Handwerk-Folklore-Naturerlebnisse – zwei vielfältige Tage in Transsilvanien

Wir sind nach Transsilvanien gekommen, um tiefer ins dörfliche Leben und die Traditionen einzutauchen. Spannend war es schon beim Schäfer und beim Imker.

Heute ist der Fokus auf traditionellem Handwerk. Elije, eine Filzkünstler aus der Umgebung kommt zu uns. Wir lernen wie man Schafwolle zu Filz verarbeitet und daraus kleine Dinge herstellt, wie z.B. Handytaschen (ganz ohne Nähte) und Blumen.

Elije
Die Zutaten für das Herstellen einer Filzblume

Wir arbeiten mit Seife und heißem Wasser. Es braucht viel Geduld und konstantes Streichen und Kneten, damit die Wolle gut verfilzt.

Auf den Grundton Braun, Weiß oder Grau geben wir kleine Stücke bunter Wolle, um schöne Muster zu erzielen.

Zum Schluß werden die kleinen Kunstwerke stark gepresst und das Wasser wird wieder herausgedrückt.

In Essiglauge wird die Seife ausgespült und dann müssen die Sachen nur noch trocknen.

Unsere Werke

Es ist faszinierend zu sehen, wie aus der fluffigen  Wolle, robuste Filzgegenstände entstehen.

Elije hat auch einen traditionellen Filzhut dabei, den er bearbeitet und zeigt uns Holzformen für Filzschuhe.

Ein Filzhut entsteht
Formen für Kinderfilzschuhe

Nebenbei unterhalten wir uns ausführlich über Kultur der Siebenbürger Sachsen und andere spannende Themen, die uns das Land weiter näher bringen. Elije sorgt mit seiner freundlichen und geduldigen Art für einen spannenden Vormittag.

Am Nachmittag lernen wir bei Jenny, wie man aus Ölen Naturseife herstellt. Jenny ist eigentlich Ingenieurin für Gas und Energie, hat aber als Pensionärin ihr Hobby noch einmal zum Beruf gemacht.

Wir lernen, daß Seife machen eine ganz genaue und auch nicht ganz ungefährliche Angelegenheit ist. Während die genau abgemessenen festen (z.B. Kokos) und flüssigen (z.B. Sonnenblume) Öle kochen, wird Natriumhydroxid (Natron) mit einem Eisblock geschmolzen. Es entstehen Temperaturen bis 95 Grad und eine gefährliche Säure.

Diese wird dann zum Öl gegeben und verrührt. Es entsteht nun langsam die flüssige Seife, die noch mit etwas ätherischen Ölen, wie z.B. Lavendelöl verfeinert wird. Danach wird die flüssige Seife zum Festwerden in Formen gegossen.

Jenny zeigt uns auch noch verschieden Seifen. So hat sie z.B. eine Seife mit Kohle, die gut gegen unreine Gesichtshaut ist und eine weitere mit ätherischen Ölen, die gegen Mücken schützt.

Zum Schluß können wir noch ein paar Seifen bemalen, auch hier zeigt uns Jenny Techniken, wie man z.B. Rosen oder Lavendelblüten einfach zeichnen kann.

Wir sind ganz beeindruckt.

Bei einem Spaziergang durchs Dorf entdecken wir noch eine kleine orthodoxe Kirche am Dorfrand.

Zum Abendessen genießen wir wieder die wunderbare Küche von Marion und Sanda.

Am nächsten Tag begrüßt uns ein sonniger Morgen auf Alma Via.

Am Vormittag gehen wir mit lokalen Kräuterexperten auf Entdeckungstour. Sie haben ihr Wissen noch von ihren Großeltern und kennen nicht nur die Namen der Kräuter sondern können uns auch erklären, wofür sie gut sind.

Es geht hoch auf den Hügel der voller duftender Kräuterwiesen ist.

Schon nach den ersten Schritten entdecken wir Schafgarbe, Johanniskraut, wilde Möhren und wilden Dill in rauhen Mengen.

