Stadtbummel Buenos Aires bei 34 Grad – Floralis Generica – La Recoleta – Plaza Mayo – Puerto Madero

23.12.2018

Der heutige Tag steht ganz im Zeichen von Buenos Aires. Unsere Freunde fahren mit uns in die Stadt. 34 Grad im Schatten sind nicht ideal fürs Pflastertreten in der Großstadt aber dafür ist Buenos Aires Innenstadt heute verhältnismäßig leer – es ist Sonntag und die meisten Einwohner sind mit Weihnachtsvorbereitungen beschäftigt.

Wir parken das Auto an der juristischen Fakultät. Hier sind noch die Spuren des letzten Uni-Tages vor den Ferien zu sehen. Es ist Tradition, daß sich die Studenten mit Eiern, Senf und Konfetti bewerfen. Zuerst schauen wir uns die wunderschöne Floralis Generica an. Eine gewaltige Blütenskulptur, die tagsüber offen ist und sich nachts schließt.

Floralis Generica

Direkt gegenüber befindet sich das Museo de las Bellas Artes – das Buenos Aires Kunstmuseum. Uns lockt die Wanderausstellung mit Aquarellen von William Turner (Tate Gallery). Diese ist wunderschön, aber das Museum hat auch auch einen guten Fundus an europäischen Meistern zu bieten, Wir finden z.B. fast alle französischen Impressionisten und es gibt tolle Werke argentinischer Künstler aus dem letzten Jahrhundert, aber auch moderne zeitgenössische Kunst, besonders hervorzuheben die Werke des bekannten argentinischen Architekten Clorindo Testa.

Museo de las Bellas Artes
Werke von Clorindo Testa im Museo de las Bellas Artes

Jezt geht es Richtung Recoleta: auf dem Weg dahin schlendern wir durch einen riesigen Markt mit Kunsthandwerk mit wunderschönem Schmuck der uns öfter in Versuchung führt.

Kunsthandwerksmarkt in La Recoleta

Der Friedhof von Recoleta ist etwas Besonderes. Die Gräber sind eher kleine Häuser oder Kapellen und man läuft eher durch Straßen und Gassen, fast wie in einer kleinen Stadt. Es ist ein alter Friedhof und der Zahn der Zeit nagt an vielen Gräber. Die meisten haben Fenster und wenn man hineinschaut, kann man die schweren Holzsärge sehen.

Friedhof La Recoleta
Plan Friedhof La Recoleta

Das Highlight des Friedhofs ist die Familiengruft der Duartes mit dem Grab von Evita Peron, der von vielen verehrten Frau des Präsidenten Peron. Peron war in deren 50er Jahren an der Macht und Eva, selbst aus einfachen Verhältnisssen, setzte sich sehr für die Belange des einfachen Volkes ein, verstarb dann aber sehr jung an Brustkrebs. Vielen ist sie bestimmt bekannt aus dem Musical Evita mit dem Song „Don‘t cry for me Argentina“.

Grabstätte Familie Duarte mit Grab von Eva Peron

Wir finden auch die Gräber der Ehefrau und des Vaters von Jose de San Martin, der die Unabhängigkeitsbewegung der südamerikanischen Staaten von den europäischen Kolonialmächten erfolgreich anführte.  Das Grab von San Martin selbst besichtigen wir später an der Plaza Mayo.  Auch sehen wir das Grab von General Angel Pacheco,  ein Unabhängigkeitskämpfer unter San Martin und der Namengeber der Stadt in der unsere Freunde wohnen.

Wir entkommen der brütenden Hitze des Friedhofes und laufen vorbei an einem uralten Lorbeerbaum durch schöne Altstadtstraßen zur Galeria Patio Bullrich (Stadtteil Retiro). In einem wunderschönen alten Gebäude, welches ursprünglich als Auktionshaus für Vieh der Firma Adolfo Bullrich genutzt wurde,  ist hier ein schönes neues Einkaufszentrum entstanden. Heute gibt es sogar einen Weihnachtsmann mit dem sich Kinder fotografieren lassen können, Im 3. Stock gibt es eine nette Ansammlung verschiedener Restaurants (von McDonalds bis zur Austernbar). Wir pausieren hier für einen kurzen Snack.

