Auf den Spuren der Maya – Tag 2: Tulum und Sian Ka‘an

Nach einer verregneten Nacht brechen wir heute im Regen zu unserer Rundreise auf. Für die Maya war der Regengott einer der wichtigsten Götter. Regen war auf Yucatan ein Segen – denn es gibt hier zwar jede Menge Meerwassser aber Trinkwasser ist rar: die Halbinsel hat nur sehr wenige oberirdische  Flüsse und Trinkwasser gibt es oft nur in Kalksteinhöhlen (sogenannte Cenoten) und hier mußte dann tief gebohrt werden, um an das Wasser zu kommen.

Wir tragen das Wetter mit Fassung: Regensachen und warme Kleidung haben wir dabei. Ich selbst kämpfe mit einer Bronchitis die mich heute auch weitestgehend meine Stimme verlieren lässt.

Nach einer guten Stunde Fahrt sind wir in Tulum angekommen, der Regengott war gnädig und stoppt genau bei unserer Ankunft, so dass wir die einzigen Mayaruinen, die direkt am Meer gebaut sind, trockenen Fußes besichtigen können.

Tulum (auf Maya „Mauer“) ist eine ummauerte kleine Stadt direkt auf einem Felsen an der Karibikküste – ein beeindruckender Kontrast. Wir erfahren einiges über die Bauweise der Maya, eine Besonderheit war, dass die Mauern nach oben breiter wurden und das Dach somit größer war als das Fundament.

Die Häuser und Paläste waren allerdings vorwiegend den Priestern vorbehalten. Wir können auch noch Überreste von Wandzeichnungen sehen und die rote Farbe deutet darauf hin, dass die Maya mit den Ureinwohnern der mexikanischen Hochebene (vorwiegend Azteken im Gebiet des heutigen Mexico City) Handel getrieben haben mussten: Die rote Farbe wurde aus den Läusen der Kakteen gewonnen, die es nur in der Hochebene gab. Die Maya konnten zum Tausch für Farbe und Gold zum Beispiel Kakaobohnen, Honig, Salz und Schokolade bieten.

Wir genießen die grandiosen Aussichten auf das karibische Meer im Schatten der alten Ruinen.

Auf dem Rückweg zum Bus erstehen wir noch eine frische Kokosnuss. Zunächst trinken wir das köstliche Kokoswasser.

Dann beobachten wir, wie die Verkäuferin ganz fachgerecht mit ihrer Machete die Kokosnuss teilt und uns das köstliche Fleisch herauslöst, welches wir auch noch vertilgen.

Eine besondere Delikatesse: frisches Kokosfleisch mit Chili und Limette

Weiter geht es Richtung Biosphärenreservat Sian Ka‘an – einem wunderschönen weitläufigen Mangrovengebiet. Mit einem kleinen Boot geht es durch schmale natürliche Mangrovenkanäle.

Wir sehen den ein oder anderen schönen Vogel und dann wartet noch ein Highlight auf uns: man kann vom Boot ins Wasser steigen und sich auf einem natürlichen Strömungskanal für eine Weile durch die Mangroven treiben lassen- das einzige Problem: es ist wirklich sehr kalt.

Die anderen wagen es.

Ich verkneife mir das mit meiner Bronchitis, die ich endlich loswerden will und wandere auf einem Steg zu der Stelle, an der die anderen wieder aus dem Wasser steigen werden.

Unterwegs kann ich genüsslich Vögel beobachten, die sich von mir garnicht stören lassen.

Am Steg muss ich noch etwas auf die anderen warten, die sehr verfroren aussehen – ein tolles Naturerlebnis sagen sie alle, aber wirklich sehr kalt.

Zurück an Land hat sich dann etwas Hunger eingeschlichen,  aber ein Restaurant ist Fehlanzeige, es ist heute der erste Weihnachtsfeiertag und alles ist geschlossen. In einem kleinen Supermarkt erstehen wir ein paar Snacks und weiter geht es Richtung Bacalar, rechts und links der Straße nur das Grün des Dschungels in dem auch heute noch Jaguars heimisch sind.

