Heute früh verabschieden wir uns vom Bergregenwald und laufen nach dem Frühstück noch ein letztes Mal die steile Strecke zu unserer Hütte hinunter, um unsere Rucksäcke zu holen.
Es erwartet uns wieder ein langer Fahrtag. Zunächst geht es stundenlang über extrem holprige Pisten von Buhoma nach Norden, immer in direkter Nähe zur kongolesischen Grenze.
Es staubt und ruckelt so sehr, daß wir die Fenster kaum geöffnet halten, an Schlafen ist schon garnicht zu denken. Wir pausieren noch einmal und genießen den Rundumblick auf die Berge mit ihren terrassierten Hängen voller Tee und Bananenfelder.
Immer wieder sehen wir die Holzkohlemeiler und auch die Öfen in denen selbst Ziegel gebrannt werden.
Endlich erreichen wir bei Rukungiri die asphaltierte Straße und reisen über einige größere Städte bis nach Mbarara – einer großen Universitätsstadt. Hier kaufen wir in einem Supermarkt noch ein paar letzte Snackvorräte und genießen dann etwas außerhalb zum Mittagessen noch einmal ein Buffett mit ugandischen Spezialitäten. Neben den bekannten Millet, Matoke und Maniok, gibt es hier noch Gonja, eine süße und recht leckere Kochbananenart. Wie so oft gibt es als Vorspeise eine der köstlichen Kürbissuppen.
Ich bestelle mir noch einen „African Tea“ und rechne mit einem schönen puren Schwarztee, muß jedoch lernen daß es sich dabei um gesüßten Schwarztee mit aufgeschäumter Milch handelt, geschmacklich ähnlich dem indischen Massala Tee.
Es ist schon später Nachmittag und wir biegen von der Hauptstraße ab in Richtung Lake Mburo.
Zunächst geht es in unser Hotel Eagle‘s Nest. Der Name ist Programm: das schöne Tented Camp liegt auf einer hohen Anhöhe mit Rundumblick auf den Lake Mburo und den Lake Mburo National Park.
Unsere Fahrer verbringen eine wahre Meisterleistung, um die, laut Silke, „Steilste Auffahrt in Afrika“ zu erklimmen.
Wir legen nur unser Gepäck ab und machen uns sofort wieder auf den Weg zu unserer Walking Safari im Lake Mburo National Park. Die Tore des Parks sind nur 15 Minuten entfernt – und hier sehen wir dann auch endlich das erste Zebra unserer Reise und es sollen natürlich noch viele weitere werden.
Zwei bewaffnete Ranger bzw. Rangerinnen erwarten uns schon. Hier im Park kann man eine Safari zu Fuß durchaus machen, da es keine Löwen und Elefanten gibt. Die wenigen Büffel würden die Ranger mit ihren Gewehren in Schach halten.
Zu Fuß unterwegs ist noch mal ganz anders. Man sieht nicht so viele spektakuläre Tiere aber nimmt die Boden-und Pflanzenlandschaft war.
Wir beobachten verschiedene Antilopenarten.
Sogar ein Elan (größte Antilopenart) zeigt sich in der Ferne. Warzenschweine rennen an uns vorbei.
Und wir sehen verschiedene Vögel direkt vor uns auf den Zweigen sitzen – zu Fuß erkennt man sie deutlich besser als aus dem Auto.
Und noch etwas können wir nun mit Muse beobachten: die vielen Termitenhügel.
Die Ranger erklären uns, wie man erkennt, ob ein Hügel noch bewohnt ist oder nicht und daß es etwa einen Monat dauert, um einen kleineren Hügel zu bauen. Auf einem Hügel können wir sogar beobachten, wie einige Termiten herumkrabbeln.
Eine wunderschöne Abendstimmung senkt sich über die Savanne.
Kleine freche Affen tollen von Baum zu Baum und Mangusten huschen um die Termitenhügel.
Immer wieder liegen auch ein Antilopenschädel oder gewaltige Hörner herum.
In der untergehenden Sonne beobachten wir eine imposante Ameisenstraße – ein besonderes Erlebnis auch für die Kids.
