Straßendörfer, Teeplantagen, Fort Portal- von Masindi in den Kibale N.P. (Tag 5)

Heute steht ein Fahrtag auf dem Programm. Wir müssen die lange Strecke von Masindi bis nach Fort Portal am Fuße des Rwenzori-Gebirges bewältigen.

Abfahrt aus der Kabalega-Lodge

Dafür brauchen wir mehr als 5 Stunden. Es geht über eigentlich gut ausgebaute breite Straßen, die jedoch zum Zweck der Geschwindigkeitskontrolle immer wieder von zahlreichen Schwellen unterbrochen werden, so daß die gesamte Fahrt dauerhaft holprig ist. Die Ugander nennen diese Schwellen „sleeping police“. Heute sitzt Silke mit bei uns im Auto und sie und Nathan versorgen uns wieder mit vielen Informationen.

Wir beobachten die typischen Straßendörfer: die kleinen Häuser sind alle ganz dicht an der Straße gebaut. Viele haben kleine Tische davor, auf denen verkauft wird, was das eigene Feld hergibt, z.B. Tomaten, Kochbananen (Matoke), Mangos. Oder Mais und Getreide wird auf großen Tüchern vor dem Haus getrocknet.

Die traditionellen Häuser haben generell kaum Fenster, was der Temperaturregelung dient. Es gibt lediglich nach vorne geöffnete größere Haustüren. Oft gibt es bei geschlossenen Haustüren nur kleine, in die Ziegel eingelassene Lüftungslöcher für Frischluft.

Auch alle anderen Geschäfte finden sich auf der Straße: Haushaltswaren, Möbel, Mobilfunk, Bankfilialen und eben viele Lebensmittel.

Nach anderthalb Jahren coronabedinger Tourismuspause ist auch auch immer noch selten, daß „Wazungu“ (genereller Begriff für weiße Bewohner Europas, Nordamerikas und Australiens, in der Einzahl „Mzungu“) durch die Dörfer fahren. So stehen immer wieder Gruppen kleiner Kinder am Straßenrand, die uns fröhlich zuwinken und Wazungu rufen. Wir kommen aus dem Zurückwinken gar nicht mehr heraus.

An einer Tankstelle machen wir eine kurze Toilettenpause. Wir wollen im Tankstellenshop unsere Snackvorräte auffrischen, die Auswahl ist sehr begrenzt und der Preis wird dann nach Gutdünken gemacht, verständlicherweise bezahlen Wazungu mehr als Einheimische – trotzdem ist preislich alles immer noch im Rahmen.

Es geht über durch Stadt Hoima, in der es ein Zementwerk gibt, immer weiter in den Westen.

Nach einer weiteren Stunde Fahrt halten wir am Straßenrand und unsere Fahrer kaufen eine neue Bananensorte, diesmal ist es eine wunderbare kleine Babybanane die erfrischend nach Zitrusaromen schmeckt.

Unser Snack-Vorrat ist wieder aufgefrischt

Insgesamt gibt es 15 Bananensorten in Uganda, von der Plantane (Kochbanane) über verschiedene Größen und Farben an süßen Bananen. In dieser Gegend werden auch Mangos angebaut, von denen Nathan einige am Straßenrand erwirbt.

Die Obstfreude wir ergänzt durch eine weitere Ananaspause.

Silke serviert köstliche Ananas

Hier treffen wir auch auf die allgegenwärtigen Kinder und Jugendlichen mit denen wir unsere Ananas teilen.

Wir dürfen auch Fotos machen, die die Kinder dann sehr gerne auf dem Display bewundern. Silke erzählt, daß es hier eher üblich ist, auf Fotos ernst zu schauen.

Das gerade gemachte Bild wird auf dem Display begutachtet

Plötzlich sehen wir am Straßenrand eine Schimpansenfamilie, das ist außerhalb der Nationalparks eine absolute Seltenheit und wir zücken unsere Handys und wollten kurz anhalten, um die Tiere zu beobachten. Die Freude währt nur kurz – der die Tiere begleitende Ranger fordert uns aggressiv zum Weiterfahren auf, wir hätten kein Recht, „seine Tiere“ zu fotografieren und anzuschauen. Nach einem hitzigen Wortgefecht zwischen Nathan und dem Ranger wollen wir Ärger vermeiden und entschließen uns zur Weiterfahrt. Ein Foto ist mir trotzdem gelungen.

