Polarnacht in Norwegen – eine Winterreise nach Tromsø und Uløya – die Ankunft

Nachdem wir vor zwei Jahren schon eine spektakuläre Winterwoche in finnisch Lappland verbracht hatten, haben wir wieder große Lust, über die Weihnachtsfeiertage noch einmal so ein richtiges Winter-Wonderland zu genießen.  Obwohl uns das Holiday Village Valle in Utsjoki damals sehr gut gefallen hat, sind wir doch auf der Suche nach einer anderen Location, um etwas neues kennenzulernen. Die Wahl fällt auf die norwegischen Fjorde ganz oben schon weit über dem Polarkreis. Mit tatkräftiger Hilfe von Frau Köhler von Nordträume Reisen  (sie hatte uns damals auch schon bei Finnland unterstützt) machen wir uns auf die Suche und werden fündig: Die Arctic Panorama Lodge, eine kleine, feine Lodge auf der Insel Uloya mitten im Lyngenfjord. Dort buchen wir uns für 4 Tage ein plus jeweils eine Übernachtung in Tromsø am Anfang und Ende der Reise, da eine Anreise direkt zum Ziel in einem Tag fast möglich ist und die Gelegenheit, sich auch noch Tromsø anzuschauen, durchaus seine Verlockungen hat.

Diesmal werden wir zu fünft unterwegs sein, der Freund meiner Tochter hat sich uns angeschlossen.

Im Vorfeld halten uns die sich ständig ändernden Corona-Regeln wieder ein bisschen auf Trab. So wird plötzlich auch von Geimpften ein Test nach Einreise, innerhalb von 24 Stunden verlangt.  Eine Woche vor Abreise kommt dann noch ein Alkoholausschankverbot der norwegischen Regierung dazu, so dass wir wissen, in diesem Urlaub werden wir definitiv nicht zu tief ins Glas schauen.

Am 25.12. abends lassen wir vorsorglich noch einen Coronatest machen um sicher zu sein, daß das Virus nicht mit uns mitreist; vor Ort in Quarantäne zu müssen, wäre keine schöne Aussicht. Mit Koffern voller dicker Wintersachen und einer Flasche Champagner für die Silvesternacht machen wir uns am 26.12. früh auf den Weg zum Flughafen. Der Plan ist, über Oslo mit kurzer einstündiger Umsteigezeit weiter nach Tromsø zu fliegen. Ich bin etwas irritiert, daß wir beim self-check-in unseres Gepäcks die Nachricht erhalten, dass unser Gepäck in Oslo durch die Zollkontrolle muss. Das klingt ungewöhnlich, da wir ja noch weiterfliegen wollen.

In Oslo angekommen, werden unsere Einreiseanmeldungen und Impfpässe geprüft, dann sollen wir uns zum Testcenter begeben. Als wir jedoch sagen, dass wir in einer Stunde schon nach Tromsø weiterfliegen, heißt es, dann sollen wir uns in Tromsø testen lassen. Nun geht es weiter durch den Transit zum nächsten Flug, aber das Gepäck geht mir nicht aus dem Kopf, so fragen wir vorsichtshalber bei der Gepäckausgabe nach und kurioserweise müssen wir tatsächlich unser Gepäck in Oslo in Empfang nehmen, auschecken und danach wieder neu nach Tromsø einchecken. Das habe ich so auch noch nicht erlebt und wir schaffen es ganz knapp zu unserem Anschlußflug mitten hinein in die Polarnacht. Für die nächste Woche werden wir nur 4 Stunden Tageslicht haben (ohne Sonne) von ca. 10-14 Uhr. Als wir also gegen 16 Uhr in Tromsö aus dem Flugzeug steigen erwartet uns tiefste Nacht und viel Schnee schon direkt auf dem Rollfeld.

Landeanflug auf Tromsø

Mit dem öffentlichen Bus geht es in 15 Minuten in die Innenstadt. Auf dem Weg von der Bushaltestelle zum Hotel finden wir ein Coronatestzentrum, das jedoch gerade vor unserer Nase schließt, wir sollen morgen früh um 9:30 Uhr wieder kommen.

Wir stapfen durch den Schnee bis zu unserem Hotel „Thon Hotel Polar“- ein wunderschönes Hotel in der Innenstadt mit großen, modern eingerichteten Zimmern mit Blick auf die beleuchtete Haupteinkaufsstraße.

Langsam meldet sich bei uns der Hunger, da auf dem Osloer Flughafen für ein Mittagessen keine Zeit geblieben war. Direkt zum Hotel Thon gehört das antik eingerichtete Restaurant Egon. Mittags ist es für sein Pizzabuffet bekannt, abends kann man so ziemlich alles auswählen, was das Herz begehrt. Das Bestellen funktioniert über QR Code und wir werden sehr schnell lernen, dass in Norwegen viel im Self-Service und digital funktioniert, dem Arbeitskräftemangel ist es geschuldet (weshalb in Norwegen auch 20% der Bevölkerung Ausländer sind, die in Norwegen arbeiten). Bei uns kommen heute Pizza, Fajitas, Lachs und eine leckere Fischsuppe auf den Tisch.