Leonel erzählt viel über die Geschichte Mexicos und relativiert aus seiner Sicht auch die Geschichtsschreibung über die Spanier etwas, die nicht nur Schlechtes über das Gebiet gebracht haben. So ist z.B. heute, nach 500 Jahren, ein von Cortez gegründetes Krankenhaus immer noch in Funktion. Wir lernen auch, dass Mexico sogar für sehr wenige Jahre einmal zum österreichischen Kaiserreich gehörte.

An einer Tankstelle finden wir dann doch noch etwas Streetfood – ein paar Tacos, die frisch mit Avocado und Tomate belegt werden, dass sollte bis zum Abendessen reichen.

Noch zwei Stunden Fahrt und wir kommen in unserem wunderschönen Hotel in Bacalar, der Rancho Encantado an.

Unser Zimmer in der Rancho Encantado

Dieses im Bungalowstil gebaute Eco-Resort liegt direkt an der Lagune der 7 Farben, die wir morgen erkunden werden – einen Blick vom Steg auf die Lagune kurz vor der Dunkelheit wagen wir noch und lassen uns dann für ein leckeres Abendessen auf der Restaurantterrasse mit Blick auf die Lagune nieder.

Pittoreske Dörfer, Ausgrabungen in Akrotiri, eine Weinprobe und Oias enge Gassen – Santorini im Schnelldurchlauf

Wir wachen heute zu einem schönen Sonnenaufgang auf und genießen ein frisches, gesundes Frühstück.

Dann steht eine intensive Inseltour auf dem Plan, um noch ein paar der Gebiete kennenzulernen, die von Oia aus etwas umständlicher zu erreichen sind. Wir haben bei Blue Shades of Greece eine sogenannte „Semi Private Island Tour with Wine Tasting and Food Pairing“ gebucht, d.h. wir werden in sehr kleiner Gruppe unterwegs sein, zum Schluß sind wir tatsächlich nur  zu viert:  wir und ein amerikanisches Paar aus Philadelphia.

Um 9 Uhr holt uns der nette Driver-Guide am Hotel ab und wir sind wieder einmal froh, daß wir hier nicht selbst fahren müssen – in den engen Gassen muß man die Abmaße seines Fahrzeugs wirklich sehr gut kennen.

Lefty, unser Guide, erzählt uns sehr viel über die Entstehungsgeschichte der Insel und die damit verbundenen Theorien und Mythen.

Unsere erste Station ist das mittelalterliche Dorf Pyrgos im Inselinneren.

Pyrgos wurde im 15. Jahrhundert von den damals die Insel besiedelnden Venezianern erbaut, inklusive einer venezianischen Burg. Insgesamt gibt es noch die Ruinen von 5 venezianischen Burgen auf Santorini (Pyrgos, Skaros, Oia, Akrotiri und Megalochori), von denen die in Pyrgos noch am besten erhalten sind.

Wir wandern durch das malerische und nicht touristische Dörflein, bewundern die riesige Anzahl an Kirchen und Kapellen und besteigen die Ruinen der alten venezianischen Burg. Von dort haben wir eine wunderbare Rundumsicht auf das Dorf und auf die Insel.

Eines der vielen wunderschönen Kapitänshäuser, heute meistens Luxushotels oder Restaurants, selten noch im Privatbesitz

Lefty erzählt uns, daß nach dem Vulkanausbruch Nea Kameni 1950 viele Einwohner die Insel verlassen haben. Langsam kamen einige zurück und bauten ihre Häuser wieder auf. Die heutigen Bauvorschriften erlauben Neubauten nur, wenn Teile alter zerstörter Gebäude, z.B. Mauern, mit in den Neubau integriert werden. Also sucht man sich besser ein Stück Land auf dem noch irgendwelche alten Gemäuer stehen, sonst hat man keine Chance zu bauen.

