Durch den Lyngenfjord zurück nach Tromsø und ein waschechtes Silvesterfeuerwerk

Heute heißt es leider schon Abschied nehmen von Uløya, unserer kleinen Insel, auf der wir drei sehr spannende und intensive Tage verbracht haben.

Abschiedsstimmung am Fjord
Letzter Blick aus unserem Fenster

Svein steht, wie immer nur im Pullover, bereit und fährt uns mit seinem kleinen Boot wieder rüber aufs Festland.

Noch einmal genießen wir die Leidenschaft mit der er Gastgeber ist und wie er über den Fjord düst – das hat schon fast Kultcharakter.

Svein in seinem Element

Auf der anderen Seite wartet schon unser Fahrer und wir machen uns auf über schneebedeckte Straßen auf die etwa dreistündige Reise nach Tromsø. Heute im Tageslicht ist das eine ganz andere Sache und wir können die atemberaubende Bergwelt des Lyngenfjords bewundern.

Auf unser Bitten hin wird auch ein Fotostop direkt am Wasser mit wunderbarer Bergkulisse möglich gemacht.

Am frühen Nachmittag erreichen wir Tromsø mit den vertrauten Bildern der Eismeerkathedrale und der großen Fjordbrücke.

Wir checken ein ins Hotel Clarion Aurora direkt am Hafen, allerdings ein deutlicher Abstieg gegenüber dem Thon Polar Hotel vom ersten Tag im Tromsø.

Auch wenn es die gleich Hotelkategorie ist, hier zählt ganz klar Massenabfertigung und das sicherlich einst schöne Hotel ist kräftig in die Jahre gekommen und auch etwas schmuddelig – aber für eine Nacht wird es schon gehen.

Zuerst gilt es hungrige Mäuler zu stopfen und da es allen bei La Famiglia so gut gefallen hat, rücken wir da noch einmal für ein ausladendes Mittagessen ein, das uns allerdings den Rest des heute verfügbaren Tageslichts kostet.

Wir beratschlagen, was wir unternehmen wollen. Da stünde zum Beispiel noch eine Fahrt mit der Seilbahn auf den Hausberg Storsteinen an. Gesagt, getan, –  da es doch eine ordentliche Strecke bis auf die andere Seite ist, noch weiter als bis zur Eismeerkathedrale, rufen wir uns 2 Taxis. Taxis werden hier einfach von einen kleinen Computer an der Hotelrezeption selbst gerufen und treten dann mit Dir über Handy SMS in Verbindung. Die Taxis kommen schnell und wir fahren in etwa fünfzehn Minuten hinüber zur Seilbahn. Der Spaß soll uns 30 Euro kosten.

So sieht die Taxibestätigung auf dem Hotelcomputer aus

An der Seilbahn Fjellheisen, die alle halbe Stunde fährt,  haben wir Glück und müssen nicht lange warten. In nur vier Minuten sind wir oben.

Leider ist es jetzt schon dunkel und etwas diesig, so dass die Aussicht leidlich ist.

Trotzdem fühlt es sich gut an, hier oben auf dem Berg zu stehen und auf den Fjord und das Lichtermeer zu blicken. Wir wandern etwas nach rechts, dem Tipp eines Blogs folgend, der uns verraten hat, dass der Ausblick hier noch besser ist als von der direkten Terasse an der Seilbahn. Über rutschige Schneewege kämpfen wir uns vorwärts.

Und tatsächlich, von hier ist der Ausblick besser, es gibt nur wenige Menschen und auch der Nebel legt sich etwas, so dass es schön klar wird. Ein toller Blick.

Wir können die Eismeerkathedrale, die imposante Brücke und das Hafenviertel ausmachen und sogar noch zwei Flugzeuge landen sehen – der Flughafen befindet sich direkt auf der Innenstadtinsel.

Es ist jetzt gegen 17 Uhr und die eine oder andere Rakete steigt auch schon in den Himmel. Apropos Feuerwerk, als wir uns umdrehen und etwas bergaufwärts schauen, sehen wir eine große Gruppe von Feuerwehrleuten in orangen Westen, die auf einem abgesperrten Gelände bereits Vorbereitungen für das berühmte Silvesterfeuerwerk treffen, da sind wir schon gespannt.

