Galati- per Zug in die Bukovina – Kloster Voronet

Vom Donaudelta nach Norden in die Bukovina zu den Moldauklöstern in einem Tag zu reisen ist etwas knapp und so legen wir einen Transit-Tag ein. Zunächst geht es früh mit dem großen Linienschiff von Crisan zurück nach Tulcea. Im Gegensatz zum Speedboot (1 Stunde) sind wir hier drei Stunden unterwegs.

Jeder und alles fährt auf diesem Boot mit – vor allem aber dient es den Orten entlang des Sulinakanals als Brotlieferant – an jeder Station werden große Kisten frischen Brotes ausgeladen.

Brot wird vom Linienschiff geholt und dann weiter transportiert

Unmengen von Gepäckstücken und auch Briefe und Pakete werden hier transportiert. Das abenteuerlichste war ein gebrauchter Kühlschrank der kurzerhand von 2 Männern aus ihrem Auto aus und in das Schiff eingeladen wurde.  Das Linienboot gleitet recht langsam dahin, so daß man in Ruhe das Ufer beobachten kann. Wir nehmen noch einmal Abschied von der schönen Natur.

Nach drei Stunden zeigt sich Tulcea am Horizont.

Von hier fahren wir dann per Fahrer mit einem Auto in einer guten Stunde bis nach Galati, unserem heutigen Zwischenstopp.  Unterwegs haben wir gute Einblicke in das ländliche Rumänien. Wir fahren durch viele Dörfer und wieder vorbei an unendlichen Sonnenblumen- und Maisfeldern. Überall in den Dörfern stehen die Einwohner und verkaufen frisches Obst und Gemüse. Wir können nicht widerstehen und nehmen uns reife Aprikosen, Tomaten,  Himbeeren und eine Galiamelone mit. Alles schmeckt köstlich.

Wir kommen an die Donau und sehen Galati schon auf der anderen Seite.

Blick auf Galati

Mit der Autofähre geht es hinüber und dann direkt zu unserer wunderschönen Unterkunft „Vila Belvedere“ mit Donaublick. Wir werden sehr freundlich willkommen geheißen und mit Tipps für die Stadt versorgt.

Vila Belvedere

Zunächst wartet noch eine Überraschung auf uns. Sofia Becker, die Mitinhaberin von rumänienurlaub.net stammt aus Galati und hat für uns ein Mittagessen im schönen Jugendstilrestaurant „Select“  organisiert.

Es schmeckt uns wunderbar und ist eine gelungene Abwechslung zur „Fischdiät“ der letzten 3 Tage, vor allem unser Sohn freut sich über Hühnchen und Pommes. Mir hat besonders die frische Gemüsesuppe, ähnlich einer Minestrone, geschmeckt. Dazu gibt es einen Muscat Ottonel.

Galati ist keine Touristenstadt und ist deshalb in den Reiseführern auch nicht beschrieben. Sie hat ca. 80.000 Einwohner und auch eine Universität. Wir bekommen die Empfehlung, uns das alte Stadtzentrum anzuschauen, hier gibt es viele schöne alte Häuser und Stadtvillen, Läden und Cafés. Nach einer kurzen Wanderung an der Donau biegen wir links ab, um die Hauptgeschäftstraße Domneasca zu suchen. Zuerst kommen wir in eine Fußgängeralle zwischen 2 Wohnblocks, die wie ein großes Freiluftwohnzimmer anmutet. Unter Bäumen sitzen die Einwohner auf Bänken, alle paar Meter steht ein Spieltisch aus Stein an dem Schach oder Backgammon gespielt wird und dazwischen viele lärmende Kinder. Es ist ein zu schönes Bild.  Dann finden wir uns plötzlich in einer Straße mit ganz verfallenen Häusern und Kirche wieder – alles einmal wunderschön aber inzwischen komplett verfallen.

Schöne Bausubstanz aber leider verfallen in den Nebenstraßen von Galati

Lange können wir nicht  links abbiegen, weil da muß unsere Zielstraße liegen aber schließlich an einer Kreuzung mit Kirche klappt es – und hier kommen wir dann auch mitten ins Stadtleben.

Überall kleine quirlige Cafes und Kneipen und schöne alte restaurierte Gebäude – wir schlendern vorbei an diversen Fakultäten der Universität, am Theater und guten Restaurants.

Theater
Justizpalast
Universität

Im Kaufhaus der Stadt decken wir uns noch mit Vorräten für die morgige lange Zugfahrt ein.  Nach einem kurzen Blick auf die abendliche Donau, an der sich scheinbar die ganze Stadt versammelt hat, gehen wir zurück zum Hotel.