Blick zurück auf Pyrgos

Nun geht es weiter nach Akrotiri auf die südliche, Oia entgegengesetzte Inselspitze. Wir hören noch einmal die Entstehungsgeschichte der Insel und von hier in Aktrotiri können wir noch einmal ganz anders auf die Insel schauen. Es wird von hier aus viel deutlicher, daß die Insel früher einmal ein Ring gewesen ist. Wir erfahren auch, daß auf dem Meeresboden vor Oia der Unterwasservulkan Kolumbos schlummert, vor dem alle Einwohner hier Respekt haben.

In Akrotiri haben wir Gelegenheit die Ausgrabungen der prähistorischen Stadt Akrotiri zu bewundern. Akrotiri zählt zu den wichtigsten prähistorischen Orten in der Ägäis. Es ist die erste Ansiedlung, die es jemals auf Santorini gab und stammt aus der späten Jungsteinzeit um ca. 4000 B.C.

Eingang zur Ausgrabungshalle in Akrotiri

Diese Siedlung wurde dann später durch die gewaltige Eruption von 3.500 B.C. verschüttet und erst vor wenigen Jahrzehnten entdeckt und jetzt Stück für Stück wieder ausgegraben. Im Gegensatz zu Pompeji findet man hier jedoch keine Spuren von Menschen, da angenommen wird, daß die Einwohner entweder flüchten konnten oder die Eruption so stark war, daß alles pulverisiert wurde.

In einer großen überdachten Halle können wir die Überreste einiger Stadtteile und recht großer bis zu dreistöckiger Gebäude bewundern. Teilweise sehen wir Überreste von Vorratshallen mit großen Krügen.

Besonders vorstellbar wird alles durch eine Videodokumentation, die zeigt, wie die Häuser wahrscheinlich ausgesehen haben.  Wir sehen wunderschöne großzügige Häuser mit großen Fenstern zum Meer hin, künstlerischen Wandmalereien und marmornen Fußböden.

Dies deutet alles auf eine hochentwickelte Zivilisation mit guten architektonischen Fähigkeiten hin. Die Menschen hatten auch ein für die damalige Zeit sehr hochentwickeltes Hygienesystem mit Keramikwasserrohren und Toiletten, ähnlich den Pumpsklos auf alten Schlössern aber bereits mit Abfallrohren. Für die Besichtigung von Akrotiri braucht man etwa 1 Stunde.

Danach fahren wir weiter auf die flache Inselseite Richtung Vlichada Beach. Wir fahren vorbei an riesigen Kirschtomatenfeldern, eine Spezialität der Insel. Aufgrund des Wassermangels sind die Tomaten besonders konzentriert und aromatisch, ähnlich wie beim Wein der Insel. Es gibt auch noch mehrere Tomaten-Fabriken. Und immer wieder sehen wir Weinfelder.

Weinfelder

Vlichada-Beach ist ein kleiner malerischer Strand der vorrangig von einheimischen besucht wird und seinen Charaker durch die weißen Klippen aus Vulkangestein erhält.

Marina von Vlichada

Weiter geht es dann Perivolas Beach, berühmt für seine schwarzen Sandstrände. Hier geht es schon eindeutig touristischer zu. Auf einer Länge von 4km reihen sich verschiede Strandbäder mit Liegen, Schirmen und Restaurants aneinander, von denen manche sehr einladend aussehen.

Unser nächster Stop ist das kleine Dörfchen Megalochori im Inselinneren, berühmt als ehemalige Händlerstadt des berühmten Dessertweins VinSanto.

Wir finden dieses Dörfchen mit seinen kleinen Gassen besonders schön und würde hier am liebsten sitzen bleiben und einen Wein trinken.

Aber die Weinprobe folgt sowieso als nächstes. Im bekannten  Weingut Domaine Sigalas nahe Oia ist eine Weinprobe mit Foodpairing geplant.

