Pelikane-Kormorane-Seerosenteppiche – Natur pur im Donaudelta

Das Donaudelta ist nach dem Wolgadelta das zweitgrößte Flußdelta Europas. Hier mündet die Donau, nachdem sie 10 europäische Länder durchflossen hat im Schwarzen Meer.

Wir sind für 2 Tage in der kleinen Pension Oprisan in Crisan eingemietet. Crisan liegt direkt im Herzen des Deltas am Sulinakanal und ist von Tulcea in ca. 1 Stunde mit dem Speedboot zu erreichen.

Vor der Pension Oprisan, direkt an der Donau

Das Donaudelta entstand vor ca. 60.000 Jahren durch Sandablagerungen, die die Donau mit sich schleppte. Heute stehen etwas 75% des Gebietes unter Wasser, der Rest ist Festland und von kleinen Dörfchen besiedelt. Wir wohnen in Crisan mit ca. 400 Einwohners. Die Häuser sind wie an einer Perlenschnur in einer Länge von 7 km aufgereiht. Vorne der Sulinakanal, dann die Häuser mit Garten und dahinter bereits ein kleiner Nebenarm der Donau.

Uferweg in Crisan

Nach unserer Ankunft am späten Vormittag geht es gleich auf unsere erste Tour. Florin Oprisan führt uns hinters Haus zu seinem Boot. Heute werden wir für ca. 4 Stunden den südlichen Teil des Deltas erkunden.

Wir gleiten ruhig auf den kleinen Nebenarmen dahin. Sofort stellt sich ein unheimlich friedliches Gefühl ein – das ist wirklich Natur pur und läßt einen den Stress des Alltags schnell vergessen.

Am Ufer wunderschöne Schilflandschaften und immer wieder kleine Teppiche von weißen und gelben Seerosen, die gerade in voller Blüte stehen.

Von Tulcea aus teilt sich die Donau in 3 große Arme, den Hauptkanal Sulinakanal, der stellenweise (dort wo die Donau im Bogen fließt, gerade Teile künstlich eingebaut bekommen hat) und noch zwei weitere Kanäle je auf der Nord und Südseite des Deltas . Auf dem Sulinakanal fahren auch in der Regel die  Donaukreuzfahrtschiffe – hier ist für sie genug Platz und Tiefe. Die wirklich naturnahen Teile des Deltas kann man allerdings nur mit kleinen Booten erkunden – und hier steht dann das ganze Vogelparadies offen.

Auch wenn man kein Vogelnarr ist, wird man hier von der Schönheit und Vielfalt der Vögel in den Bann gezogen – über 320 Arten soll es hier geben.

Zunächst sehen wir Reiher, und das in vielen unterschiedlichen Sorten: Graureiher, Silberreiher, Seidenreiher, Purpurreiher, einer schöner als der andere  – wir lernen hier richtig dazu. Nach einer Stunde gelangen wir in die Seenlandschaft – dort sehen wir immer wieder große Gruppen von Kormoranen.

Eine Gruppe mit Kormoranen

Dann endlich sehen wir auch den König des Deltas: den Pelikan Ein besonderes Schauspiel ist es, wenn die Pelikane und Reiher ihre großen Schwingen heben und in die Luft steigen.

Ein Schauspiel ist es, wenn die Pelikane sich in die Luft erheben

Immer wieder entdecken wir neue Vögel, so auch den Ibis und genießen die wunderschöne Delta-Landschaft. Zum Schluß geht es durch einen kaum sichtbaren Geheimweg mit dichtem Schilf zurück zum Hauptkanal und zur Pension.

Ein Geheimweg durch dichtes Schilf

Nach soviel Natur gibt es zum Mittagessen eine leckere frischgekochte Fischsuppe, mit Gemüse und Kartoffeln aus dem Garten der Wirtin und Fisch aus der Donau – mehr Bio geht nicht. Wir haben hier Vollpension und auch zum Abendessen steht wieder ein herrliches Essen aus frischem Fisch auf dem Tisch.

