Beim Grafen von Weikersheim und beim Deutschorden – Stippvisite im Taubertal

Es ist das lange Faschingswochenende und wir besuchen unsere Familie. Für den Sonntag suchen wir nach einem uns noch unbekannten Ziel für einen Tagesausflug. Nicht weit entfernt befindet sich das Taubertal. Wenn man sich erst einmal damit beschäfigt gibt es ungefähr 101 mögliche Ziele alleine in diesem Gebiet. Hier beginnt auch die Romantische Straße, die bis zum Schloß Neuschwanstein führt. So weit wollen wir heute allerdings nicht. Nach einigem Überlegen entscheiden wir uns für Weikersheim und Bad Mergentheim – also Taubertal für Einsteiger. Den allseits bekannten Touristenmagnet Rothenburg ob der Tauber heben wir uns für ein anderes Mal auf.

In gut einer Stunde erst entlang des Mains und dann entlang der Tauber kommen wir von Wertheim bis nach Weikersheim. Schon von weitem grüßt die Silhouette des Schloßes. Wir parken am Gänseturm in der Altstadt. Der Gänseturm ist besteigbar, aber ist im Winterhalbjahr, so wie auch das kleine Stadtmuseum, geschlossen.

Blick auf den Gänseturm in Weikersheim

Wir kommen auf den schönen großen Marktplatz, der an seiner Westseite vom Schloß begrenzt wird.

Marktplatz Weikersheim

Die Stadt ist menschenleer (es ist Faschingssonntag). Wir betreten die sehr schöne Stadtkirche, auch hier sind wir ganz alleine.

Weikersheim Stadtkirche

Danach geht es über die Zugbrücke rüber zum Wasserschloß. Wir haben Glück, gerade beginnt eine Führung.

Schloß Weikersheim

Mit einer kleine Gruppe brechen wir auf. Wir haben eine sehr wissensreiche und unterhaltsame Führerin. Das Barock und Renaissanceschloß Weikersheim wurde um 1586 vom Graf Wolfgang II von Hohenlohe zum Wohnsitz ausgebaut. Das Besondere: fast alle Räume sind heute noch im Original aus dieser und späteren Renaissance-Umbauten erhalten (Böden, Wände, Möbel). Leider durften wir im Schloß keine Fotos machen, aber im Internet sind sie auf der Website des Schloßes zu finden.

Damals hatte jedes erwachsene Familienmitglied 3 Zimmer: Ein Vorzimmer, ein Audienzzimmer und ein Schlafzimmer, in dem auch teilweise noch Gäste empfangen wurden. Wir erfahren, daß zu jener Zeit rot und rosa als Männerfarben galten und die Zimmer entsprechend eingerichtet waren.  Im Schloß ist es sehr kalt.  Wir sehen wertvolle Ledertapeten, kunstvolle Deckenmalereien und Stuck und es gab sogar schon kleine Toilettenräume. Das unangefochtene Highlight ist jedoch der riesige Rittersaal mit seiner bemalten Kasettendecke, dem riesigen Kamin und Stuckabbildungen von jagbaren Tieren, vom Wild bis hin zum Elefanten und Löwen.  Unsere tolle Führerin versteht es immer wieder, die damalige Zeit für uns zu Leben zu erwecken.

Aus dem Fenstern erhaschen wir einen Blick auf den weitläufigen Schloßgarten mit Orangerie. Im Winter sind jedoch die meisten Bäume abgedeckt.  Ein Besuch in diesem kleinen und feinen Schloß lohnt auf jeden Fall. Im Sommer noch mehr, um auch den Schloßgarten genießen zu können.

Blick vom Schloss auf die Stadtkirche

Zum Mittagessen kehren wir in der urigen Kneipe „Zur Bastion“, früher Zollgefängnis der Stadt,  ein, direkt vom Schloß über den Markt und dann links (Am Weinmarkt, Mühlstraße 14).

Gaststätte „Die Bastion“

Es gibt gute, ehrliche schwäbische Hausmannskost, wie Maultaschen, Spätzle, Grünkernbratlinge, Schnitzel und Bratwurst. Dazu leckeren lokalen Silvaner und einen sehr freundlichen Service.

Gestärkt fahren wir weiter nach Bad Mergentheim. Die Stadt war viele Jahrhunderte ein wichtiger Sitz des Deutschen Ordens – der in diesem Jahr hier sein 800–jähriges Jubiläum feiert – entsprechend viel ist hier los.

Das imposante Stadtschloß, ehemalige Residenz des Ordens lädt zur Besichtigung ein. Ich muß erst einmal einiges über der Orden lernen, der mir so noch kein richtiger Begriff war. Im 11. Jahrhundert gegründet, zunächst pflegerisch tätig, dann als Ritterorden, lehnte sich der Deutschorden an Vorbilder wie z.B. die Templer an und beteiligten sich wie sie an Kreuzzügen ins heilige Land. Bekannt durch ihre weißen Gewänder mit dem schwarzen Kreuz ging der Orden durch eine bewegte Geschichte, in ganz Europa und im nahen Osten, die man im Deutschordenmuseum des Schloßes gut nachvollziehen kann. Besonders war, daß 3 Religionen im Orden Platz fanden: Katholiken, Lutheraner und Calvinisten, wobei der Hochmeister immer von den Katholiken gestellt wurde. Heute existiert der Orden noch auf kleiner Ebene und ist vorwiegend religiös und karitativ geprägt. Geleitet wird der Orden bis heute von einem Hochmeister.

Schloss in Bad Mergentheim

Wir nehmen an einer Führung in einer sehr große Gruppe teil, haben aber hier weniger Glück als in Weikersheim. Die Führung wird in (nicht besonders guten) Versen vorgetragen und ist wirklich langweilig. Schnell machen wir uns selbstständig und können uns das Museum sehr gut über die Infotafeln erschließen.  Eine definitiv sehenswerte und informative Ausstellung. Man kann auch durch die Galerie der Hochmeister schreiten, sieht den noch sehr gut erhaltenen Kapitelsaal und darf Kettenhemden anprobieren.

Historischer Kapitelsaal im Schloß Bad Mergentheim

Neben dem Deutschorden-Museum auch noch interessant: das Mörike-Kabinett – der Biedermeierdichter Eduard Mörike heiratete in Bad Mergentheim und verbrachte einige Jahre seines Leben hier; die Geschichte der Quellen und Brunnen und eine wunderschöne historische Puppenhausaustellung.

Mörikekabinett

Ein besonderes Highlight ist die sogenannte Berwarttreppe.  Diese einzigartige Wendeltreppe wurde 1574 von Blasius Berwart erbaut.  Die Treppe ruht in der Mitte auf feinen, kunstvoll gehauenen Säulen. Von unten in die Mitte gestellt und nach oben fotografiert ergibt sich ein imposantes Schneckenbild das in der Sonne am Treppenhimmel kulminiert.

Blick von unten hoch in die Treppenschnecke der berühmten Berwarttreppe

Die Anlage hat auch noch einen riesigen Garten, der bis runter zur Tauber führt, aber jetzt im Winter natürlich wenig bietet. Insgesamt sollte man noch einmal im Sommer ins Taubertal zurückkommen, wenn es landschaftlich am eindrucksvollsten ist.

Im Café im Park gibt es jede Menge Torten und Pralinen mit Deutsch-Herren-Flair und sehr guten Tee.

Markt Bad Mergentheim

Zufrieden mit dem Tag kehren wir zurück und wissen: das heute war nur ein Appetithappen – das Taubertal hat noch Stoff genug für weitere Besuche, auch mehrtägige Radtouren locken schon.

 

10 Dinge, die man in Patagonien erlebt haben muß

Zum Abschluß unserer phantastischen Reise möchte ich hier noch einmal meine persönlichen Highlights teilen: 10 Dinge, die man in Patagonien erlebt haben muß. Grundsätzlich ist eine Patagonienreise unbedingt zu empfehlen. Es ist eine Traumreise – für uns war es mit Abstand unser spannendster Urlaub – und wir haben schon einiges von der Welt gesehen. Man sollte sich mindestens 3 Wochen Zeit mitbringen – mehr ist natürlich immer gut, denn auch wir haben trotz bester Routenplanung nur einen Bruchteil dessen gesehen, was Patagonien bietet. Wir haben uns dabei komplett auf den südlichsten Teil Patagoniens konzentriert.