Vorbereitungen für das große Feuerwerk

Es wird jetzt ziemlich ungemütlich, der Wind pfeift und es beginnt zu schneien. Nach einem kurzen Besuch auf der offiziellen Aussichtsterasse nehmen wir die nächste Seilbahn nach unten. Beim Hinunterfahren bemerken wir am Felsen einige Kletterer, wir wundern uns, wer hier bei diesem schwierigen Wetter klettert aber das wird sich später noch auflösen. Unten beschließen wir, zurück zu laufen – denn viel Bewegung hatten wir heute noch nicht. Durch malerische Straßen – die wir mehr rutschen als laufen – geht es zunächst bis zur Eismeerkathedrale, die heute in der Dunkelheit noch einmal eine besondere Wirkung entfaltet.

Wir haben sogar Glück, die Kathedrale ist kurz geöffnet, so können wir ein Blick ins Innere erhaschen.

Von außen ist sie allerdings um einiges spektakulärer.

Nun geht es im immer dichter werdenden Schneesturm zurück über die lange Brücke.

Nach kurzer Pause wollen wir im Hotel ein Abendessen einnehmen, das dort schon inklusive ist. Wir erwarten nicht viel, und so ist es auch: viel Gedränge und ein recht liebloses und nicht sehr einfallsreiches Buffet. Wir sehen, dass wir schnell wieder aus diesem Speisesaal herauskommen. Wir holen im nahegelegenen Supermarkt noch ein paar Snacks und machen es uns mit unserer mitgebrachten Flasche Champagner gemütlich, die wir in weiser Voraussicht schon in Uløya tiefgekühlt hatten. Wir unterhalten uns und schauen dabei im Fernsehen Rocky II. Da in Skandinavien alle Filme im Original mit Untertiteln gezeigt werden ist das Verstehen keine Problem.  Der Champagner schmeckt und ist leider viel zu schnell alle und bald geht es auch schon auf Mitternacht zu und wir packen uns wieder warm ein. Direkt am Hafen haben sich schon einige Leute versammelt, Touristen und Einheimische und alle warten gespannt auf das Feuerwerk. Links und rechts über den Häusern schießen schon viele private Raketen nach oben.

Wir haben einen perfekten Blick über den Fjord auf den Hausberg und jetzt erschließen sich uns auch die Kletterer. Kurz unterhalb des Berggipfels leuchtet die Jahreszahl 2021.

Die Kletterer mit knallroten Leuchten manipulieren an der letzen Zahl des Jahres 2021

Die letzte Minute vor Mitternacht bricht an und die Stimmung ist gut, alle blicken gespannt über den Fjord. Und dann ist es soweit:  Punkt zwölf Uhr beginnt ein wunderschönes und facettenreiches Feuerwerk auf dem Berggipfel, es ist wirklich eindrucksvoll komponiert und ja, auch die Zahl 2021 ändert sich magisch in die Zahl 2022.

Nur wenige Sekunden nach Mitternacht ist schon die 2022 zu lesen

Als dann noch die Postschiffhupe ertönt, ist die Magie im hohen Norden perfekt und wir stehen nur noch da und genießen.  Nach einer Viertelstunde ist leider schon wieder alles vorbei – aber es war schön und stimmungsvoll – zurück im Hotel waren wir wohl Silvester schon lange nicht mehr so zeitig im Bett.

Am nächsten Morgen machen wir im Tageslicht noch einen kleinen Spaziergang durch das sehr ruhige Tromsø.

Diesmal erkunden wir die malerische rechte Seite des Hafens und sehen dort noch einige imposante Gebäude und auch die Magic Ice Bar – wir hatten am Abend vorher noch überlegt, hier hineinzugehen aber es war nichts mehr frei gewesen.

Magic Ice Bar

Zum Abschied genießen wir noch einen wunderschönen Blick hinein in den Fjord und dann geht es vorbei an der malerischen Hafenzeile zurück zum Hotel.

Wir haben schon zwei Taxis zum Flughafen gebucht. Eins kommt auch, die Hälfte von uns fährt voraus, aber das andere lässt sich nicht blicken. Leider ist es nicht möglich, selbst mit den Fahrern in Kontakt zu treten. Nach 20 Minuten Wartezeit beschließen wir, ein neues Taxi zu rufen, lustigerweise kommt genau der Fahrer wieder, der die andere Hälfte von uns bereits zum Flughafen gebracht hat.  Am Flughafen ist jetzt beim Check-in ein lange Schlange und es wird etwas knapp. Zum Glück sind die Wege auf diesem kleinen Flughafen kurz und so geht sich noch alles aus und wir starten unseren Direktflug nach Frankfurt, vollgepackt mit schönen Erinnerungen an diese kurze aber sehr intensive Reise in den hohen Norden.