Wenn man allerdings Fisch überhaupt nicht mag, dann wird es hier schwierig, denn er steht wirklich bei jeder Mahlzeit, auch beim Frühstück auf dem Tisch. Wir gehen noch etwas im Dorf spazieren und beobachten einen Storch in seinem Nest – diese kann man hier zuhauf antreffen. Am Bootssteg lassen wir den Abend ausklingen.

Blick auf den Donaukanal vor unserer Pension

Für die Bootstouren ist es gut, bequeme Kleidung zu tragen   – wir hatten unsere Trekkinghosen und T-Shirts an – da trocknet auch ein gelegentlicher Wasserspritzer schnell wieder. Sonnencreme und Kopfbedeckung sind wichtig und auch etwas Mückenschutz, obwohl diese tagsüber nicht so aktiv sind. Auch eine Jacke für die windigen Gebiete auf den Seen sollte im Gepäck sein.

Am nächsten Morgen geht es auf unsere zweite Tour, diesmal auf die Nordseite des Deltas. Wir sehen am Hauptkanal einige größere Hotelanlagen – man kann hier auf beide Weisen Urlaub machen – im größeren Hotel mit viel Komfort oder in einer kleinen Pension ganz nah an den Leuten – für uns ist letzteres immer die bessere Variante, vor allem wenn unser in Crisan geborener Pensionsbesitzer Florin, der das Delta wie seine Westentasche kennt, uns direkt die Schönheiten seiner Heimat zeigt und seine Frau Frischgekochtes aus ihrem Garten zusammen mit Donau- und Schwarzmeerfisch auf den Tisch bringt. Wenn wir abends auf der Veranda oder auf dem Bootssteg sitzen, fühlen wir uns hier fast wie zu Hause.

Heute sehen wir wieder viele Reiher, vor allem den wunderschönen Purpurreiher und auch wieder Komorane und Pelikane.

Purpurreiher

Wieder geht es über verschiedene Seen und  nochmals durch einen kleinen Geheimweg, der uns beim Durchfahren das Schilf ins Gesicht drückt. Nach einigen Minuten öffnet sich der Weg und wir finden uns wieder in einem riesigen Teppich von Seerosen – so weit das Auge reicht – gelbe und weiße – so etwas Schönes habe ich noch nie gesehen.

Seerosen mit Silberreiher

Danach gleiten wir auf einen See und bleiben in der Mitte ganz still stehen. Nach einer Weile merken wir, wie uns aus dem Wasser hunderte kleiner Glubschaugen anstarren – wir sind umgeben von lauter grünen wunderschönen Fröschen, die reglos im Wasser sitzen. Ein tolles Schauspiel.

Wir sehen ganze Schwanfamilien, die wie Entenfamilien in einer Linie hintereinander herschwimmen.

Schwanfamilie

Nach etwa 3 Stunden halten wir im Dörfchen Mila 23, so benannt, weil es sich genau 23 km entfernt vom Schwarzen Meer befindet. Wir haben etwas Zeit, um durch das Dörfchen zu spazieren. Auf der Rückfahrt haben wir noch großes Glück, wir beobachten eine Familie von Rosapelikanen, die gemeinsam nach Fischen tauchen. Ein unbeschreibliches Schauspiel. Alle versammeln sich im Kreis und tauchen dann wie auf Kommando die langen Schnäbel ins Wasser und stecken die Hintern in die Höhe.

Das Donaudelta ist eine unbeschreibliche Naturschönheit. Kaum zu glauben, daß der Diktator Ceausescu geplant hatte, es trockenzulegen, um hier fruchtbare Ackerfläche zu schaffen.

Zurück in Crisan gibts es die obligatorische Fischsuppe und köstlichen gebratenen Fisch mit Polenta.

Der Nachmittag ist dem Angeln gewidmet. Wir haben ein paar einfache Angeln ausgeliehen und wundern uns, wie schnell die Fische hier anbeißen. Die meisten sind allerdings noch recht klein und werden ins Wasser zurückgeworfen. Die Hauskatze sitzt gleich daneben und hofft auf einen leckeren Bissen.