Nun ändert sich die Landschaft. In der Ferne tauchen die ersten Ausläufer des Rwenzori-Gebirges auf. Das im Ausland recht unbekannte Gebirge wurde von europäischen Forschern erst spät gegen Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt und auch erst nach genauem Hinsehen und Suchen. Der Grund: die schneebedeckten Berge liegen fast immer im Nebel, so daß man nur die weniger spektakulären Vorberge sehen kann, auch wir bekamen nur diese zu Gesicht. Es ist gut zu wissen, daß im Rwenzorigebirge auch der drittgrößte Berg Afrikas liegt,  der Mount Margherita mit 5.109 Metern Höhe. Silke erzählt uns, daß das Rwenzorigebirge ein Geheimtipp für Bergwanderer ist, auch sie selbst hat schon wunderschöne Wandertouren durch diese Berge geführt. Mit Sicherheit ist es weniger überlaufen als am Kilimandscharo und durchaus noch mal eine extra Reise wert.

Die Berge sind übrigens sehr sagenumwoben. Angeblich vermutete Aristoteles hier die Quelle des Nils und auch Ptolomäus beschrieb die sogannten „Mondberge“ aus denen das Wasser des Nils entspringen würde. Indirekt stimmt das sogar, da das immer wolkenverhangene Rwenzorigebirge (übersetzt „Regenmacher-Gebirge“) mit seinen Gletschern die Umgebung und auch den Victoriasee mit Wasser speist und am Victoriasee in Jinja entspringt ja bekanntlich der Nil.

An den Berghängen, vor dem Wald sehen wir nun riesige Teeplantagen, die sich wunderschön in die Landschaft einfügen.

Schwarzer Tee ist einer der Exportschlager Ugandas und wir können einige Leute mit ihren großen Körben bei der Teeernte beobachten.  Wir steigen kurz aus und genießen den Blick.

Im Hintergrund die Ausläufer des Rwenzorigebirges

Endlich sind wir dann in Fort Portal angekommen. Es geht zum Mittagessen ins beste Restaurant der Stadt „The Garden Restaurant“. Hier können wir uns an einem Buffett mit typisch ugandischen Speisen bedienen.

Ich stelle mir einen Teller zusammen und bin eigentlich ganz angetan, obwohl es sich fast ausschließlich um Beilagen handelt:

Wir haben zunächst auf 8 Uhr den dunklen Hirsebrei „Millet“, dann weiter im Uhrzeigersinn Matoke, ein Brei aus Kochbananen, weißer Poscho aus Mais, gekochter Kürbis und gekochte Maniokwurzel – die mir persönlich am besten schmeckt. Dazu gibt es leckere Erdnußsoße, Bohnenmus und natürlich das obligatorische Hühnchen, hier immer mit Knochen serviert. Eine gute Möglichkeit, die landes-typische Küche zu probieren.

Nach dem Essen checken wir in unser wunderschönes Hotel mit dem treffenden Namen „Mountain of the Moons“ ein. Das Hotel im Kolonialstil  ist sehr luxuriös, in einen großen Garten eingebettet und laut Reiseführer das beste Haus der Stadt.

Wir machen uns noch einmal zu Fuß auf den Weg nach Fort Portal. Eigentlich ist unser Ziel der Königspalast, jedoch ist der Weg in die Stadt wirklich kein Vergnügen. Es geht durch staubige Straßen mit viel Verkehr. Die Hackordnung ist hier LKW, Auto, Moped. Und dann Radfahrer und Fußgänger und da es keine Fußwege gibt, wird das manchmal ganz schön eng. Dazu die brennende Sonne, Staub, die Maske – Vergnügen ist etwas anderes.  Nach drei Kilometern sind wir in einer Art Stadtzentrum angekommen, d.h. hier gibt es Läden. Interessant eine Moschee am Wegesrand.

