Spektakuläre Wanderpfade – Gourmetfreuden – Moderne Kunst – 48 Stunden in Liechtenstein

Das lange Himmelfahrtswochenende 2022 bietet sich für neue Entdeckungen, nun auch fast ohne Coronabeschränkungen an. Nach einigem Überlegen fällt unsere Wahl auf Liechtenstein – das kleine Fürstentum zwischen Schweiz und Österreich  – mit dem wir schon lange geliebäugelt haben.  In nur fünf Stunden soll uns die Autofahrt vom Taunus ins Fürstentum führen. So machen wir uns am Donnerstagmorgen früh auf den Weg. Was wir übersehen haben: es ist das erste lange Frühsommerwochenende nach Fall der Coronabeschränkungen und es scheint praktisch ganz Deutschland auf den Straßen zu sein – damit dauert unsere Reise gut sieben Stunden. Wir wählen die Route über Kempten, Bodensee und dann Feldkirch in Österreich. Der Weg über Österreich ist günstiger, weil man hier nur eine Vignette für 10 Tage kaufen muß (9 Euro), anstatt für die kurze Durchfahrt durch die Schweiz gleich eine Jahresvignette von 40 Euro berappen zu müssen.

So kommen wir am frühen Nachmittag in unserem wunderschönen Hotel  Park Hotel Sonnenhof an. Wir haben uns diese luxuriöse Unterkunft (Relais&Chateaux) bewusst ausgesucht, um diese Reise auch etwas zu einem Genießerwochenende werden zu lassen – und wir werden nicht enttäuscht. Das wunderschöne Hotel liegt etwas oberhalb des Stadtzentrums Vaduz auf einem Berghang und übertrifft unsere Erwartungen – wahrscheinlich haben wir hier sogar das beste Hotel Liechensteins erwischt. Die kleine (nur 36 Zimmer/Suiten) aber sehr feine inhabergeführte Herberge besticht durch seine zauberhafte Lage am Berg mit Blick auf das Rheintal und das Vaduzer Schloss.

Blick über den Hotelgarten des Sonnenhofs ins Rheintal
Hotel Sonnenhof

Die Räumlickeiten sind heimelig,  komfortable aber dennoch modern. Es gibt einen wunscherschönen Garten, freundliches und kompetentes Personal, eine lauschige Terasse zum Verweilen, ein orientalisches Schwimmbad und das Sternerestaurant Maree mit einem architektonisch besonderen Außenbereich, dem „Vogelnest“.

Zugang zum „Vogelnest“

Auch diverse VIPs sind hier schon abgestiegen, wie eine Fotogalerie an der Wand zeigt.

Wir beziehen unsere schönen Zimmer.

Unser Zimmer
Blick von unserer Terrasse

Gleich danach lassen wir uns auf der lauschigen Hotelterrasse auf einen Willkommensdrink nieder, wunderbar kreatives Knabbergebäck inklusive.

Danach geht es gleich ins orientalisch eingerichtete Schwimmbad mit Sauna, in dem wir praktisch alleine sind.

Orientalisches Schwimmbad

Nach diesem wundervollen Nachmittag wollen wir ins Vaduzer Stadtzentrum zum Abendessen. Wir nehmen den Umweg über den Berghang, um auf dem Weg noch das Vaduzer Schloss, Sitz des Fürsten Hans Adam II. von Liechtenstein, aus der Nähe zu sehen. Nach einem kleinen Anstieg geht es gerade am Berg entlang mit immer wieder schönen Aussichten auf das Vaduzer Tal und wir gelangen in ca. zwanzig Minuten zum Schloß, das eher einer mittelalterlichen Burg gleicht, schließlich stammt es auch schon aus dem 14. Jahrhundert.

Da der Fürst hier residiert, kann man das Schloß natürlich nur von außen besichtigen. Liechtenstein ist eine konstitutionelle Erbmonarchie, d.h. der Fürst ist Staatsoberhaupt, seine Kinder die Nachfolger,  aber es gibt ein Parlament mit gewählten Volksvertretern.

Nun geht es in ziemlich steilen Serpentinen bergab direkt ins Stadtzentrum der Hauptstadt Vaduz (ca 5.000 Einwohner).

Wir komme vorbei am spektakulären Centrum für Kunst, errichtet vom Stararchitekten Riccardo Porros – und insgesamt ist Vaduz ein architektonischer Augenschmauss, von den Museen, über Regierungsgebäude bis hin zu Privatbauten.

