Auf den Spuren der Maya – Tag 7: Über Guatemala‘s ungeteerte Straßen zurück nach Mexico und Yaxchilan

Leonel kündigt uns für heute einen langen Reisetag an und so brechen wir schon gegen 7:30 Uhr auf. Trotz des frühen Aufbruchs fällt ohne besondere Erklärung der erste Programmpunkt aus – ein Ausflug auf die Insel Flores im Lago de Peten Itza – wir gehen davon aus, dass es der Zeit geschuldet ist, aber wären dafür gerne noch früher aufgestanden. Wir wollen heute durch den Norden Guatemala‘s bis zum Grenzfluss Rio Usumascinta fahren, der die natürliche Grenze zur Provinz Chiapas in Mexico bildet. Dort planen wir dann noch den Besuch der Mayastätte Yaxchilan und die Weiterfahrt bis in ein Camp der Lacandonen im Dschungel. Die Lacandonen sind direkte Nachfahren der Mayas und leben noch recht ursprünglich.

Wir erkennen das Zeitproblem recht schnell: die Straße, auf der wir unterwegs sind, ist ein ungeteerter staubiger Weg auf dem selbst unser versierter guatemaltekischer Fahrer Mathias nur sehr langsam vorankommt.

Toilettenpause an einer Tankstelle

Leonel macht sich Sorgen, dass wir es mit dieser langsam zu befahrenden Strecke und den noch kommenden Grenzformalitäten nicht bis 16 Uhr nach Yaxchilan schaffen, der spätesten Einlasszeit in die Mayastätte – auch wir fühlen uns nun davon etwas gestresst.

Unterwegs sehen wir einige Dörfer und Gebirgsketten, eine gute Gelegenheit, noch einmal kurz etwas über Guatemala zu erfahren: Guatemala, mit 17 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land Mittelamerikas ist die Wiege der Mayakultur und auch heute sind noch 40% der Einwohner Guatemalas Mayas, haben jedoch kaum politische Mitspracherechte. Die politische Macht liegt bei einer kleinen Elite von Mestizen und Ladinos. Obwohl Guatemala schon seit über zweihundert Jahren ein unabhängiges Land ist, waren die Regierungen fast immer von Diktatoren bzw.  einer Militärmacht geführt. Leider ist Guatemala auch ein Drogenkorridor, vor allem für Kokain und wird von Kartellen beherrscht, die auch eng mit dem Militär verknüpft sind.

Landwirtschaftlich liegt der Fokus auf dem Anbau von Kaffee (guatemaltekischer Kaffee ist berühmt) und Mais (maize) – dem heiligen Getreide der Maya – die Maya dachten, dass die Menschen aus Mais entsprungen sind.

Wir bereisen nur den Norden Guatemalas mit dem Dschungel von Peten der sehr dünn besiedelt ist,  jedoch hat Guatemala ein sehr vielseitiges Profil. Neben dem Dschungel im Norden gibt es hohe Gebirgsketten bis zu 5000 Metern im Süden (Teil des panamerikanischen Gebirgszuges, der dann in die Anden übergeht), außerdem Karibik und Pazifikküsten. Die Mehrzahl der Einwohner wohnt im Süden um Guatemala City.

Plötzlich wird unsere Fahrt von einem Stau gestoppt. Bald erkennen wir, dass es sich um eine Art Landwirtschaftsparade handelt. Vor uns ein riesiger Konvoi von Traktoren und anderen landwirtschaftliche Fahrzeugen die prächtig geschmückt sind und auf denen ganze Familien sitzen und feiern – ein grandioser Anblick.

Matthias fährt mutig auf die Gegenspur und kann so einige Meter gut machen.

Dann aber dreht der Konvoi und wir müssen zurück in die Reihe und als Teil des Konvois unseren Weg fortsetzen. Das kostet Zeit ist aber für uns gleichzeitig ein spannendes Erlebnis und wir winken uns fröhlich mit den einheimische Familien zu.