Einkaufsgalerie Patio Bullrich
Weihnachtsmann im Patio Bullrich

Nun geht es im Laufschritt zum Teatro Colon, wir versuchen die Führung um 16 Uhr zu erreichen. 2 Minuten vor 16 Uhr sind wir da, haben aber kein Glück. Alle Führungen sind ausgebucht, da werden wir im Januar wieder kommen. Heute abend wird hier,  ganz wie in Deutschland das Weihnachsballett „Der Nußknacker“ aufgeführt.

Teatro Colon

Vom Teatro Colon ist es nicht weit zum berühmten Obelisken auf der breiten Avenida 9 de Julio, ein beliebtes Fotomotiv vor den Buchstaben B.A.

Obelisk an der Avenida 9 de Julio

Weiter geht es zum Plaza Mayo. Hier gibt es einiges zu sehen. Wir beginnen in der Kathedrale. Ein beeindruckendes und sehr gut erhaltenes Gebäude. Hier ist auch das Grab von Jose de San Martin, heute – eine Seltenheit – geöffnet, und bewacht von 2 Gardesoldaten, die genau so unbeweglich still stehen können wir die Londoner Beefeater.

Kathedrale Plaza Mayo
Kathedrale Plaza Mayo von Innen
Grab von Jose de San Martin

Wir schlendern über den Platz zur Casa Rosada, dem Präsidentenpalast.

Präsidentenpalast Casa Rosada

Im Pflaster sehen wir die die weißen Kopftücher der Madres de Plaza Mayo. Die „Mütter vom Plaza Mayo“. Hier protestieren seit 1977 bis heute jede Woche die Mütter junger Männer und Frauen, die während der Militärdiktatur (1972-1982) verschwunden sind. Ihr Erkennungszeichen sind weiße Kopftücher.

Das weiße Kopftuch im Pflaster als Erkennungszeichen für die Madres de Plaza Mayo

Nun gibt es noch ein unerwartetes Highlight. Rechts hinter der Casa Rossado befindet das Museo Casa Rosada. In einem unterirdischen Gewölbe findet sich einiges über die Geschichte der vergangenen Präsidenten.

Blick ins unterirdische Gewölbe des Museo Casa Rosada

Das Highlight ist aber das Wandgemälde (Mural) des mexikanischen Künstlers Siqueiros. Ein kompletter unterirdischer Raum  (ca. 20 Quadratmeter) ist mit Lehm und synthetischen Farben gestaltet. Mit Schuhschutz darf man hinein und dieses Rundumgemälde (Decke, Seiten, Fußboden) bewundern. Wenn man lange genug auf bestimmte Elemente schaut, scheinen dieses sich auf einen zuzubewegen. Leider gab es die Führung nur in Spanish, so dass ich nicht viel verstehen konnte. Scheinbar ist dieses Kunstwerk für Argentinien so wichtig wie für Italien die Sixtinische Kapelle.  Es ist für die Öffentlichkeit auch nur am Wochenende geöffnet und wir hatten Glück, an diesem Tag nicht lange anstehen zu müssen.

Zum Abschluß laufen wir hinüber zum Puerto Madero – ein altes Hafenviertel, das komplett umgestaltet wurde zu einem Luxuswohnviertel – so wie wir es von vielen europäischen Städten auch kennen. Es ist als Ensemble durchaus gelungen mit vielen niedlichen Kneipen und Bars. Viele Jugendliche treffen sich hier zum Musikhören und Breakdancen und es gibt sogar einen kleinen Platz zu Ehren der holländischen Königin Maxima die aus Argentinien stammt.

Puerto Madero

Mit dem Bus geht es zurück zum Auto und dann nach Hause. Die Stadt ist voll mit Fans des Buenos Aires Fußballclubs River Plate (das Gegenstück zu  Boca Juniors, dem 2. Club, natürlich sind sich beide spinnefeind). River Plate hat gerade ein wichtiges Auswärtsspiel gewonnen und die Fans warten, um ihre Mannschaft zu empfangen.

Auto mit Fans des Fußballclubs River Plate
River Plate Fans auf der Brücke

Als kleines Dankeschön für die wundervolle Stadttour kochen wir für die ganze Familie ein Currywurst Abendessen. Für die Bratwurst wird der Grill angeschmissen, die Pommes machen wir frisch aus argentinischen Kartoffeln in Öl in der Pfanne und dazu gibt es die einzigartige Frankfurter Rote Sauce von Kornmayer, empfohlen von unserem Freund Willi und perfekt für Currywurst. Ganz Stilbruch aber köstlich – zur Currywurst trinken wir Dillmann Riesling Barrique.

