Heute fahren wir mit dem Bus über den Wolkenpass nach Hue. Der Wolkenpass (Hai Van) macht seinem Namen in der Regel alle Ehre und ist auf den Höhen in Wolken gehüllt. Wir haben Wetterglück und können von oben wunderschöne Aussichten zurück in die Bucht von Da Nang und in die Lagune von Lang Co genießen, in der wir später noch Halt machen werden.
Do gibt uns schon einen Vorgeschmack auf die geschichtlichen Begegnungen zum Vietnamkrieg, die wir in den nächsten Tagen noch haben werden und berichtet vom Ho-Chi-Minh Pfad, der logistischen Versorgungsroute der vietnamesischen Volksarmee im Indochinakrieg und während des Vietnamkrieges. Über dieses Netzwerk an Straßen aber auch teilweise versteckten Bergpfaden wurden Unmengen von Transporten von Nord-nach Südvietnam abgewickelt. Die Amerikaner versuchten, die Route regelmäßig durch Bombardements zu unterbrechen aber die Lücken wurden sofort wieder geschlossen und die Transporte liefen weiter. Do erzählt, daß die Route oft durch bewaldete Bergpässe führte – um nicht sichtbar zu sein, fuhren die Transporte nachts. Als einziges Licht dienten kilometerlange Reihen von Einheimischen die kleine Glühwürmchen in ihren Händen hielten, um den Weg zu markieren. Wir halten an der Lagune Lang Co, die durch ihre feinen Sandstrände und die lokale Austernzucht und Perlmuttkunst bekannt ist. Gefischt wird in traditionellen runden Booten.
Gegen Mittag treffen wir in der alten Kaiserstadt Hue ein. Hue war Vietnam‘s letzte Königsstadt. Die derzeitigen Bauten stammen aus der Nguyen Dynastie aus dem 16./17. Jahrhundert.
Die Königsresidenz wurde nach chinesischem Vorbild erbaut, sozusagen ein Mini-Beijing. So finden wir klassisch die Äußere Stadt (Zitadelle), darin die ummauerte Königsstadt und darin wiederum die purpurne Verbotene Stadt.
Die Anlage ist unheimlich weitläufig und die feuchte Hitze macht sich bemerkbar. Gut, daß wir unseren Regenschirm als Sonnenschirm umfunktionieren können. Der Palast ist beeindruckend.
Untermalt von den spannenden Erzählungen Do‘s besichtigen wir den ganzen Komplex. Zwischendurch suchen wir immer mal wieder Schatten in den wenigen Innengebäuden.
Der letzte König Tu Duc konnten leider keine Kinder haben und damit endete dann die Unabhängigkeit Vitetnams im 19. Jahrhundert und die Kolonialisierung durch die Franzosen begann. Neben den tollen Gebäuden gibt es auch wunderschöne Gartenanlagen mit weitläufigen Sonnenblumenbeeten und blühenden Lotusteichen.
Heute bekommen wir auch eine kleine Sprachstunde über die sehr schwer erlernbare vietnamesische Sprache. Obwohl die Schrift von uns lesbar ist, hat die Sprache durch ihre vielen Tonhöhen große Tücken für Ausländer. An der Silbe „Ma“ demonstriert uns Do, daß durch verschiedene Tonhöhen (die durch die Sonderzeichen über den Buchstaben gekennzeichnet werden), 5 verschiedene Wörter mit komplett unterschiedlichen Bedeutungen möglich sind.
Nun geht es auf eine Fahrradrikschafahrt durch die Stadt und wir können unsere müden Beine ausruhen. Hue ist sehr schön und architektonisch mit der umgebenen Flußlandschaft des Parfümflusses verwoben.
Am späten Nachmittag checken wir dann in unser wunderschönes Hotel Pilgrimage Village ein. For Family Reisen hat wirklich eine gute Hand für besondere Hotels, die auch Kindern Spaß machen. Das Pilgrimage Village ist ein ökologisches Resort unter japanischer Leitung und fügt sich direkt in die Landschaft ein. Es gibt einen riesigen in die Natur eingebetteten Pool mit Poolbar und Außenanlagen.
Am Abend gibt es noch ein weiteres Highlight – wir sind zu Gast im Haus und Park der bekannten vietnamesischen Künsterin Boi Tran, die nach dem tragischen Tod ihres Sohnes ihr Haus für Kunststudenten und Besucher geöffnet hat. Neben ihrer Galerie mit eigenen und erworbenen Werken kann man hier speisen und den wunderschönen Garten besuchen. Regelmäßig finden auch Workshops statt. Wir besichtigen zunächst die interessante Galerie und lassen uns dann im riesigen Hauptraum, der fast wie ein Schloßsaal wirkt, für eine köstliches Abendessen nieder.
Kurz erscheint auch die Künstlerin für ein kleines Gespräch. Mehr Informationen unter http://www.boitran.com
Am nächsten Morgen besteigen wir ein buntes Drachenboot (ähnlich einem Katamaran aber mit tollen Drachendekorationen) und fahren auf dem Parfümfluß Richtung Thien Mu Pagode.