Auf dem Weg dahin erfahren wir noch einiges über die lange Tradition des Weinbaus auf Santorini.  Wie auf vielen vulkanischen Inseln wird der Wein hier nicht in aufrechten Rebstöcken sondern vogelnestartig  direkt über dem Boden angebaut. Das schützt vor Wind und durch die Bodennähe können die Pflanzen ihr Wasser aus dem vulkanischen Tuffstein aufnehmen. Wie bei den Tomaten führt die Wasserknappheit zu einer besonderen Konzentration der Weinaromen.

Santorini war nie von der Reblaus betroffen und kann deshalb noch zu 100% auf ihre eigenen antiken autochthonen Weinsorten zurückblicken. Besonders bekannt und ca. 70% der Rebmenge macht der Assyrtiko aus, eine Weißweinsorte die wir in den vergangenen Tagen schon kennen und lieben gelernt haben. Es gibt aber noch mindestens 30 weitere Rebsorten auf der Insel. Der Fokus liegt auf (lagerfähigem) Weißwein und VinSanto, aber es gibt auch den einen oder anderen guten Rotwein.

In der Domaine Sigalas haben wir die Möglichkeit 4 Weine mit genau abgestimmtes Speisen zu probieren.

Wir beginnen mit einem Weißwein aus der Rebsorte Aidani. Dazu gibt es einen leckeren griechischen Salat mit reifen Kirschtomaten und Leberpate.

Ein Genuß. Wichtig, daß hier bereits die Weißweine 13-14% Alkohol enthalten. Sie sind fast alle ausgebaut und haben eine hohe Lagerfähigkeit.

Danach folgt ein Assyrtiko (14% Alkoholgehalt!), der uns besonders gut schmeckt, dazu mit Couscous gefüllte Weinblätter und  Dips aus Aubergine, Schafskäse, Jogurth mit Minze und hausgebackenes Brot.  Dieser Wein schmeckt uns so gut, daß wir danach 2 Flaschen mitnehmen.

Nun haben wir die Wahl zwischen einem Rose (EAN: 50% Mavrotragano, 50% Mandilaria) oder einem Rotwein (Mm aus den gleichen Trauben). Dazu gebackene Aubergine mit Bechamelsauße und hausgemachte Pasta.

Zum Abschluß gibt es einen roten VinSanto (Apiliotis aus 100% Mandilaria) und eingelegte Kirschen.

Eine spannende und abwechslungsreiche Weinprobe, unser Herz hier schlug eindeutig für die weißen Varianten.

Domaine Sigalas – Blick in den Verkaufsraum

Unsere letzte Station ist Oia. Wir gehen mit unseren Guide durch die Gassen die wir schon kennen, entdecken aber durch ihn noch das ein oder andere neue.

Gelegenheit für ein Foto mit uns beiden

Vor allem erfahren wir, warum so viele Amerikaner nach Santorini kommen. Anscheinend gab es in den 80er Jahren einen Film „Summer Lovers“ mit Daryl Hannah und Peter Gallagher der in Oia spielt und wir sehen sogar noch das Haus, in dem das Filmpaar gewohnt hat.

In diesem Haus lebte das Filmpaar von Summer Lovers, direkt an der Spitze von Oia unter den Windmühlen

Wir bekommen noch einen Streetfood Tipp für unser Abendessen (ein Kepab-Laden gleich hinter dem Supermarkt am Busbahnhof) und dann geht es zurück zum Hotel.  Wir haben das Gefühl heute sehr viel gesehen und Wissenswertes erfahren zu haben.

Nach einem kühlen Bad im Pool und einer Lesepause holen wir uns einen „griechischen Döner“ (Hühnerfleisch, Jogurthsoße, Zwiebeln und Tomate in einem frisch gebackenen Pitabrot mit Pommes).

Mit einer Flasche Nykteri lassen wir dann auf unserer Terrasse den Abend ausklingen und werden noch Zeugen, wie der orange-goldene Mond zuerst langsam hinter dem Felsen von Imerovigli aufsteigt und dann die Bucht in silbernes Mondlicht taucht.