Dazu gibt es Wasser und Cola aus Bier- und Weingläsern, um zumindest den Schein zu waren.

Nach dem Abendessen machen wir noch einen Abstecher zum Hafengelände und tauchen sofort in die magische abendliche Lichterwelt von Tromsø ein.

Blick vom Hafen auf den Hausberg Storsteinen

Die Innenstadt von Tromsø liegt auf einer Insel. Eine riesige Brücke führt auf die andere Seite des Fjords.

Imposante Brücke über den Fjord

Von dort strahlen die beleuchtete Eismeerkathedrale und der Hausberg Storsteinen zu uns herüber.

Blick auf die Eismeerkathedrale

Wir bummeln durch den Schnee durch das alte Hafenviertel, vorbei an schön beleuchteten alten Holzhäusern im Mix mit sehr moderner Architektur.

Es ist schon kalt, aber wir sind warm angezogen und gewöhnen uns langsam an die Temperaturen.

Ein aufgeschaufelter Schneeberg lockt zum Besteigen

Marktplatz

Die Dunkelheit macht müde und wir fallen zufrieden nach dem langen Anreisetag ins Bett.

Nach einem extrem köstlichen Frühstück mit gesunder Auswahl stellen wir uns wieder am Testcenter an, um diese Pflicht endlich hinter uns zu bringen. Ein wenig schwingt schon die Angst mit, ein positives Testergebnis zu haben und in Norwegen in Quarantäne zu müssen. Nach etwas Schlange stehen kommt eine Mitarbeiterin des Testzentrums und fragt ab, warum wir den Test brauchen. Nachdem sie hört, dass es sich um einen behördlich angeordneten Einreisetest handelt, bedeutet sie uns, dass wir hier nicht verloren haben. Es reiche völlig aus, einen Selbsttest zu machen und sie schiebt hinterher, dass dies auch niemand kontrollieren würde, da hier alles auf Vertauensbasis ist.  Gut, den Selbsttest haben wir mit, also zurück zum Hotel, Selbsttest durchführen, der Gottseidank bei allen negativ ist und nun endlich ist der Weg frei, Tromsø zu erkunden. Wir haben Zeit bis 15:30 Uhr, dann holt uns ein Auto zum Transfer in unsere Lodge ab.

Stadtkirche
Hafenviertel bei Tageslicht

Zuerst wollen wir auf die andere Seite zur Eismeerkathedrale. Wir suchen den Weg zur langen Brücke und stapfen dann durch den Schnee über dieses imposante, über einen Kilometer lange Bauwerk.

Die Brücke

Immer wieder tun sich tolle Aussichten auf.

Der Wind pfeift uns scharf um die Ohren und am Ende lockt die Eismeerkathedrale mit ihrer spannenden Dreicksform.

Leider ist die Kathedrale geschlossen, aber auch von außen lohnt sich das Anschauen auf jeden Fall.

Von der Seite erinnert die Kathedrale an sich auftürmende Eisschollen

Nun geht es zurück über die Brücke ins Polarmuseum.

Hier sind auf spannende Weise die Geschichte  der Einwohner im Polarkreis, und die Expeditionen der norwegischen Polarforscher Amundson und Nansen dargestellt.

Wir finden die Ausstellungen sehr spannend und lernen einiges dazu.

Das imposante Gebäude der Bibliothek
Auf der Haupteinkaufsstraße

Nun sind wir genug gelaufen und genehmigen uns ein gemütliches Mittagessen im Restaurant Famiglia mit guter selbstgemachter Pasta. Die Pasta ist so selbstgemacht, dass es fast eine Stunde dauert, bis das Essen kommt, aber es ist alles lecker und wir schaffen es gerade noch pünktlich zurück ins Hotel, die Wege sind hier kurz, und werden dort von unserem Fahrer der Lodge in Empfang genommen. Inzwischen ist es schon wieder stockdunkel und wir erfahren, daß wir nun ca 3.5 Stunden durch wunderschöne, aber gerade nicht sichtbare Fjordlandschaften fahren werden und dann mit der Fähre auf unsere kleine Insel übersetzen werden.

Spannend ist die Fahrt in dunkler Nacht über die schneebedeckten Straßen allemal. Manchmal kann ich die schneebedeckten Berge erkennen und wir passieren auch einige längere Tunnel.  Gegen 19 Uhr kommen wir an der kleinen Fähre an. Dort gibt es einen kleinen Salon, in dem wir die ca. 30- minütige Überfahrt verbringen, dann noch wenige Meter im Auto und wir haben unsere Destination, die Arctic Panorama Lodge auf der Insel Uløya erreicht und werden laut und freudig von unserem Gastgeber Svein, mit dem wir noch viel Spaß haben werden, in Empfang genommen.