Centrum für Kunst

Im Städtle, der Hauptflaniermeile der Stadt finden sich das Rathaus, diverse Luxusläden, Restaurants und Museen (vom Kunstmuseum über das Landesmuseum bis zum Postmuseum). Direkt vor dem Rathaus ist eine sommerlicher Spielplatz aufgebaut, hier vergnügen sich die Liechtensteiner Familien mit kleinen Kindern.

Open Air Lounge vor dem Rathaus

Das Städtle

Das Städtle selbst ist auch eine Open Air Kunstmeile mit vielen besonderen Freilichtskulpturen.

Auf den Pflastern sind Liechtensteins berühmte Briefmarken abgebildet.

Die Suche nach einem passenden Restaurant gestaltet sich etwas schwierig, da am Feiertag doch vieles geschlossen ist. Schließlich lassen wir uns im Restaurant eines Hotels am Städtle nieder. Das Essen ist annehmbar, gewöhnen müssen wir uns wieder an den Schweizer Dialekt der Kellner.

Gestärkt und müde kehren wir zum Hotel zurück. Auf dem Weg sehen wir noch das bekannt Rote Haus, das malerisch in einem Weinberg liegt.

Das Rote Haus
Abendstimmung über Vaduz
Abendstimmung im Sonnehof

Am nächsten Tag steht die Wanderung auf dem legendären Fürstensteig (Prince’s Way) auf dem Programm. Durch meinen Bänderriss am Knie, der auch einige Wochen nach der Verletzung noch das Tragen einer Orthese erfordert, steht dieses Vorhaben etwas auf der Kippe, aber ich bin fest entschlossen, es zu probieren. Angefixt durch den Beitrag des amerikanischen Blogger-Paares Meg und Chris  Have Toothbrush Will Travel möchten auch wir den Nervenkitzel dieser legendären Route verspüren.

Nach einem himmlischen Frühstück auf der Hotelterrasse (wirklich alles, was das Herz begehrt) fahren wir zunächst mit dem Auto den steilen Berg hinauf bis zur Gaflei Alp.

Gaflei Alp

Dort ist ein kleiner Wanderparkplatz und von hier aus machen wir uns auf den mit ca. 3-4 Stunden veranschlagten Rundweg. Zunächst geht es durch waldiges Unterholz bergauf, bis wir nach ca. 25 Minuten das Drehkreuz zum Fürstensteig erreichen.

Das Wagnis kann beginnen

Der Fürstensteig ist ein direkt in den steilen Felsen gehauener sehr schmaler historischer Wanderweg, der definitiv Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erfordert, aber auch nicht übergefährlich ist.

Natürlich geht es links steil hinab aber an den ganz schmalen Stellen gibt es Halteseile zur Absicherung und der spektakuläre Blick ins Rheintal, nach Vaduz und auf die gegenüberliegenden Schweizer Alpen, macht den kleinen Nervenkitzel und etwas mehr Konzentration beim Schritte setzen lohnenswert.

Eine gute Stunde wandern wir begeistert diesen schönsten Wanderweg Liechtensteins entlang, manchmal wegen mir etwas im Schneckentempo, vor allem dann, wenn es etwas steil wird. Wir haben wirklich Glück, da der Steig erst letzte Woche geöffnet wurde (vorher wegen Eis und Schnee nicht begehbar)  auch wenn die eine oder andere kleine Eisspur noch vorhanden ist.

Nachdem wir begeistert den Fürstensteig durch ein Drehkreuz wieder verlassen haben, machen wir uns auf den Weg zum Gipfel Alpspitz.

Ein recht steiler Aufstieg, am Anfang durch einige Serpentinen im Weg noch abgefedert, und auch das eine oder andere kleine Schneefeld ist noch zu überqueren. Da kommen mir meine mitgebrachten Wanderstöcke gut zur Hilfe.

Die letzte Etappe bis zum Alpspitz ist steil und voller Geröll. Die Mühe wird aber mit einer grandiosen Aussicht über ganz Liechtenstein belohnt und einen Eintrag ins Gipfelbuch hinterlassen wir auch noch.

Nun geht es an den mühsamen Abstieg – über 1.5 Stunden geht es recht steil zuerst über Geröll, dann Wiesen wieder hinab zur Gaflei Alp – für mich, mit meinem Knie der beschwerlichste Teil, aber glücklich und zufrieden sind wir allemal, diesen wunderschönen Weg bei strahlendem Sonnenschein gegangen zu sein.

Nun ist es schon Nachmittag, und wir beugen uns dem Wunsch unserer Sohnes nach einem Döner und Pommes (hier in Liechtenstein zum doppelten Preis) und machen damit ein kleines Picknick auf der Terasse unseres Zimmers.