Die Pagode wird noch immer von Mönchen betrieben. Wir gehen hier an Land und steigen die Stufen zum Pagodenkomplex empor.
Es blühen gerade die Frangipani-Bäume und wir können diese Blüten, die oft in Parfüms eingesetzt werden, zum ersten Mal in der Natur erleben.
Wir können das Leben der Mönche hautnah beobachten, ihre Gebete und auch das beeindruckende rituelle Mittagessen mit Gebeten und Gesängen.
Interessiert schauen wir uns den langen Tagesablauf der Mönche an – auch 2 Unterrichtseinheiten Kung-Fu sind täglich dabei.
Das Kloster beheimatet eine kleine Ausstellung über den buddhistischen Mönch Bo Tat Thich Quang Duc der sich während der Buddhistenkrise in den 60er Jahren, in der die Buddhisten von der südvietnamesichen Regierung verfolgt wurden – in Saigon öffentlich selbst verbrannte – dieses Bild ging 1963 um die Welt und sorgte für internationalen Druck auf die südvietnamesische Regierung.
Im Kloster gibt es auch einige kleinere Jungen. Diese werden oft als Waisen oder Kinder sehr armer Familien aufgenommen. Bis zu ihrem 14. Lebensjahr können die Jungen entscheiden, ob sie dauerhaft im Kloster bleiben wollen. Den Unterschied erkennt man am Haarschnitt: ist der Kopf schon komplett glattrasiert, dann ist die Entscheidung für das Kloster gefallen, sind am Kopf noch einige Haarbüschel vorhanden, gibt es noch keine Entscheidung.
Beindruckt besteigen wir wieder unser Drachenboot und fahren noch ein Stück weiter. An einer Pomelo-Farm steigen wir wieder aus. Wir laufen durch lange Pomelo-Haine – momentan sind die Früchte jedoch noch nicht reif – man findet Pomelos hier oft in Salaten und auch als Saft.
Wieder haben wir die Möglichkeit zu einer wunderschönen Radtour. Entspannt fahren wir durch kleine Dörfer und Reisfelder – es macht Spaß.
Schließlich kommen wir zu einer Seidenmalerei und können hier dem Künstler über die Schulter schauen. Interessant ist, daß der Künstler in der Regel zwei Bilder identisch auf einmal malt und danach die Leinwand entsprechend trennt – so hat er dann in schnellerer Zeit 2 Bilder.
Unsere Kinder sind von den farbenfrohen Gemälden so beeindruckt, daß wir jedem ein kleines Bild kaufen. Nun geht es zurück zu einem köstlichen Mittagessen auf der Pomelofarm. Ich trinke zum Abschluß noch einen schmackhaften Tee aus frischem Lemongrass und Ingwer,
Zurück geht es nach Hue – zum nächsten Highlight: wir dürfen bei einem Drachenbau-Altmeister einen echten traditionellen Drachen basteln: zur Auswahl stehen verschiedene Vögel oder ein Schmetterling.
Im Wohnzimmer des Drachenmeisters mühen wir uns, die feine Konstruktion nachzubauen.
Mit Hilfe des Meisters schaffen wir es und jedes Kind darf dann seinen Drachen mit nach Hause nehmen. Wir fragen uns, wie wir die ca 1-2 Meter großen Kunstwerke transportieren sollen – der Meister zeigt uns eine Falttechnik und in wenigen Minuten ist der Drachen auf ein ganz kleines Maß zusammengeschrumpft.
Mit Hilfe eines Videos werden wir den Drachen dann zu Hause wieder aufbauen und auch tatsächlich mehrere Male erfolgreich fliegen lassen. Die Drachenbaukunst hat eine lange Tradition in Asien. Die Kunst des Drachenbauens wurde in den Familien weitervererbt. Der Urgroßvater unseres Meisters war z.B. Drachenbauer beim König von Hue. Drachensteigen in den Reisfeldern war ein beliebter Zeitvertreib bei Hofe. Auf Wunsch der Gruppe besuchen wir noch einen schönen Markt in Hue und bestaunen die frischen Obst-und Gemüsesorten.
Do zeigt uns die Mangostane – die wir aus Deutschland nicht kennen – eine sehr schmackhafte Frucht.
Wir kaufen noch ein paar Räucherstäbchen, die wir als Souvenir mit nach Hause nehmen. Sie sind im Sommer auf der Terasse gut, um Mücken zu vertreiben.
Zurück in unserem wunderschönen Hotel entspannen wir am Pool und beenden den Abend mit einem guten Essen im Hotelrestaurant.
Am nächsten Morgen stehe ich etwas früher auf und nehme an einer Tai-Chi Stunde am Pool teil. Danach geht es erfrischt auf zu unserer nächsten Etappe nach Zentralvietnam.