Straßendörfer, Teeplantagen, Fort Portal- von Masindi in den Kibale N.P. (Tag 5)

Heute steht ein Fahrtag auf dem Programm. Wir müssen die lange Strecke von Masindi bis nach Fort Portal am Fuße des Rwenzori-Gebirges bewältigen.

Abfahrt aus der Kabalega-Lodge

Dafür brauchen wir mehr als 5 Stunden. Es geht über eigentlich gut ausgebaute breite Straßen, die jedoch zum Zweck der Geschwindigkeitskontrolle immer wieder von zahlreichen Schwellen unterbrochen werden, so daß die gesamte Fahrt dauerhaft holprig ist. Die Ugander nennen diese Schwellen „sleeping police“. Heute sitzt Silke mit bei uns im Auto und sie und Nathan versorgen uns wieder mit vielen Informationen.

Wir beobachten die typischen Straßendörfer: die kleinen Häuser sind alle ganz dicht an der Straße gebaut. Viele haben kleine Tische davor, auf denen verkauft wird, was das eigene Feld hergibt, z.B. Tomaten, Kochbananen (Matoke), Mangos. Oder Mais und Getreide wird auf großen Tüchern vor dem Haus getrocknet.

Die traditionellen Häuser haben generell kaum Fenster, was der Temperaturregelung dient. Es gibt lediglich nach vorne geöffnete größere Haustüren. Oft gibt es bei geschlossenen Haustüren nur kleine, in die Ziegel eingelassene Lüftungslöcher für Frischluft.

Auch alle anderen Geschäfte finden sich auf der Straße: Haushaltswaren, Möbel, Mobilfunk, Bankfilialen und eben viele Lebensmittel.

Nach anderthalb Jahren coronabedinger Tourismuspause ist auch auch immer noch selten, daß „Wazungu“ (genereller Begriff für weiße Bewohner Europas, Nordamerikas und Australiens, in der Einzahl „Mzungu“) durch die Dörfer fahren. So stehen immer wieder Gruppen kleiner Kinder am Straßenrand, die uns fröhlich zuwinken und Wazungu rufen. Wir kommen aus dem Zurückwinken gar nicht mehr heraus.

An einer Tankstelle machen wir eine kurze Toilettenpause. Wir wollen im Tankstellenshop unsere Snackvorräte auffrischen, die Auswahl ist sehr begrenzt und der Preis wird dann nach Gutdünken gemacht, verständlicherweise bezahlen Wazungu mehr als Einheimische – trotzdem ist preislich alles immer noch im Rahmen.

Es geht über durch Stadt Hoima, in der es ein Zementwerk gibt, immer weiter in den Westen.

Nach einer weiteren Stunde Fahrt halten wir am Straßenrand und unsere Fahrer kaufen eine neue Bananensorte, diesmal ist es eine wunderbare kleine Babybanane die erfrischend nach Zitrusaromen schmeckt.

Unser Snack-Vorrat ist wieder aufgefrischt

Insgesamt gibt es 15 Bananensorten in Uganda, von der Plantane (Kochbanane) über verschiedene Größen und Farben an süßen Bananen. In dieser Gegend werden auch Mangos angebaut, von denen Nathan einige am Straßenrand erwirbt.

Die Obstfreude wir ergänzt durch eine weitere Ananaspause.

Silke serviert köstliche Ananas

Hier treffen wir auch auf die allgegenwärtigen Kinder und Jugendlichen mit denen wir unsere Ananas teilen.

Wir dürfen auch Fotos machen, die die Kinder dann sehr gerne auf dem Display bewundern. Silke erzählt, daß es hier eher üblich ist, auf Fotos ernst zu schauen.

Das gerade gemachte Bild wird auf dem Display begutachtet

Plötzlich sehen wir am Straßenrand eine Schimpansenfamilie, das ist außerhalb der Nationalparks eine absolute Seltenheit und wir zücken unsere Handys und wollten kurz anhalten, um die Tiere zu beobachten. Die Freude währt nur kurz – der die Tiere begleitende Ranger fordert uns aggressiv zum Weiterfahren auf, wir hätten kein Recht, „seine Tiere“ zu fotografieren und anzuschauen. Nach einem hitzigen Wortgefecht zwischen Nathan und dem Ranger wollen wir Ärger vermeiden und entschließen uns zur Weiterfahrt. Ein Foto ist mir trotzdem gelungen.