 

Wale – Huskies – Schneeschuhwanderung – 3 aufregende Tage in der Arctic Panorama Lodge

Wir haben nun drei Tage Zeit, in der Arctic Panorama Lodge den hohen Norden zu erkunden.

Hier oben sind wir

Die Arctic Panorama Lodge  ist eine kleine Lodge mit 6 Zimmern im Haupthaus und 6 Suiten (größere Zimmer mit Panoramafenster zum Meer) in Nebenhaus.  Die Besonderheiten sind die einmalige Lage auf einer abgeschiedenen Insel direkt am Fjord: vor der Lodge das Meer, dahinter, steil aufragend die Berge.

Die Lodge am Morgen

Besonders schön ist das riesige „Wohnzimmer“ mit gigantischem Panoramfenster zum Fjord, direkt davor ein großer langer Esstisch für die Gäste und dann ein sehr geschmackvoll und gemütlich eingerichtetes Wohnzimmer mit Kamin und diversen Sitzecken, das, von Aud liebevoll im Vintage Stil eingerichtet und jetzt gerade weihnachtlich dekoriert,  zum Verweilen und Wohlfühlen einlädt.

Die Lodge ist relativ neu (eröffnet 2014): Svein und seine Frau Aud haben sich hier einen Ruhestandstraum verwirklicht: sie wolle die Welt zu sich einladen, sogar die norwegische Königsfamilie soll schon zu den Gästen gezählt haben.

Nach einem kräftigen nordischen Frühstücksbuffett mit Lachs, Ei und frischem Brot geht es um halb zehn zum Schiff.

Heute steht Whale-Watching auf dem Programm und Svein macht klar, wie wichtig es ist, die wenigen hellen Stunden optimal auszunutzen. Im besten Fall ist es hier zur Zeit 4 Stunden hell (zwischen 10 und 14 Uhr), die Sonne ist nicht zu sehen.

Am kleinen Hafen steigen die zwölf Gäste der Lodge in eine kleine aber feine Jacht.

Der Besitzer hat diese alte Jacht wieder komplett aufgemöbelt. Im Salon gibt es schöne Ledersitzecken mit weihnachtlicher Dekoration und man merkt, dass der Besitzer hier auf dem Boot auch wohnt, es ist alles schön heimelig. Für Hartgesottene ist oben ein Flydeck, auf dem man mit hochgerolltem Verdeck direkt nach außen sehen kann.

Über eine Stunde fahren wir durch die herrliche Landschaft des Fjords hinaus aufs offene Meer, um den einen oder anderen Wal zu sehen.

Zu dieser Zeit sollen sie sich hier besonders oft aufhalten, vor allem Orcas und Buckelwale. Mit noch einigen anderen Booten kreisen wir langsam und schauen uns die Augen wund.

Die Wale sind definitiv da. Immer mal wieder blitzt das obere Ende einer Flosse aus dem Wasser, aber bis ich das Handy gezückt habe, ist der Wal meistens schon wieder komplett abgetaucht.

Eine kleine Flosse ist noch zu sehen

So beschränke ich mich auf Schauen, das tut auch meinen Fingern gut, die ich so weiter in Handschuhe hüllen kann. Viel Tierglück haben wir heute nicht, aber die wunderschöne Natur entschädigt trefflich.

Kurz vor Schluß taucht für den Bruchteil von Sekunden noch einmal der Rücken eines Buckelwals direkt neben unserem Boot auf.

Romantischer Blick zurück unser Boot

Nach der Rückfahrt in der Dämmerung gibt es ein kleines Mittagessen und wieder spielt uns unser Zeitverständnis einen Streich, wir essen zu Mittag aber es fühlt sich an, wie am späten Abend.

Den Nachmittag verbringen wir dann in der wunderschönen Sauna, die wir heute ganz für uns alleine haben.