Endlich erreichen wir den Wendepunkt und können wieder frei fahren – Matthias fährt so schnell wie möglich auf dieser unbefestigten Straße und wir fühlen uns jederzeit sicher.

Am frühen Nachmittag kommen wir am Grenzfluss an. An einem kleinen Häuschen vollziehen wir die Ausreise aus Guatemala. Der Grenzbeamte muss erst das Stempelkissen neu tränken, um unsere Pässe stempeln zu können. Dann verabschieden wir uns von Mathias und es geht mit dem Gepäck in der Hand das Ufer zum Grenzfluss hinunter direkt auf ein Boot.

In wenigen Minuten sind wir am anderen Flußufer, in der mexikanischen Provinz Chiapas und damit – noch nicht ganz legal – wieder auf mexikanischem Boden. Wir wuchten die Koffer ans Ufer und dort wartet schon wieder Rabel, unser mexikanischer Fahrer auf uns und wir verstauen das Gepäck im Bus. Am Ufer verkaufen kleine Kinder Obst und wir probieren kleine rote Miniäpfel, die eher wie eine Sternfrucht schmecken.

Nun müssen wir noch unseren Aufenthalt in Mexico legalisieren. Die Polizeistation macht jedoch gerade Siesta und lässt uns warten – die Zeit läuft.  Endlich öffnet sich der Schalter und wir bekommen unseren Einreisestempel  – die ganze Prozedur kosten uns fast ein Stunde. Nun heisst es auf ein schnelles spätes Mittagessen ins nahegelegenen Restaurant – wo eine neue Überraschung auf uns wartet  – keine Kartenzahlung möglich und der nächste Geldautomat – in Palenque – also frühestens in zwei Tagen.  Glücklicherweise bin ich im Ausland ein Freund von Bargeld und wir hatten in Bacalar etwas mehr Pesos abgehoben, so können wir alle versorgen.

Jetzt aber ganz schnell ins Boot für die 45-minütige Fahrt zur Mayastätte Yaxchilan (in Maya: Grüner Felsen), die nur über den Wasserweg erreichbar ist.

Die Bootsfahrt ist wunderschön und wir erreichen die Stätte noch rechtzeitig um eingelassen zu werden.

Nach ein paar einleitenden Worten durch Leonel können wir die Stätte, die ihre Blütezeit zwischen 250 und 900 AD hatte, etwas auf eigene Faust erkunden. Auch hier sind wir praktisch alleine.

Zunächst gibt es wieder ein Fotoshooting am allgegenwärtigen Ceiba Baum.

Ein besonderes Highlight ist der Ballspielplatz (den wir später in Palenque auch wieder sehen).

Ballspielplatz

Die Mayas hatten schon Bälle aus Kautschuk. Das Spiel war jedoch eher ein Ritual: zwei Mannschaften junger Krieger standen sich auf zwei Erhöhungen gegenüber und es ging darum den Ball in einen hoch gelegenen Steinring zu schießen, allerdings durfte der Ball nur mit Knie, Hüfte oder Schulter berührt werden. Lediglich die Mannschaftskapitäne durften einen am Boden liegenden Ball durch eine Art Einwurf wieder ins Spiel bringen. Sieger war, wer zuerst den Ball durch den Steinring brachte – jedoch, und jetzt kommt das für uns unerklärliche, wurde der Sieger dann als „Belohnung“ geköpft  -scheinbar eine Ehre zur damaligen Zeit.

Nun kommt ein besonderes Bauwerk: über viele, viele steile Stufen geht es hoch zu einem großen Palast, eine sehr beieindruckende Ansicht, von unten wie von oben.

Beim Besteigen der Stufen werden wir auch noch von Affen bedroht, die recht schwere Palmwedeln hinunterwerfen und wir hoffen, bloß keine auf den Kopf zu bekommen.