Frankfurter Rote Sauce von Kornmayer

Es ist ein langer Abend im Garten, wir haben viel Spaß und sitzen bei warmen Temperaturen  bis lange nach Mitternacht.

 

 

 

Weihnachtsbäume im Sommer – Tigre – Puerto de Frutos – Tag 1 in Buenos Aires

22.12.2018

Nun ist es endlich soweit, nach einem fast 14 stündigen Flug landen wir in Buenos Aires. Im Weihnachtsreiseverkehr kämpfen wir uns durch 1 Stunde Immigration und werden dann von Gabriela herzlich empfangen. Nach einigem Hin-und Her sind  unsere vielen Gepäckstücke im Auto verstaut und wir fahren langsam durch engen Verkehr und heiße 36 Grad nach General Pacheco, einem Ort in der Nähe von Buenos Aires. Wir werden mit einem wunderschön gestalteten Haus mit frischem Garten und Swimmingpool belohnt. Hier werden wir für die nächsten 3 Tage bei unseren argentinischen Freunden wohnen.

Blühende Gärten in General Parchego

Nach einer Pause geht es in kurzem Spaziergang zum Großvater. Dort sind einige männliche Familienangehörige schon dabei, den Weihnachtsbraten für den 24. 12. vorzubereiten: ein ganzes Schwein welches jetzt für viele Stunden in einem Außenofen garen wird. Am nächsten Tag wird es in Stücke geteilt und zu Weihnachten kalt mit diversen Saucen serviert. Das verspricht lecker zu werden.

Der Festtagsbraten: Ganzes Schweinchen im Ofen gegart

Es folgt ein toller argentinischer Lunch mit Fleisch und mehren Salaten, bei dem sogar unser Sohn mit Freude dabei ist.

Danach geht es nach Tigre, dem Erholungsnahgebiet der Portenos (Einwohner von Buenos Aires) schlechthin. Wir besuchen Puerto de Frutos – ein gemütliches Marktviertel mit vielen charmanten Geschäften.

Puerto de Frutos, Tigre

Es gibt allerliebste Dinge zum Basteln, Haushaltswaren, Schmuck, Möbel, Lampen, Dinge aus Zuckerrohr, Malereibedarf – hier kann man wirklich Besonderes finden.

Prächtige Mosaiken in Puertos de Frutos

Dazwischen immer wieder ein Obstgeschäft mit verlockenden Sommerfrüchten: Kirschen, Erdbeeren, Pfirsiche.

Kirschen im argentinischen Sommer

Es ist unheimlich heiß, deshalb schlendern wir nun am Tigre entlang und genießen die frische Brise und die Wellen.

Blick auf den Tigre

Zum Abschluss geht es zum TAM – dem Tigre Kunstmuseum. Ein imposantes Gebäude am Fluß, in dem vormals ein sehr exklusives Hotel beheimatet war. Dieses Fleckchen bietet tolle Fotomotive und wird deshalb oft von den Mädchen der Gegend als Fotoshooting-Location für die Quinze gewählt (die große Feier der argentinischen Mädchen zum 15. Geburstag).

TAM – Tigre Arts Museum

Auf dem Rückweg gibt es noch einen Abstecher nach Nord Delta, dies ist eines der exklusivsten Wohnviertel bei Buenos Aires. In den Villen hier wohnen diverse VIPs: Schauspieler, Sänger, Fussballstars, aber leider auch Drogenbosse.  In einem Shoppingcenter stoßen wir wieder auf den größten Gegensatz des heutigen Tages: 36 Grad und Weihnachtsdekoration.

Weihnachten im Sommer

Wir probieren ein Patagonia-Bier. Diese Marke stammt aus einer jungen Brauerei in Patagonien und soll angeblich das bestschmeckende lokale Bier in Argentinien sein. Uns hat es gemundet.

Daheim angekommen, probiere ich einen Matetee – je öfter man probiert, desto erträglicher wird er. Nach angeregten Unterhaltungen im Deutsch-Englisch-Spanisch Mix und ein leckeren Empanadas fallen wir dann müde ins Bett.

Es war ein toller erster Tag bei herzlichen Gastgebern.