Alte Stadtmauern-Sonnenuhren-Weinberge – Auf der Fränkischen Weinstraße von Röttingen nach Randersacker

An einem wunderschönen sonnigen Märztag lockt uns wieder der Entdeckergeist. Auch wenn wegen Corona-Lockdowns fast alles geschlossen hat, gibt es doch schöne mittelalterliche Städtchen am Main, die einen Besuch lohnen. Wieder gibt uns das wunderschöne Buch Europas schönste Weinrouten  die Richtung vor. Diesmal haben wir es auf den südlichsten Teil der Bocksbeutelstraße abgesehen: Von Röttingen bis nach Randersacker.

Unsere Route

Am frühen Morgen machen wir uns auf den Weg und fahren über malerische Landstraßen von Marktheidenfeld nach Röttingen. In einer guten Stunde sind wir da. Wegweiser zeigen, daß es auch bis nach Weikersheim nicht mehr weit ist.  Siehe auch mein Blogbeitrag Beim Grafen von Weikersheim und beim Deutschorden – Stippvisite im Taubertal

In morgendlicher Kühle aber im Sonnenschein parken wir beim Bäcker und betreten die mittlelalterliche, fast menschenleere Stadt. Röttingen ist überregional bekannt als Festspielstadt der Frankenfestspiele auf Burg Brattenstein und für sein jährliches Weinfest. Zunächst kommen wir auf den wunderschönen Marktplatz mit seinem barocken Rathaus und uralten hochgiebeligen Gasthäusern.

Marktplatz Röttingen mit Rathaus
Ältestes Gasthaus auf dem Röttinger Marktplatz

Hier können wir uns erst einmal orientieren. Wir erfahren, daß Röttingen die Stadt der Sonnenuhren ist und tatsächlich gibt es einen ca. zwei Kilometer langen Rundweg auf dem man die verschiedensten Modelle anschauen kann. Wir treffen bei unserem Spaziergang durch die Stadt immer wieder auf die faszinierendsten Modelle.

Immer wieder treffen wir auf kunstvoll gestaltete Sonnenuhren

Vom Markt geht es weiter, vorbei an der ehemaligen Mädchenschule zum Julius Echter Stift.

Stadttor am Julius-Echter-Stift

dahinter ein malerischer Park entlang der Stadtmauer mit Sonnenuhren und kleiner Seebühne.

Park an der Stadtmauer mit Sonnenuhr

Auf der anderen Seite finden wir die Festspielburg Brattenstein. Die Burg besticht von außen durch einen Mix von alter Substanz und moderner Architektur, dem sogenannten Stadtbalkon.

Stadtbalkon an der Burg Brattenstein

Im Erdgeschoß das örtliche Weinmuseum, leider geschlossen.

Über ein paar Stufen geht es ins malerische Paracelsus-Gärtchen in dem sich so manche bekannte und unbekannte Heilpflanze findet. Den Besuchern ist es sogar gestattet, sich ein wenig für den Hausgebrauch abzuzupfen, aber dafür kommen wir im März eindeutig zu früh.

Zugang zum Paracelsusgärtchen
Im Paracelsusgärtchen

Weiter durch die menschenleere Stadt wandern wir durch alte Gassen zurück zum Markt und besuchen die Stadtkirche.

Stadtkirche

Lediglich eine Einwohnerin begegnet uns ironischerweise schon zum zweiten Mal und wir müssen darüber lachen. An leider geschlossenen kleinen Weingütern geht es entlang der Stadtmauer auf die andere Seite. Dort am Ufer der Tauber befindet sich auch ein Kneipbecken. Eine schöne malerische Stadt, die sicherlich noch mehr Spaß macht, wenn man die Festspiele, das Weinmuseum oder die kleinen Weinrestaurants besuchen kann.

Weiter geht es nun nordwärts nach Ochsenfurt. Wir parken auf einem großen Parkplatz direkt am Main. Von dort erklimmen wir zunächst die massive alte Mainbrücke, es soll die zweitälteste Steinbrücke Deutschlands sein, und werfen einen Blick auf das wunderschöne Altstadtensemble.

Blick auf die Altstadt von Ochsenfurt von der alten Mainbrücke aus
Auf der alten Mainbrücke

Es ist gut, daß wir nicht in die Altstadt gefahren sind, denn dort sind die Gassen sehr eng und es gibt kaum Parkmöglichkeiten. Ochsenfurt is wunderschön und viel größer als erwartet.

