Atemberaubende Ausblicke, steile Hänge und viel Sonne – Wanderung auf dem Kraterrand von Fira nach Oia

Da die Tage hier auf Santorini immer wärmer werden, wollen wir heute den geplanten Santorini-Wanderklassiker durchführen: Immer entlang am Kraterrand der Caldera von Fira nach Oia. Obwohl man zu solch einem Unterfangen früh aufbrechen soll, lassen wir uns zunächst von einem wunderschönen Frühstück im Hotel verführen – denn gestern hatten wir dafür schon keine Zeit, Frühstück gibt es hier nämlich erst ab 8 Uhr. Begleitet von einem traumhaften Ausblick auf die Caldera lassen wir uns Açaí Bowl, frische Früchte und Avocado-Toast mit pochierten Eiern schmecken.

So gestärkt steigen wir hoch zur Straße, um den 9:50 Bus nach Fira zu erhaschen. Wir ernten einige mitleidige Blicke, als wir von unserem Plan berichten. „Today is a very hot day, you better go to the beach“ ist der allgemeine Ratschlag.

Frühsport mit Aussicht, dieser Berg will jeden Tag mehrfach bewältigt werden

Was wir nicht wissen: die Straße ist eine Einbahnstraße und der Bus kommt hierher von der Endstation in Oia, dem Busbahnhof, nicht mehr zurück sondern fährt eine andere Runde. Wir müssen dazu also auf der anderen Straßenseite einsteigen, erst bis zum Busbahnhof nach Oia fahren und dann sitzen bleiben nach Fira. Zum Glück fährt der nächste Bus schon eine halbe Stunde später. Bus fahren ist hier sehr günstig, wir bezahlen zu zweit knapp 3 Euro für die halbstündige Fahrt. Im Bus gibt es eine extra Fahrkartenverkäuferin.

Angekommen in Fira, der Hauptstadt Santorinis,  orientieren wir uns zunächst an der Seilbahn, dort soll auch der Küstenweg entlang des Kraters beginnen. Auf dem Weg dahin (ca. 7 Minuten von Busbahnhof zur Seilbahn) tauchen wir ein in die Haupt-Touristengasse von Fira, die, wie in Oia, auch viele schöne Läden mit Kunsthandwerk, Delikatessen, Schmuck und Boutiquen hat.

In den Gassen von Fira
Die blauen Stufen markieren den Weg zur Seilbahn

Von der Seilbahnstation mit grandiosem Ausblick auf den alten Hafen von Fira und zurück auf die Stadt geht es an schönen weißen Häusern, blauen Kuppeln und vielen Hotels und leckeren Restaurants und Bars vorbei.

Blick in die Bucht von Fira

Es ist schon unheimlich heiß, aber hier wirft immer mal wieder eines der Gebäude etwas Schatten auf den Weg.

Fira geht nahtlos in das Dörfchen Firostefani und dann in Imerovigli, das höchstgelege Dorf am Kraterrand, über.

In der Ferne lockt schon der Skaros Rock

Imerovigli

Die ersten 2-3 Kilometer sind geschafft und voller Optimismus trauen wir uns den Abstecher zum Skaros-Felsen zu. Der Imerovigli vorgelagerte Skaros Rock, zu erkennen an seinem rechteckigen Plateau, war ehemals bebaut mit der ersten venezianischen Burg der Insel (insgesamt gab es 5, heute alles Ruinen), wurde aber nach einem Erdbeben verlassen.

Skaros Rock

Dieser Abstecher hat es in sich. Zunächst geht es hunderte Meter durch Hanghotelwege hindurch nach unten bis zu einer kleinen Kapelle.

Dann wieder über Gerölltreppen bergauf bis auf den Felsen, der durch kleine Wege und Stufen besteigbar ist. Immer wieder sehen wir Reste der alten Befestigungen.

Nach einer Pause und dem Genießen der weiten Aussicht über das Meer, machen wir uns auf den Rückweg. In der prallen Sonne hat es der Aufstieg hoch nach Imerovigli über viele ungleiche Marmorstufen wirklich in sich.  Oben angekommen rasten wir in einer kleinen Bar, genießen einen erfrischenden Eistee und cremen mit Sonnencreme nach.

Nun geht es weiter auf der Hauptetappe, zuerst noch mit wenig Steigung weiter durch das Dörfchen Imerovigli und entlang an den etwas außerhalb befindlichen Luxushotels – der eine oder andere Name kommt uns von unserer Recherche bekannt vor, aber wir sind nach wie vor 100% zufrieden mit unserer Auswahl des mystique. Nun gibt es auch wirklich für den Rest der Wanderung keinen Schatten mehr. Wir sind froh über unsere Sonnenhüte und die vielen Wasserflaschen, ohne die wäre es kaum erträglich.