Wir gehen in einige kleine Supermärkte, aber erst in einem etwas größeren finden wir die Snacks, die wir suchen.

Koloniale Bauten in Fort Portal

Zum Palast hoch auf den Berg wäre es jetzt noch mal so weit. Das sparen wir uns und machen uns auf den Weg zurück. Immer wieder sind wir als Wazungu neugierigen Blicken ausgesetzt, fühlen uns aber nie bedrängt oder unsicher und unsere Grüße werden immer freundlich erwidert.

Zurück im Hotel genießen wir einen akzeptablen Weißwein bzw.  ein Nile-Special im Garten und entspannen bei Sonnenuntergang.

 

Abendstimmung im Garten des „Mountain of the Moons“ Hotel

Morgen steht ein langer und spannender Trekkingtag auf dem Programm.

Ein spektakulärer Wasserfall und Tiere, Tiere, Tiere – Erkundungen im Murchison National Park (Tage 3 und 4)

Auf dieser Reise jagt wirklich ein Highlight das nächste. Heute früh geht es direkt in den Murchison Falls Nationalpark.

Masindi und die Gegend um den Murchison Falls National Park waren schon Kulisse des Film „African Queen“ und ein geliebter Aufenthaltsort für Ernest Hemingway, der irgendwie überall war, wo es schön ist.  Die Gegend um den Nil in Murchison Falls war allerdings nicht ohne Gefahren für Hemingway, der hier zweimal nur knapp einen Flugzeugabsturz überlebte.

Namensgeber für den Park war der Chef des britischen Forschers Samuel Baker, der hier unter anderem nach der Quelle des Nils suchte.  Bei seiner Reise nilaufwärts entdeckte er zunächst den Albertsee und dann die gewaltigen Nilfälle, die er kurzerhand zur Quelle des Nils deklarierte und sie zu Ehren seines Chefs „Murchison Falls“ taufte.

Eingangstor zum Murchison Nationalpark

Nach den üblichen Eintrittsformalitäten (Kontaktliste, Fieber messen, Hände desinfizieren) fahren wir über eine Stunde durch den Park und können schon hier im dichten Wald erste Tiere am Straßenrand sehen, so z.B. Paviane (Baboons) und einen beindruckenden ground hornbill (südlicher Hornrabe), der gerade eine Schlange im Schnabel hält.

Ground Hornbill mit Schlange im Schnabel

Auf der Fahrt erzählt uns Nathan, daß wir uns jetzt im sogenannten „Rift Valley“, dem ostafrikanischen Grabenbruch befinden.  Hier bricht die Erdkruste aufgrund vulkanischer Aktivitäten und ein Riß zieht sich vom Roten Meer über Ostafrika bis hin zum indischen Ozean. Hier wird sich in mehreren Jahrtausenden  Ostafrika vom afrikanischen Kontinent trennen. Im Rift Valley und auch im „Albertine Rift“ (zentralafrikanischer Grabenbruch) befinden sich wunderschöne Ebenen soweit das Auge reicht. Diesen werden wir auf unserer Reise immer wieder begegnen.

Nach gut 1.5 Stunden erreichen wir die Murchison Falls. Hier stürzt sich der aus dem Victoriasee kommende „Victoria-Nil“  über 45 Meter hinab in eine enge Felsenschlucht, um dann unten breit und massiv bis zum Albertsee weiter zu fließen, aus dem er dann als „Albert Nil“ oder „weißer Nil“  wieder hervorkommt.

Über einen kleinen Waldweg steigen wir kurz bergan und hören zuerst und sehen dann die gewaltigen Stromschnellen, deren Gischt meterhoch nach oben stäubt.

Von hier oben wäre auch Baker ganz klar gewesen, daß die Murchison Falls nicht die Nilquelle sind, sondern dass der  Nil schon von weiter her kommt und sich hier nur spektakulär in die Tiefe stürzt. Später fanden Forscher die Nilquelle mehrere hundert Kilometer südlich im Ort Jinja am Victoriasee.

Ohrenbetäubend  stürzen sich die Wassermassen in eine enge Schlucht, man sieht nur Gischt und immer wieder ein paar Regenbögen.