Ich empfehle auch auf jeden Fall, für die Routen- und Unterkunftsplanung die Unterstützung eines Reiseexperten zu nutzen – so bekommt man wertvolle Tipps für die Route und erlebt keine Reinfälle bei den Unterkünften. Wir haben uns da ganz auf America Andina verlassen und sind damit bestens versorgt gewesen. Auch sollte man die weite Anreise für eine Zwischenstopp in einer der südamerikanischen Metropolen nutzen. Wir haben uns für Buenos Aires entschieden, aber auch Santiago de Chile würde sich als Ausgangspunkt anbieten.

Meine 10 persönlichen Highlights

1. Kap Hoorn

Dieser magische Felsen am Ende der Welt ist die Reise wert.  Zu erreichen auf einer Expeditionskreuzfahrt mit der Ventus Australis und dem dazugehörigen Wetterglück (Anlandung nicht immer garantiert)

2. Garibaldi Gletscher

Wir haben auf unserer Reise viele Gletscher gesehen und jeder davon ist besonders. Der Garibaldi hat uns jedoch wegen seiner majestätischen Erscheinung am meisten beeindruckt und dazu bei strahlendem Sonnenschein

3. Weihnachtsshooting in der südlichsten Stadt der Welt

Weihnachten am Ende der Welt. Es ist eiskalt, blauer Himmel, die Sonne scheint und die Buchstaben der Stadt Ushuaia im Weihnachtsdekor – wie kann man noch besser Weihnachtsgrüße nach Hause schicken – Feliz Navidad

4. Magellanpinguine auf der Insel Magdalena

Die faszinierenden Tiere zu Tausenden auf einer kleinen Insel. Man kann sich kaum sattsehen, wenn die kleinen Pinguine vor einem über den Weg watscheln. Ende Dezember ist zudem noch Brutzeit, so daß auch die grauen flauschigen Jungen beobachtet werden können.

5. Ein Aufenthalt im Patagoniacamp

Dieses besondere ökologische Resort im Torres El Paine Nationalpark ist seinen stolzen Preis wert. Gewohnt wird in mongolischen Jurten mit atemberaubenden Seeblick. Jeden Tag starten von hier spektakuläre geführte Wanderungen in den Park. Abends kann man sich dann bei tollem Essen, chilenischem Rotwein und im jurteneigenen Außenjacuzzi entspannen

6. Wanderung zum Base Torre

Eine herausfordernde Wanderung zu den berühmten 3 Torres-Spitzen. Anstrengend aber erfüllend und man bekommt ein Gefühl für die Schönheit und Rauheit der Natur. Ein Muß, wenn man im Torres El Paine Station macht

7. Wanderung zur Laguna de los Tres

Von der Hosteria El Pilar bis zum Fuße des Fitzroy – eine spektakuläre und herausfordernde Wanderung die mit einem wunderschönen Gletschersee und (hoffentlich) einem direkten Blick auf den Fitzroy belohnt wird. Beim Aufstieg kann man ins weite Tal zurückblicken und Kondore sehen. Ein Geheimtipp ist die nicht ausgeschilderte 2. Lagune – noch ca 20 Minuten weiter links von der Laguna de los Tres

8. Wanderung zur Laguna Torre

Bei dieser spektakulären Wanderung zum Cerro Torre hat man den Traumberg fast immer im Blick. Abwechslungsreich geht es über Felsen, Moränen, weite Täler und Wald bis hin zum Ufer der Gletscherlagune mit „Traumblick auf den Traumberg“.

9. Einen Calafate Sour probieren

Der typische Cocktail Patagoniens hat es in sich und schmeckt extrem lecker: Sirup aus Calafatebeeren, Piso (eine Art Traubentrester), Zucker, Eis, Zitronensaft und eventuell ein Eiweiß).  Ich habe ihn auch schon zurück in Deutschland nachgemixt und er kam auch bei meinen Gästen gut an.

10. Abendstimmung in El Chalten

Wenn es Abend wird im Aussteigerdörfchen El Chalten, dann ist man so richtig im Urlaub angekommen. Lange, helle Abende, große Ruhe im Ort, ein bezauberndes Bergpanorama und niedliche Kneipen laden zu einem zufriedenen Abend nach langer Wanderung ein. Gefühlt könnte man hier ewig bleiben

Damit schließt sich der Reisebericht über unsere Patagonienreise. Noch immer zaubert jeder Gedanke an diese Reise ein breites Lachen auf unser Gesicht.

Falls Ihr eine Reise nach Patagonien plant, zögert nicht, mich für Erfahrungswerte zu kontaktieren.

Eure Neli

El Caminito – Teatro Colon – Palermo – ein letzter toller Tag in Buenos Aires

10.1.2019

Heute ist (leider) unser letzter Tag auf dieser tollen Reise. Wir sind noch einmal zurück in Buenos Aires um dort anzuknüpfen, wo wir vor knapp 3 Wochen begonnen haben.

Zunächst schlafen wir heute zum ersten Mal auf dieser Reise ein wenig länger als nur  bis 6 oder 7 Uhr morges.  Das tut gut.  Nach einem frühen Lunch starten wir mit unserer Freundin noch einmal nach Buenos Aires. Vom Örtchen General Pacheco aus ist das eine etwa einstündige Autofahrt. Wir fahren durch die Innenstadt, vorbei an den Bankenhochhäusern und der Casa Rosada.

Casa Rosada, Präsidentenpalast

Unser erster Halt ist in La Boca – dem alten Hafenviertel. Hier steht auch das Stadion der Boca Juniors, des bekannten Fußballclubs bei dem auch schon Maradona gespielt hat. In den Farben blau und gelb taucht das Stadion mitten im alten Hafenviertel vor uns auf.

La Bombonera – Ein Blick auf die steilen Ränge

Das Besondere: das Stadion grenzt direkt an umliegende Häuserblocks und Straßenzüge, das ist möglich, weil es steil in die Höhe gebaut ist, wie ein Karton und deshalb auch den Spitznamen „La Bombonera“ (Schuhbox oder Pralinenschachtel) trägt. Der Sohn unserer Gastgeberin, der großer Boca Juniors Fan ist und auch regelmäßig ins Stadion geht, berichtet mir, daß es ein besonderes Gefühl ist, wenn die Fans so steil sitzen und damit praktisch direkt über den Spielern. Er berichtet auch, daß gewalttätige Fans in Argentinien ein Problem sind und deshalb Fans z.B. nicht zu den Auswärtsspielen ihrer Clubs fahren dürfen.

Wir umrunden das Stadion und können durch eine geöffnete Tür sogar kurz einen Blick hinein erhaschen.  Rundum findet man diverse Läden mit Fanartikeln der Boca Juniors.

Rund um das Stadion

Gleich in der nächsten Straße beginnt das berühmte El Caminito Viertel, sicher vielen aus den Reiseführern als das Viertel mit den vielen kleinen bunten Häusern bekannt. Natürlich ist alles sehr touristisch aber trotzdem schlagen uns die bunte Welt und die lateinamerikanischen Rhythmen in ihren Bann. Es gibt kleine Lädchen, aus den Balkonen der Häuser grüßen überlebensgroß die argentinischen V.I.P.s, – Maradona, Evita, der Pabst, Messi…

Evita und Co. grüßen

 

Ab und zu legt ein Paar eine heiße Tangosohle auf den Gehsteig. In den Läden findet man allerlei Kitsch aber auch guter Handwerkskunst, auf der Straße locken viele offene Asados und Obststände.

Mit viel Lust schlendern wir durch die  kleinen Gassen.  Dann noch ein kurzer Blick zum Hafen und wir müssen schon aufbrechen zu unserer gebuchten Führung im Teatro Colon.

Das heutige Teatro Colon, 1908 eröffnet mit der Oper Aida,  gehört zu den bedeutendsten Opernhäusern der Welt. Viele bekannte Operngrößen haben hier schon gesungen.  Es ist sehr bekannt für seine wunderschönen Innenausstattung. Diese kann man im Rahmen von 1-stündigen Führungen erkunden.