Nach den letzten Häuser können wir wunderschön vom Kraterrand auf beide Seiten schauen, nach links in die Caldera, nach recht über den flachen Teil der Insel mit ihren Weinbergen, kleinen Straßen und Dörfern hinaus in die blaue Ägäis.

Nun geht es auch über etwas Geröll stramm bergauf. Auf dem ersten Berggipfel steht eine Kapelle bei der auch ein Händler frisches Obst und Wasser verkauft.

Es geht noch ein Stück weiter bergauf und dann rechts tief ins Tal hinunter. Hier ist der Weg etwas rutschig und wenig gesichert, jedoch breit genug um ordentlich laufen zu können. Unten stehen ein paar vereinzelte Häuser. Es gibt wieder einen kleinen Stand mit Wasser und Getränken. Wir gehen ein kleines Stück an der Straße entlang und nun geht es wieder kräftig bergauf. Wir finden eine kleine Minihöhle, die uns etwas Schatten spendet, machen eine Trinkpause und essen ein paar unserer mitgenommenen Linsencracker. So gestärkt geht es nun steil bergauf aber mit wunderschönen Ausblicke nach beiden Seiten. Es weht ein sehr willkommenes Lüftchen vom Meer herüber. Wir sind nun guten Mutes, daß wir die Wanderung trotz der extremen Mittagshitze gut überstehen werden. Nach langem Anstieg gelangen wir an eine schöne Kapelle auf dem Berggipfel.

Auf der rechten Seite spendet das Gebäude sogar etwas Schatten. Wir lassen uns nieder und genießen die Aussicht zurück über den Küstenweg, in die Caldera und nach vorne, wo unten im Tal schon die Häuser von Oia locken und direkt daneben die Weinfelder des Hinterlands.

Blick hinunter nach Oia
Blick auf die Weinfelder
Bizarre Felsformation

Nun ist das Ende in Sicht. Wir sind tatsächlich Teil einiger weniger Verrückter, die die Wanderung an diesem Tag machen, mehr als 10 Menschen sind uns ab Imerovigli nicht begegnet.

Oia naht

Nochmal 20 Minuten bergab und wir sind unten im Ort. Es geht vorbei an einer weiteren Kapelle von der bestimmt der Sonnenuntergang sehr gut und viel einsamer als vom Aussichtspunkt in Oia zu bewundern ist, dann entlang der in den Felsen gebauten Hotels bis direkt zum Perivolas Market. Dort holen wir uns ein frisches Eis und genießen es auf unserer Terrasse.

Unterhalb der Hotels entlang bis nach Oia hinein
Ein vertrauter Anblick

Insgesamt haben wir mit Pausen und dem Abstecher nach Skaros Rock ungefähr 3:45 Stunden gebraucht, 14.5 Kilometer stehen auf dem Tracker. Es war, abgesehen von der Hitze, gut machbar. Wichtig waren genug Wasser, ein Sonnenhut, Sonnencreme zum Nachcremen und feste Schuhe – Turnschuhe sind aber ausreichend. Auch ich habe diesmal meine Wanderstiefel zu Hause in Deutschland gelassen. Die Wanderung lohnt auf jeden Fall wegen der tollen Ausblicke und dem Verständnis, das man vom geographischen Aufbau der Insel bekommt.

Nach einem kühlen Bad im Infinity Pool des Hotels suchen wir uns ein schönes Restaurant zum Abendessen. Wir hatten ja bei unseren vorherigen abendlichen Stadtrundgängen schon einige vorgemerkt, die uns von außen gefallen hatten. Wir probieren zunächst das kuschelige Karma, aber da ist heute nichts frei. Ab 19:30 mit beginnendem Sonnenuntergang sind alle auf den Straßen und man sollte besser eine Reservierung haben. Also reservieren wir das Karma gleich für den nächsten Abend und versuchen unser Glück beim OiaGefsis nebenan.

Oia Gefsis mit Dachterrasse

Es ist nichts frei aber wir bekommen das Angebot, auf der Dachterasse mit Blick auf die Ägais (perfekt für den Sonnenuntergang) einen Drink an der Bar zu nehmen und auf einen freien Tisch zu warten.

Auf der Dachterrasse im OiaGefsis

Das machen wir und in nicht mal 20 Minuten bekommen wir einen wunderschönen Tisch auf der Dachterasse.