Wir genießen die Stätte, müssen uns aber auch etwas beeilen, was schade ist.

Zum Abschluß gibt es noch eine Aussicht auf den Fluß. Hier gab es wohl zu Mayazeiten auch eine Brücke auf die andere Flußseite (was wir am nächsten Tag bei den Lacandonen auf einem Bild sehen können).

Bei tiefstehender Sonne geht es ganz romantisch zurück im Boot  wieder bis zu unserem Bus.

Nun noch eine knappe Stunde Fahrt im Sonnenuntergang bis ins Campamente Lacandones, wo wir die nächsten zwei Tage nächtigen werden.

Die Lacandonen sind direkte Nachfahren der Maya und leben noch recht ursprünglich im Dschungel. Die meisten von ihnen, aber nicht alle, tragen ein traditionelles langes weißes Leinenkleid.

Wir kommen gerade noch rechtzeitig zum Abendessen – das Essen ist einfach aber qualitativ okay und es gibt nur wenig Auswahl. Dafür ist es sehr preiswert  und so schaffen wir es, die nächsten zwei Tage mit meinen Bargeldreserven zu überleben.

Das von den Lacandonen bewirtschaftete Camp ist sehr einfach und naturnah am Lacanja-Fluß gelegen, den man auch nachts rauschen hört. Die Geräuschkulisse ist allerdings eher dörflich: wir hören nachts den Hahn krähen und Schweine grunzen.

Hier kommt zum ersten Mal unser Moskitonetz zum Einsatz – obwohl sich die kleinen Krabbeltiere unerwartet wenig zeigen

Wir sind schon gespannt auf den nächsten Tag der mit einem Rafting auf dem Fluß beginnen soll.

 

 

Durch den Lyngenfjord zurück nach Tromsø und ein waschechtes Silvesterfeuerwerk

Heute heißt es leider schon Abschied nehmen von Uløya, unserer kleinen Insel, auf der wir drei sehr spannende und intensive Tage verbracht haben.

Abschiedsstimmung am Fjord
Letzter Blick aus unserem Fenster

Svein steht, wie immer nur im Pullover, bereit und fährt uns mit seinem kleinen Boot wieder rüber aufs Festland.

Noch einmal genießen wir die Leidenschaft mit der er Gastgeber ist und wie er über den Fjord düst – das hat schon fast Kultcharakter.

Svein in seinem Element

Auf der anderen Seite wartet schon unser Fahrer und wir machen uns auf über schneebedeckte Straßen auf die etwa dreistündige Reise nach Tromsø. Heute im Tageslicht ist das eine ganz andere Sache und wir können die atemberaubende Bergwelt des Lyngenfjords bewundern.

Auf unser Bitten hin wird auch ein Fotostop direkt am Wasser mit wunderbarer Bergkulisse möglich gemacht.

Am frühen Nachmittag erreichen wir Tromsø mit den vertrauten Bildern der Eismeerkathedrale und der großen Fjordbrücke.

Wir checken ein ins Hotel Clarion Aurora direkt am Hafen, allerdings ein deutlicher Abstieg gegenüber dem Thon Polar Hotel vom ersten Tag im Tromsø.

Auch wenn es die gleich Hotelkategorie ist, hier zählt ganz klar Massenabfertigung und das sicherlich einst schöne Hotel ist kräftig in die Jahre gekommen und auch etwas schmuddelig – aber für eine Nacht wird es schon gehen.

Zuerst gilt es hungrige Mäuler zu stopfen und da es allen bei La Famiglia so gut gefallen hat, rücken wir da noch einmal für ein ausladendes Mittagessen ein, das uns allerdings den Rest des heute verfügbaren Tageslichts kostet.