Das Saunahaus

Wir testen, wie es ist, sich direkt nach dem Saunagang im Schnee  abzukühlen, die ganz mutigen unter uns legen sich sogar einmal komplett hinein.

Besonders schön ist der Abschluß im warmen Jacuzzi mit Blick auf den vollen nordischen Sternenhimmel. Nur der Kopf muß durch eine Mütze geschützt werden.

Für den Jacuzzi liegt eine Auswahl von Mützen bereit

Eigentlich wollen wir heute zeitig ins Bett aber irgendwie bahnen sich Nordlichter an und diese wollen wir schon gerne sehen. Es beginnt mit großen hellen Schwaden, die sich erst über dem Fjord zeigen und dann bis über die Berge wandern. Auf die Kamera bekomme ich sie nicht und auch für die Augen sind sie eher nur leicht zu sehen. Das interessante bei Nordlichtern ist, dass sie oft auf Fotos von guten Kameras viel spektakulärer Aussehen, vor allem, was die Farbintensität anbelangt, als man es mit bloßem Auge erkennen kann.

Wir schauen eine Weile, es ist okay und gehen dann ins Bett. Dann höre ich direkt vor unserem Fenster Stimmen: eine andere Familie, die ausgemachte Nordlichtjäger sind, postiert sich mit Stativen und Kameras, da muss also noch etwas kommen. So schlüpfen wir im Schlafanzug noch einmal in unsere Thermooveralls und gehen raus – und tatsächlich, nun können wir auch die grünen Schwaden sehen und sogar auf der Kamera einfangen, wo sie noch deutlicher zu sehen sind.

Es ist ein faszinierendes Erlebnis, aber doch nicht so überwältigend, wie es manchmal beschrieben wird – oder wir haben einfach die richtig krassen Nordlichter immer noch nicht gesehen.

Zufrieden damit, dass wir einen Blick erhaschen konnten sind wir aber doch.

Etwas müde von der Nordlichternacht machen wir uns am nächsten Morgen auf zur Huskyschlittenfahrt.

Morgenstimmung am Fjord

Blick auf die Suiten im Nebengebäude

Diesmal sind nur wir fünf unterwegs. Zunächst bringt uns Svein auf seinem kleinen Boot in einer kurzen Überfahrt ans Festland. Heute ist ein besonders kalter Tag, wie haben über minus 20 Grad, aber Svein reüssiert wieder nur im Pullover, ohne Jacke, Mütze, Handschuhe.  Wir haben uns dafür umso fester eingepackt, denn aus Erfahrung wissen wir, wie sehr man bei Huskyschlittenfahren frieren kann.

Man merkt Svein den Spaß an, den er hat, als er mit uns durch den Fjord düst. Auf der anderen Seite steht schon ein Auto mit Fahrer, der uns durch eine wunderschöne, frisch verschneite Winterlandschaft in den etwa eine Stunde entfernten Reissa Nationalpark bringt.

Idyllische Schneelandschaft am Reissafjord

Und schon biegen wir ab zur Huskyfarm.

Unser Führer dort, Christian, kommt sogar aus Deutschland und es geht sofort los: wir dürfen die Huskies selbst anspannen: das klingt einfach aber ist es garnicht. Der eine oder andere Hund will zunächst aus seiner Hütte gelockt werden, wie z.B.  Phebe und die quirligen Tiere ins Geschirr zu spannen, ohne sie dabei aus der Kontrolle zu verlieren ist für uns Anfänger durchaus anspruchsvoll und kräftezehrend.

Schließlich haben wir unsere Gespanne zusammen. Wir fahren immer zu zweit: einer fährt, der andere sitzt auf dem Schlitten und es gibt regelmässige Wechselmöglichkeiten. Die wichtigste Regel beim Huskyschlittenfahren ist es, genau zu wissen, wo die Bremse ist und den Schlitten niemals loszulassen. Ich bin mit meinem Sohn im Tandem, wir hatten letztes Mal in Finnland viel Spaß mit einem A-Team, das superschnell rannte und auch berghoch keine Hilfe brauchte. Unser heutiges Gespann ist da deutlich behäbiger. Hier brauchen wir wenig Angst zu haben, dass sie uns davon laufen – und jedes Mal, wenn es berghoch geht, werden sie langsamer, drehen demonstrativ die Köpfe zu uns und warten, dass wir mit anschieben.