Das OiaGefsis ist preislich etwas gehoben aber hat wunderbar delikate griechische Küche. Wir genießen Thunfischtartar, Schafskäsepasten und hausgemachten Tzaziki als Vorspeise.

Zum Hauptgang gibt es eine leckere Moussaka, das ist der traditionelle griechische Auflauf aus Auberginen, Hackfleisch und Kartoffeln.

Das besondere auf Santorini: die Auberginen haben hier weiße anstatt lila Schalen – das macht sie um ein vielfaches milder und aromatischer. Dazu gibt es leckeren Rotwein von der Insel. Ich muß sagen, nachdem ich schon den inseltypischen Weißwein aus der Assyrtikotraube verkostet habe, bin ich auch von diesem Rotwein voll begeistert. Santorini-Wein – ein echter Geheimtipp.

Müde, satt und zufrieden geht es dann im Dunkeln durch die Kraterrand-Gassen zurück ins Hotel mit Blick auf die vielen funkelnden Lichter.

Die Lichter der Felsenhotels am Calderarand funkeln

Es war wieder ein wunderschöner Tag.

Unendliches Blau, Vulkane und weiße Dörfer – ein Tag auf dem Boot durch Santorinis Caldera

Die einzige Tour, die wir vorab für unseren Santorini-Aufenthalt gebucht hatten, war eine Tagestour mit dem Boot durch die Caldera – die wurde uns wirklich mehrfach ans Herz gelegt und für knapp 50 Euro pro Person waren wir dabei.

Santorini, damals noch unter dem Namen Strongili bekannt,  war ehemals eine große ringförmige Vulkaninsel in deren Mitte sich ein riesiger Vulkankrater befand. Das heißt, die heutigen Inseln Santorini und Thirasia waren miteinander verbunden. Auf ihr lebte eine für die damalige Zeit hochentwickelte Zivilisation, wahrscheinlich mit der minoischen Kultur verwandt. Dies ist auch noch in den Ausgrabungen von Akrotiri (siehe meine Blog dazu) sichtbar. Durch eine Mega-Eruption des Vulkankraters vor etwa  3.600 Jahren wurde die Insel komplett zerstört. Man sagt, daß diese Eruption eine der größten der bekannten Eruptionsgeschichte der Erde war und mindestens die 5-fache Wucht des Ausbruchs von Krakatau hatte. Durch sie wurde ein massiver Tsunami ausgelöst, der nicht nur das minoische Volk in Kreta ausgelöscht haben soll (dazu gibt es jedoch verschiedene Spekulationen), sondern mit seinen Auswirkungen auch im Nachhinein mit vielen religiösen Phänomenen, wie dem von Moses geteilten Meer, den großen Plagen und der wochenlangen Dunkelheit im alten Ägypten, die etwa zeitgleich stattfanden, im Verbindung gebracht wird. Nicht zuletzt wird spekuliert (z.B. von Platon), das die ringförmige Insel das ehemalige Atlantis war, welches durch die Eruption im Meer versunken ist. Gefunden wurde es allerdings an dieser Stelle bis jetzt noch nicht.

Übrig geblieben von Strongili, heute offiziell Thira, im üblichen Sprachgebrauch aber Santorini, blieb nur die knappe Hälfte der kreisförmigen Insel. Der Vulkan selbst versank komplett im Meer so dass wir dort heute eine mit Meerwasser gefüllte Caldera, den Inselabruch Thirasia und einige später entstanden unbewohnte vulkanische Inseln vorfinden – diesen gilt heute unser Besuch.

Wir werden früh gegen 8 Uhr in unserem Hotel in Oia abgeholt und müssen dann erst einmal noch 1 Stunde über die Insel tuckern, um auch die anderen Passagiere von ihren Hotels einzusammeln. So sehen wir jedoch einiges vom „Hinterland“, der flachen Rückseite der Insel mit ihren vielen Weinfeldern und dem Blau der Ägais. Um 10 Uhr startet dann unser Boot vom Fährhafen in Fira mit ca 40 internationalen Passagieren. Temperatur-Scan, Corona-Form und Mundschutz an Bord lassen uns nicht vergessen, daß wir uns auch bei niedrigen Inzidenzen noch mitten in der Pandemie befinden, auch wenn Griechenland inzwischen kein Risikogebieten mehr ist.

Die freundliche Crew nimmt zunächst Kurs auf die Vulkaninsel Nea Kameni  („Neue Gebrannte“). Diese entstand erst später nach erneuter vulkanischer Aktivität. Wir lassen uns den frischen Wind um die Nase wehen und vertiefen uns ins das klare Blau des Meeres.