Wir genießen den Tag und lassen den Abend bei einem Gläschen rumänischen Weißwein auf dem Bootssteg ausklingen. Morgen früh geht es ganz zeitig wieder mit dem Boot nach Tulcea. Wir sind uns aber einig – hier im Donaudelta könnten wir es noch eine Weile aushalten. So frei von den Sorgen des Alltags haben wir uns selten gefühlt.

Wenn man noch einen Tag länger da ist, lohnt sich eine Weiterfahrt von Crisan nach Sulina am Schwarzen Meer, hier gibt es auch einen kleinen Sandstrand.

 

Mythos Halongbucht – märchenhafte Tage auf der Dschunke

Heute starten wir zum letzten großen Abenteuer und Highlight unserer Vietnamreise – wir fahren in die Halongbucht.  Am Golf von Tonking ist hier über die Jahrtausende eine mythische und ikonische Landschaft durch aus dem Meer herausragende Karstkegel entstanden. Sieht man ein Bild von der Halongbucht, wird es von jedem sofort erkannt und richtig zugeordnet. Das Spiel der Farben und des Lichts gibt der Bucht zu jeder Tageszeit eine unverwechselbare mythische Stimmung. In der Mythologie wird die Bucht auch Drachenbucht genannt (Ha Long bedeutend „herabsteigender Drache“)

Auf dem Weg zur Bucht machen wir einen Zwischenstopp an einer Perlenfarm (Perlen werden an versteckten Plätzen in der Halongbucht gezüchtet).

Es ist etwas kommerziell aber wir erfahren viel Wissenswertes zum Thema. Wir können direkt einigen Arbeiterinnen über die Schulter schauen, die die Perlmuscheln öffnen, Perlen entnehmen und dann die Muscheln wieder verschließen.

Auch über die verschiedenen Farben und Qualitäten erfahren wir einiges. Natürlich kann man hier auch die berühmten Halongbucht-Perlen, zu Schmuck verarbeitet, erwerben.

Wir erreichen Ha-Long Stadt, das Tor zur Bucht und Abfahrthafen der Dschunken. Die Stadt selbst ist eine Industriestadt mit angeschlosssenem Tiefseehafen.

Aufgeregt besteigen wir unsere Dschunke – ein komfortables kleines Kreuzfahrtschiff im traditionellen Dschunkenstil mit Platz für ca 30 Passagiere – und fahren los.  Nach wenigen Minuten sehen wir die ersten Ausläufer der Karstgebirge und werden sofort in eine meditative Stimmung versetzt. Das langsame Gleiten der Dschunke durch die verzauberten Karstlandschaft bringt sofortige Entspannung. Immer wieder gibt es wunderschöne neue Aussichten.

Ich habe schon einmal eine faszinierende Flußlandschaft mit Karstkegeln in Guilin in China erlebt. Die Stimmung war ähnlich aber die Halongbucht spielt dennoch in einer anderen Liga.  Hervorragend an Bord auch das Essen – mit einem Fokus auf Meerestiere, wird hier dem insgesamt köstlichen vietnamesischen Essen noch einmal eine Krone aufgesetzt. Ein weiteres Highlight sind die Tischdekorationen mit z.B. riesigen Feuervögeln aus Karotten geschnitzt.

Ein Feuervogel aus Karotten geschnitzt

Am Nachmittag haben wir Gelegenheit zum Besuch des schwimmenden Fischerdorfes Cua Van. Hier leben seit vielen Generationen knapp 1000 Menschen auf Hausbooten in einer stillen von Karstkegeln umgebenen Bucht.