Nächtliche Ankunft in Uløya

Die erste positive Überraschung: da die ursprünglich ausgebuchte Lodge wohl durch Corona einige Absagen erhalten hat, bekommen wir einen Upgrade für die Suiten, was sich als Glücksfall erweist, da die Standardzimmer im Haupthaus doch recht eng sind. Von den 6  geräumigen Suiten im Nebenhaus gehen riesige Panoramafenster direkt auf den Fjord.

Im Haus begrüßt uns auch Aud, Sveins Frau und wir bekommen ein qualitativ gutes aber sehr deftiges und fleischlastiges Abendessen serviert, besprechen noch den Plan für den nächsten Tag und gehen mit dem Gefühl, daß es schon spät in der Nacht ist zufrieden schlafen.

 

Lutherstadt Wittenberg – Geballte Geschichte auf engstem Raum mit einem Schuss Ostalgie

Ein Kurztrip in die Lutherstadt Wittenberg – genau das richtige,  1 Jahr nach dem Reformationsjubiläum – alles ist neu aber VIEL weniger Menschen. So machen wir uns mit den Kindern von Brandenburg auf – es ist nur eine Stunde Fahrt.

Wittenberg kommt beschaulich daher, wirkt zunächst wie ein Dorf, dann hat es die kleine Innenstadt aber gewaltig in sich. Ich habe noch niemals vorher Mittelalter und Reformationsgeschichte so verdichtet auf engstem Raum gesehen.

Wir beginnen mit einem Besuch der Schlosskirche. Hier finden wir die berühmte „Thesentür“ auf der Luther im Jahre 1517 seine 95 Thesen angeschlagen haben soll. Ob er dies allerdings innerhalb einer Nacht komplett selbst gemacht hat, sei angesichts der schieren Menge dahingestellt. Die Original-Holztür verbrannte bei einem Kirchenbrand und wurde durch eine originalgetreue Bronzereplica ersetzt.

Die berühmte Thesentür von Martin Luther an der Schlosskirche zu Wittenberg
Schlosskirche Wittenberg

Das Innere der Kirche ist sehr schön und hell – Highlights die Gräber von Martin Luther (rechts vom Altar) und Melanchthon (links).

Zum Mittagessen suchen wir uns bewußt ein urige „Ost“-Kneipe und werden mit der ganzen Ladung Ostalgie belohnt. Es gibt traditionelle Soljanka und Bauernfrühstück und ich werde zum ersten Mal in meinem Leben mit „Mutti“ angeredet – dem nur in der DDR üblichen Wort für Mama.

Urige Kneipe bei der Schlosskirche
Traditionelle Soljanka

Da wir nur wenige Stunden haben, schließen wir uns einer 90-minütigen Stadtführung an und kommen in den Genuss einer begeisterten, unterhaltsamen und sehr wissensreichen Stadtführerin.

Nach einer kurzen Einführung im Schatten der Überreste des Stadtschlosses  machen wir zunächst im Cranach-Hof halt. Beindruckend hier zu erleben, dass der Künstler auch ein sehr guter Kaufmann war und zu einem der reichsten Großgrundbesitzer der Stadt gehörte.

Cranach-Hof

Danach geht es zur ehemalige Universität (zur damaligen Zeit weltweit berühmt, heute im Verbund mit Halle nur noch Theologie) der Leucorea (Name kommt von griech. leucos oros = weißer Berg = Wittenberg). Hier lehrten sowohl Luther (als Prof. für Bibelauslegung) und Philipp Melanchthon, Studenten waren z.B. Giordano Bruno. Weiter zum Melanchthon-Haus.

Melanchtonhaus

Von hier beschließen wir dann die Tour am ehemaligen Lutherwohnsitz, heute eine Museum und Hotel.

Lutherhaus und Museum

Anschließend geht es zum Panorama Wittenberg 1517 – hier läßt der Künstler Asisi das Genre des Historienpanoramas (z.B. Borodino) digital neu erstehen. Beeindruckt erleben wir einen Tag im Wittenberg von 1517. Die damalige Zeit ersteht wahrhaftig in uns auf.

Panorama 1517

Mit einem Blich in die Stadtkirche in der Luther regelmäßig predigte und den berühmten Cranach-Altären verabschieden wir uns wieder von der Stadt.

Stadtkirche

Wiederkommen lohnt sich;  z.B. haben wir es nicht geschafft, ins Haus der Geschichte zu gehen, dort wird auf 3 Etagen das Leben der DDR in den 70er Jahren lebendig gemacht.

Haus der Geschichte

„Zur Schloßmühle und die kleinste Kantine der Stadt“ – in der Nähe der Schlosskirche: bodenständige, einfache Mittagsgerichte mit ostalgischem Flair; herzliche Bedienung; netter Innenhof.