Wieder macht es sich bezahlt, die Hosenbeine in die Socken zu stopfen – wenn man das nicht macht, hat man schnell eine Horde Ameisen am Körper, die die Beine innen hinaufkrabbeln und dann in Körpermitte anfangen zu beißen.
Wir kehren nach ca. 1.5 Stunden zurück zu unseren Autos.
Beim Verlassen des Parks sehen wir in der Dunkelheit mehrere Feuer.
Es handelt sich um gesteuerte Brandrodung der Parkverwaltung, um das Graswachstum in Grenzen zu halten und damit unkontrollierte Buschbrände zu vermeiden. Die Tiere mögen die verkohlte Landschaft und vor allem die Antilopen lecken gerne an der verkohlten Erde, da diese Mineralien enthält, so wie Bergziegen gerne an salzigem Berggestein lecken.
Noch einmal nehmen wir die steile Auffahrt zum Eagle‘s Nest. Von hier oben schauen wir in die Schwärze der Nacht und sehen in der Ferne die Feuer brennen.
Nach einem leckeren Dinner geht es zeitig ins Bett, obwohl an Einschlafen noch eine Weile nicht zu denken ist. Im Dorf wird wohl noch eine Party gefeiert. Die Klänge dringen bis zu uns hoch und wirken durch die dünnen Zeltwände wie gleich nebenan. Erst ein heftiger Regenguß läßt die Musik verstummen und wir schlafen zufrieden ein.
Auf dieser Reise jagt wirklich ein Highlight das nächste. Heute früh geht es direkt in den Murchison Falls Nationalpark.
Masindi und die Gegend um den Murchison Falls National Park waren schon Kulisse des Film „African Queen“ und ein geliebter Aufenthaltsort für Ernest Hemingway, der irgendwie überall war, wo es schön ist. Die Gegend um den Nil in Murchison Falls war allerdings nicht ohne Gefahren für Hemingway, der hier zweimal nur knapp einen Flugzeugabsturz überlebte.
Namensgeber für den Park war der Chef des britischen Forschers Samuel Baker, der hier unter anderem nach der Quelle des Nils suchte. Bei seiner Reise nilaufwärts entdeckte er zunächst den Albertsee und dann die gewaltigen Nilfälle, die er kurzerhand zur Quelle des Nils deklarierte und sie zu Ehren seines Chefs „Murchison Falls“ taufte.
Nach den üblichen Eintrittsformalitäten (Kontaktliste, Fieber messen, Hände desinfizieren) fahren wir über eine Stunde durch den Park und können schon hier im dichten Wald erste Tiere am Straßenrand sehen, so z.B. Paviane (Baboons) und einen beindruckenden ground hornbill (südlicher Hornrabe), der gerade eine Schlange im Schnabel hält.
Auf der Fahrt erzählt uns Nathan, daß wir uns jetzt im sogenannten „Rift Valley“, dem ostafrikanischen Grabenbruch befinden. Hier bricht die Erdkruste aufgrund vulkanischer Aktivitäten und ein Riß zieht sich vom Roten Meer über Ostafrika bis hin zum indischen Ozean. Hier wird sich in mehreren Jahrtausenden Ostafrika vom afrikanischen Kontinent trennen. Im Rift Valley und auch im „Albertine Rift“ (zentralafrikanischer Grabenbruch) befinden sich wunderschöne Ebenen soweit das Auge reicht. Diesen werden wir auf unserer Reise immer wieder begegnen.
Nach gut 1.5 Stunden erreichen wir die Murchison Falls. Hier stürzt sich der aus dem Victoriasee kommende „Victoria-Nil“ über 45 Meter hinab in eine enge Felsenschlucht, um dann unten breit und massiv bis zum Albertsee weiter zu fließen, aus dem er dann als „Albert Nil“ oder „weißer Nil“ wieder hervorkommt.
Über einen kleinen Waldweg steigen wir kurz bergan und hören zuerst und sehen dann die gewaltigen Stromschnellen, deren Gischt meterhoch nach oben stäubt.
Von hier oben wäre auch Baker ganz klar gewesen, daß die Murchison Falls nicht die Nilquelle sind, sondern dass der Nil schon von weiter her kommt und sich hier nur spektakulär in die Tiefe stürzt. Später fanden Forscher die Nilquelle mehrere hundert Kilometer südlich im Ort Jinja am Victoriasee.