Leider haben wir nur eine Führung in Spanisch bekommen können. Wir verstehen zwar fast nichts aber lassen die tollen Räumlichkeiten auf uns wirken. Das Theater ist wirklich sehr besonders. Ein Highlight ist der goldene Salon, der ein wenig an den Spiegelsaal von Versailles erinnert.

Der Goldene Saal im Teatro Colon

Zum Schluß dürfen wir auch in den großen Theatersaal. Er ist überwältigend mit seiner Kuppeldecke und den steil recht uns links hochragenden Rängen und Logen (fast wie in der Bombonera). Ganz oben gibt es sogar Stehplätze. Wir dürfen ein wenig im Parkett sitzen bleiben und können alles in Ruhe betrachten.

Nach der Führung geht zu einem weiteren versteckten Highlight – der Buchhandlung El Ateneo, die in einem ehemaligen Theater beherbergt ist.

Buchhandlung El Ateneo

Es wird Abend. Wir fahren weiter ins angesagte Palermoviertel. Palermo hat viele Unterviertel – wir besuchen Soho mit seinen Vintageläden und tollen Kneipen – ein wenig Berlin Kreuzberg Feeling stellt sich ein.

Die Staßen haben Namen wie Bolivia, Armenia, Costa Rica…. Auf der Bolivia Straße gibt es eine tollen T-Shirt laden, der sich definitiv lohnt. Vorbei an den verrücktesten Klamotten, Schuh-und Schmuckläden, Fahrrad- Manufakturen und sogar einem Radiosender, der live aus dem Schaufenster sendet, schlendern wir durch die Gassen.

Lohnenswerter T-Shirt Laden Bolivia
Radiostation in Palermo

Wir hören, daß das Viertel beliebt für air BnB ist, also würde sich hier auch eine gute Übernachtungsmöglickeit im Zentrum Buenos Aires finden lassen.

Wir machen einen Stop in der kultigen Musikkneipe Sheldon.  Sehr gemütliche Atmosphäre, auf der einen Seite alte Schallplatten, auf der anderen Bar-Ambiente. Die Wände bemalt mit grünen Dschungelmotiven, davor bequeme Sofaecken. Wir essen ein paar Papas Fritas für den kleinen Hunger und trinken ein Patagonia Bier. Abends gibt es hier Live-Musik.

Musikkneipe Sheldon

Nächtliches Palermo

Zum Abschluß der City-Tour fahren wir noch einmal durch das nächtliche Buenos Aires: durch das Theaterviertel San Telmo, vorbei am Café Tortoni, wir sehen den angestrahlten Obelisken auf der Avenida 9 Julio, das Tetro Colon und die Blume – Flor Generalis – zum ersten Mal weiter geschlossen.

Café Tortoni

 

Teatro Colon

Zum Abschlußessen laden wir unserer Freunde zu einem urigen Tapas-Essen am Hafen von Nordelta ein.

Hafen von Nord-Delta

Morgen geht es leider schon zurück. Für das Fazit der Reise folgt noch ein gesonderter Artikel, aber soviel sei schon gesagt: es war ein einmaliges Erlebnis in einer Vielfalt, die wir nie vergessen werden.

Traumpanorama El Chalten zum Abschied und ein waschechtes Asado in Buenos Aires

9.1.2019

Heute werde ich sehr früh wach und wundere mich über das rote Licht, welches zum Fenster hereinscheint. Es ist erst 5 Uhr und wie magisch angezogen muß ich aufstehen und nachsehen.

Draußen geht die Sonne auf und das ganze Bergpanorama zeigt sich mir im roten Morgensonnenschein. Was für ein Traumanblick. Aufgeregt wecke ich die anderen und renne auf die Straße, um noch besser sehen zu können. Der Anblick ist faszinierend. Jetzt müßte man noch auf einem der Zeltplätze an den Lagunen sein, das wäre der Traum.

Wir laufen ein wenig draußen im magischen Licht herum und dann müssen wir auch schon packen – unser Shuttlebus ist überpünktlich.

Während der Bus noch andere Hostels anfährt und Gäste einlädt, erhaschen wir immer wieder Traumblicke auf das Bergpanorama von El Chalten mit Fitzroy und Cerro Torre.

Königsblick auf den Fitzroy

Wir bitten den Fahrer, noch einmal vor den Toren der Stadt zu halten, um das Panorama zu genießen – er hält tatsächlich und alle springen noch einmal aus dem Bus für ein Abschiedsfoto.

Dann geht es zurück nach El Calafate. Für mindesten 80 km kann ich noch die Silhouette der Traumberge sehen.

Es ist eine grandiose Sicht – und sogar später aus dem Flugzeug sieht man noch einmal die Berglinie.

Ein letzter Blick aus dem Flugzeug

Am späten Nachmittag landen wir wieder auf dem Inlandsflughafen von Buenos Aires. Unsere Freundin holt uns ab und überrascht uns mit der Nachricht, daß es heute Abend uns zu Ehren ein Familienasado geben wird.

Ein Asado – ein argentinisches Grillessen – ist wohl das traditionellste und leckerste Essen, das man in Argentinien bekommen kann. Jedes Haus in Argentinien hat einen Parilla – einen fest gemauerten, oft sehr großen Grill.

Ich darf zunächst mit unserer Freundin noch ein paar Einkäufe tätigen. Es wird in kleinen Einzelgeschäften eingekauft. Wir gehen zum Fleischer, zum Gemüseladen (der eher ein Gemüsesupermarkt ist), holen Eis, Eier und frisches Weißbrot. Zum Schluß besuchen wir noch den Käseladen. Ich erfahre, daß aus Sicht der Argentinier der Käse in Europa viel besser schmeckt und sie sich deshalb immer freuen, in Europa Käse essen zu können.

Zurück im Haus wird das Asado vorbereitet. Der Parilla wird mit Holzkohle bestückt.

Der  Parilla – ein festgemauerter Grill, der in keinem Haus fehlen darf

Für das Asado wird pro Person 1kg (!) Fleisch gerechnet.

Dazu gibt es jede Menge frische Salate, z.B. Möhrensalat, Grüner Salat mit Tomaten, Rote Beete Salat mit Äpfeln und Kartoffelsalat mit Ei.

Als Aperitif gibt es einen Campari-Orange oder einen Fernet (Branca)- Cola, der Nationalcocktail der Argentinier, der allerdings etwas gewöhnungsbedürftig schmeckt. Wir steuern eine Flasche Rotwein, die wir aus Chile mitgebracht haben, bei.

Nun geht es los: zuerst gibt es für jeden die Würstchen, entweder einzeln: Chorizo oder als Chori-Pan (Grillwürstchen in Weißbrot), vergleichbar mit unserer Bratwurst.

Chori-Pan

Danach arbeitet man sich über verschiedene Fleischqualitäten hoch. Wir lernen hier auch das sehr leckere filet de falda oder entrana  kennen. Es handelt sich um das Muskelfleisch vom Rind, welches unter dem Zwerchfell sitzt – in Süddeutschland und Östereich ist es unter dem Namen Kronfleisch bekannt.  Dann gibt es auch noch Costilla – was am ehesten mit Rippchen zu übersetzen ist.

Das Fleisch wird immer im ganzen Stück gegrillt und dann in Stücke geschnitten und auf einem Holzbrett serviert. Wir genießen den lauen Sommerabend auf der Terasse, erzählen von unseren Abenteuern  in Patagonien, essen noch leckeres Eis und gehen sehr spät ins Bett.

Morgen steht noch ein letzter ereignisreicher Tag in Buenos Aires auf dem Programm.

 

Traumberge der Welt Teil 2 – der Cerro Torre in El Chalten

8.1.2019

Heute ist unser letzter Wandertag in El Chalten und für heute steht eine Wanderung zum Basislager unseres absoluten Traumbergs –  Cerro Torre – auf dem Program. Der Cerro Torre ist Bergsteigern und Kletterern als einer der schwierigsten Berge der Welt bekannt und wurde erst in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts nachweisbar bezwungen (Es gibt eine, jedoch stark angezweifelte, Erstbesteigung aus den 50er Jahren). Damit ist der Berg auch heute noch ein El-Dorado für Bergsteiger und Extremkletterer – oft wird ein Erfolg jedoch durch die extrem steil und glatt abfallenden Granitwände und die oft widrigen Wetterbedingungen zunichte gemacht.