Von hier kann man noch wenige Meter weiter bergauf wandern und sich einer erfrischenden Gratisdusche aussetzen – man wird hier definitiv einmal komplett nass.

Als Belohnung kann man von hier aus in die Schlucht schauen und beobachten, wie sich der Wasserfall wieder in einen breiten Flußlauf verwandelt.

Am schönsten ist, daß wir hier ganz alleine sind – ähnlich spektakuläre Wasserfälle sind in Europa oder Amerika von tausenden Besuchern umlagert.

Unsere Reisegruppe am Murchison Fall. Ganz rechts unsere Reiseleiterin Silke

Etwa eine Stunde genießen wir das Naturschauspiel, dann heißt es weiterfahren: die nasse Kleidung ist bei den warmen Temperaturen schon getrocknet und wir nehmen einen Lunch in einem kleinen Restaurant mit wunderschönem Blick auf den Nil ein.

Wunderschöner Blick während unserer Mittagspause

Für den Nachmittag ist eine dreistündige Bootsfahrt auf dem Nil geplant, die uns Tierbeobachtungen beschert, die wir uns nicht haben träumen lassen.

Bootsfahrt auf dem Nil
Nilbrücke

Los geht es direkt mit einer kleinen Gruppe Elefanten, die am Ufer grasen.

Das nächste Highlight ist eine „Schule“ von Nilpferden die plötzlich ihre Köpfe aus dem Wasser heben.

Nilpferde können bekanntlich nicht schwimmen aber in niedrigem Ufergewässer für bis zu sechs Minuten unter Wasser bleiben. Nilpferdgruppen sehen wir immer wieder und sie machen dem deutschen Namen „Nilpferd“ für Hippo hier am Nil alle Ehre. Nilpferde gehören zu den gefährlichsten Tieren für die lokalen Fischer: sind die Nilpferde untergetaucht, kann man sie von oben nicht sehen, Fischer fahren mit ihren kleinen flachen Booten dann über die scheinbar ruhige Wasseroberfläche und dabei aus Versehen über den Rücken eines Nilpferdes. Diese tauchen dann überraschend plötzlich unter dem flachen Kahn auf, werfen  ihn dabei um und beißen ihn mit ihrem kräftigen Maul einfach in der Mitte entzwei. Der Nil und Uganda insgesamt sind auch ein Paradies für die sogenannten „Birder“ (leidenschaftliche Ornithologen), die man mit ihren riesigen Objektiven sofort erkennen kann.

Immer wieder sehen wir besondere Vögel, auch wenn diese mit bloßem Auge schwer zu sehen sind, hier lohnt sich auf jeden Fall ein Fernglas.

Wir lernen z.B. den „Bienenfresser“ mit rotem Bauch kennen. Er nistet in Löchern in Felsspalten entlang des Ufers.

Auch interessant sind die Webervögel: hier bauen die Männchen besonders kunstvolle, kugelförmige Nester. Wenn diese allerdings den Weibchen nach genauer Inspektion nicht gefallen, ist der Paarungsversuch gescheitert.

Auf eine Sandbank sehen wir plötzlich zwei Krokodile, gut getarnt aber das aufgerissene Maul ist doch zu erkennen.

Fast zwei Stunden shippern wir so auf dem Nil bis sich dann die Murchison Falls von unten vor uns auftun, ein toller Anblick, aber von oben sind sie doch noch wesentlich beeindruckender.

Murchison Falls von unten

Nun geht es in einer guten Stunde zurück. Wir steigen auf der anderen Seite des Nils aus, wo unsere Fahrer schon auf uns warten. Auf dem Weg zu unserer Lodge wollen wir nun noch einige Tierbeobachtungen machen. Hier, auf der anderen Seite des Nils, wandelt sich die Landschaft des Murchison N.P. vom dichten Wald in eine Savanne die mit Büschen und Palmen durchsetzt ist. Und, wie schon auf dem Fluß, haben wir auch hier unfassbares Safariglück. Es geht los mit großen Beständen der vielen Antilopenarten, unter ihnen auch der Uganda-Kob, erkennbar an seinen besonderen Hörnern, der auch ein Wappentier des Landes ist.

