Heute heißt es leider schon Abschied nehmen von Uløya, unserer kleinen Insel, auf der wir drei sehr spannende und intensive Tage verbracht haben.
Svein steht, wie immer nur im Pullover, bereit und fährt uns mit seinem kleinen Boot wieder rüber aufs Festland.
Noch einmal genießen wir die Leidenschaft mit der er Gastgeber ist und wie er über den Fjord düst – das hat schon fast Kultcharakter.
Auf der anderen Seite wartet schon unser Fahrer und wir machen uns auf über schneebedeckte Straßen auf die etwa dreistündige Reise nach Tromsø. Heute im Tageslicht ist das eine ganz andere Sache und wir können die atemberaubende Bergwelt des Lyngenfjords bewundern.
Auf unser Bitten hin wird auch ein Fotostop direkt am Wasser mit wunderbarer Bergkulisse möglich gemacht.
Am frühen Nachmittag erreichen wir Tromsø mit den vertrauten Bildern der Eismeerkathedrale und der großen Fjordbrücke.
Wir checken ein ins Hotel Clarion Aurora direkt am Hafen, allerdings ein deutlicher Abstieg gegenüber dem Thon Polar Hotel vom ersten Tag im Tromsø.
Auch wenn es die gleich Hotelkategorie ist, hier zählt ganz klar Massenabfertigung und das sicherlich einst schöne Hotel ist kräftig in die Jahre gekommen und auch etwas schmuddelig – aber für eine Nacht wird es schon gehen.
Zuerst gilt es hungrige Mäuler zu stopfen und da es allen bei La Famiglia so gut gefallen hat, rücken wir da noch einmal für ein ausladendes Mittagessen ein, das uns allerdings den Rest des heute verfügbaren Tageslichts kostet.
Wir beratschlagen, was wir unternehmen wollen. Da stünde zum Beispiel noch eine Fahrt mit der Seilbahn auf den Hausberg Storsteinen an. Gesagt, getan, – da es doch eine ordentliche Strecke bis auf die andere Seite ist, noch weiter als bis zur Eismeerkathedrale, rufen wir uns 2 Taxis. Taxis werden hier einfach von einen kleinen Computer an der Hotelrezeption selbst gerufen und treten dann mit Dir über Handy SMS in Verbindung. Die Taxis kommen schnell und wir fahren in etwa fünfzehn Minuten hinüber zur Seilbahn. Der Spaß soll uns 30 Euro kosten.
An der Seilbahn Fjellheisen, die alle halbe Stunde fährt, haben wir Glück und müssen nicht lange warten. In nur vier Minuten sind wir oben.
Leider ist es jetzt schon dunkel und etwas diesig, so dass die Aussicht leidlich ist.
Trotzdem fühlt es sich gut an, hier oben auf dem Berg zu stehen und auf den Fjord und das Lichtermeer zu blicken. Wir wandern etwas nach rechts, dem Tipp eines Blogs folgend, der uns verraten hat, dass der Ausblick hier noch besser ist als von der direkten Terasse an der Seilbahn. Über rutschige Schneewege kämpfen wir uns vorwärts.
Und tatsächlich, von hier ist der Ausblick besser, es gibt nur wenige Menschen und auch der Nebel legt sich etwas, so dass es schön klar wird. Ein toller Blick.
Wir können die Eismeerkathedrale, die imposante Brücke und das Hafenviertel ausmachen und sogar noch zwei Flugzeuge landen sehen – der Flughafen befindet sich direkt auf der Innenstadtinsel.
Es ist jetzt gegen 17 Uhr und die eine oder andere Rakete steigt auch schon in den Himmel. Apropos Feuerwerk, als wir uns umdrehen und etwas bergaufwärts schauen, sehen wir eine große Gruppe von Feuerwehrleuten in orangen Westen, die auf einem abgesperrten Gelände bereits Vorbereitungen für das berühmte Silvesterfeuerwerk treffen, da sind wir schon gespannt.