Ohrenbetäubend stürzen sich die Wassermassen in eine enge Schlucht, man sieht nur Gischt und immer wieder ein paar Regenbögen.
Von hier kann man noch wenige Meter weiter bergauf wandern und sich einer erfrischenden Gratisdusche aussetzen – man wird hier definitiv einmal komplett nass.
Als Belohnung kann man von hier aus in die Schlucht schauen und beobachten, wie sich der Wasserfall wieder in einen breiten Flußlauf verwandelt.
Am schönsten ist, daß wir hier ganz alleine sind – ähnlich spektakuläre Wasserfälle sind in Europa oder Amerika von tausenden Besuchern umlagert.
Etwa eine Stunde genießen wir das Naturschauspiel, dann heißt es weiterfahren: die nasse Kleidung ist bei den warmen Temperaturen schon getrocknet und wir nehmen einen Lunch in einem kleinen Restaurant mit wunderschönem Blick auf den Nil ein.
Für den Nachmittag ist eine dreistündige Bootsfahrt auf dem Nil geplant, die uns Tierbeobachtungen beschert, die wir uns nicht haben träumen lassen.
Los geht es direkt mit einer kleinen Gruppe Elefanten, die am Ufer grasen.
Das nächste Highlight ist eine „Schule“ von Nilpferden die plötzlich ihre Köpfe aus dem Wasser heben.
Nilpferde können bekanntlich nicht schwimmen aber in niedrigem Ufergewässer für bis zu sechs Minuten unter Wasser bleiben. Nilpferdgruppen sehen wir immer wieder und sie machen dem deutschen Namen „Nilpferd“ für Hippo hier am Nil alle Ehre. Nilpferde gehören zu den gefährlichsten Tieren für die lokalen Fischer: sind die Nilpferde untergetaucht, kann man sie von oben nicht sehen, Fischer fahren mit ihren kleinen flachen Booten dann über die scheinbar ruhige Wasseroberfläche und dabei aus Versehen über den Rücken eines Nilpferdes. Diese tauchen dann überraschend plötzlich unter dem flachen Kahn auf, werfen ihn dabei um und beißen ihn mit ihrem kräftigen Maul einfach in der Mitte entzwei. Der Nil und Uganda insgesamt sind auch ein Paradies für die sogenannten „Birder“ (leidenschaftliche Ornithologen), die man mit ihren riesigen Objektiven sofort erkennen kann.
Immer wieder sehen wir besondere Vögel, auch wenn diese mit bloßem Auge schwer zu sehen sind, hier lohnt sich auf jeden Fall ein Fernglas.
Wir lernen z.B. den „Bienenfresser“ mit rotem Bauch kennen. Er nistet in Löchern in Felsspalten entlang des Ufers.
Auch interessant sind die Webervögel: hier bauen die Männchen besonders kunstvolle, kugelförmige Nester. Wenn diese allerdings den Weibchen nach genauer Inspektion nicht gefallen, ist der Paarungsversuch gescheitert.
Auf eine Sandbank sehen wir plötzlich zwei Krokodile, gut getarnt aber das aufgerissene Maul ist doch zu erkennen.
Fast zwei Stunden shippern wir so auf dem Nil bis sich dann die Murchison Falls von unten vor uns auftun, ein toller Anblick, aber von oben sind sie doch noch wesentlich beeindruckender.
Nun geht es in einer guten Stunde zurück. Wir steigen auf der anderen Seite des Nils aus, wo unsere Fahrer schon auf uns warten. Auf dem Weg zu unserer Lodge wollen wir nun noch einige Tierbeobachtungen machen. Hier, auf der anderen Seite des Nils, wandelt sich die Landschaft des Murchison N.P. vom dichten Wald in eine Savanne die mit Büschen und Palmen durchsetzt ist. Und, wie schon auf dem Fluß, haben wir auch hier unfassbares Safariglück. Es geht los mit großen Beständen der vielen Antilopenarten, unter ihnen auch der Uganda-Kob, erkennbar an seinen besonderen Hörnern, der auch ein Wappentier des Landes ist.