Wir beratschlagen, was wir unternehmen wollen. Da stünde zum Beispiel noch eine Fahrt mit der Seilbahn auf den Hausberg Storsteinen an. Gesagt, getan, –  da es doch eine ordentliche Strecke bis auf die andere Seite ist, noch weiter als bis zur Eismeerkathedrale, rufen wir uns 2 Taxis. Taxis werden hier einfach von einen kleinen Computer an der Hotelrezeption selbst gerufen und treten dann mit Dir über Handy SMS in Verbindung. Die Taxis kommen schnell und wir fahren in etwa fünfzehn Minuten hinüber zur Seilbahn. Der Spaß soll uns 30 Euro kosten.

So sieht die Taxibestätigung auf dem Hotelcomputer aus

An der Seilbahn Fjellheisen, die alle halbe Stunde fährt,  haben wir Glück und müssen nicht lange warten. In nur vier Minuten sind wir oben.

Leider ist es jetzt schon dunkel und etwas diesig, so dass die Aussicht leidlich ist.

Trotzdem fühlt es sich gut an, hier oben auf dem Berg zu stehen und auf den Fjord und das Lichtermeer zu blicken. Wir wandern etwas nach rechts, dem Tipp eines Blogs folgend, der uns verraten hat, dass der Ausblick hier noch besser ist als von der direkten Terasse an der Seilbahn. Über rutschige Schneewege kämpfen wir uns vorwärts.

Und tatsächlich, von hier ist der Ausblick besser, es gibt nur wenige Menschen und auch der Nebel legt sich etwas, so dass es schön klar wird. Ein toller Blick.

Wir können die Eismeerkathedrale, die imposante Brücke und das Hafenviertel ausmachen und sogar noch zwei Flugzeuge landen sehen – der Flughafen befindet sich direkt auf der Innenstadtinsel.

Es ist jetzt gegen 17 Uhr und die eine oder andere Rakete steigt auch schon in den Himmel. Apropos Feuerwerk, als wir uns umdrehen und etwas bergaufwärts schauen, sehen wir eine große Gruppe von Feuerwehrleuten in orangen Westen, die auf einem abgesperrten Gelände bereits Vorbereitungen für das berühmte Silvesterfeuerwerk treffen, da sind wir schon gespannt.

Vorbereitungen für das große Feuerwerk

Es wird jetzt ziemlich ungemütlich, der Wind pfeift und es beginnt zu schneien. Nach einem kurzen Besuch auf der offiziellen Aussichtsterasse nehmen wir die nächste Seilbahn nach unten. Beim Hinunterfahren bemerken wir am Felsen einige Kletterer, wir wundern uns, wer hier bei diesem schwierigen Wetter klettert aber das wird sich später noch auflösen. Unten beschließen wir, zurück zu laufen – denn viel Bewegung hatten wir heute noch nicht. Durch malerische Straßen – die wir mehr rutschen als laufen – geht es zunächst bis zur Eismeerkathedrale, die heute in der Dunkelheit noch einmal eine besondere Wirkung entfaltet.

Wir haben sogar Glück, die Kathedrale ist kurz geöffnet, so können wir ein Blick ins Innere erhaschen.

Von außen ist sie allerdings um einiges spektakulärer.

Nun geht es im immer dichter werdenden Schneesturm zurück über die lange Brücke.

Nach kurzer Pause wollen wir im Hotel ein Abendessen einnehmen, das dort schon inklusive ist. Wir erwarten nicht viel, und so ist es auch: viel Gedränge und ein recht liebloses und nicht sehr einfallsreiches Buffet. Wir sehen, dass wir schnell wieder aus diesem Speisesaal herauskommen. Wir holen im nahegelegenen Supermarkt noch ein paar Snacks und machen es uns mit unserer mitgebrachten Flasche Champagner gemütlich, die wir in weiser Voraussicht schon in Uløya tiefgekühlt hatten. Wir unterhalten uns und schauen dabei im Fernsehen Rocky II. Da in Skandinavien alle Filme im Original mit Untertiteln gezeigt werden ist das Verstehen keine Problem.  Der Champagner schmeckt und ist leider viel zu schnell alle und bald geht es auch schon auf Mitternacht zu und wir packen uns wieder warm ein. Direkt am Hafen haben sich schon einige Leute versammelt, Touristen und Einheimische und alle warten gespannt auf das Feuerwerk. Links und rechts über den Häusern schießen schon viele private Raketen nach oben.