Kornblumen

Aber auch seltene, fast in Vergessenheit geratene Pflanzen säumen unseren Weg, so. z.B. Odermennig und Tausendgüldenkraut.

Tausendgüldenkraut

Wir sehen die dekorative Blaudistel, gut für Lungenkrankheiten und Schachtelhalm.

Blaudistel

Wir probieren die sandkorngroßen süßen wilden Erbsen und finden wilden Oregano und Thymian.

Wilde Erbsen

Wir erfahren, daß in der Regel Heilkräuter in die Farben ihrer Blüten eingeteilt werden und daß bestimmte Blüten bestimmte Leidern lindern: so helfen z.B. gelbe Blüten bei Leber und Gallenleiden und blaue und rote Blüten bei Lungen-und Magenleiden.

Wir erfahren, daß man Symphidum, bekannt zur Linderung von Muskelschmerzen auch mit Camembert zu einer Delikatesse verbinden kann. Auch Weißdorn, Bella Donna und Wegwarthe säumen unseren Weg. Kornblumen helfen, um die Augen zu erfrischen.

Es ist ein Vergnügen, durch diese duftenden Wiesen zu streifen und immer wieder neues zu entdecken.

Ich habe eine Tüte und eine Schere dabei und komme ganz schnell zu einer großen Kräutersammlung.

Meine Ausbeute

Oben vom Hügel sehen wir immer wieder wunderschöne Ausblicke auf das Dorf Alma Vii mit seiner Kirchenburg.

Zum Schluß geht es noch durch einen Buchenwald, wo wir eine Frau beim Pilze sammeln treffen und ein Reh an uns vorbei springt, zurück ins Dorf.

Dort lege ich meine gesammelten Kräuter zum Trocknen aus. Morgen früh gibt es davon einen schönen Tee.

Am Nachmittag besucht uns die Kindertanzgruppe des Dorfes und zeigt uns traditionelle Tänze.

Danach nehmen uns Lorand und Christian mit auf eine Mountainbiketour durch die Umgebung. Lorand führt regelmäßig Radtouren mit dem Mountainbike und besitzt eine ganze Sammlung sehr guter Mountainbikes inklusive Helmen und Ausstattung.

Wir fahren durch die drei zur Gemeinde Meschen gehörenden Dörfer und wer sich fragt, warum man für eine Straßentour ein Mountainbike braucht, der wird das verstehen, sobald er einmal auf den rumänischen Landstraßen gefahren ist. Natürlich bietet Lorand auch komplette Off-road Touren im Wald an.

Es ist wunderschön, durch die transsilvanische Landschaft zu gleiten: sanfte Hügel mit saftigem Grün wechseln sich ab mit malerischen Dörfern. Während der Fahrt erzählen uns Lorand und Christian Wissenswertes zur Gegend. Christian zeigt uns die noch sichtbaren Terrassierungen auf den Hügeln – hier haben früher die Siebenbürger Sachsen Wein angebaut.

Nach einem längeren letzten Anstieg grüßt uns bald die Kirchenburg von Alma Vii. Ein sehr schöner Ausflug.

Zum Abschluß des Abends haben Marion und Mike auf dem Berg oberhalb der Scheune einen wunderschönen Grillabend vorbereitet.

Grillplatz auf Alma Via
Das Lagerfeuer brennt schon

Der Blick auf die Kirchenburg ist malerisch. Wir essen Burger mit schönen Salaten und dazu gibt es Bier oder sehr guten weißen oder roten rumänischen Wein.

Wir unterhalten uns mit Marion und Mike und staunen immer wieder, was sie hier tolles aufgebaut haben. Wir fühlen uns auf jeden Fall hier sehr wohl.

Am Lagerfeuer unterhalten wir uns noch mit Albrecht. Er ist Lehmbauer und hilft Mike gerade bei der Fertigstellung des Schwimmteiches. Er ist auch vor vielen Jahren aus Deutschland nach Rumänien ausgewandert und lebt hier mit seiner Familie. Albrecht berichtet uns vom Alltag in Rumänien und warum er dieses Land so mag.

Zufrieden mit diesem wunderschönen Tag fallen wir müde ins Bett.