Nun ändert sich die Landschaft. In der Ferne tauchen die ersten Ausläufer des Rwenzori-Gebirges auf. Das im Ausland recht unbekannte Gebirge wurde von europäischen Forschern erst spät gegen Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt und auch erst nach genauem Hinsehen und Suchen. Der Grund: die schneebedeckten Berge liegen fast immer im Nebel, so daß man nur die weniger spektakulären Vorberge sehen kann, auch wir bekamen nur diese zu Gesicht. Es ist gut zu wissen, daß im Rwenzorigebirge auch der drittgrößte Berg Afrikas liegt,  der Mount Margherita mit 5.109 Metern Höhe. Silke erzählt uns, daß das Rwenzorigebirge ein Geheimtipp für Bergwanderer ist, auch sie selbst hat schon wunderschöne Wandertouren durch diese Berge geführt. Mit Sicherheit ist es weniger überlaufen als am Kilimandscharo und durchaus noch mal eine extra Reise wert.

Die Berge sind übrigens sehr sagenumwoben. Angeblich vermutete Aristoteles hier die Quelle des Nils und auch Ptolomäus beschrieb die sogannten „Mondberge“ aus denen das Wasser des Nils entspringen würde. Indirekt stimmt das sogar, da das immer wolkenverhangene Rwenzorigebirge (übersetzt „Regenmacher-Gebirge“) mit seinen Gletschern die Umgebung und auch den Victoriasee mit Wasser speist und am Victoriasee in Jinja entspringt ja bekanntlich der Nil.

An den Berghängen, vor dem Wald sehen wir nun riesige Teeplantagen, die sich wunderschön in die Landschaft einfügen.

Schwarzer Tee ist einer der Exportschlager Ugandas und wir können einige Leute mit ihren großen Körben bei der Teeernte beobachten.  Wir steigen kurz aus und genießen den Blick.

Im Hintergrund die Ausläufer des Rwenzorigebirges

Endlich sind wir dann in Fort Portal angekommen. Es geht zum Mittagessen ins beste Restaurant der Stadt „The Garden Restaurant“. Hier können wir uns an einem Buffett mit typisch ugandischen Speisen bedienen.

Ich stelle mir einen Teller zusammen und bin eigentlich ganz angetan, obwohl es sich fast ausschließlich um Beilagen handelt:

Wir haben zunächst auf 8 Uhr den dunklen Hirsebrei „Millet“, dann weiter im Uhrzeigersinn Matoke, ein Brei aus Kochbananen, weißer Poscho aus Mais, gekochter Kürbis und gekochte Maniokwurzel – die mir persönlich am besten schmeckt. Dazu gibt es leckere Erdnußsoße, Bohnenmus und natürlich das obligatorische Hühnchen, hier immer mit Knochen serviert. Eine gute Möglichkeit, die landes-typische Küche zu probieren.

Nach dem Essen checken wir in unser wunderschönes Hotel mit dem treffenden Namen „Mountain of the Moons“ ein. Das Hotel im Kolonialstil  ist sehr luxuriös, in einen großen Garten eingebettet und laut Reiseführer das beste Haus der Stadt.

Wir machen uns noch einmal zu Fuß auf den Weg nach Fort Portal. Eigentlich ist unser Ziel der Königspalast, jedoch ist der Weg in die Stadt wirklich kein Vergnügen. Es geht durch staubige Straßen mit viel Verkehr. Die Hackordnung ist hier LKW, Auto, Moped. Und dann Radfahrer und Fußgänger und da es keine Fußwege gibt, wird das manchmal ganz schön eng. Dazu die brennende Sonne, Staub, die Maske – Vergnügen ist etwas anderes.  Nach drei Kilometern sind wir in einer Art Stadtzentrum angekommen, d.h. hier gibt es Läden. Interessant eine Moschee am Wegesrand.

Wir gehen in einige kleine Supermärkte, aber erst in einem etwas größeren finden wir die Snacks, die wir suchen.

Koloniale Bauten in Fort Portal

Zum Palast hoch auf den Berg wäre es jetzt noch mal so weit. Das sparen wir uns und machen uns auf den Weg zurück. Immer wieder sind wir als Wazungu neugierigen Blicken ausgesetzt, fühlen uns aber nie bedrängt oder unsicher und unsere Grüße werden immer freundlich erwidert.

Zurück im Hotel genießen wir einen akzeptablen Weißwein bzw.  ein Nile-Special im Garten und entspannen bei Sonnenuntergang.