Wir haben einen perfekten Blick über den Fjord auf den Hausberg und jetzt erschließen sich uns auch die Kletterer. Kurz unterhalb des Berggipfels leuchtet die Jahreszahl 2021.

Die Kletterer mit knallroten Leuchten manipulieren an der letzen Zahl des Jahres 2021

Die letzte Minute vor Mitternacht bricht an und die Stimmung ist gut, alle blicken gespannt über den Fjord. Und dann ist es soweit:  Punkt zwölf Uhr beginnt ein wunderschönes und facettenreiches Feuerwerk auf dem Berggipfel, es ist wirklich eindrucksvoll komponiert und ja, auch die Zahl 2021 ändert sich magisch in die Zahl 2022.

Nur wenige Sekunden nach Mitternacht ist schon die 2022 zu lesen

Als dann noch die Postschiffhupe ertönt, ist die Magie im hohen Norden perfekt und wir stehen nur noch da und genießen.  Nach einer Viertelstunde ist leider schon wieder alles vorbei – aber es war schön und stimmungsvoll – zurück im Hotel waren wir wohl Silvester schon lange nicht mehr so zeitig im Bett.

Am nächsten Morgen machen wir im Tageslicht noch einen kleinen Spaziergang durch das sehr ruhige Tromsø.

Diesmal erkunden wir die malerische rechte Seite des Hafens und sehen dort noch einige imposante Gebäude und auch die Magic Ice Bar – wir hatten am Abend vorher noch überlegt, hier hineinzugehen aber es war nichts mehr frei gewesen.

Magic Ice Bar

Zum Abschied genießen wir noch einen wunderschönen Blick hinein in den Fjord und dann geht es vorbei an der malerischen Hafenzeile zurück zum Hotel.

Wir haben schon zwei Taxis zum Flughafen gebucht. Eins kommt auch, die Hälfte von uns fährt voraus, aber das andere lässt sich nicht blicken. Leider ist es nicht möglich, selbst mit den Fahrern in Kontakt zu treten. Nach 20 Minuten Wartezeit beschließen wir, ein neues Taxi zu rufen, lustigerweise kommt genau der Fahrer wieder, der die andere Hälfte von uns bereits zum Flughafen gebracht hat.  Am Flughafen ist jetzt beim Check-in ein lange Schlange und es wird etwas knapp. Zum Glück sind die Wege auf diesem kleinen Flughafen kurz und so geht sich noch alles aus und wir starten unseren Direktflug nach Frankfurt, vollgepackt mit schönen Erinnerungen an diese kurze aber sehr intensive Reise in den hohen Norden.

 

Pelikane-Kormorane-Seerosenteppiche – Natur pur im Donaudelta

Das Donaudelta ist nach dem Wolgadelta das zweitgrößte Flußdelta Europas. Hier mündet die Donau, nachdem sie 10 europäische Länder durchflossen hat im Schwarzen Meer.

Wir sind für 2 Tage in der kleinen Pension Oprisan in Crisan eingemietet. Crisan liegt direkt im Herzen des Deltas am Sulinakanal und ist von Tulcea in ca. 1 Stunde mit dem Speedboot zu erreichen.

Vor der Pension Oprisan, direkt an der Donau

Das Donaudelta entstand vor ca. 60.000 Jahren durch Sandablagerungen, die die Donau mit sich schleppte. Heute stehen etwas 75% des Gebietes unter Wasser, der Rest ist Festland und von kleinen Dörfchen besiedelt. Wir wohnen in Crisan mit ca. 400 Einwohners. Die Häuser sind wie an einer Perlenschnur in einer Länge von 7 km aufgereiht. Vorne der Sulinakanal, dann die Häuser mit Garten und dahinter bereits ein kleiner Nebenarm der Donau.