Nichtsdestotrotz  ist die malerische Fahrt durch den verschneiten Winterwald ein einziger Traum und wir gleiten für über eine Stunde friedlich dahin.

Allerdings wird es tatsächlich langsam richtig kalt, alle unsere Schichten nützen nichts. Nachdem ich anfänglich noch Fotos und Videos gemacht habe, bekommen ich langsam Angst, dass meine Finger erfrieren und hole sie definitiv nicht mehr aus den Handschuhen heraus.

Nach einer kurzen Pause am Feuer in der Hütte mit Grillsandwich geht es bergab im Höllentempo zurück. Jetzt, wo es nach Hause geht, drehen die Huskies noch einmal richtig auf.

Kleine Aufwärmpause am Feuer

Es dämmert schon und  wir spannen unsere vier Hunde wieder ab. Ein bisschen einfacher geht es jetzt schon und wir haben dann noch etwas Zeit unseren Hunden Aufmerksamkeit zu schenken und die genießen das wahrlich.

Die wunderschöne Schneelandschaft noch im Herzen geht es im Dunkeln zurück und in der Lodge stürzen wir uns erst einmal hungrig auf den Kuchen und Tee, der hier jeden Nachmittag zur Verfügung steht und chillen dann auf den großen Ledersofas im „Wohnzimmer“.

Für heute Abend war eigentlich ein Abend im Lavvu geplant (der typische Hütte der Samis), Svein schlägt jedoch mit unserer großen Zustimmung vor, dass er bei dieser extremen Kälte sein storytelling lieber ins  „Wohnzimmer“ verschiebt. Und los geht es: zuerst noch in Sami-Kluft berichtet er uns von den Traditionen und vom Leben der samischen Ureinwohner und mit welchen Herausforderungen diese zu kämpfen haben, auch eine seiner Töchter ist mit einem Sami verheirate, so kennt er sich ganz gut aus.

Storytelling mit Svein

Svein ist ein guter Geschichtenerzähler, so kommt er von einem Thema zum anderen: Norwegen als Staat, die norwegischen Ölfonds, das Leben im Norden, das von Nachhaltigkeit und möglichst wenig Stress geprägt ist, die nordische Monarchie und die Besuche der Königsfamilie in der Lodge, wie Aud auf der Nachbarinsel aufgewachsen ist und auch noch einmal wie Aud und er die Lodge als Ruhestands-Lebenstraum aufgebaut haben. Wir erfahren auch, daß Svein im früheren Leben Fischer und Polarforscher war…..Und so geht es Stunden, es ist spannend und kann nur durch Aud‘s resolutes Pochen auf die 19 Uhr Dinnerzeit unterbrochen werden. Auf jeden Fall haben wir viel über das Land gelernt und das vor allem bequem im Warmen und nicht im zugigen Lavvu.

Frischen Fisch zum Abendessen

Am Abend erstehen wir noch eine Flasche italienischen Rotwein an der Bar. Mit zwei Gläsern und einen Korkenzieher versorgt, dürfen wir diese dann in unserem Zimmer öffnen und dort trinken – sehr schön mit Blick hinaus in die Dunkelheit über den Fjord.

Die Zeit in der Lodge vergeht wie im Flug und leider steht schon unser letzter Tag an. Ursprünglich hatten wir für diesen Tag eine Fahrt mit dem Schneemobil bzw.  einen Ausflug zur nördlichsten Brauerei der Welt geplant. Beides fällt aus: für das Schneemobil sind die Pisten nicht freigegeben und die Brauerei hat wegen des vierwöchigen Alkoholausschankverbots für Gäste geschlossen.

Morgenstimmung an der Arctic Panorama Lodge

Als Alternative bietet uns Svein Schneeschuhe an und wir haben vor, auf den direkt hinter der Lodge liegenden Berg zu kraxeln.

Unser Ziel: der Hausberg
Erste Übungsschritte in Schneeschuhen

Es gibt keinen vorgegebenen Weg und die unberührte Schneedecke zeigt auch wenig Orientierung. Unser Sohn Lukas übernimmt die Führung und erkundet für uns die Route und spurt gleichzeitig den Weg.

Er beweist durchaus großes Talent für eine solche Aufgabe. Mühsam Schritt für Schritt bahnen wir uns in Serpentinen den Weg nach oben, immer wieder entschädigt durch grandiose Ausblicke über den Fjord, die natürlich mit zunehmender Höhe immer besser werden.