Für heute Abend haben wir einen Tisch im hauseigenen Sternerestaurant Maree reserviert, aber für den Rest des Nachmittags trennen sich unsere Wege. Die Kinder besetzen noch einmal den orientialischen Hotelpool, mein Mann und ich wollen gerne der fürstlichen Weinkellerei einen Besuch abstatten. Der eigentlich kurze Weg dahin wird durch diverse Baustellen (insgesamt gibt es hier viele Straßenbaustellen) um einiges verlängert, aber schließlich kommen wir an – idyllisch in einem ummauerten Weinberg gelegen, lädt das historische Gebäude mit großer Halle zum Weinverkosten ein.

Es sind gerade mehrere große Gesellschaften vor Ort, die bedient werden wollen, aber auch für uns ist noch ein Platz in der Vinothek.

Wir probieren 4 Weine vom Weingut, einen direkt aus Vaduz, die anderen von den Weinbergen der Kellerei in Östereich. Zwei davon schmecken uns besonders gut und wir nehmen einige wenige Flaschen mit – bei den Preisen reduziert man sich hier schnell auf das wesentliche.

Zurück im Hotel machen wir uns frisch für einen Gourmetabend im Außenbereiche des Restaurants Maree. Lauschig sitzt es sich hier mit Blick auf Schloss und Tal über das sich langsam die Abenddämmerung senkt.

Aus der sehr kreativen Speisekarte wählen wir ein schönes Menü mit passenden Weinen und genießen einfach nur diesen wunderbaren Abend.

Alle Tische im Restaurant sind besetzt aber trotzdem fühlen wir uns sehr wohl und nicht gestört. Der lustige Kellner bei dem wir gestern Nachmittag die Willkommensdrinks hatten, ist auch wieder da und lässt es uns an nichts fehlen. Das reichhaltige Menu wird zusätzlich noch durch einen Gruß aus der Küche und frische Macarons und Törtchen nach dem Desert ergänzt.

Der Abend senkt sich nieder, es wird kühl und die Wärmelampen sorgen dafür, daß wir nicht frieren. So können wir einen langen Abend genießen und auch Inhaber und Küchenchef Hubertus Real schaut am Ende noch einmal kurz vorbei.

Nach einer erholsamen Nacht genießen wir noch einmal das prächtige Frühstück im Garten und müssen uns leider schon wieder vom Sonnenhof verabschieden.

Ein paar Programmpunkte in Vaduz stehen noch an. Zunächst besuchen wir das sehr empfehlenswerte Vaduzer Kunstmuseum.

Die eine Hälfte ist ein Museum für moderne Kunst und zwar sehr weit gefasst mit interessanten Exponaten und Installationen die neugierig machen und kurzweilig sind.

Die andere Hälfte ist die Kunstsammlung der Firma Hilti (Hilti Art Foundation), die durch Beckmanns und Renoirs, aber auch einige moderne Gemälde glänzt.

Im Foyer des Kunstmuseums gibt es ein Sushi-Restaurant in dem die Liechtensteiner Familien zu Mittag essen. Weiter geht es für uns ins direkt daneben gelegenen Regierungsviertel, eine schönen Komposition aus alten und neuen Gebäuden, besonders schön ist die Architektur des modernen Parlamentgebäudes. Direkt darüber thront das Schloß des Landesherren. Auch die Kathedrale St. Florin ist einen Besuch wert.

Vor der Tourist-Information
Im Regierungsviertel, im Hintergund die Kathedrale St. Florin

Das ehemalige Fürstenpaar

Eine kleine Wanderung von 15 Minuten von hier aus führt uns ans Ufer des alten Rheins zur architektonisch interessanten überdachten alten Rheinbrücke, über die man einmal kurz in die Schweiz laufen kann.  Durch diese Kuriosität werden wir dann auch innerhalb von 2 Stunden in 4 Ländern gewesen sein (Liechtenstein, Schweiz, Österreich und Deutschland).

Alte Rheinbrücke

Moderne Architektur im Stadtzentrum von Vaduz

Nun wird es leider Zeit, dieses wunderschöne, kleine, unheimlich vielfältige und immer wieder überraschende  Land zu verlassen. Eine längere Fahrt nach Füssen wartet noch auf uns.

Füssen
An der Lech

Dort wollen wir übernachten und dann am Sonntag die beiden Königsschlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau besuchen, bevor wir dann am Nachmittag die Heimreise antreten.

Abschiedsfoto Neuschwanstein

Wir waren begeistert von dem schönen kleinen Ländchen, das doch zu groß ist, um in 48 Stunden alles zu sehen, und so lohnt sich auf jeden Fall eine Wiederkehr, schon allein wegen der vielen wunderschönen Wanderwege.