Uferweg in Crisan

Nach unserer Ankunft am späten Vormittag geht es gleich auf unsere erste Tour. Florin Oprisan führt uns hinters Haus zu seinem Boot. Heute werden wir für ca. 4 Stunden den südlichen Teil des Deltas erkunden.

Wir gleiten ruhig auf den kleinen Nebenarmen dahin. Sofort stellt sich ein unheimlich friedliches Gefühl ein – das ist wirklich Natur pur und läßt einen den Stress des Alltags schnell vergessen.

Am Ufer wunderschöne Schilflandschaften und immer wieder kleine Teppiche von weißen und gelben Seerosen, die gerade in voller Blüte stehen.

Von Tulcea aus teilt sich die Donau in 3 große Arme, den Hauptkanal Sulinakanal, der stellenweise (dort wo die Donau im Bogen fließt, gerade Teile künstlich eingebaut bekommen hat) und noch zwei weitere Kanäle je auf der Nord und Südseite des Deltas . Auf dem Sulinakanal fahren auch in der Regel die  Donaukreuzfahrtschiffe – hier ist für sie genug Platz und Tiefe. Die wirklich naturnahen Teile des Deltas kann man allerdings nur mit kleinen Booten erkunden – und hier steht dann das ganze Vogelparadies offen.

Auch wenn man kein Vogelnarr ist, wird man hier von der Schönheit und Vielfalt der Vögel in den Bann gezogen – über 320 Arten soll es hier geben.

Zunächst sehen wir Reiher, und das in vielen unterschiedlichen Sorten: Graureiher, Silberreiher, Seidenreiher, Purpurreiher, einer schöner als der andere  – wir lernen hier richtig dazu. Nach einer Stunde gelangen wir in die Seenlandschaft – dort sehen wir immer wieder große Gruppen von Kormoranen.

Eine Gruppe mit Kormoranen

Dann endlich sehen wir auch den König des Deltas: den Pelikan Ein besonderes Schauspiel ist es, wenn die Pelikane und Reiher ihre großen Schwingen heben und in die Luft steigen.

Ein Schauspiel ist es, wenn die Pelikane sich in die Luft erheben

Immer wieder entdecken wir neue Vögel, so auch den Ibis und genießen die wunderschöne Delta-Landschaft. Zum Schluß geht es durch einen kaum sichtbaren Geheimweg mit dichtem Schilf zurück zum Hauptkanal und zur Pension.

Ein Geheimweg durch dichtes Schilf

Nach soviel Natur gibt es zum Mittagessen eine leckere frischgekochte Fischsuppe, mit Gemüse und Kartoffeln aus dem Garten der Wirtin und Fisch aus der Donau – mehr Bio geht nicht. Wir haben hier Vollpension und auch zum Abendessen steht wieder ein herrliches Essen aus frischem Fisch auf dem Tisch.

Wenn man allerdings Fisch überhaupt nicht mag, dann wird es hier schwierig, denn er steht wirklich bei jeder Mahlzeit, auch beim Frühstück auf dem Tisch. Wir gehen noch etwas im Dorf spazieren und beobachten einen Storch in seinem Nest – diese kann man hier zuhauf antreffen. Am Bootssteg lassen wir den Abend ausklingen.

Blick auf den Donaukanal vor unserer Pension

Für die Bootstouren ist es gut, bequeme Kleidung zu tragen   – wir hatten unsere Trekkinghosen und T-Shirts an – da trocknet auch ein gelegentlicher Wasserspritzer schnell wieder. Sonnencreme und Kopfbedeckung sind wichtig und auch etwas Mückenschutz, obwohl diese tagsüber nicht so aktiv sind. Auch eine Jacke für die windigen Gebiete auf den Seen sollte im Gepäck sein.