Kurs auf Nea Kameni
Blick zurück auf Fira

Auf Nea Kameni geht es dann in ca. 25-30 Minuten bei großer Hitze hinauf auf den Vulkan.

Die Steigungen sind im Vergleich zu vielem anderen auf Santorini eher sanft; feste Schuhe sollte man wegen des Gerölls und der losen Steine trotzdem tragen, einfache Turnschuhe reichen aus. Ein Sonnenhut und genug Wasser sind auf Santorini immer zu empfehlen.

Unsere Führerin erzählt viel Wissenswertes über die Entstehung der Insel. Oben angekommen können wir klar Schwefel riechen, ein Anzeichen, daß der Vulkan noch nicht erloschen ist. Wir finden dann auch eine Stelle, von der Rauchschwaden aufsteigen und die sehr heiß ist.

Heiße Schwefeldämpfe, die auf vulkanische Aktivitäten hindeuten

Der letzte Ausbruch fand im Jahre 1950 statt. Mit grandiosen Ausblicken über die Caldera geht es wieder hinab.

Nun nehmen wir Kurs auf Palea Kameni („Alte Gebrannte“), wo sich heiße Thermalquellen befinden.

Wir ankern in der Bucht und haben die Möglichkeit vom Boot aus per Sprung oder über eine Leiter in die Quellen einzutauchen und das warme Schwefelwasser zu genießen.

Auf Palea Kameni wohnt seit Jahren ein Einsiedler. Man darf dort jedoch nicht an Land gehen

Nach diesem Schwimmvergnügen geht es noch zum bewohnten Inselabruch Thirasia.

Dort haben wir Zeit für eine kleine Mittagspause. Auch ein Bad direkt am Hafen im glasklaren Wasser ist möglich. Wir nehmen einen kleinen Snack aus griechischem Salat und Schwertfisch-Souvlaki in der Taverne „The Rock“ mit Blick aufs Meer zu uns und genießen die tiefe Ruhe.

Taverne The Rock

Gestärkt machen wir uns dann noch auf, die 200 Stufen auf den Berggipfel der Insel zu erklimmen.

Zick-Zack-Weg nach oben

Es ist sehr heiß und wie überall auf Santorini gibt es keinen natürlichen Schatten – jedoch entschädigen die grandiosen Ausblicke für alle Mühen.

Zurück gibt es am Hafen in einem niedlichen Café noch hausgemachten Eistee und Milchshake.

Hausgemachte Limonaden und Eistees sind hier auf Santorini meist ohne Zuckerzusatz und damit sehr erfrischend.

Zum krönenden Abschluß schippern wir noch etwa eine Stunde entlang der grandiosen Caldera-Küstenlinie von Santorini, auf deren Kraterspitze sich die weißen Dörfer aufreihen wie auf einer unregelmäßigen Perlenkette.

Zunächst nimmt das Schiff Kurs auf die nördliche Inselspitze mit unserem „Heimat-Dorf“ Oia und dem romantische Fischerhafen Ammoudi und wir können alles noch einmal vom Meer aus betrachten.

Blick auf Oia und den Fischerhafen Ammoudi
Klippenspringerfelsen vor Ammoudi

Zu griechischen Klängen geht es dann weiter Richtung Imerovigli, dem höchstgelegenen Dorf auf der Kraterlinie. Auf dem Weg sehen wir eine Felsengrotte mit kleiner Kirche. Diese wurde zu Ehren der wundersamen Rettung zweier Kinder gebaut, die sich bei einem Schiffsunwetter hierher retten konnten.

Schließlich nehmen wir wieder Kurs auf Fira, vorbei am alten Hafen mit seiner Seilbahn und steigen am Fährhafen wieder and Land.

Alter Hafen von Fira mit Seilbahn nach oben

Zufrieden mit diesem tollen Tag auf dem Wasser geht es (diesmal viel schneller) zurück nach Oia. Wir genießen noch etwas die Sonne auf unserer Terrasse.

Danach holen wir uns im nahegelegenen Perivola Supermarket ein paar kleine griechische Spezialitäten: Hummus, Olivenpaste, Fetakäse, Oliven, Brot und eine Flasche des inseltypischen Assyrtiko (trockener Weißwein) und genießen ein leichtes Abendessen auf unserer Terrasse. Zum Tagesabschluß tauchen wir noch mit einem Glas Wein in den Whirlpool, genießen das Schwinden des Tageslichts und schauen auf die von uns heute erkundete Caldera.

 Mit dieser wunderschönen Abendstimmung gehen wir zufrieden ins Bett.