 

Abendstimmung im Garten des „Mountain of the Moons“ Hotel

Morgen steht ein langer und spannender Trekkingtag auf dem Programm.

Unsere Familienreise nach Uganda – Die Route und Ankunft am Victoriasee in Entebbe (Tag 1)

Nachdem wir uns im Februar entschieden haben, im Sommer 2021 endlich die Berggorillas in Uganda zu besuchen, ist es nun endlich soweit.

Wir müssen feststellen, daß Fernreisen in Zeiten von Corona nun wegen all der Unwägbarkeiten bis zur letzten Minute, doch wieder zum richtigen Abenteuer geworden ist.

Uganda mit seinen seltenen Berggorillas stand schon eine Weile auf unserer Wunschliste. In diesem Sommer haben wir uns für Uganda als erste Fernreise in Pandemiezeiten entschieden, da dieses ostafrikanische Land bis jetzt relativ wenig von Corona betroffen ist und mit niedrigen Inzidenzen aufwarten konnte.  Mit For Family Reisen haben wir uns für einen bewährten Reiseveranstalter entschieden mit dem wir schon viele Fernreisen unternommen haben und die Reise „Uganda for Family & Teens“ gebucht.

Uganda ist ein Binnenland im Osten Afrikas, von den Ländern Kenia, Tansania, Ruanda, VR Kongo und Südsudan umgeben. Im Süden des Landes erstreckt sich der riesige Viktoriasee, der größte See Afrikas und nach dem Baikalsee das zweitgrößte Süßwasser-Reservoir der Welt. Unsere Route wird uns in 12 Tagen von Entebbe, nahe der Hauptstadt Kampala über das Ziwa Rhino-Sanctuary, Masindi, den Murchison Falls Nationalpark im Norden und dann über den Kibale Forest N.P.  und den Queen Elizabeht N.P. bis zum Highlight Gorilla-Tracking im Bwindi Unpenetrable Forest National Park führen. Den Routenverlauf  könnt Ihr auf nachfolgender Zeichung sehen.

Unsere Reiseroute durch Uganda

Nach langer Vorfreude und toller Betreuung von For Family Reisen bis hin zur Abreise wird es zum ersten Mal spannend, als Uganda plötzlich im Juni zum Risikogebiet erklärt wird. Die Inzidenzen waren sprunghaft angestiegen, wenn auch vergleichsweise viel niedriger als in Europa und das Land begab sich in einen 42 tägigen Lockdown, der genau bis zu unserer Ankunft Anfang August dauern sollte. Nach Beginn des Lockdowns gingen die Inzidenzen jedoch wieder zurück in den einstelligen Bereich.

Das zweite große Zittern gab es dann beim PCR Test, der trotz Impfung gefordert wurde. Endlich, am Morgen unseres Abreisetages hatten wir hier dann das negative Ergebnis in den Händen.

Mit Quatar Airways geht es in einer langen Reise am Nachmittag  über Doha nach Entebbe, wo wir am nächsten Morgen ankommen, mit einer  Reisezeit von 16 Stunden. Mit Quatar Airways lässt es sich insgesamt gut reisen, jedoch macht das Non-Stop Tragen einer Gesichtsmaske alles sehr anstrengend.

Am Sonntagmorgen kommen wir dann recht übermüdet aber mit großer Vorfreude auf dem kleinen beschaulichen Flughafen von Entebbe an.

Auf dem Rollfeld in Entebbe
Flughafen Entebbe

Wir werden dort nach der Papierschlacht bei der Einreise – Visum, PCR Test, Gelbfieber Impfnachweise – von unserer Reiseleiterin empfangen und ins nahegelegenen Hotel Sunset Entebbe gefahren. Unsere sympathische Reiseleiterin Silke Schnitzler ist Deutsche, aber lebt seit 3 Jahren in Ostafrika, ist studierte Afrikanistin und wird uns auf unserer Reise durch Uganda begleiten. Da das offizielle Program erst morgen startet, gibt sie uns ein paar Tipps, wie wir den Tag, zusätzlich zum dringend benötigten Mittagsschlaf, gestalten können.

Auf dem Weg müssen wir uns erst einmal wieder daran gewöhnen, daß hier in Afrika die Häuser oft gut mit Stacheldraht und hohen Zäunen geschützt sind und es normal ist, daß an der Einfahrt zum Hotel ein Wachmann mit Gewehr sitzt. Das Hotel Sunset Entebbe ist ein kuscheliges Hotel in ruhiger Lage inmitten eines schönes Gartens. Wir haben bequeme, im afrikanischen Stil eingerichtet Zimmer.