Wir steigen von der Dschunke um in kleine Fischerbote, die von Einheimischen gestakt werden und gleiten langsam durch die wundersame Welt. Die Sonne brennt, es gibt keinen Schatten und deshalb tragen auch wir alle den typischen konischen vietnamischen Spitzhut der uns hier sehr praktisch Schatten spendet. Einziger Nachteil: es ist sehr schwierig nach rechts oder links zu sehen ohne den kompletten Kopf zu drehen. Die einheimischen Bootsführer selbst sind komplett verhüllt inklusive Händen und Gesicht. Nur die Augen schauen heraus.  Wir genießen die Fahrt und bewundern die Einwohner, die hier leben.

Traditionelle Dschunke

Es gibt sogar einen kleinen schwimmenden Tante-Emma-Laden. Dort erwerben einige von uns direkt vom Boot aus ein paar Dosen Bier – sehr zur Freude der Einwohner.

Zurück an Bord können wir weiter die Landschaft genießen. Auf dem Oberdeck gibt es viele tolle Plätze zum Verweilen.

Dann kommt die mystische Abendstimmung. Das Licht wird weniger und fast minütlich wird die Bucht in neues faszinierendes Licht getaucht. Wir stehen und staunen. Unser Schiff geht nun auch vor Anker.

Es wird Abend in der Halongbucht

Ein Highlight für die Kinder ist die Möglichkeit, im Nachtlicht kleine Tintenfische zu angeln. Tatsächlich beißt der eine oder andere an.

Zum Frühstück werden uns die Tintenfische dann als köstliche Crabcakes serviert.

Wir genießen einen langen Abend auf dem Oberdeck der Dschunke  – es ist ja auch unsere letzte Nacht in Vietnam.

Nach nur 4 Stunden Schlaf zwinge ich mich wieder zum Aufstehen. Man kann nicht in der Halongbucht sein und den Sonnenaufgang verpassen. Gegen 5 Uhr gehe ich noch im Schlafanzug aufs Oberdeck. Das erste Licht kommt, aber noch ist es komplett neblig. Dann, ganz langsam geht die Sonne auf und es wird unbeschreiblich magisch.

Ich habe noch nie so ein transluzentes Licht gesehen. Ich kann einfach nur Staunen. Um 6 Uhr verwandelt sich dann unser Schiffskommandant in einen Thai-Chi Meister und ich komme mit wenigen anderen, die es auch aus dem Bett geschafft haben in den Genuß einer unglaublichen Thai-Chi Stunde auf Deck vor der Kulisse der Halongbucht.

Gleich um 7 Uhr wartet das nächste Highlight – wir können entweder Kajak durch die Bucht fahren oder die faszinierende Pelikangrotte Hang Bo Nau besuchen. Die Kinder und meine Mann fahren Kajak, die Oma bleibt an Bord und ich entscheide mich für eine Wanderung zur Grotte.  Mit einem kleinen Boot landen wir an der Karstinsel mit schönem keinen Sandstrand an. Dann geht es steil berghoch bis etwa auf halbe Höhe des Felsens und von hier in eine wunderschöne Grotte, die wir durchqueren, am Ende der Grotte wartet der wohl schönste Blick auf die Halongbucht – ich sehe die Karstfelsen und unser Schiff. Das Foto von hier wir zu einem der begehrtesten Fotomotive für alle.

Mein schönstes Foto der Halongbucht

Rückwärts verweile ich noch etwas am Strand und sehe meine Kinder im Kajak vorübergleiten.

Nach diesen ganzen Highlights ist jetzt Zeit für eine gutes  Frühstück und wir genießen die zweistündige Rückfahrt nach Halong Stadt.

Halong Stadt wieder in Sicht

Weiter geht es mit dem Bus nach Hanoi, wo wir in einem wunderschönen Restaurant mit Blick auf den Hoan Kiem See und das geschäftige Treiben der Stadt noch ein herausragendes Abschiedsdinner genießen.

Ein letztes Mal köstliche Sommerrollen

Danach müssen wir uns leider von unserem tollen Führer Do verabschieden und nehmen den Nachtflug nach Deutschland, voll von tiefen Erinnerungen and dieses wunderschöne und freundliche Land.