Dann begegnen uns Büffel, die sich gemütlich in einem Wasserloch suhlen, Elefantenherden am Wegesrand und Giraffen, wie Kräne am Horizont.
Langsam wird es schon dunkel, aber wer will bei diesem Tierreichtum schon abbrechen und plötzlich geschieht das unfassbare: unsere Driver entdecken im Gras vor uns eine Löwin, die gemütlich in der Abendsonne sitzt und nicht ganz weiß, was sie von uns halten soll.
Vom geöffneten Safaridach aus können wir sie gut sehen. Nathan fährt bis auf unglaubliche drei Meter an sie heran.
Sie beobachet uns, irgendwann hat sie dann aber doch von uns die Nase voll, steht auf und sucht sich einen neuen Platz.
Auf der Fahrt zur Lodge kreuzt noch eine Elefantenherde unseren Weg. Perlhühner und Warzenschweine lassen sich schon auf der warmen Piste nieder.
Spät im Dunkeln kommen wir in der wunderschönen Fort Murchison Lodge an, allerdings können wir das im Dunkeln kaum noch sehen. Nach einem späten Abendessen geht es in die schönen Zimmer.
Eine Besonderheit hier: die beidseitigen Belüftungsysteme die immer für ein kühles Lüftchen sorgen und der Balkon mit wunderschönem Blick auf den Nil. Das Frühstück am nächsten Morgen ist schon für sechs Uhr geplant, da es noch einmal auf Safari gehen soll. Müde schlafen wir unter den Geräuschen der afrikanischen Nacht ein. Diesmal brauchen wir keinen Wecker, um Punkt fünf Uhr reißt uns ein heftiges Gewitter aus dem Schlaf. Wir liegen unter dem Moskitonetz und genießen die schaurig schöne Romantik
Gleich nach dem Frühstück geht es wieder in den Park. Zuerst steht die Safari wegen eines kräftigen Regens auf der Kippe.
Dann bessert sich das Wetter und wir fahren noch Stunden kreuz und quer durch den Park und können uns wieder nicht über Tiermangel beklagen.
Wir haben spannende Begegnungen mit Büffeln.
Nathan erzählt, daß ältere Männchen oft aus der Herde verstoßen werden und dann entweder alleine oder in neu gebildeten „Alt-Herren“ Gruppen durch die Savanne streifen. Vor diesen sollte man sich vorsehen, sie sind recht aggressiv und gehören nach den Nilpferden zu den für den Menschen gefährlichsten Tieren des Landes.
Dann kommt es zu einem Kräftemessen mit einem Elefant, der direkt vor uns auf der Piste steht und langsam auf uns zukommt.
Auch wir fahren auf ihn zu. Kurz vor dem Zusammentreffen dreht der Elefantenbulle ab und läuft direkt am Auto vorbei in die Savanne.
Wir sehen wieder Vögel, Affen, Giraffen und auf der Suche nach einem Löwen sichten wir inmitten einer angespannten Antilopenherde einen durchs Gras schleichenden Schakal. Es ist faszinierend, die Tiere auch in Aktion zu sehen. So etwas kennen wir sonst nur aus Tierfilmen. Lediglich ein kurz zuvor gesichteter im Baum liegender Leopard verweigert sich uns.
Aber wir sind schon vollends zufrieden. Zum Abschied grüßt noch eine Hyäne am Pistenrand.
Nun geht es wieder zurück über die Nilbrücke.
Am Straßenrand werden noch die vor 2 Tagen gekauften Ananas geschlachtet und verzehrt.
Nun fahren wir zur Kabalega Lodge, die wir von Vorgestern schon kennen, auf ein spätes Mittagessen. Kurz vor der Lodge liegt die Stadt Masindi, hier können wir wieder das Treiben am Straßenrand beobachten. Wir sehen einige Kirchen – in Uganda sind ca 80% der Einwohner christlich -und sogar ein Gefängnis und lernen, daß die Häftlinge hier neon-gelbe Kleidung tragen müssen.
Heute am frühen Abend können wir uns etwas ausruhen von den letzten 2 Tagen und die vielen Eindrücke verarbeiten oder bei schönem Sonnenwetter im Pool entspannen.