Der heutige Morgen zeigt sich von seiner besten Seite mit einem wunderschönen Sonnenaufgang über der Lagune der mich zu einer kurzen Yogaeinheit auf dem Bootssteg verleitet.
Der erwünschte Wetterumschwung ist jetzt da und auf einen Schlag haben wir Sonne pur und mehr als 30 Grad.
Heute geht es nach Belize, einem eher unbekannten winzigen Land direkt unter Mexico an der Karibikküste.
Nach einer halben Stunde Fahrt sind wir an der Grenze und müssen erst einmal an den mexikanischen Staat 35 Dollar Ausreisesteuer pro Person berappen obwohl wir ja in 4 Tagen wieder in das Land einreisen werden, auf der belizianischen Seite geht es schnell und wir werden gleich von Rene, unserem lokalen Reiseführer empfangen. In Belize ist übrigens Englisch die offizielle Amtssprache, so dass es keine Verständigungschwierigkeiten gibt. Von Rene erfahren wir allerhand interessantes über das Land.
Belize gehört neben Ostmexiko/Yucatan, Guatemala und Honduras auch zum „Mayaland“ und gehörte ursprünglich teils zum Territorium Mexikos und teils zum Territorium Guatemalas. Da sich jedoch keiner wirklich für das Gebiet interessierte und dort viele schöne Mahagonibäume wuchsen, interessierten sich im 18. Jahrhundert die Briten für das Gebiet und verhandelten mit Guatemala: so erhielten sie diesen Landstrich im Tausch für den Bau einer Straße von Guatemala City bis zur Karibikküste, die jedoch nie gebaut wurde. Das Gebiet erhielt den Namen British Honduras und wurde zur britischen Kolonie. Im Jahre 1981 erhielt British Honduras die Unabhängigkeit und ist seither unter dem Namen Belize bekannt. Die politische Zukunft des Landes ist jedoch alles andere als klar: einerseits gehört es immer noch zum Commonwealth und das Portrait von Queen Elizabeth ziert die Geldscheine, andererseits hat Guatamala die Unabhängigkeit Belizes nie öffentlich anerkannt und stellt Ansprüche auf die südliche Hälfte des Landes mit dem Ziel, einen besseren Zugang zur Karibikküste zu erhalten. Der Fall ist seither beim Internationalen Gerichtshof für Völkerrecht anhängig.
Belize hat nur eine knappe halbe Million Einwohner, ist aber ein sehr vielfältiges Land, das vor allem durch landschaftliche Schönheit besticht. So befindet sich vor der Küste Belizes das nach Australien zweitgrößte Korallenriff der Welt, das viele Taucher anzieht.
Ursprünglich war für heute ein actionreiches Cavetubing (man erkundet, auf Autoreifen durchs Wasser gleitend, eine unterirdische Höhle) angesagt, wegen der anhaltenden Regenfälle der letzten Tage sind die Höhlen jedoch gesperrt. Als Alternativprogramm wird ein Besuch der Ausgrabungsstätte Altun-Ha angeboten. Und was uns zunächst garnicht gefällt erweist sich als Volltreffer: Altun Ha ist eine der besonderen Mayaruinenstätte in Belize. Sie wurde erst in den 1960er Jahren entdeckt und ist klein aber fein.
Wir erfahren von Rene, dass die Mayas in dieser Gegen vor allem vom Handel lebten, es gab hier vor allem hartes Gestein zum Herstellen von Messern und Pfeilspitzen (Feuerstein) – deshalb auch der Name des Ortes in Deutsch „Felsenwasser“, aber auch Kakaobohnen und Honig. Vor allem Kakaobohnen fungierten in dieser Zeit als Währung. Der Ort war auch ein Zentrum der Jadeschnitzerei und bei Ausheben der Ruinen wurde hier die größte Jadeskulptur der Gegend – ein Jade-Kopf gefunden.
Interessant auch, wie die Mayapyramiden entstanden sind: zunächst begann alles mit einem ebenerdigen Gebäude, nach dem Tod des herrschenden Priesters wurde dieser darin bestattet und ein neues Stockwerk darauf für den nächsten Priester errichtet und so weiter. In einer der Pyramided in Altun Ha wurden z.B. acht Gräber gefunden.
Der Besuch von Altun Ha war für uns auch so besonders, weil wir praktisch alleine dort waren und alle Pyramiden besteigen durften – so konnten wir beim Stehen auf den Pyramiden ein Gefühl dafür entwicklen, wie sich die Mayapriester, dort oben stehend, mächtig gefühlt haben müssen als sie auf tausende von Anhängern hinunterblickten.
Erhebend auch der Blick auf den umgebenden Dschungel aus dem die höchsten Pyramiden herausragten.
Wir können garnicht genug bekommen aber irgendwann heißt es Abschied nehmen.
Auf dem Rückweg zeigt uns Rene noch den Pfefferbaum aus dessen Blätter auch guter Erkältungstee gekocht werden kann. Es riecht weihnachtlich und vor allem erkennen wir Noten von Piement und Lorbeerblatt.
Noch ganz beeindruckt fahren wir weiter, vorbei an Zuckerrohrplantagen, sich ändernder Vegetation, vorbei am Staatsgefängnis, über ruckelige Straßen. Mit großem Hunger finden wir am Nachmittag ein sehr nettes Lokal in dem wir z.B. das Nationalgericht „Rice and Beans“ (in Kokosnussöl gebratenen Reis und schwarze Bohnen) und das lokale wohlschmeckende Bier Belikin (Sonne Belizes) probieren können. Die Besitzerin des Lokals ist eine Dänin, die schon seit 30 Jahren in Belize wohnt und sie versorgt uns noch mit einer Auswahl scharfer Saucen, von der es einige in sich haben.
So gestärkt geht es nun weiter über die holperigen Straßen bis kurz vor Belmopan. Dort ist noch ein Stop im Belize Zoo eingeplant. Obwohl wir keine Zoo-Freunde sind, werden wir damit versöhnt, da es in diesem Zoo nur einheimische Tiere gibt die vor dem sicheren Tod gerettet wurden. Spannend für uns ist, dass wir einheimische Wildtiere sehen können, die wir zwar vom Namen her kennen aber noch nie gesehen haben.
So sehen wir z.B. Tapire, die auch das Nationaltier Belizes sind, Pumas und Jaguare.
Wir lernen auch die sehr komplexe Flagge Belizes kennen und erfahren, dass Belize mehrere Nationalsymbole hat. So ist der Tapir das Nationaltier, der Tukan der Nationalvogel, die schwarze Orchidee die Nationalblume und der Mahagonibaum der Nationalbaum.
Wir fahren noch eine kappe Stunde und kommen dann, leider schon im Dunkeln, in unserem Hotel „Dream Valley Resort“ an. Eine scheinbar sehr schöne Anlage etwas außerhalb von Belmopan, der Hauptstadt des Landes, aber das sieht man im Dunkeln nicht mehr. Wir müssen gleich unser Essen auswählen und da es hier auch kein Internet in den Zimmern gibt gehen wir bald ins Bett. Ein spannender Tag in einem unbekannten Land geht zu Ende.