Meist ist der Cerro Torre in Wolken gehüllt und damit eine Sichtung des Gipfels auch ein Glücksumstand.  Wir haben ja, wie beschrieben, ein bißchen mit der Wettervorhersage taktiert und für heute sind nur wenige Wolken angesagt.

Wieder haben wir unfaßbares Wetterglück. Schon beim Frühstück lugt der oberste Teil der Cerro Torre  Granitspitze über die Felsen – und das zum ersten Mal, seit wir hier sind.

Von El Chalten: die Cerro Torre Spitze lugt ganz links hervor

Wir wollen heute zur Laguna Torre wandern, dem Base Camp für die Torre Bergsteiger. Ca 22 km stehen auf dem Programm und etwas weniger Höhenmeter als gestern.

Als Kompromiß für die Kinder – da ja in diesem Urlaub an Ausschlafen nicht zu denken ist – laufen wir heute erst gegen 9.30 Uhr los.

Zunächst geht es wieder entlang der Hauptstraße und dann biegen wir rechts ab zum Senda Laguna Torre.

Bei strahlendem Sonnenschein geht es sofort steil bergauf und wir müssen fast alle Schichten abwerfen. Nach ca. 2 km über Stock und Stein erreichen wir den Mirador Cerro Torre. Von hier aus ist der steil in den Himmel ragende Granitgigant schon gut zu erkennen, nur die ganz obere Spitze der Nadel steckt noch in einer Wolke.

Mein Sohn meint, jetzt hätten wir ja alles gesehen und könnten zurück – er ist nicht der größte Wanderfan, aber wir wollen den ganzen Weg gehen, obwohl uns die gestrige Wanderung noch ein wenig in den Knochen steckt und mir vor allem in den Knien von den steilen Felsabstiegen. Das nächste Mal besorge ich mir definitiv Wanderstöcke.

Es geht weiter munter bergauf bis ca. km 5, immer wieder bieten sich wunderschöne Aussichten auf das Torre-Massiv und die Wolken lichten sich immer mehr. Nun wandern wir 1-2 km durch eine weitläufige Hochebene mit ständigem Torreblick, relativ eben aber mit gerölligem Untergrund. Wir müssen uns beherrschen, nicht zu viele Fotos zu schießen.

Über die Hochebene, den Cerro Torre im Blick

Dann geht es die restlichen km auf einem angenehmen Waldweg der immer nur leicht hoch und runter geht und nach ca. 3 Stunden stehen wir vor der Moräne. Ein kleiner Anstieg genügt und vor uns tut sich ein wunderschöner wolkenloser Blick auf die Laguna Torre mit ihrem Gletschersee, das Torremassiv mit Gletscher und natürlich die spitze Cerro-Torre Granitnadel auf.

Wir sind nicht alleine und teilen den Blick mit ca. 50 weiteren Wanderern. Wir wollen noch ca 30 Minuten weiter laufen zum Mirador Maestri. Nun haben wir wieder die Moränenqualität von gestern und vom Torres El Paine.  Es ist anstrengend.

Cerro Torre mit Gletscher

Blick auf die Ebene zurück von der Laguna Torre

Nach 15 Minuten hoch auf dem Bergkamm, fragen wir entgegenkommende Wanderer, ob sich die Mühe lohnt. Die Antwort klingt nicht überzeugend. Wir entscheiden uns, abzubrechen, suchen uns einen windgeschützten großen Stein und schlagen unser Picknicklager aus. Es gibt wieder selbstgemachte Sandwiches mit Käse und Salami aus dem Supermarkt. Heute ist auch unser Wasser etwas knapp, da wir die Trinkflaschen nicht so problemlos auffüllen können, wir an den anderen Tagen. Es gibt nur einen Fluß auf der Tour.

Wir steigen hinunter zur Lagune, schießen viele Fotos und genießen die Szenerie. Inzwischen ist der Torre komplett wolkenfrei, der Gletscher funkelt im Sonnenschein. Besonders malerisch sind ein paar auf der Lagune treibende Eissschollen.

 

Langsam treten wir den Rückweg an. Die erste Hälfte durch den Wald und die Hochebene geht rasch voran. Immer wieder gibt es schöne Blicke zurück.

Die zweite Häflte steil bergab über Steine und Geröll ist dann etwas mühsamer, ich spüre meine Knie. Jeder Kilometer ist markiert, manchmal weiß ich nicht, ob das hilft oder eher nicht. Es sind auch sehr viele Leute unterwegs an einem solchen Tag. Man ist praktisch nie alleine auf der Tour. Oft begegnen uns auch Wanderer mit schweren Rücksäcken, sie steigen hoch zum kargen Zeltplatz am Base Camp der Torres um dort entweder am nächsten Tag zu klettern oder aber ihre Wanderung auf der berühmten 4 Tagestour Huemul fortzusetzen.

Auf dem Rückweg, noch ist es sonnig

Am Ende der Wanderung zieht sich der Himmel zu und es fängt leicht an zu schneien.

Wetterumschwung am Cerro Torre

Beim Mirador schauen wir noch mal zurück und jetzt liegt der Cerro Torre fast wieder in Wolken. Es sieht mystisch aus.

El Chalten taucht wieder auf

In der Hauptstraße probieren wir noch ein Eis aus Calafatebeeren. Es schmeckt gut nach einer Mischung aus Blaubeeren und schwarzen Johannisbeeren. Es färbt auch entsprechend.

Calafatebeeren-Eis

Nun geht es unter die Dusche und die Wandersachen werden in den Koffer verbannt. Nachdem wir die letzten 2 Tage Nudeln gekocht haben, werden wir uns heute noch ein kleines Restaurant suchen.

Es grüßt noch einmal der obere Zipfel des Cerro Torre

Wir gehen hinaus ins Dorf und uns empfängt eine wunderschöne ruhige abendliche Stimmung. Alle Leute sind sehr relaxt – hier könnte man ewig bleiben. Wir schießen ein paar Fotos von der Abendstimmung. Alle Berggiganten ragen mit ihren Spitzen fast wolkenlos in den Himmel – morgen verspricht noch ein besserer Tag zu werden. Wir liebäugeln kurz damit, ganz früh um 4 Uhr hoch auf den Aussichtspunkt Mirador de los Condores zu wandern, um die Berge noch einmal super im Blick zu haben. Aber angesichts der Tatsache, daß um 7:30 Uhr schon unser Shuttlebus nach El Calafate zum Flughafen fährt, können wir uns dazu nicht durchringen.

Nur 100 Meter die Straße runter vom Kau-Si-Aike finden wir die gemütliche Kneipe Ahonikenk.

Restaurant Ahonikenk

Mit Glück wird gerade ein Tisch frei. Wir bestellen hausgemachte Gemüsesuppe, Linseneintopf mit Chorizo und Schnitzel,  alles ist eine Gedicht und schmeckt wie bei Oma.

Dazu gibt es ein kräftiges Bier bzw. Rotwein. Als Überraschung kommt noch ein singendes Paar, die uns mit ihrem Gesang und Gitarrenklängen beeindrucken.

Noch ein kleiner Spaziergang durch die Hauptstraße, dann geht es zurück zum Hostel, die Koffer werden gepackt und wir fallen hundemüde ins Bett.

Abendstimmung in El Chalten

 

Wir sind uns einig, hier könnten wir es noch ein paar Wochen aushalten. Es fühlt sich alles ein wenig nach Aussteigen an.

Über die berühmte Route 40 nach El Chalten

6.1.2019

Nun geht es endlich nach El Chalten – Argentinien’s offizieller Wanderhauptstadt. Mit einem Shuttlebus, der bereits 7:30 am Morgen losfährt fahren wir zunächst vorbei an landschaftlich schöner Kulisse: Lago Argentino, die Pampa, Gebirge.  Wenn man nicht schläft, kann man schön aus dem Fenster schauen.

Durch die Pampa auf dem Weg nach El Chalten

Wir fahren auf der berühmten Ruta 40. Diese ist mit einer Gesamtlänge von 5.300km nicht nur die längste Nationalstraße Argentiniens sondern gleichzeitig auch eine der längsten Fernstraßen der Welt (in direkter Konkurrenz zur berühmten Panamericana).  Sie startet an der Grenze zu Boliven im Norden und führt dann bis  ganz runter in den patagonischen Süden nach Rio Gallegos.