Blick von der Stadtkirche auf die Fachwerkzeile
Kneipe „Zum Schmied“

Hier kann man bei geöffneten Läden bestimmt auch schön shoppen gehen. So gibt es z.B. auch ein Outlet von Kneipp, da in Ochsenfurt ein Kneippwerk beheimatet ist. Malerisch ist der alte Marktplatz mit der besonderen astronomischen Monduhr.

Rathaus mit astronomischer Uhr

Die imposante Stadtkirche enthält einen schönen Altar und Schnitzereien, der heilige Nikolaus ist wahrscheinlich von Riemenschneider.

Stadtkirche
Altar in der Stadtkirche

Immer wieder begegnen uns lustige Ochsenfiguren.

Entlang der malerischen Stadtmauer mit ihrer Vielzahl von Türmen schlendern wir halb um den alten Stadtkern, um dann auf der anderen Seite noch das alte Palatium und ein paar wunderschöne umgebaute Innenhöfe, wie den Kastenhof,  zu bestaunen.

Entlang der alten Stadtmauer

Interessant ist auch, daß es Ochsenfurt mit 2 Brauereien inmitten all der Weinberge auch zu Bier-Berühmtheit gebracht hat. Hier lohnt es sich, auf jeden Fall noch einmal herzukommen, wenn alles offen ist.

Auf eine Bank am Main genießen wir in der Sonne unsere mitgebrachten Brote und fahren dann weiter auf die andere Mainseite ins nur zwei Kilometer entfernte Frickenhausen. Dieses Dörfchen ist wirklich kleiner als klein aber wunderschön erhalten mit einer intakten Stadtmauer und 4   Stadttoren, die man fast alle gleichzeitig sehen und in 5 Minuten ablaufen kann.

Frickenhausen

Durch das nördliche Stadttor geht es auf einem wunderschönen Kapellenweg zur Valentinskapelle in die Weinberge.

Weg zur Valentinskapelle

Durch das südliche  „untere“ Tor kommt man direkt zum romantischen Mainufer.

Blick auf den Main
Unteres Tor

Wir haben mitten im Dorfkern vor dem Weingut Meintzinger, ehemals Weinkellerei des Domkapitels zu Würzburg,  geparkt.

Weingut Meintzinger

Ein schönes Gebäude mit Hotel, Weinladen und Weinlokal. Hier würden wir zu gerne einkehren. Zumindest können wir im künstlerisch modern gestalteten Weinladen eine Flasche Silvaner erstehen, die wir dann Abends probieren und die uns sehr gut schmeckt.

Erwähnenswert sind die gut erhaltenen Patrizierhäuser und das mainfränkische Ensemble mit spätmittlealterlichem Rathaus, barockem Bürgerhaus und Mariensäule.

Ensemble mit Mariensäule

Als nächstes steht, nur eine Viertelstunde entfernt, der Künstlerort Sommerhausen auf dem Program. Wieder finden wir eine völlig intakte von einer Stadtmauer umschlossene historische Altstadt mit einem Gewirr romantischer Gässchen voller Galerien, Kunststudios, Mini-Theater und Weinlokale.

Wenn doch nur eines davon geöffnet wäre – aber dann wären wir bestimmt nicht so allein. Ich kann mir das Gewimmel an einem lauen Sommerabend bildlich vorstellen.  In den 50er/60er Jahren des letzten Jahrhunderts muß die Theaterkultur hier legendär gewesen sein.

Eines der vielen kleine Theater

An einem kleinen Turm finden wir die lustige Hausnummer 186  1/2.

Hausnummer 186 1/2

Interessant noch das Alte Schloß und das Rathaus.

Altes Schloss
Turmbefestigung an der alten Stadtmauer

Zuletzt machen wir noch Station in Randersacker – hier merkt man den Vorort von Würzburg, am Main ist die Hölle los und wir sind plötzlich garnicht mehr so allein. Wir machen einen kurzen Spaziergang durch die Stadt. Hier ist es nicht mehr ganz so malerisch aber erwähnenswert sind die Stadtkirche St. Stephanus und ein Gartenpavillon von Balthasar Neummann, zu dessen Ehren auch eine Installation mit goldener Badewanne auf dem Markplatz steht.

Randersacker
Blick auf die umliegenden Weinberge von Randersacker
Marktplatz Randersacker, hinter der Betonsäule die goldene Badewanne von Balthasar Neumann

Zufrieden mit dem spannenden Tag voller neuer Eindrücke fahren wir zurück nach Marktheidenfeld, genießen unseren Silvaner vom Weingut Meintzinger und denken schon darüber nach, welchen Teil der Bocksbeutelroute wir wohl als nächstes erkunden werden.