Es ist wirklich ganz schön anstrengend.

Nach zwei Stunden sind wir dann auf einem ersten Bergsattel angekommen, der Blick auf die andere Seite des Fjords ist aber von hier aus noch nicht möglich.

Allerdings wird es jetzt langsam wieder dunkel und wir beschließen, dann doch umzukehren. Denn ohne Tageslicht in unbekanntem Terrain ist dann doch nicht so ideal. Auch der Weg nach unten braucht viel Aufmerksamkeit, die beginnende Dunkelheit schluckt die Sicht und es wird schwerer, Höhen und Tiefen im Raum zu erkennen und abzuschätzen, wie man die Schritte am besten setzt. Die Ausblicke sind jedoch nach wie vor grandios.

Von Svein erfahren wir später, daß es sich hier um die sogenannten „blauen Stunden“ handelt, ein Phänomen während der Polarnacht: es gibt zwar kurz Tageslicht, aber keine Sonne, dadurch sind nur kalten Farben wahrnehmbar: blau, weiß, schwarz, grau und diese sorgen für eine besondere Klarheit und Präzision der Bilder und Umrisse – das können wir im Panoramablick über die Berge und den Fjord ganz klar sehen.

In etwas mehr als einer Stunde laufen und rutschen wir zurück und lassen uns dann ein spätes Mittagessen schmecken.  Den Nachmittag lassen wir ausklingen mit sehr guten Massagen – in der Lodge gibt es ausgebildete Physiotherapeuten, die aber auch viele andere Aufgaben wie Fahrer, Kellner usw. erledigen. Dann folgen noch einmal Sauna und Jacuzzi.

Das Abschlußabendessen ist besonders lecker: es gibt frischen Lachs mit Risotto. Die Lodge wird jetzt auch voller, neue Gäste reisen an: aus Deutschland und aus Frankreich und uns wird eigentlich erst jetzt bewußt, welchen Luxus wir hatten, als die Lodge in den vergangenen Tagen nur halb besetzt war.

Mit etwas Wehmut denken wir daran, daß wir uns morgen schon wieder auf den Rückweg nach Tromsø  machen müssen.

Polarnacht in Norwegen – eine Winterreise nach Tromsø und Uløya – die Ankunft

Nachdem wir vor zwei Jahren schon eine spektakuläre Winterwoche in finnisch Lappland verbracht hatten, haben wir wieder große Lust, über die Weihnachtsfeiertage noch einmal so ein richtiges Winter-Wonderland zu genießen.  Obwohl uns das Holiday Village Valle in Utsjoki damals sehr gut gefallen hat, sind wir doch auf der Suche nach einer anderen Location, um etwas neues kennenzulernen. Die Wahl fällt auf die norwegischen Fjorde ganz oben schon weit über dem Polarkreis. Mit tatkräftiger Hilfe von Frau Köhler von Nordträume Reisen  (sie hatte uns damals auch schon bei Finnland unterstützt) machen wir uns auf die Suche und werden fündig: Die Arctic Panorama Lodge, eine kleine, feine Lodge auf der Insel Uloya mitten im Lyngenfjord. Dort buchen wir uns für 4 Tage ein plus jeweils eine Übernachtung in Tromsø am Anfang und Ende der Reise, da eine Anreise direkt zum Ziel in einem Tag fast möglich ist und die Gelegenheit, sich auch noch Tromsø anzuschauen, durchaus seine Verlockungen hat.

Diesmal werden wir zu fünft unterwegs sein, der Freund meiner Tochter hat sich uns angeschlossen.

Im Vorfeld halten uns die sich ständig ändernden Corona-Regeln wieder ein bisschen auf Trab. So wird plötzlich auch von Geimpften ein Test nach Einreise, innerhalb von 24 Stunden verlangt.  Eine Woche vor Abreise kommt dann noch ein Alkoholausschankverbot der norwegischen Regierung dazu, so dass wir wissen, in diesem Urlaub werden wir definitiv nicht zu tief ins Glas schauen.

