamese ist mit einem solchen Regencape ausgestattet, um es bei Bedarf schnell überwerfen zu können. Wir spazieren entlang der Geschäftsstraßen, die auch tolle Modegeschäfte enthalten.
Die schönen Häuserfassaden strömen noch koloniales Flair aus. Do erklärte uns das System der Rohrhäuser: sehr schlanke Fassade, nach hinten sehr lang und sehr hoch, um den Grundstückspreis niedrig zu halten.
Wir besuchen die Kathedrale Notre Dame und das Hauptpostamt, ein imposanter neoklassizistischer Bau, dessen metallene Verstrebungen aus der Werkstatt Gustave Eiffels stammen sollen. An den Wänden 2 riesige historische Stadtkarten von Saigon und ein Bild von Ho-Chi-Minh. Man findet hier auch noch traditionelle Telefonzellen – früher haben die Leute hier Tage zuvor ihre Ferngespräche angemeldet und sind dann extra zum Telefonieren ins Postamt gefahren, (ähnliches habe ich selbst vor fast 30 Jahren in Moskau erlebt.)
Wir gönnen uns eine Pause in einem schönen bunten Café und trinken den guten und starken vietnamesischen Kaffee, der langsam durch ein Sieb in die Tasse läuft.
Dann geht es am Rathaus und der riesigen Ho-Chi-Minh Statue zurück zum Hotel. Wieder bei strömendem Regen. Durch die warmen Temperaturen läßt sich das allerdings ganz gut aushalten.
Besonders spannend ist, wie die Kabel hier verlegt werden, alles läuft kreuz und quer, oft zu dicken Knäulen verknotet.
Zurück im Hotel schwimmen wir im wunderschönen Dachpool und lassen uns die kreativen Cocktails schmecken. Zum Ausklang des Tages gibt es ein tolles vietnamesisches Willkommensabendessen und wir können die einzigartige vietnamesische Küche kennenlernen. Eine Reise nach Vietnam ist insgesamt ein kulinarisches Highlight. Besonders lecker sind die verschieden Sommerollen, die man sich selbst wickelt, mit besonders vielen neuen Kräutern und Aromen, wie z.B. Bethelblätter. Wir frischen unsere Kenntnisse im Stäbchenessen wieder auf – und ja, auch Suppe und Sommerrollen werden mit Stäbchen gegessen.
Zurück geht es an der Uferpromenade mit ihren vielen Leuchtreklamen.
Der nächste Tag beginnt wieder mit Regen.
Wir fahren zunächst zum bekannten Mieu Thien Hau Tempel (zur Verehrung der Himmelsgemahlin, die gleichzeitig auch Patronin der Seefahrt ist). Es gibt sehr viele Tempel in Saigon und sie dienen zur Opfergabe. Es ist üblich, verschiedene Räucherstäbchen oder auch ganze Räucherspiralen (die tagelang brennen) anzuzünden und auch kleine rosa-lila Zettel mit seinen Wünschen einzubinden. Geopfert werden auch Lebensmittel auf den Altären, z.B. Obst oder Opfergeld, welches man für richtiges Geld erwerben muß.
Wir wandern durch den Tempel, immer wieder fällt etwas Asche aus den überall an der Decke hängenden Räucherspiralen auf uns.
Wir kaufen auch eine Räucherspirale, versehen sie mit Wünsche und lassen sie mit einem langen Stab an der Decke aufhängen – dort wird sie nun ca 3 Tage vor sich hinglimmen. Im großen Innenhof steht ein riesiges reichverziertes Gefäß für Räucherstäbchen, weiter hinten diverse Statuen der Himmelsgemahlin.
Die Wände sind bedeckt mit rosa-lila Zetteln, die man für eine Spende erhält und dann anbringen kann.
Nun geht es weiter zu einem besonderen Highlight – eine Fahrradrikschatour durch die Märkte der Stadt. Wir fahren im fließenden Verkehr und unsere Fahrer mogeln uns in atemberaubendem Tempo durch die vielen Mopeds und Autos – daran muß man sich erst einmal gewöhnen – es geht immer munter drauflos. Die Märkte sind in Gewerbe eingeteilt. Wir fahren durch Straßen mit Obst und Gemüse, Stoffen, Getreide, Elektroartikeln (vor allem Karaokezubehör ist hier großgeschrieben), Autozubehör, Tieren (z.B. Käfige mit lebenden Hähnen) usw. Nach ca. 1.5 Stunden sind wir wieder zurück und hatten auch Glück, daß es nicht geregnet hat.
Zum Mittagessen geht es zum ersten Mal in eine Suppenküche. Dort essen wir, wie die Vietnamesen auch, für ganz kleines Geld einen Pho – eine Rindernudelsuppe, die ausgezeichnet schmeckt. Man bekommet eine Schüssel mit Brühe und Fleisch und dann steht der Tisch voll mit frischen Kräuter, Gewürzen und Limettenscheiben, die man sich nach Geschmack in die Suppe macht. Besonders aufpassen muß man bei den kleinen roten Chilischotenscheiben – nur 1 oder 2 davon reichen und man fühlt sich wie im Feuer. Eigentlich soll man sie auch nur kurz in die Brühe eintauchen und nicht essen.
Das nächste Highlight wartet schon: ein Malkurs. Nun regnet es wieder in Strömen und wir fahren zum Atelier einer Kunstschule. Dort haben wir den ganzen Nachmittag die Möglichkeit, verschiedene Maltechniken auszuprobieren. Besonders spannend, die Feinzeichnung mit schwarzer Tinte und einem dünnen Holzstab und die farbenfrohen Bilder, die wir auf Reispapier zeichnen. Es kommen sogar ganz gute Ergebnisse heraus.
Wir lassen den Abend in der Poolbar ausklingen und gönnen uns noch eine angenehme Fußmassage im Hotel. Dazu gibt es Tee und gezuckerte Ingwerscheiben.
Du hast alles so lebendig beschrieben, dass ich mich wieder gut erinnern kann. Die Fahrradtour war allerdings nicht ganz angstfrei für mich. Ich freue mich auf den nächsten Blog.
Ich fand unsere rasante Fahrradrikschafahrt sehr schön. Die Fahrer wußten definitiv, was sie tun
Ich erinnere mich gerne an die Zeit dort, durch deinen gut geschrieben Beitrag fällt es so leicht alle Erinnerung wieder abzurufen.
Ja es ist schön, daß man seine Reisen in Gedanken immer noch einmal durchleben kann.