Hotel Sunset Entebbe
Blick in die Gemeinschaftsräume des Hotels

Bevor wir in den Tiefschlaf verfallen, machen wir uns noch einmal auf den Weg in die Stadt

Mit dem Taxi geht es in kurzer Fahrt zum tollen Tipp unserer Reiseleiterin: dem Restaurant Goretti direkt am Viktoriasee. In wunderschöner Lage direkt am Strand befindet sich diese kleine Restaurant mit einheimischer und italienische Küche und Pizza-Holzofen. Wir sind kurz vor 12 Uhr die ersten Gäste und erstaunt, wie der Viktoria-See heute tobt, die Brandung schwappt in hoher Gischt über das Ufer und läßt uns in unseren T-Shirts frösteln.

Am Ufer des Viktoriasees

Wir nehmen Platz an einem der kleinen Tische.

Das Restaurant Goretti direkt am Strand

Das Restaurant ist heute den ersten Tag nach Lockdown wieder geöffnet und so läuft noch nicht alles wieder perfekt aber das stört uns nicht. Wir lassen uns in toller Lage unheimlich leckere Samosas (besonders die mit Fleisch sind herrlich gewürzt), Gemüsecurry und natürlich eine Pizza aus dem Steinofen schmecken.  Hier habe ich auch einen der wenigen guten Weine auf dieser Reise bekommen, denn ich muß in den nächsten Tagen lernen, daß Uganda kein Land für Weintrinker ist. Ganz schnell füllt sich dann auch das Restaurant mit fröhlichen Gästen.

Leckere Beef-Samosas
Vegetable Curry

Nun spazieren wir die 1-2 Kilometer zurück Richtung Victoria-Mall, wo wir noch Geld umtauschen wollen. Der Spaziergang ist wunderschön durch kleine, beschauliche afrikanische Dorfstraßen.

Wir saugen die Bilder in uns auf: kleine Häuser, blühende Gärten mit Bananenstauden, Ziegen und Kälbchen als Haustiere, Grill- und Räucheröfen, bunte Klamotten auf den Wäscheleinen, spielende und lachende Kinder und Frauen , die Gemüse und Obst auf den Straßen anbieten.  Jetzt fühlen wir uns wirklich in Afrika angekommen und haben auch hier das Gefühl, unbehelligt auf den Straßen laufen zu können.

Die Gärten sind voller Bananenstauden

Auf der Hauptstraße geht es direkt zur Viktoria-Mall. Hier tauschen wir ein paar Dollar in die einheimische Währung Uganda-Schilling und werden damit für kurze Zeit zu Millionären (1 Euro entspricht etwas mehr als 4000 Uganda-Schilling).

Es gibt ein paar Cafes und Geschäfte und einen Supermarkt in dem wir auch viel einheimisches Obst und die in Uganda angebauten Teesorten finden können, aber auch sonst bekommt man hier alles was man zum täglichen Leben braucht, wie in Europa.

Der Eingang zur Mall ist gut geschützt, es gibt einen Temperatur-Check und Sicherheits-Scan für alle Besucher und der Temparaturcheck und das Desinfizieren der Hände wird bei jeden Betreten eines Ladens neu wiederholt. Insgesamt werden hier die Coronaregeln sehr konsequent und viel klarer als in Deutschland gelebt.

Nach einem kurzen Rundgang rufen wir per SMS (im WLAN des Cafes der Mall) unseren Fahrer und kehren für einen ausgedehnten Mittagsschlaf, denn jetzt schlägt die Müdigkeit wirklich zu, ins Hotel zurück.

Abends sitzen wir dann noch als einzige Gäste gemütlich auf der Hotelveranda, schauen Olympia und probieren die leckere Küche. Besonders gut sind hier das Butter Chicken Curry, der gegrillte Viktoriabarsch direkt aus dem See, frische lokale Avocados und eine Kürbissuppe. Zum Nachtisch gibt es frisch geschnittene Melone.

Dazu schmeckt ein lokales Bier vom Nil. Das ist besonders mild, da es etwas Zucker enthält, so daß auch ich mich damit anfreunden kann.

Mit viel Vorfreude auf den nächsten Tag kriechen wir unter unsere Moskitonetze.