Nach ca 2 Stunden machen wir einen kurzen Halt an der Herberge La Leona. Diese historische Gastwirtschaft liegt direkt an der Ruta 40 und hat eine interessante Geschichte. Ich zitiere ein wenig aus dem Prospekt von „La Leona“:

Es ist der Ort, an dem 1877 Francisco Moreno (der „Perito“, d.h. Sachverständige Moreno), ein bekannter argentinischer Forscher von einem Puma (einer Berglöwin, Leona) angefallen und sehr schwer verletzt wurde. In der Folge erhielt der angrenzende Fluß den Namen Leona. Natürlich wurde auch der berühmte Perito Moreno Gletscher nach diesem Wissenschaftler benannt.  1994 wurden erste Fähren errichtet, um den damaligen Siedlerstrom von und zum Atlantik zu unterstützen und so war auch die Notwendigkeit einer Herberge geboren, gegründet von einer dänischen Familie.  Besonders spannendes Detail: 1905 sollten 3 Gäste hier für ein paar Tage übernachtet haben, die später von den Herbergsbesitzern auf Fahndungsfotos als die berühmten Bankräuber Butch Cassidy, Sundance Kid und Ethel Place wiedererkannt wurden.

14.159 km nach Frankfurt
Pause beim Parador La Leona
Blick auf die Brücke über den Leona Fluß auf der Ruta 40

Die Herberge „La Leona“ zehrt noch heute von ihrer bewegten Vergangenheit. Inzwischen in dänisch-deutschen Händen, ist es auch das einzige Gebäude auf der Strecke zwischen El Calafate und El Chalten.

Wir fahren weiter und biegen von der Ruta 40 ab auf die Straße nach El Chalten. Nun tut sich bereits die schneebedeckte Bergkulisse vor uns auf.

Da es heute allerdings recht bedeckt ist, sehen wir die ganz hohen berühmten Spitzen des Cerro Torre und des Fitzroy noch nicht.  Links von uns sehen wir immer wieder den riesigen türkisblauen Lago Viedma, der vom Viedma-Gletscher gespeist wird.

Lago Viedma

Nach einer gute Stunde zeigen sich die ersten Häuser von El Chalten.

El Chalten ist in der Tat ein kleines beschauliches Dörfchen mit wenigen Straßen, umgeben von einem phänomenalen Bergpanorama.

Wir wohnen in der Hosteria Kau Si Aike. Die Herbergseltern begrüßen uns überschwänglich und sehr freundlich – allerdings geht es hier nur noch in Spanisch bzw. mit Händen und Füßen. Ich nehme mir ganz fest vor, endlich einen Sprachkurs in Spanisch zu machen.  Unser Zimmer ist tatsächlich um 11 Uhr schon bereit.

Hosteria Kau Si Aike

Wir haben überraschenderweise eine Art  Ferienwohnung mit einer kleinen Küche und Bad im Erdgeschoß und 2 kleinen Schlafzimmern direkt darüber. Das löst besondere Freude bei unserem Sohn aus und er sieht Chancen, daß wir ihm hier einmal Nudeln kochen können. Deshalb suchen wir auch gleich einen der diversen Supermärkte auf, um Vorräte zu besorgen. Der Supermarkt ist nur 5 Minuten entfernt.  Supermärkte muß man sich hier sehr einfach vorstellen und ohne jegliche Technik, es ist für uns eine nette Reise in die Vergangenheit, für die Kinder eine neue Erfahrung (nur auf Cuba haben sie schon Ähnliches gesehen).

Da es Sonntag ist, herrscht in den Regalen teilweise gähnende Leere. Der Supermarkt ist jedoch voll von Backpackern die auch ihre Vorräte auffrischen. Wir finden Nudeln und Tomatensauce und besorgen uns auch gleich Brot, Wurst, Tomate und Käse für Sandwiches für die morgige Tageswanderung. An der Wurst und Käsetheke dauert es unendlich lange. Zum Schluß schleppen wir dann doch einen großen Rucksack voller Lebensmittel weg – Plastiktaschen gibt es hier, ganz umweltfreundlich, erst garnicht.

Für den Nachmittag empfiehlt uns unser Herbergsvater eine kurze (4-5 Stunden!) Wanderung zur Laguna Capri. Wir machen uns auf den Weg.

Zunächst geht es einen Kilometer durch die Hauptstraße an das andere Ende des Dorfes.

Von hier nehmen wir den Senda al Fitzroy, der in ca. 10 km bis zur Laguna de los Tres am Fuße des Fitzroy führen soll.

Senda  al Fitzroy

Wir wollen einen Teil dieses Weges bis zum Mirador Fitzroy gehen. Zunächst geht es 1km recht steil nach oben.

Blick zurück auf El Chalten

Die Wanderwege sind hier sehr gut markiert und nach jedem km steht ein Schild mit dem Kilometerstand der schon zurückgelegt wurde. Das hat Vor-und Nachteile. Auf unebenem, hügeligen Terrain (dem „Patagonian Flat“) fühlt sich  1 Kilometer auch länger an, als in heimischen Gefilden. Nun sind wir schon weit oben und laufen einen recht windigen Höhenweg entlang, der wunderschöne Ausblicke aufs Tal und den Fluß erlaubt.

Blicke ins Tal

Nach ca 5km kommen wir an eine Wegscheide, recht im Bogen geht es zum Mirador Fitzroy, links zur Laguna Capri. Wir wollen zunächst den Fitzroy sehen und wandern deshalb zum Mirador, durch Gestrüpp erreichen wir den Aussichtspunkt und haben eine wunderschöne Sicht auf —— Wolken!

Hinter den Wolken – der Fitzroy

Wir sehen zwar ein paar kleinere Berge, aber der Fitzroy will sich uns heute nicht zeigen. Wir wissen natürlich, daß das hier durchaus ein üblicher Zustand ist, aber hoffen, daß uns in den nächsten 2 Tagen etwas mehr Glück beschieden ist. Wir wanden zurück zur Wegscheide und dann noch linksherum zur Laguna Capri. Diese ist wunderschön und hat sogar einen kleinen Sandstrand.

Annäherung an die Laguna Capri
Laguna Capri

Wir genießen die schöne Natur, schauen noch einmal Richtung Fitzroy, aber weiterhin nichts als Wolken.  So treten wir dann den Rückweg an.

Immer wieder Schafgarbe am Wegesrand

Am frühen Abend sind wir zurück in El Chalten und kochen die heißersehnten Nudeln mit Tomatensauce. Sogar etwas geriebenen Parmesan haben wir ergattert. Das Internet ist wieder rudimentär. Im Frühstücksraum bei der Rezeption ist es ganz gut aber im Zimmer kaum vorhanden.  Am Abend mache ich mit meinem Mann noch einen Spaziergang durch den Ort – wieder begeistern uns die langen, hellen Abende. Die Bergkulisse ist jetzt auch etwas klarer aber immer noch nicht vollständig.

Wir gehen in eine kleine Kneipe und trinken einen Wein bzw. ein Bier. An der Wand ein großer Flatscreen mit Kletterfilmen vom Fitzroy. Die Bilder sprechen für sich.

Kneipe Monte Rojo

Müde kehren wir zu unserer Unterkunft zurück. Mal sehen, was das Wetter morgen bringt, wir haben schon einen Wanderplan.

Hosteria Kau Si Aike – einfache aber sehr, sehr nette Unterkunft mit gutem Frühstück (Müsli, Eierspeisen, Toast, Käse, Schinken und Kuchen). Abends gibt es eine öffentliche Bar und auch die Möglickkeit, kleine Gerichte zu essen.  10 Zimmer, davon 2-3 als Maisonette mit kleiner Küche, was das Kochen und bereiten von Picknicks für die Wanderungen sehr unterstützt. Auf die Wanderungen muß man sich hier komplette Verpflegung (Essen und Trinken) mitnehmen. Es gibt keine Einkehrmöglichkeiten. Das unheimlich freundliche Herbergsehepaar hilft bei allen Themen. Allerdings sprechen sie kaum Englisch was die Verständigung etwas erschwert aber nicht unmöglich macht – mit gutem Willen von beiden Seiten haben wir immer alles hinbekommen.