Uganda-Kob
Waterbuck, zu erkennen an der herzförmigen Schnauze

Dann begegnen uns Büffel, die sich gemütlich in einem Wasserloch suhlen, Elefantenherden am Wegesrand und Giraffen, wie Kräne am Horizont.

Langsam wird es schon dunkel, aber wer will bei diesem Tierreichtum schon abbrechen und plötzlich geschieht das unfassbare: unsere Driver entdecken im Gras vor uns eine Löwin, die gemütlich in der Abendsonne sitzt und nicht ganz weiß, was sie von uns halten soll.

Vom geöffneten Safaridach aus können wir sie gut sehen. Nathan fährt bis auf unglaubliche drei Meter an sie heran.

Sie beobachet uns, irgendwann hat sie dann aber doch von uns die Nase voll, steht auf und sucht sich einen neuen Platz.

Auf der Fahrt zur Lodge kreuzt noch eine Elefantenherde unseren Weg. Perlhühner und Warzenschweine lassen sich schon auf der warmen Piste nieder.

Afrikanische Abendstimmung über der Savanne

Spät im Dunkeln kommen wir in der wunderschönen Fort Murchison Lodge an, allerdings können wir das im Dunkeln kaum noch sehen. Nach einem späten Abendessen geht es in die schönen Zimmer.

Eine Besonderheit hier: die beidseitigen Belüftungsysteme die immer für ein kühles Lüftchen sorgen und der Balkon mit wunderschönem Blick auf den Nil. Das Frühstück am nächsten Morgen ist schon für sechs Uhr geplant, da es noch einmal auf Safari gehen soll. Müde schlafen wir unter den Geräuschen der afrikanischen Nacht ein. Diesmal brauchen wir keinen Wecker, um Punkt fünf Uhr reißt uns ein heftiges Gewitter aus dem Schlaf. Wir liegen unter dem Moskitonetz und genießen die schaurig schöne Romantik

Morgenstimmung in der Fort Murchison Lodge
Direkter Blick auf den Nil

Gleich nach dem Frühstück geht es wieder in den Park. Zuerst steht die Safari wegen eines kräftigen Regens auf der Kippe.

Dann bessert sich das Wetter und wir fahren noch Stunden kreuz und quer durch den Park und können uns wieder nicht über Tiermangel beklagen.

Toppy

Wir haben spannende Begegnungen mit Büffeln.

Nathan erzählt, daß ältere Männchen oft aus der Herde verstoßen werden und dann entweder alleine oder in neu gebildeten „Alt-Herren“ Gruppen durch die Savanne streifen. Vor diesen sollte man sich vorsehen, sie sind recht aggressiv und gehören nach den Nilpferden zu den für den Menschen gefährlichsten Tieren des Landes.

Beobachtungen vom Safari-Dach

Dann kommt es zu einem Kräftemessen mit einem Elefant, der direkt vor uns auf der Piste steht und langsam auf uns zukommt.

Auch wir fahren auf ihn zu. Kurz vor dem Zusammentreffen dreht der Elefantenbulle ab und läuft direkt am Auto vorbei in die Savanne.

Wir sehen wieder Vögel, Affen, Giraffen und auf der Suche nach einem Löwen sichten wir inmitten einer angespannten Antilopenherde einen durchs Gras schleichenden Schakal. Es ist faszinierend, die Tiere auch in Aktion zu sehen. So etwas kennen wir sonst nur aus Tierfilmen. Lediglich ein kurz zuvor gesichteter im Baum liegender Leopard verweigert sich uns.

Aber wir sind schon vollends zufrieden.  Zum Abschied grüßt noch eine Hyäne am Pistenrand.

Kurze Pause in der Nähe des Nildelta, wo der Victoria-Nil in den Albertsee mündet und von dort aus als Albert-Nil weiterfliesst

Nun geht es wieder zurück über die Nilbrücke.

Auffahrt zur Nilbrücke – ein Provisorium

Am Straßenrand werden noch die vor 2 Tagen gekauften Ananas geschlachtet und verzehrt.

