Heute heißt es sehr früh aufstehen. Bereits um 6:30 Uhr verlassen wir unser Hotel und machen uns auf den Weg Richtung Kibale Regenwald, um heute mit den Schimpansen auf Tuchfühlung zu gehen.
Unterwegs beobachten wir einen wunderschönen Sonnenaufgang über den Teefeldern.
Auch die allgegenwärtigen Paviane sind schon wach und begrüßen uns zahlreich am Staßenrand.
Beim Schimpansentrekking angekommen, bekommen wir eine kurze Einführung und machen uns dann in kleiner Gruppe mit unserer Rangerin Jessica auf den Weg.
Jessica kommt ganz resolut und militärisch daher mit Tarnanzug und Gewehr – und tatsächlich schließt die Ausbildung zum Ranger bei der UWA (Uganda Wildlife Association) neben tiefen Kenntnissen der Tierwelt auch eine militärische Grundausbildung mit ein.
Zunächst geht es etwa eine halbe Stunde leicht bergauf durch dichten Regenwald bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit. Wir befinden uns auf etwa 1.700 Meter Höhe. Wir werden so lange laufen, bis wir die Schimpansen finden. Die Ranger verständigen sich dabei per Funk. Wenn wir die Tiere einmal gefunden haben, dürfen wir maximal zwei Stunden bei ihnen bleiben.
Plötzlich hören wir schon die Schimpansen rufen, ein ohrenbetäubendes aber auch spannendes Geräusch und dann taucht plötzlich der Clan-Chef neben uns auf. Von den vorgeschriebenen sieben bis zehn Metern Abstand kann keine Rede sein, der „Chef“ entscheidet sich, ca. zwei Meter neben uns Platz zu nehmen und Obst zu essen.
Nach einer Weile springt er plötzlich mit lautem Rufen auf und läuft weiter, und wir hinterher.
Es tauchen weitere Schimpansen auf, die hautnah an uns vorbeilaufen- ein irres Gefühl.
Wir folgen den Schimpansen in schnellem Tempo bis auf eine Lichtung – dort verschwinden alle hoch in die Bäume, wo sie sich frisches Obst, hier Feigen, ausdrücken und nur den Saft trinken.
Man muß aufpassen, daß man keine ausgelutschten Feigen, oder noch schlimmeres auf den Kopf bekommt.
Nun heißt es warten, ob die Schimpansen wieder herunterkommen. Immer mehr kleine Trekkinggruppen sammeln sich auf der Lichtung – doch die Schimpansen denken nicht daran, sie schwingen sich durch die Bäume und immer wieder fallen Zweige und ausgelutschte Feigen fast auf unsere Köpfe. Die Zeit vergeht, wir wandern immer mal wieder im Kreise um die Lichtung und Jessica versorgt uns mit spannenden Fakten über diese außergwöhnlichen Tiere. Immer wieder sehen wir wunderschöne große, bunte Schmetterlinge flattern.
Nach fast zwei Stunden ohne Änderung der Lage sind wir fast bereit aufzugeben, wir haben ja schon einiges gesehen, aber Jessica hält noch fest und wandert noch einmal zurück mit uns zur Lichtung. Und tatsächlich plötzlich steigt ein Schimpanse, der Vizechef, herab.
Er setzt sich unter einen Baum und läßt sich gnädig von uns beobachten.
Manchmal wundere ich mich, was wohl in seinem Kopf vorgeht und er über uns denken mag.
Weitere Tiere steigen herab – es wird ihnen jetzt zu warm auf den Bäumen – und wir können noch ein paar tolle Beobachtungen machen.
Schimpansen sind übrigens auch Fleischfresser, die neben Obst und Blättern auch gerne kleinere Affen jagen und fressen – dabei jagen sie ganz intelligent in Gruppen.
Wir können uns kaum satt sehen aber nun heißt es Abschied nehmen . Nach fast vier Stunden wandern wir glücklich und beeindruckt zurück und bekommen sogar noch ein Zertifikat.
Wir fahren weiter zum Kibale Forest Camp, wo wir heute in stilechten feststehenden Zelten übernachten werden und essen dort zu Mittag.
Am Nachmittag wartet ungeplanterweise ein ganz besonderes Highlight auf uns. Im nahegelegenen Dorf Bigodi gibt es ein Community-Projekt mit verschiedenen „Walks“ für Touristen, die Einnahmen kommen dem Dorf zugute. Ursprünglich war ein zweistündiger „Sumpf-Spaziergang“ geplant, um dort die Tierwelt zu beobachten. Als wir in der Community ankommen, bieten uns die freundlichen Guides an, vorher noch einen sogenannten „Community“ Walk zu machen, um das Dorfleben kennenzulernen. Gerne stimmen wir zu.