An der Uferpromenade der Donau

Unterwegs ist eine Garagenreihe zum öffentlichen Wohnzimmer umgestaltet: Männer sitzen auf Stühlen und trinken ihr Feierabenbier, etwas weiter ist ein Grill angeschmissen, auf dem Beistelltisch stehen Salat und Wein. Auch wir trinken noch einen Wein auf dem Balkon unseres schönen Appartments und lassen den Abend ausklingen. Am nächsten Morgen um 6.30 fährt unser Zug nach Gura Humorului.  Wir starten von einem modernen Bahnhof mit Rolltreppen zu den Bahnsteigen. Wir haben Sitze in der ersten Klasse.  Die Züge sind in Ordnung und die Erfahrung ist ähnlich wie Bahnfahren in Deutschland. Lediglich Lebensmittel sollte man sich für die 7 stündige Fahrt mitbringen, denn im Zug gibt es absolut nichts. Manchmal nutzen Reisende einen Aufenthalt an einem der Haltebahnhöfe, um sich einen Kaffee zu holen.

Die Schaffner sitzen mit im Waggon und unterhalten sich mit den Reisenden. Aus dem Fenster sehen wir Dörfer, ein paar Städte und vor allem weiter Felder und Wälder.

Die rumänische Weite

Da es im Zug keine Anzeige der Stationen gibt, verfolgen wir per Navi, wo wir sind, um unseren Ausstieg nicht zu verpassen. Kurz vor Gura Humorului fahren wir direkt am Kloster Humor, dem Namensgeber unserer Stadt vorbei. Erstaunlich pünktlich kommen wir an.

Unser Hotel „Hilde‘s Residence“ ist gleich um die Ecke. Wieder wohnen wir in einer wunderschönen Unterkunft mit individuell eingerichteten Zimmern und sehr netten Besitzern. rumänienurlaub.net hat wirklich ein Superhändchen für tolle Unterkünfte. Wir jedenfalls sind sehr zufrieden.

Schöne, individuell eingerichtete Zimmer in Hilde‘s Residence
Garten, Hilde‘s Residence

Am späten Nachmittag wollen wir wenigsten noch eines der Klöster besuchen.  Wegen der wunderschönen Moldauklöster sind wir so weit gereist.

Gura Homorului ist ein zentraler Ausgangspunkt zum Besuch vieler Moldauklöster.

In Gura Humorului

Wir fangen gleich mit einem Leckerbissen an, dem Kloster Voronet, oft auch als die „Sixtinische Kapelle des Ostens“  -bezeichnet. Es ist entfernungstechnisch am nächsten an uns dran – laut Aussage in Laufnähe, ca. 3 km.  Etwas Laufen tut nach der langen Zugfahrt gut. Letztendlich werden es dann fast 5 km bis zum Kloster aber auch der Weg dahin ist interessant. Gura Humorului liegt eingebettet in Bergen in wunderschöner Natur, wir biegen ab und laufen vorbei an Feldern mit frischen Heugarben, über einen wunderschönen Bergfluß.

Dann durch das lange Straßendorf Voronet mit teilweise sehr schönen alten Häusern.

Straßendorf Voronet

Am Ende des Dorfes wartet dann endlich das Kloster. Zuerst müssen wir uns aber noch standhaft durch eine Souvenirstraße kämpfen – es ist auch das erste Mal auf unserer Reise, daß es etwas touristisch wird, wir sehen sogar zwei Reisebusse. Aber es ist schon klar, daß wir beim UNESCO-Weltkulturerbe nicht ganz alleine sein werden. Das Kloster ist hinter Mauern und von außen nicht zu sehen. Die Kirche Voronet stammt aus dem 15. Jahrhundert und wurde bemerkenswerterweise in nur 4 Monaten gebaut, im typischen moldawischen Baustil.

Die zierliche Klosterkirche von Voronet

Durch ein Tor bekommen wir Einlaß und sehen sofort die zierliche bemalte Klosterkirche umgeben von schönen Rosen und anderen Klostergebäuden.  Die Kirche ist komplett bemalt, nur die Nordseite ist von der Witterung stark beschädigt, so daß man nur noch wenig sieht.

Die stark dezimierte Nordseite

Besonders für Voronet ist das spezielle Blau, welches für die Hintergründe der Bilder genutzt wird, das „Voronet Blau“. Dieser besondere Farbton konnte auch in vielen Versuchen durch Wissenschafler nicht exakt kopiert werden.

Noch beeindruckender ist das Innere der Kirche, wo man aber leider nicht fotografieren darf. In 3 Räumen ist hier wirklich jeder Fleck mit wunderschönen Gemälden bemalt. Besonders herausragend die Ikonostase, die Decken und vor allem die mehrstufige Gewölbedecke des Kirchturms, die auch komplett bemalt ist. Wir schieben unsere Köpfe in den Nacken und staunen. Auf der Westfassage der Kirche wartet noch ein weiteres Highlight – eine riesige zusammenhängende Wandikone – dominiert von Blau, stellt das jüngsten Gericht dar und soll in dieser Form einzigartig im christlichen Osten sein.

Die Westfassade mit der Ikone vom jüngsten Gericht

Beeindruckt wandern wir nach einer Weile zurück. Morgen werden wir uns eine große Tour zu weiteren Klöstern zusammenstellen.