Am nächsten Morgen geht es auf unsere zweite Tour, diesmal auf die Nordseite des Deltas. Wir sehen am Hauptkanal einige größere Hotelanlagen – man kann hier auf beide Weisen Urlaub machen – im größeren Hotel mit viel Komfort oder in einer kleinen Pension ganz nah an den Leuten – für uns ist letzteres immer die bessere Variante, vor allem wenn unser in Crisan geborener Pensionsbesitzer Florin, der das Delta wie seine Westentasche kennt, uns direkt die Schönheiten seiner Heimat zeigt und seine Frau Frischgekochtes aus ihrem Garten zusammen mit Donau- und Schwarzmeerfisch auf den Tisch bringt. Wenn wir abends auf der Veranda oder auf dem Bootssteg sitzen, fühlen wir uns hier fast wie zu Hause.

Heute sehen wir wieder viele Reiher, vor allem den wunderschönen Purpurreiher und auch wieder Komorane und Pelikane.

Purpurreiher

Wieder geht es über verschiedene Seen und  nochmals durch einen kleinen Geheimweg, der uns beim Durchfahren das Schilf ins Gesicht drückt. Nach einigen Minuten öffnet sich der Weg und wir finden uns wieder in einem riesigen Teppich von Seerosen – so weit das Auge reicht – gelbe und weiße – so etwas Schönes habe ich noch nie gesehen.

Seerosen mit Silberreiher

Danach gleiten wir auf einen See und bleiben in der Mitte ganz still stehen. Nach einer Weile merken wir, wie uns aus dem Wasser hunderte kleiner Glubschaugen anstarren – wir sind umgeben von lauter grünen wunderschönen Fröschen, die reglos im Wasser sitzen. Ein tolles Schauspiel.

Wir sehen ganze Schwanfamilien, die wie Entenfamilien in einer Linie hintereinander herschwimmen.

Schwanfamilie

Nach etwa 3 Stunden halten wir im Dörfchen Mila 23, so benannt, weil es sich genau 23 km entfernt vom Schwarzen Meer befindet. Wir haben etwas Zeit, um durch das Dörfchen zu spazieren. Auf der Rückfahrt haben wir noch großes Glück, wir beobachten eine Familie von Rosapelikanen, die gemeinsam nach Fischen tauchen. Ein unbeschreibliches Schauspiel. Alle versammeln sich im Kreis und tauchen dann wie auf Kommando die langen Schnäbel ins Wasser und stecken die Hintern in die Höhe.

Das Donaudelta ist eine unbeschreibliche Naturschönheit. Kaum zu glauben, daß der Diktator Ceausescu geplant hatte, es trockenzulegen, um hier fruchtbare Ackerfläche zu schaffen.

Zurück in Crisan gibts es die obligatorische Fischsuppe und köstlichen gebratenen Fisch mit Polenta.

Der Nachmittag ist dem Angeln gewidmet. Wir haben ein paar einfache Angeln ausgeliehen und wundern uns, wie schnell die Fische hier anbeißen. Die meisten sind allerdings noch recht klein und werden ins Wasser zurückgeworfen. Die Hauskatze sitzt gleich daneben und hofft auf einen leckeren Bissen.

Wir genießen den Tag und lassen den Abend bei einem Gläschen rumänischen Weißwein auf dem Bootssteg ausklingen. Morgen früh geht es ganz zeitig wieder mit dem Boot nach Tulcea. Wir sind uns aber einig – hier im Donaudelta könnten wir es noch eine Weile aushalten. So frei von den Sorgen des Alltags haben wir uns selten gefühlt.

Wenn man noch einen Tag länger da ist, lohnt sich eine Weiterfahrt von Crisan nach Sulina am Schwarzen Meer, hier gibt es auch einen kleinen Sandstrand.