Es wird jetzt ziemlich ungemütlich, der Wind pfeift und es beginnt zu schneien. Nach einem kurzen Besuch auf der offiziellen Aussichtsterasse nehmen wir die nächste Seilbahn nach unten. Beim Hinunterfahren bemerken wir am Felsen einige Kletterer, wir wundern uns, wer hier bei diesem schwierigen Wetter klettert aber das wird sich später noch auflösen. Unten beschließen wir, zurück zu laufen – denn viel Bewegung hatten wir heute noch nicht. Durch malerische Straßen – die wir mehr rutschen als laufen – geht es zunächst bis zur Eismeerkathedrale, die heute in der Dunkelheit noch einmal eine besondere Wirkung entfaltet.
Wir haben sogar Glück, die Kathedrale ist kurz geöffnet, so können wir ein Blick ins Innere erhaschen.
Von außen ist sie allerdings um einiges spektakulärer.
Nun geht es im immer dichter werdenden Schneesturm zurück über die lange Brücke.
Nach kurzer Pause wollen wir im Hotel ein Abendessen einnehmen, das dort schon inklusive ist. Wir erwarten nicht viel, und so ist es auch: viel Gedränge und ein recht liebloses und nicht sehr einfallsreiches Buffet. Wir sehen, dass wir schnell wieder aus diesem Speisesaal herauskommen. Wir holen im nahegelegenen Supermarkt noch ein paar Snacks und machen es uns mit unserer mitgebrachten Flasche Champagner gemütlich, die wir in weiser Voraussicht schon in Uløya tiefgekühlt hatten. Wir unterhalten uns und schauen dabei im Fernsehen Rocky II. Da in Skandinavien alle Filme im Original mit Untertiteln gezeigt werden ist das Verstehen keine Problem. Der Champagner schmeckt und ist leider viel zu schnell alle und bald geht es auch schon auf Mitternacht zu und wir packen uns wieder warm ein. Direkt am Hafen haben sich schon einige Leute versammelt, Touristen und Einheimische und alle warten gespannt auf das Feuerwerk. Links und rechts über den Häusern schießen schon viele private Raketen nach oben.
Wir haben einen perfekten Blick über den Fjord auf den Hausberg und jetzt erschließen sich uns auch die Kletterer. Kurz unterhalb des Berggipfels leuchtet die Jahreszahl 2021.
Die letzte Minute vor Mitternacht bricht an und die Stimmung ist gut, alle blicken gespannt über den Fjord. Und dann ist es soweit: Punkt zwölf Uhr beginnt ein wunderschönes und facettenreiches Feuerwerk auf dem Berggipfel, es ist wirklich eindrucksvoll komponiert und ja, auch die Zahl 2021 ändert sich magisch in die Zahl 2022.
Als dann noch die Postschiffhupe ertönt, ist die Magie im hohen Norden perfekt und wir stehen nur noch da und genießen. Nach einer Viertelstunde ist leider schon wieder alles vorbei – aber es war schön und stimmungsvoll – zurück im Hotel waren wir wohl Silvester schon lange nicht mehr so zeitig im Bett.
Am nächsten Morgen machen wir im Tageslicht noch einen kleinen Spaziergang durch das sehr ruhige Tromsø.
Diesmal erkunden wir die malerische rechte Seite des Hafens und sehen dort noch einige imposante Gebäude und auch die Magic Ice Bar – wir hatten am Abend vorher noch überlegt, hier hineinzugehen aber es war nichts mehr frei gewesen.
Zum Abschied genießen wir noch einen wunderschönen Blick hinein in den Fjord und dann geht es vorbei an der malerischen Hafenzeile zurück zum Hotel.
Wir haben schon zwei Taxis zum Flughafen gebucht. Eins kommt auch, die Hälfte von uns fährt voraus, aber das andere lässt sich nicht blicken. Leider ist es nicht möglich, selbst mit den Fahrern in Kontakt zu treten. Nach 20 Minuten Wartezeit beschließen wir, ein neues Taxi zu rufen, lustigerweise kommt genau der Fahrer wieder, der die andere Hälfte von uns bereits zum Flughafen gebracht hat. Am Flughafen ist jetzt beim Check-in ein lange Schlange und es wird etwas knapp. Zum Glück sind die Wege auf diesem kleinen Flughafen kurz und so geht sich noch alles aus und wir starten unseren Direktflug nach Frankfurt, vollgepackt mit schönen Erinnerungen an diese kurze aber sehr intensive Reise in den hohen Norden.