Aufgrund des späten Mittagessens nimmt unser Bananenvorrat rapide ab

Nun fahren wir zur Kabalega Lodge, die wir von Vorgestern schon kennen, auf ein spätes Mittagessen. Kurz vor der Lodge liegt die Stadt Masindi, hier können wir wieder das Treiben am Straßenrand beobachten. Wir sehen einige Kirchen – in Uganda sind ca 80% der Einwohner christlich -und sogar ein Gefängnis und lernen, daß die Häftlinge hier neon-gelbe Kleidung tragen müssen.

Heute am frühen Abend können wir uns etwas ausruhen von den letzten 2 Tagen und die vielen Eindrücke verarbeiten oder bei schönem Sonnenwetter im Pool entspannen.

Der lange Weg nach Norden – unglaubliche Begegnungen mit Nashörnern im Ziwa Rhino Sanctuary (Tag 2)

Heute früh lernen wir unsere Fahrer von der lokalen Firma Uganda Trails kennen, die uns auf der gesamten Reise begleiten werden.  Wir fahren als Familie im Safaribus mit Nathan, einem sehr erfahrenen Driver-Guide, der diese Arbeit schon seit 17 Jahren ausübt und sich wirklich, wie wir immer wieder feststellen werden, außerordentlich gut auskennt.

Unser Safaribus

Nathan, hat 5 Kinder und darunter tatsächlich Zwillinge. Er ist eine echte Frohnatur und erzählt gerne und viel von seinem Land.

Wir beginnen die etwa 4 Stunden lange Reise nach Norden zum Ziwa Rhino Sanctuary. Wir sind als Gruppe mit 4 Safaribussen unterwegs.

Zunächst geht es auf den schnellen Highway nach Kampala, vorbei am Victoriasee.

Was man hier wissen muß, auch auf der Autobahn sind Autos, Motorräder, Fahrräder und Fußgänger irgendwie alle zusammen unterwegs, wobei klar das Recht der Stärkeren gilt: Autos ist immer Platz zu machen.

Nach etwa 30 Minuten haben wir Kampala erreicht, es gibt viel zu sehen und wir kriechen im Schneckentempo durch die Vororte der Hauptstadt, sehen viele Märkte, Läden und vor allem Menschen.

Alle scheinen nach dem Ende des Lockdowns wieder auf den Straßen zu sein. Vor allem sehen wir junge Leute und Kinder.  In Uganda sind 49% der Bevölkerung unter 14 Jahren alt, mit durchschnittlich 6 Kindern pro Familie gehört es zum am bevölkerungsmäßig am zweitschnellsten wachsenden Land der Welt. Mit meinen 51 Jahren gehöre ich fast zu einer Minderheit.

Nathan erzählt uns, daß in Kampala und Vororten etwas 5 Millionen Menschen leben. Und das beschreibt er uns aus afrikanischer Sicht als kleine Stadt.  Ein Großteil der Landbevölkerung scheint in die Städte, vor allem in die Hauptstadt zu streben, in der Hoffnung auf Arbeit, was leider aber ein Trugschluß ist.

Wir saugen das quirlige Treiben und die vielen bunten Farben der Märkte mit ihrem frischen Obst und Gemüse in uns auf.

Nach scheinbar undendlicher Zeit erreichen wir die Landstraße in den Norden, wo wir ganz gut vorankommen, immer wieder durch kleine Städte und Dörfer fahren und die Märkte bestaunen können.

An einen der Märkte halten wir kurz an und die Fahrer kaufen Obst, welches wir abends im Hotel ausprobieren wollen: Ananas, Jackfruit, Melone und vor allem Bananen, von den wir direkt verkosten können.

Ab jetzt reisen leckere Bananen als Snacks mit

Uganda stellt sich als einer der Hauptproduzenten von Bananen in Afrika heraus und hat auch eine beachtliche Ananasproduktion. Ansonsten gibt es viel Kaffee, Tee, Maniok, Mais und Hirse. Aus Maniok und Hirse wird das Mehl für das lokale Fladenbrot hergestellt.