 

 

Meterhohe Eisschollen – mit dem Katamaran durch die Gletscherwelt von Los Glaciares

5.1.2019

Heute stehen noch ein letztes Mal Gletscher auf dem Programm. Am frühen Morgen fahren wir nach Puerto Bandera und begeben uns auf eine 5-stündige Katamaranfahrt über den Lago Argentino. Der Katamaran selbst ähnelt im Inneren einem Ausflugsdampfer mit sehr wenig Platz. Alle Plätze sind besetzt. Der Katamaran düst gleich mit sehr hoher Geschwindigkeit los. Als wir dann nach 20 Minuten nach draußen dürfen, wird es spannend. Das hohe Tempo und die Wellen des Sees sorgen für so viel Wind, daß Mütze und Sturmhaube vorm Gesicht Pflicht sind. Man kann sich zunächst kaum auf den Beinen halten.  Wenn dann einmal die Balance gefunden ist, macht es einen Riesenspaß, sich durchpusten zu lassen und auf den See und die umliegenden Gebirge zu schauen.

Stück für Stück tauchen die ersten Eisschollen auf. Die kleineren kennen wir ja zur Genüge, aber was wir jetzt sehen hat eher die Größe von mehrstöckigen Häusern und wir rasen in direkter Nähe vorbei. Es ist beeindruckend.

Eisberg mit Sedimenten

Wir sehen die tollsten Formen und Farben, besonders schön die Eisberge in tiefem Blau (obwohl wir ja eigentlich wissen, daß das nur eine optische Täuschung ist, denn in Realität sind die Eisberge klar und durchsichtig).

Die etwa 1.5-stündige Fahrt vergeht wie im Flug und wir nähern uns dem berühmten Upsala-Gletscher. Dieser riesige Gletscher hat traurige Berühmtheit weil er sich seit mehr als 100 Jahren rasant zurückzieht und schon mehrere Kilometer Länge verloren hat. Wo wir heute fahren, war 1950 noch Gletscher.

Blick auf den sich zurückziehenden Upsala-Gletscher

Wir halten vor dem Gletscher und haben Zeit, ihn zu betrachten. Danach geht es weiter durch die Arme des Sees, an diversen Gletschern, Wasserfällen und vielen Eisschollen vorbei bis zum imposanten Spegazzini-Gletscher.  Dieser gewaltige Gletscher wird zusätzlich noch von einem zweiten Gletscher gespeist, der von der Seite kommt. Er hat eine riesige zerklüftete Abbruchkante mit tollsten Formen und Spitzen.

Spegazzini-Gletscher

Hier, in unmittelbarer Nähe, verweilt der Katamaran für ca. 40 Minuten und natürlich sind jetzt alle draußen, schießen Fotos  – vom Gletscher, von sich und dem Gletscher – und staunen.  Auch ein professioneller Fotograf bietet seine Dienste an. Es ist gute Stimmung.

Zum krönenden Abschluß trinken wir einen Sekt auf Gletschereis.

Nun geht es wieder 1.5 Stunden zurück, alle sind irgendwie müde und schlafen.

Nun haben wir noch ein paar Stunden Zeit in El Calafate. Mein Mann und ich erkunden die Uferpromenade.

Uferpromenade
Blick auf El Calafate von der Uferpromenade

Zunächst besichtigen wir das Malvinas-Denkmal. Die Malvinen sind eine Patagonien im Atlantik vorgelagerte Inselgruppe, die wir unter dem Namen „Falklandinseln“ kennen und die Argentinien im Falklandkrieg in den 80er Jahren nicht von englischer Besatzung zurückerobern konnte. Es gibt hier sehr viel Patriotismus zu diesem Thema.

Denkmal zu Ehren der argentinischen Opfer im Krieg um die Malvinas (Falklandinseln)

Nun  probieren wir das eine oder andere Fitnessgerät aus und versuchen den Fluß entlang zu wandern, was aber leider nicht geht.

Fitnessgerät an der Uferpromenade

Man wird immer wieder Richtung Haupstraße zurückgedrängt.  Wir besichtigen die kleine Stadtkirche und machen Station bei der deutschen Bäckerei, um ein Franzbrötchen – hier Barbara genannt – zu essen.  Ich kann hier auch noch ein paar Bilder hochladen, das war im schwachen Hotelinternet mal wieder nicht möglich.

Stadtkirche von El Calafate

Wir beschließen die Station El Calafate mit einem schönen Dinner im Restaurant Mako (nur 3 Minuten vom Hotel entfernt). Wir mußten hier tatsächlich gestern schon reservieren, um einen Platz zu ergattern. Natürlich gibt es die bekannten, hier sehr guten, Asadoteller, aber wir probieren auch ein leckeres Risotto mit Lammfleisch und einen sehr guten Weißwein aus Mendoza.

Typischer Blick in ein Grillrestaurant- den ganzen Tag wird hier das Fleisch langsam durchgegrillt

Mit vollem Magen geht es zurück zum Hotel. Die Koffer wollen wieder gepackt werden.

Ein Tag am berühmten Perito Moreno Gletscher

4.1.2019

Heute widmen wir einen ganzen Tag dem berühmten Perito Moreno Gletscher. Wir fragen uns, ob wir nach all den tollen Gletschern, die wir auf dieser Reise schon gesehen haben, noch beeindruckt sein können.

El Calafate befindet sich in der Nähe des Südlichen Eisfeldes welches sich über große Teile Patagoniens hinzieht und viele große und berühmte Gletscher beherbergt.

Der Perito Moreno ist einer der größeren Gletscher mit einer Länge von 30km und besonders berühmt durch seine tolle Lage an einem Kanal des Lago Argentino und die Möglichkeit, ihn so nah betrachten zu können. Er ist auch, im Gegensatz zu vielen anderen Gletschern im Nationalpark Los Glaciares, stabil.

Am frühen Morgen machen wir uns mit einer Führerin auf den Weg in den Nationalpark. Der Gletscher ist ca. 80km von El Calafate entfernt. Wir fahren entlang des Lago Argentinos – ein riesiger Gletschersee mit sehr bewegtem Wellengang aufgrund der heftigen Winde. Wir erreichen nach ca. 1 Stunde dieTore des Nationalparks.

Lago Argentino – größter See Argentiniens
Im Nationalpark

Nach weiteren 15 Minuten sehen wir den Perito Moreno zum ersten Mal aus der Ferne. Von hier sieht er noch relativ unspektakulär aus.

Erster Blick auf den Gletscher von der Ferne

Auf der Weiterfahrt sehen wir diesmal einen Kondor unter uns im Tal schweben. Die weißen Federn auf den Flügeln ganz klar von oben erkennbar.

Am Gletscher angekommen haben wir ca. 2 Stunden Zeit, ihn aus der Nähe zu begutachten. Es gibt einen riesigen Aufbau von Holzstegen und Besucherterassen auf der dem Gletscher hervorgelagerten Halbinsel. Es gibt mehrere Wege um sich dem extrem langggestreckten und 60m hohen Gletscher zu nähern. In der Mitte finden sich die allgemeinen Besucherterassen. Nach rechts und links gehen Wanderwege ab auf denen man sich die Nord und Südseite des Gletschers erschließen kann. Diese dauern inklusive Fotostopps je 45-60 Minuten.

Es ist hilfreich, zeitig zu kommen (wir waren zwischen 10-12 Uhr da),  um genügend Freiraum auf den Terassen zu haben. Am Nachmittag ist es meist sehr voll.

Spitz nach vorne ragt die Abbruchkante des Gletschers

Beindruckt gehen wir zunächst zur Gletschermitte. Der Perito Moreno ist riesig und ändert mit verändertem Sonnenstand seine Erscheinung. Man kann sich kaum satt sehen, weil es immer wieder neue Perspektiven gibt.

Ab und zu lockert ein laut tösender Abbruch die Szenerie auf. Wir wandern den blauen Weg auf der rechten Seite des Gletschers und sind immer wieder beeindruckt. Das Wasser um den Gletscher herum ist milchig weiß, die sogenannte „Gletschermilch“. Später in der Nachmittagssonne wird es sich dann türkis färben. Wir sind überrascht vom starken Wellengang des Lago Argentino (größter See Argentiniens), der uns mit seiner Brandung fast an ein Meer erinnert.