Wir spazieren gemeinsam durch Bananen-, Kaffee- und Süßkartoffelfelder ins Dorf zur „Queen of Coffee“.
Angelica, eine etwa 70-jährige Frau stellt für das Dorf wunderbaren Kaffee her.
Sie zeigt uns, wie sie auf traditionelle Weise Kaffee herstellt, vom Trocknen der Bohnen über das Aufstampfen bis hin zum Sieben und Pulverisieren.
Danach gibt es für uns einen frisch aufgebrühten Kaffee zum probieren.
Besonders fasziniert mich die einfache Art und Weise und die simplen Werkzeuge mit der alle Arbeitsschritte perfekt ausgeführt werden. Zum Kaffee werden frisch geröstete Erdnüsse gereicht, hier „ground nuts“ genannt.
Für Teeliebhaber gibt auch noch einen frisch aufgebrühten Kräutertee.
Fasziniert wandern wir nach einer knappen Stunde weiter zum Medizinmann der Dorfes. Der schon über 80-jährige ist sowohl für die Heilung bestimmter Krankheiten als auch für die Lösung anderer Probleme, wie z.B. einen „bösen Nachbarn“ zuständig.
Wie auch die „Queen of Coffee“ erzählt er in seiner lokalen Muttersprache und die Guides übersetzen für uns.
Wir erfahren, mit welchen Kräutern er z.B. Malaria, Grippe, Kopfschmerzen und Milchmangel beim Stillen kuriert. Aber auch böse Nachbarn will er mit Hilfe eines Zaubers rund um einen Schimpansenschädel zum Wegziehen bewegen.
Interessanterweise gibt es aber auch Krankheiten, die er ablehnt zu heilen, z.B. Corona, Aids und Krebs. Während er berichtet, zieht er immer wieder an seiner Pfeife und wir wundern uns, was da wohl drinnen ist, aber das bleibt sein Geheimnis.
Zur Zeit gibt er sein Wissen an seinen Sohn weiter, der später einmal seinen Job übernehmen soll. Interessant auch die Kleidung des Medizinmannes: Sein Hut und sein löchriger Umhang bestehen aus einem traditionellen Stoff der aus Baumrinde gewonnen wird.
Nach dieser spannenden Vorstellung wandern wir weiter zu den Korbflechterinnen, die aus Palmen und Bananenblättern wunderschöne Körbe herstellen.
Wir lernen, wie mühsam die Arbeit ist und daß die Herstellung eines kleinen Brotkorbes 2 Wochen dauert. Auch hier ist alles Natur und Handarbeit – die Farben entstehen alle durch Pflanzensäfte.
Wir erstehen einen schicken Brotkorb und einen Untersetzer und dürfen noch eine kleine Musik-und Tanzvorführung der lokalen Schulkinder anschauen.
Nun geht es zur nächsten Station. Hier, bei Patrick, dreht sich alles um Bananen. Er zeigt uns, wie er Bananensaft herstellt.
Er schält ein Bündel Bananen und zerquetscht die reifen Früchte mit Hilfe von Palmenblättern, eine schweißtreibende Arbeit.
Danach verdünnt er das ganze mit Wasser und siebt die gesamte Flüssigkeit durch einen Filter aus einem halben Bananenblatt.
Heraus kommt eine wohlschmeckende klare Flüssigkeit, der Bananensaft, den wir auch verkosten dürfen. Aus dem Bananensaft stellt Patrick auch Bananenbier – schmeckt etwa wie Federweißer – und Bananen-Gin her. Letzterer hat 45% und es damit ganz schön in sich. Abnehmer seiner Produkte sind die Freunde, die ihm bei der Arbeit helfen und die umliegenden Dorf-Kneipen.
Besonders interessant, wie hier große Behälter verschlossen werden: die Wasserkanister mit einer halben Kochbanane, der Destillationsofen mit einem Maiskolben.
Wir genießen diesen Community-Trip unheimlich und sind wirklich fasziniert von den Menschen und ihrer Kreatitivität.
Unsere Guides sind in Fahrt und wollen mit uns noch weitere Stationen besuche, aber wir sind inzwischen schon vier Stunden mit ihnen unterwegs und es wird langsam dunkel.
Wir blasen den noch geplanten Sumpfspaziergang ab, bedanken uns ganz herzlich bei unseren Führern und fahren ins Hotel zurück. Dieser spannende Nachmittag wird noch lange in uns nachhallen.