Ein Bus wird von fliegenden Händlern umschwärmt

Längs der Straße werden von indischen und chinesischen Investoren große Fabriken gebaut, um die landwirtschaftlichen Produkte gleich zu verarbeiten und auch in die umliegenden Länder zu exportieren – scheinbar ein lukratives Unterfangen.

Nach knapp 4 Stunden haben wir unser Ziel erreicht. Wir nehmen noch ein leckeres Mittagessen zu uns: Fisch mit Reis und Avocadomus mit Chapati-Brot. Dazu gibt es frischen Ananas- und Melonensaft.

So gestärkt fahren wir zum Höhepunkt des Tages: dem Ziwa Rhino Sancutary.

Nashörner, eigentlich einheimisch in Uganda wurden unter den vielen Diktaturen in den 70er und 80er Jahren 20. Jahrhunderts, in denen die Tiere nicht geschützt wurden, von den Wilderern komplett ausgerottet. Nachdem sich das Land in den 90er Jahren unter dem noch heute amtierenden Präsidenten Museveni stabilisiert hatte, wurde um die Jahrtausendwende das Ziwa Rhino Projekt ins Leben gerufen. Auf einen 7000 Quadratkilometer großen Areal, von Elektrozäunen umsäumt, wird der Versuch gestartet, Breitmaulnashörner wieder in Uganda anzusiedeln, um sie später auszuwildern. Ein sehr ambitioniertes Unterfangen.

Das erste im Reservat geboren Baby,  – mit einem Elternteil aus Kenia und einen Elternteil aus einen Zoo in den USA bekam den passenden Namen Obama.

Inzwischen leben im Park 9 Nashorngruppen. Sie werden trotz Elektrozaun Tag und Nacht von bewaffneten Rangern bewacht, da sie selbst hier vor Wilderern geschützt werden müssen. Durch die Ranger ist es aber auch recht einfach möglich, die Aufenthaltsorte der Nashörner zu finden und das kommt uns bei unserem Besuch zugute. Nach einer Einweisung durch die Ranger und einer kurzen Fahrt steigen wir aus uns wandern durch dichtes Gras auf der Suche nach den Dickhäutern. Wir laufen im Gänsemarsch und reden nicht. Nashörner sehen schlecht aber riechen und hören gut, deshalb muss die Pirsch auch immer gegen den Wind erfolgen.

Nach wenigen Minuten in faszinierender afrikanischer Graslandschaft treffen wir schon auf frische Nashorn-Kot.

Nur wenige Meter weiter tauchen 2 Nashörner plötzlich wie aus dem Nichts vor uns auf, knapp 10 Meter entfernt sehen wir eine junge Mutter und ihr Baby – ein sehr erhabenener Moment.

Wir dürfen einige Zeit stehen und staunen und natürlich auch Fotos schießen.

Es ist eine ganz besondere Erfahrung.

Nach etwa einer halben Stunde in Gesellschaft der Nashörner müssen wir leider wieder gehen. Etwas entfernt erzählen uns die Ranger noch etwas über die Nashörner, wie sie leben und über die Arbeit der Reservats. Der Plan ist, die Population so zu erhöhen, daß die Nashörner in den nächsten 5-10 Jahren wieder ausgewildert werden können.

Immer noch den Nachhall dieser Begegnung spürend, steigen wir wieder in unsere Safaribusse und prompt kommt auch der erste Regen. Es geht weiter nach Norden zur unserem nächsten Hotel, der Kabalega Lodge.

Kabalega Lodge

Die Zimmer sind hier sehr einfach aber zweckmäßig und es gibt einen schönen Pool. An der Bar und beim Abendessen haben wir tolle Gespräche mit den anderen Reisenden unserer Gruppe und mit Silke, die uns Stück für Stück in die Kultur Ugandas einführt. Wir haben sehr viel Glück mit der Gruppenzusammensetzung, alle sind Fernreise-Fans und wir sind auf einer Wellenlänge. Auch die Kinder haben mit 16-20 Jahren ein passendes Alter und kommen gut miteinander klar.

Zufrieden mit der afrikanischen Abendstimmung geht es heue etwas zeitiger ins Bett, denn morgen wartet wieder ein langer und ereignisreicher Tag.