Am Nachmittag gehen wir auf eine 1-stündige Katamaranfahrt, um die linke  Seite des Gletschers zu erkunden. Diese ist auf jeden Fall empfehlenswert (ca. 20 Euro pro Person). Es geht über den See vorbei an beeindruckenden riesigen Eisschollen und man kommt bis auf 200m an den Gletscher heran. Von unten wirkt er noch einmal beeindruckender.

An der Gletscherkante
Tunnel unter dem Gletscher
Tiefe Gletscherspalten

Abgebrochene Eisschollen

Wir erfahren, daß es auch die Möglichkeit gibt, auf dem Gletscher zu wandern, aber kurzfristig sind leider keine Plätze mehr frei. Das ist schade. Zumindest das Minitrekking für 3 Stunden entlang der Moräne und dann direkt auf dem Gletscher hätten wir gerne mitgemacht. Hier empfiehlt sich in der Saison eine Vorabbuchung.  Es gibt auch noch ein Tagestrekking welches jedoch mit seiner Altersrestriktion (18-45 Jahre) für keinen von uns in Frage gekommen wäre.

Beeindruckt fahren wir am Nachmittag zurück nach El Calafate.

7km außerhalb von El Calafate gibt es noch ein Gletschermuseum (Glaciarum), mit einem Shuttlebus vom Stadtzentrum erreichbar. Dies lassen wir jedoch aus.

Im Supermarkt frischen wir unseren Vorräte auf und holen uns Brot für das Abendessen aus der deutschen Bäckerei.

Deutsche Bäckerei in El Calafate auf der Hauptstraße

Nachlese zum Patagoniacamp und der lange Weg nach El Calafate

3.1.2019

Heute heißt es schon wieder Abschied nehmen vom Torres El Paine, von Chile und vom Patagoniacamp. Da das Patagoniacamp für uns eine einmalige Erfahrung war, möchte ich es heute noch einmal näher beschreiben.

Das Patagoniacamp (www. patagoniacamp.com) ist ein einzigartiges Ökocamp direkt vor den Toren des Torres El Paine Nationalparks, sehr malerisch und einsam auf einem sehr großen privaten Waldgrundstück am Lago Torro gelegen.  Das Camp ist komplett ökologisch aber gleichzeitig sehr luxuriös gehalten – vergleichbar mit afrikanischen hochwertigen Lodges.

Es besteht aus 20 Jurten im mongolischen Stil, 3 davon sogenannte Family Yurts (2 verbundene Jurten in denen eine ganze Familie übernachten kann). Die Jurten sind malerisch im Wald am Berghang angeordnet mit Blick zum See.

Blick über die Jurten auf den Lago Torro

Sie sind über Holzstege verbunden.

Die Jurten sind groß und sehr gemütlich eingerichtet mit Schaffellen und indigener Kunst.

In der Mitte der Kuppel ist eine große Sichtöffnung, die am Tag viel Licht und nachts, wenn es nicht bewölkt ist, die Sterne hereingucken läßt.

Einige Jurten haben einen Outdoorjacuzzi, der auf Wunsch angestellt wird.

Außenjacuzzi

In der Mitte des Camps liegt das wunderschöne Rezeptionsgebäude mit Speisesaal und Lounge, mit tollem Blick auf den See.

Gemütliche Lounge im Rezeptionsgebäude

Daneben noch der loungeartige „Puma-Room“. Dort finden Briefings für die Trekkings und Exkursionen statt und abends kann man hier entspannen.

Auch im Patagoniacamp ist etwas digital detox angesagt, den WiFi gibt es nur im Rezeptionsgebäude und im Pumaraum und auch das sehr langsam, nicht geeignet für größere Downloads oder in meinem Fall Foto-Uploads.

Durch die geringe Gästezahl ist alles sehr familiär und man kennt sehr schnell alle Gäste und Angestellten. Die Angestellten sind sehr freundlich und kompetent und sprechen neben Spanisch sehr gutes Englisch.

Frühstück, Mittagsessen und Dinner werden jeden Tag serviert und es gibt eine tolle Bar mit allem was man sich wünscht – und das alles als Teil des all-inclusive Konzepts. Bei Tagesausflügen kann man sich ein Lunchbox bereiten lassen.

Restaurant

Das Beste ist jedoch die sehr breite Palette an Exkursionsangeboten. Es ist für jeden Fitnesslevel etwas dabei und auch für unterschiedlichen Informationshunger (Flora, Fauna, Gletscher, Berge, Höhlen…) Die Gruppe der Guides ist eine der besten, die ich je erlebt habe. Alle selbst Outdoor- und Naturfreaks aus verschiedenen Orten in Chile, die den Torres El Paine Park mit Begeisterung vermitteln und das alles mit sehr viel Spaß und Humor – fast alle Wünsche sind möglich.

Ich habe ja 2 der Wanderungen, die wir gemacht haben, beschrieben, könnte aber glatt noch 10 Tage verlängern, weil es so viele gute weitere Optionen gibt.

Das mit der Verlängerung ist allerdings ein Problem – Allen, denen ich jetzt Lust auf das Patagoniacamp gemacht habe, sei gesagt, daß das Camp für die nächsten 1.5 Jahre so ziemlich ausgebucht ist. Nur mit Glück findet man hier noch eine Lücke – also bitte vorplanen.  Wir haben schon  vor über einem Jahr gebucht und hatten hervorragende Unterstützung von America Andina, um noch einen Platz in der Hochsaison zu ergattern.

Letzter Blick vom Patagoniacamp über den Lago Torro

Nun müssen wir uns verabschieden. Um 10 Uhr steht unser Van bereit und es geht ab Richtung El Calafate, quer durch die Pampa. Nach 1 Stunde haben wir die chilenische Grenze erreicht. Die Formalitäten sind hier jedoch um ein Vielfaches simpler als bei der Einreise nach Punta Arenas und genauso nach ca. 300 Metern Niemandsland bei der Einreise nach Argentinien.

Nun geht es stundenlang durch die Pampa, ohne eine Haus zu sehen. Ab und zu rechts oder links eine Schafherde, ein Lama, oder ein paar Kühe.

Nach 5 Stunden zeichnen sich dann wieder Berge am Horizont ab und bald haben wir El Calafate erreicht.

Wir wohnen im Hotel Sierra Nevada, auf der Hauptstraße ca. 500m vom Stadtzentrum. Es ist ein nettes, ruhiges Hotel mit einem wunderschönen Garten voller Wildblumen und Kirschbäumen. Durch den Garten geht es auch direkt zu einer Uferpromenade und einer wunderschönen Lagune. Das Hotel ist mit Fitnessraum, sehr günstigem Wäschereiservice und Restaurant ausgestattet.

Hotel Sierra Nevada El Calafate Eingang
Garten Sierra Nevada Hotel

Wir schlendern am frühen Abend noch durch El Calafate. Die Zeit scheint hier eine Runde langsamer zu gehen. Die Autos fahren im Schritttempo, die Menschen laufen sehr langsam. Viele Hunde sind auf der Straße und laufen immer mal einen Schritt mit. Eigentlich gibt es in Calafate nicht wirklich etwas zu sehen. Es ist eine kleine Stadt von 20.000 Einwohnern die lediglich als Basis für Ausflüge zu den Naturattraktionen der Umgebung dient, alles in allem sehr touristisch. Es gibt eine Hauptstraße – Avenida del Libertador – die im Wesentlichen aus Restaurants, Hotels, Outdoorgeschäften, Souvenirshops und Reisebüros besteht, damit ist das Schlendern auf dieser Straße auch recht schnell langweilig. Wir finden ein interessantes Geschäft mit einheimischer Handwerkskunst: „Tribus del Sur“ (Avenida del Libertador 1440, 200m von unserem Hotel) Das können wir empfehlen, wenn man nach einem etwas besonderen Mitbringsel sucht.

Hauptstraße El Calafate

Wir essen im Hotel eine Kleinigkeit zu Abend und freuen uns schon auf dem morgigen Ausflug zum Perito Moreno Gletscher.