Am 25.12. abends lassen wir vorsorglich noch einen Coronatest machen um sicher zu sein, daß das Virus nicht mit uns mitreist; vor Ort in Quarantäne zu müssen, wäre keine schöne Aussicht. Mit Koffern voller dicker Wintersachen und einer Flasche Champagner für die Silvesternacht machen wir uns am 26.12. früh auf den Weg zum Flughafen. Der Plan ist, über Oslo mit kurzer einstündiger Umsteigezeit weiter nach Tromsø zu fliegen. Ich bin etwas irritiert, daß wir beim self-check-in unseres Gepäcks die Nachricht erhalten, dass unser Gepäck in Oslo durch die Zollkontrolle muss. Das klingt ungewöhnlich, da wir ja noch weiterfliegen wollen.

In Oslo angekommen, werden unsere Einreiseanmeldungen und Impfpässe geprüft, dann sollen wir uns zum Testcenter begeben. Als wir jedoch sagen, dass wir in einer Stunde schon nach Tromsø weiterfliegen, heißt es, dann sollen wir uns in Tromsø testen lassen. Nun geht es weiter durch den Transit zum nächsten Flug, aber das Gepäck geht mir nicht aus dem Kopf, so fragen wir vorsichtshalber bei der Gepäckausgabe nach und kurioserweise müssen wir tatsächlich unser Gepäck in Oslo in Empfang nehmen, auschecken und danach wieder neu nach Tromsø einchecken. Das habe ich so auch noch nicht erlebt und wir schaffen es ganz knapp zu unserem Anschlußflug mitten hinein in die Polarnacht. Für die nächste Woche werden wir nur 4 Stunden Tageslicht haben (ohne Sonne) von ca. 10-14 Uhr. Als wir also gegen 16 Uhr in Tromsö aus dem Flugzeug steigen erwartet uns tiefste Nacht und viel Schnee schon direkt auf dem Rollfeld.

Landeanflug auf Tromsø

Mit dem öffentlichen Bus geht es in 15 Minuten in die Innenstadt. Auf dem Weg von der Bushaltestelle zum Hotel finden wir ein Coronatestzentrum, das jedoch gerade vor unserer Nase schließt, wir sollen morgen früh um 9:30 Uhr wieder kommen.

Wir stapfen durch den Schnee bis zu unserem Hotel „Thon Hotel Polar“- ein wunderschönes Hotel in der Innenstadt mit großen, modern eingerichteten Zimmern mit Blick auf die beleuchtete Haupteinkaufsstraße.

Langsam meldet sich bei uns der Hunger, da auf dem Osloer Flughafen für ein Mittagessen keine Zeit geblieben war. Direkt zum Hotel Thon gehört das antik eingerichtete Restaurant Egon. Mittags ist es für sein Pizzabuffet bekannt, abends kann man so ziemlich alles auswählen, was das Herz begehrt. Das Bestellen funktioniert über QR Code und wir werden sehr schnell lernen, dass in Norwegen viel im Self-Service und digital funktioniert, dem Arbeitskräftemangel ist es geschuldet (weshalb in Norwegen auch 20% der Bevölkerung Ausländer sind, die in Norwegen arbeiten). Bei uns kommen heute Pizza, Fajitas, Lachs und eine leckere Fischsuppe auf den Tisch.

Dazu gibt es Wasser und Cola aus Bier- und Weingläsern, um zumindest den Schein zu waren.

Nach dem Abendessen machen wir noch einen Abstecher zum Hafengelände und tauchen sofort in die magische abendliche Lichterwelt von Tromsø ein.

Blick vom Hafen auf den Hausberg Storsteinen

Die Innenstadt von Tromsø liegt auf einer Insel. Eine riesige Brücke führt auf die andere Seite des Fjords.

Imposante Brücke über den Fjord

Von dort strahlen die beleuchtete Eismeerkathedrale und der Hausberg Storsteinen zu uns herüber.

Blick auf die Eismeerkathedrale

Wir bummeln durch den Schnee durch das alte Hafenviertel, vorbei an schön beleuchteten alten Holzhäusern im Mix mit sehr moderner Architektur.

Es ist schon kalt, aber wir sind warm angezogen und gewöhnen uns langsam an die Temperaturen.

Ein aufgeschaufelter Schneeberg lockt zum Besteigen

Marktplatz

Die Dunkelheit macht müde und wir fallen zufrieden nach dem langen Anreisetag ins Bett.

