Heute früh lernen wir unsere Fahrer von der lokalen Firma Uganda Trails kennen, die uns auf der gesamten Reise begleiten werden. Wir fahren als Familie im Safaribus mit Nathan, einem sehr erfahrenen Driver-Guide, der diese Arbeit schon seit 17 Jahren ausübt und sich wirklich, wie wir immer wieder feststellen werden, außerordentlich gut auskennt.
Nathan, hat 5 Kinder und darunter tatsächlich Zwillinge. Er ist eine echte Frohnatur und erzählt gerne und viel von seinem Land.
Wir beginnen die etwa 4 Stunden lange Reise nach Norden zum Ziwa Rhino Sanctuary. Wir sind als Gruppe mit 4 Safaribussen unterwegs.
Zunächst geht es auf den schnellen Highway nach Kampala, vorbei am Victoriasee.
Was man hier wissen muß, auch auf der Autobahn sind Autos, Motorräder, Fahrräder und Fußgänger irgendwie alle zusammen unterwegs, wobei klar das Recht der Stärkeren gilt: Autos ist immer Platz zu machen.
Nach etwa 30 Minuten haben wir Kampala erreicht, es gibt viel zu sehen und wir kriechen im Schneckentempo durch die Vororte der Hauptstadt, sehen viele Märkte, Läden und vor allem Menschen.
Alle scheinen nach dem Ende des Lockdowns wieder auf den Straßen zu sein. Vor allem sehen wir junge Leute und Kinder. In Uganda sind 49% der Bevölkerung unter 14 Jahren alt, mit durchschnittlich 6 Kindern pro Familie gehört es zum am bevölkerungsmäßig am zweitschnellsten wachsenden Land der Welt. Mit meinen 51 Jahren gehöre ich fast zu einer Minderheit.
Nathan erzählt uns, daß in Kampala und Vororten etwas 5 Millionen Menschen leben. Und das beschreibt er uns aus afrikanischer Sicht als kleine Stadt. Ein Großteil der Landbevölkerung scheint in die Städte, vor allem in die Hauptstadt zu streben, in der Hoffnung auf Arbeit, was leider aber ein Trugschluß ist.
Wir saugen das quirlige Treiben und die vielen bunten Farben der Märkte mit ihrem frischen Obst und Gemüse in uns auf.
Nach scheinbar undendlicher Zeit erreichen wir die Landstraße in den Norden, wo wir ganz gut vorankommen, immer wieder durch kleine Städte und Dörfer fahren und die Märkte bestaunen können.
An einen der Märkte halten wir kurz an und die Fahrer kaufen Obst, welches wir abends im Hotel ausprobieren wollen: Ananas, Jackfruit, Melone und vor allem Bananen, von den wir direkt verkosten können.
Uganda stellt sich als einer der Hauptproduzenten von Bananen in Afrika heraus und hat auch eine beachtliche Ananasproduktion. Ansonsten gibt es viel Kaffee, Tee, Maniok, Mais und Hirse. Aus Maniok und Hirse wird das Mehl für das lokale Fladenbrot hergestellt.
Längs der Straße werden von indischen und chinesischen Investoren große Fabriken gebaut, um die landwirtschaftlichen Produkte gleich zu verarbeiten und auch in die umliegenden Länder zu exportieren – scheinbar ein lukratives Unterfangen.
Nach knapp 4 Stunden haben wir unser Ziel erreicht. Wir nehmen noch ein leckeres Mittagessen zu uns: Fisch mit Reis und Avocadomus mit Chapati-Brot. Dazu gibt es frischen Ananas- und Melonensaft.
So gestärkt fahren wir zum Höhepunkt des Tages: dem Ziwa Rhino Sancutary.
Nashörner, eigentlich einheimisch in Uganda wurden unter den vielen Diktaturen in den 70er und 80er Jahren 20. Jahrhunderts, in denen die Tiere nicht geschützt wurden, von den Wilderern komplett ausgerottet. Nachdem sich das Land in den 90er Jahren unter dem noch heute amtierenden Präsidenten Museveni stabilisiert hatte, wurde um die Jahrtausendwende das Ziwa Rhino Projekt ins Leben gerufen. Auf einen 7000 Quadratkilometer großen Areal, von Elektrozäunen umsäumt, wird der Versuch gestartet, Breitmaulnashörner wieder in Uganda anzusiedeln, um sie später auszuwildern. Ein sehr ambitioniertes Unterfangen.
Das erste im Reservat geboren Baby, – mit einem Elternteil aus Kenia und einen Elternteil aus einen Zoo in den USA bekam den passenden Namen Obama.
Inzwischen leben im Park 9 Nashorngruppen. Sie werden trotz Elektrozaun Tag und Nacht von bewaffneten Rangern bewacht, da sie selbst hier vor Wilderern geschützt werden müssen. Durch die Ranger ist es aber auch recht einfach möglich, die Aufenthaltsorte der Nashörner zu finden und das kommt uns bei unserem Besuch zugute. Nach einer Einweisung durch die Ranger und einer kurzen Fahrt steigen wir aus uns wandern durch dichtes Gras auf der Suche nach den Dickhäutern. Wir laufen im Gänsemarsch und reden nicht. Nashörner sehen schlecht aber riechen und hören gut, deshalb muss die Pirsch auch immer gegen den Wind erfolgen.
Nach wenigen Minuten in faszinierender afrikanischer Graslandschaft treffen wir schon auf frische Nashorn-Kot.
Nur wenige Meter weiter tauchen 2 Nashörner plötzlich wie aus dem Nichts vor uns auf, knapp 10 Meter entfernt sehen wir eine junge Mutter und ihr Baby – ein sehr erhabenener Moment.
Wir dürfen einige Zeit stehen und staunen und natürlich auch Fotos schießen.
Es ist eine ganz besondere Erfahrung.
Nach etwa einer halben Stunde in Gesellschaft der Nashörner müssen wir leider wieder gehen. Etwas entfernt erzählen uns die Ranger noch etwas über die Nashörner, wie sie leben und über die Arbeit der Reservats. Der Plan ist, die Population so zu erhöhen, daß die Nashörner in den nächsten 5-10 Jahren wieder ausgewildert werden können.
Immer noch den Nachhall dieser Begegnung spürend, steigen wir wieder in unsere Safaribusse und prompt kommt auch der erste Regen. Es geht weiter nach Norden zur unserem nächsten Hotel, der Kabalega Lodge.
Die Zimmer sind hier sehr einfach aber zweckmäßig und es gibt einen schönen Pool. An der Bar und beim Abendessen haben wir tolle Gespräche mit den anderen Reisenden unserer Gruppe und mit Silke, die uns Stück für Stück in die Kultur Ugandas einführt. Wir haben sehr viel Glück mit der Gruppenzusammensetzung, alle sind Fernreise-Fans und wir sind auf einer Wellenlänge. Auch die Kinder haben mit 16-20 Jahren ein passendes Alter und kommen gut miteinander klar.
Zufrieden mit der afrikanischen Abendstimmung geht es heue etwas zeitiger ins Bett, denn morgen wartet wieder ein langer und ereignisreicher Tag.