 

Trekking Base Torre – Der lange Aufstieg zu den „3 Türmen des blauen Himmels“

2.1.2019

Heute ist es soweit – die Wanderung zu den „ 3 Türmen des blauen Himmels“, den Torres El Paine, steht an. Die 3 Türme (Torres) sind das Wahrzeichen und der Namensgeber des Torre El Paine Parks.  Es handelt sich um 3 hoch in den blauen Himmel aufragende Granitzinnen, die, um sie komplett zu sehen,  nur über eine extrem beschwerliche Wanderung zu erreichen sind.  Hier im Camp werden 40 Wanderungen und Exkursionen angeboten, 4 davon fallen unter die Kategorei „extrem schwer“ und die Base   Torre ist eine davon. Es handelt sich um eine Strecke von ca 23 km. Wir werden einen Höhenunterschied von 700 Metern nach oben und dann wieder nach unten überwinden. Das klingt erst einmal nach nicht so viel. Wenn man aber bedenkt, daß diese Höhe durch ständiges auf-und ab mehrfach durchlaufen wird und das alles auf extrem unebenen Gelände, dann ist das schon eine andere Hausnummer.

Wilde Bergwelten

Aufgeregt treffen wir uns um 7 Uhr morgen mit unseren Guides und den ca. 8 anderen Weggenossen. Als ich die sehe, frage ich mich, ob es die richtige Entscheidung war, allesamt junge Paare die sehr fit aussehen. Ist die Wanderung etwa nur etwas für Cracks? Es scheint nicht so üblich, daß eine ganze Familie mitwandert. Unser Führer Nacho von gestern ist wieder dabei und Chris, der uns zugeordnet wird.

Zunächst müssen wir mit dem Bus fast 2 Stunden tief in den Park fahren um an den Ausgangspunkt der Wanderung (Estancia Torre) zu gelangen. Nun geht es los. Nacho gibt ganz schön Gas und wir laufen recht schnell. Nach dem ersten Kilometer bleiben wir stehen und bekommen die Empfehlung, ein paar unserer Kleiderschichten abzulegen, denn ab jetzt geht es 3 km steil bergauf über extrem geröllige und steinige Strecken.

Von nun an wird es auch keinen geraden Meter mehr geben. Das Tempo ist recht hoch und es wird schon anstrengend. Nach einer guten Stunden sind wir auf dem Paß der Winde angelangt- hier wedelt der Wind und wir ziehen zumindest Windbreaker und Mütze wieder über. Das Panorama von hier ist atemberaubend.  Unter uns rauscht der wilde Ascensio Fluß.

Ascensio Fluß

Nun geht es wieder steil bergab zum Refugio Chileno. Hier übernachten auch die Wanderer, die das berühmte „W“ , eine bekannte Mehrtageswanderung im Torre El Paine,  durchlaufen. Der Weg zum Base Torre ist Teil dieser Strecke. Wenn wir immer wieder diese Wanderer mit ihren schweren Rucksäcken (Zelt, Schlafsack, Essen – alles muß mitgeschleppt werden) treffen, sind wir froh, daß wir diese Wege nur mit einem kleinen Tagesrucksack überwinden müssen.

Von der Estancia Torre gibt es übrigens auch die Möglichkeit mit dem Pferd bis zum Refugio Chileno zu gelangen. Danach geht es aber für alle zu Fuß weiter.

Pferdeparkplatz am Refugio Chileno

Nach einer kurzen Pause geht es nun durch den Wald mehrere Kilometer im sogannten „Patagonian Flat“ über geröllige Wege, marode Flußüberquerungen und tiefe Wurzeln. „Patagonian Flat“ bedeutet, daß es ständig steil bergauf und bergab geht aber ohne wirklich viele Höhenmeter gut zu machen.  Wir sind so eifrig dabei, daß wir kaum Fotos schießen.

An den wilden Gletcherflüssen können wir immer wieder unsere Trinkflaschen auffüllen

Nach guten 3 Stunden Trekking kommen wir zum letzten anspruchsvollen Teil der Wanderung: der Wald lichtet sich und wir befinden uns vor einer riesigen Moräne: ein weites Feld mit losem Geröll und großen Felsbrocken. Verlockend lugen am oberen Rand des Moränenfeldes die Spitzen der ersten 2 Zinnen hervor.

Erster Blick auf die Spitzen der Torres

Jetzt heißt es ca 50 Minuten Klettern über die Moräne, um etwa 350 Höhenmeter gut zu machen. Der Wind pfeift mit 60-80km/h – manchmal muß man aufpassen, daß man nicht umgeweht wird.

Wenn etwas Zeit bleibt, ergeben sich tolle Blicke auf das umliegende Bergpanorama.

Dazu kommt, daß der Trek, trotz seiner Schwierigkeit sehr belebt ist. Es sind viele Menschen unterwegs und es gibt auch gehörig Gegenverkehr von denen, die schon vom Gipfel zurückkehren – und das alles auf sehr schmalem Pfad – langsam aber kontinuierlich kämpfe ich mich vorwärts, immer im Bewußtsein, daß auch noch Kraft für den noch schwierigeren Abstieg bleiben muß. Die Kinder sind wie kleine Berggemsen schon längst einige Meter höher.

Nach einer letzten Anstrengung bin ich oben: das Amphitheater mit den 3 großen Granitzinnen, den „Torres“ tut sich vor mir auf, davor ganz malerisch sogar ein kleiner türkisblauen See.  Die Torres haben etwas Magisches. Sie leuchten in einer leicht rötlichen Farbe – wie muß das erst zum Sonnenaufgang aussehen. Wir haben Glück, es gibt wenig Wolken und wir können alle 3 Zinnen komplett sehen.

Das Amphitheater der Torres El Paine mit Gletschersee

Geschafft wollen wir uns auf den Steinen zu einem Picknick niederlassen.  Weit gefehlt: der Wind pfeift, wir können uns kaum auf den Beinen halten, Sand weht uns in die Augen. Wir suchen etwas Schutz hinter einem großen Stein, um etwas zu essen, aber auch das ist total ungemütlich.

Ich packe mich ganz fest in meinen Windbreaker und Sturmhaube, stelle mich für ein paar Minuten an den Rand des Sees und blicke auf die 3 Zinnen. Es ziehen ein paar Wolken auf und beginnen die Zinnen zu umhüllen. Das gibt dem Ort eine mystische Aura.

Mystische Stimmung mit aufkommendem Nebel

Der Anblick ist der Mühe wert – vor allem, weil es auch keine andere Möglickeit gibt, sonst hierher zu kommen. Ich bin glücklich, aber gleichzeitg graut mir auch vor dem Abstieg.

Geschafft!

Zum Glück haben uns unsere Guides mit Walking Poles ausgestattet. Diese Wanderstöcke sind beim Abstieg Gold wert und schonen die Kniegelenke.

In mühevoller Kleinarbeit geht es über die Steine der Moräne wieder bergab. Hier ist Konzentration und Trittsicherheit gefragt. Ja und dann geht es den ganzen Weg wieder zurück. Zwar braucht man hier weniger Kondition aber muß sich konstant konzentrieren. Jede Träumerei wird mit einem Stolperer belohnt. An einem malerischen Gletscherfluß füllen wir unsere Flaschen wieder auf. Der Rückweg gibt auch Gelegenheit, die Umgebung noch einmal besser nachzuvollziehen. Wir gehen durch faszinierende Bergwelten.

Trotz des Abstieges verlangt uns der „Patagonian Flat“ auch hier wieder die eine oder andere harte Steigung ab. Wir sind langsam müde und der Weg scheint kein Ende zu nehmen. Wir wandern praktisch ohne Pause durch und erreichen nach ca. 4 Stunden geschafft aber unheimlich glücklich wieder unseren Ausgangspunkt – wie eine eingeschworene Gemeinschaft gratulieren wir uns gegenseitig. Die Guides bereiten noch einen netten Snack mit Obst, Käsewürfeln und Brownies für uns. Sehr willkommen nach dieser Tour.

Auf einem Baum sitzt ein Caracara (ein aasfressender Raubvogel, hier häufig anzutreffen) und hofft auf die Reste unseres Mahls.

Abschiedsblick vom Tal auf die Torres im Nebel

Zurück im Van schlafen wir fast alle ein. Wir erreichen das Camp gegen 8:30. Noch eine Dusche, Abendessen und dann müde ins Bett. „We made it“.

Die Wanderung ist hart aber lohnt sich auf jeden Fall und macht glücklich. Ich kann sie jeden mit normal guter Fitness empfehlen.