Nach einem extrem köstlichen Frühstück mit gesunder Auswahl stellen wir uns wieder am Testcenter an, um diese Pflicht endlich hinter uns zu bringen. Ein wenig schwingt schon die Angst mit, ein positives Testergebnis zu haben und in Norwegen in Quarantäne zu müssen. Nach etwas Schlange stehen kommt eine Mitarbeiterin des Testzentrums und fragt ab, warum wir den Test brauchen. Nachdem sie hört, dass es sich um einen behördlich angeordneten Einreisetest handelt, bedeutet sie uns, dass wir hier nicht verloren haben. Es reiche völlig aus, einen Selbsttest zu machen und sie schiebt hinterher, dass dies auch niemand kontrollieren würde, da hier alles auf Vertauensbasis ist.  Gut, den Selbsttest haben wir mit, also zurück zum Hotel, Selbsttest durchführen, der Gottseidank bei allen negativ ist und nun endlich ist der Weg frei, Tromsø zu erkunden. Wir haben Zeit bis 15:30 Uhr, dann holt uns ein Auto zum Transfer in unsere Lodge ab.

Stadtkirche
Hafenviertel bei Tageslicht

Zuerst wollen wir auf die andere Seite zur Eismeerkathedrale. Wir suchen den Weg zur langen Brücke und stapfen dann durch den Schnee über dieses imposante, über einen Kilometer lange Bauwerk.

Die Brücke

Immer wieder tun sich tolle Aussichten auf.

Der Wind pfeift uns scharf um die Ohren und am Ende lockt die Eismeerkathedrale mit ihrer spannenden Dreicksform.

Leider ist die Kathedrale geschlossen, aber auch von außen lohnt sich das Anschauen auf jeden Fall.

Von der Seite erinnert die Kathedrale an sich auftürmende Eisschollen

Nun geht es zurück über die Brücke ins Polarmuseum.

Hier sind auf spannende Weise die Geschichte  der Einwohner im Polarkreis, und die Expeditionen der norwegischen Polarforscher Amundson und Nansen dargestellt.

Wir finden die Ausstellungen sehr spannend und lernen einiges dazu.

Das imposante Gebäude der Bibliothek
Auf der Haupteinkaufsstraße

Nun sind wir genug gelaufen und genehmigen uns ein gemütliches Mittagessen im Restaurant Famiglia mit guter selbstgemachter Pasta. Die Pasta ist so selbstgemacht, dass es fast eine Stunde dauert, bis das Essen kommt, aber es ist alles lecker und wir schaffen es gerade noch pünktlich zurück ins Hotel, die Wege sind hier kurz, und werden dort von unserem Fahrer der Lodge in Empfang genommen. Inzwischen ist es schon wieder stockdunkel und wir erfahren, daß wir nun ca 3.5 Stunden durch wunderschöne, aber gerade nicht sichtbare Fjordlandschaften fahren werden und dann mit der Fähre auf unsere kleine Insel übersetzen werden.

Spannend ist die Fahrt in dunkler Nacht über die schneebedeckten Straßen allemal. Manchmal kann ich die schneebedeckten Berge erkennen und wir passieren auch einige längere Tunnel.  Gegen 19 Uhr kommen wir an der kleinen Fähre an. Dort gibt es einen kleinen Salon, in dem wir die ca. 30- minütige Überfahrt verbringen, dann noch wenige Meter im Auto und wir haben unsere Destination, die Arctic Panorama Lodge auf der Insel Uløya erreicht und werden laut und freudig von unserem Gastgeber Svein, mit dem wir noch viel Spaß haben werden, in Empfang genommen.

Nächtliche Ankunft in Uløya

Die erste positive Überraschung: da die ursprünglich ausgebuchte Lodge wohl durch Corona einige Absagen erhalten hat, bekommen wir einen Upgrade für die Suiten, was sich als Glücksfall erweist, da die Standardzimmer im Haupthaus doch recht eng sind. Von den 6  geräumigen Suiten im Nebenhaus gehen riesige Panoramafenster direkt auf den Fjord.

Im Haus begrüßt uns auch Aud, Sveins Frau und wir bekommen ein qualitativ gutes aber sehr deftiges und fleischlastiges Abendessen serviert, besprechen noch den Plan für den nächsten Tag und gehen mit dem Gefühl, daß es schon spät in der Nacht ist zufrieden schlafen.