Als Nachlese zu unserer Vietnamreise möchte ich hier noch einmal meine persönlichen Highlights teilen: 10 Dinge, die man in Vietnam erlebt haben muß. Vietnam ist immer eine Reise wert und eignet sich auch gut für Asieneinsteiger und für Familien. Es ist ein sehr sichereres Reiseland und läßt sich auch individuell gut bereisen – wenn auch die Sprache eine Barriere darstellen kann. Wir haben auf die Organisation von For Family Reisen gebaut und damit die Möglichkeit gehabt, in 2 Wochen das Land wirklich intensiv zu erleben, inklusive Begegnungen mit Künstlern, Handwerkern und Hilfsorganisationen, die man wohl so als Individualreisender nicht bekommen würde. Mit unserem Reiseführer Do erhielten wir auch tiefe Einblicke in Kultur, Geschichte und Küche dieses tollen Landes. Da das Meer in Vietnam nie weit ist, lohnt es sich auf jeden Fall, den einen oder anderen Tag in einem Strandresort zu verbringen. Hier gibt es viele hochwertige Hotels. Einzig eine Fahrt ins Mekongdelta haben wir auf dieser Reise nicht im Programm gehabt. Das werden wir sicher noch nachholen, vielleicht auch in Kombination mit Laos oder Kambodscha.
Meine 10 persönlichen Highlights
1. Halongbucht
Diese magische Meereslandschaft inmitten von Karstfelsen im Golf von Tonking darf auf keiner Vietnamreise fehlen. Die Bucht hat eine unbeschreibliche Aura und es ist geschickt, eine Reise hier ausklingen zu lassen, um noch einmal den Kopf freizubekommen und alle Erlebnisse zu verarbeiten. Es ist wichtig, mindestens eine Nacht auf einer Dschunke zu verbringen um die Abendstimmung und den Sonnenuntergang zu erleben.
2. Auf den Spuren Ho-Chi-Minh‘s in Hanoi
Wenn man die Geschichte Vietnams verstehen möchte, kommt man an dem vom Volk verehrten Revolutionsführer und ehemaligen Präsidenten Ho-Chi-Minh nicht vorbei. In Hanoi kann man auf seinen Spuren wandeln. Besonders spannend: sein Wohnhaus, seine Arbeitsräume und das Mausoleum in dem beerdigt wurde
3. Essen in einer vietnamesischen Suppenküche
Wir sind Liebhaber der köstlichen vietnamesischen Küche, aber vor allem die wunderschönen Nudelsuppen haben es uns angetan und wir haben gelernt, diese durchaus schon zum Frühstück zu verspeisen. Am besten schmecken sie in den kleinen lokalen Suppenküchen wo sie direkt frisch zubereitet werden.
4. Die Tunnel von Vinh Moc
Die bewegende Geschichte des vietnamesischen Volkes im Freiheitskampf des Vietnamkrieges kann man besonders gut in diesen engen Tunneln nachvollziehen, in denen ein ganzes Dorf mehrere Jahre unter der Erde gelebt hat
5. Kaiserpalast von Hue
Ein Klein-Beijing erlebt man im Kaiserpalast von Hue mit seinen weitläufigen Anlagen. Hier kann man die bewegte Geschichte der Kaiserdynastien und das damalige Leben bei Hofe inmitten faszinierender Architektur nachverfolgen.
6. Thien Muy Pagode
Die hohe Pagode am Parfümfluß gibt einen tiefen Einblick in das Leben buddhistischer Mönche, die man hier bei ihrem Tagesablauf beobachten kann
7. Ein vietnamesischer Kochkurs
Der Kochkurs auf einem Boot war eines unserer besonderen Highlights. Hier haben wir viele Tipps aus der sehr schmackhaften vietnamesischen Küche mitgenommen, die wir dann zu Hause nachgekocht haben. Besonders schön, dabei auf einem Boot über den Fluß zu schippern.
8. Laternenstadt Hoi An
Diese farbenfreudige kleine Stadt ist nicht umsonst Weltkulturerbe. An den alten Häusern läßt sich die Geschichte der Kaufleute nachvollziehen. Abends ist die Stadt verzaubert durch das bunte Licht der vielen Seidenlaternen.
9. Wasserpuppentheater
Eine wunderschönen, traditionelle Kunst, die man einmal gesehen haben muß. Die Aufführungen sind sehr lustig und unterhaltsam. Ein Besuch im Wohnhaus des Puppenspielers gab uns auch interessante Einblicke in das Leben der Einwohner von Hanoi.
10. Fahrrad fahren in Vietnam
Vietnam is wunderbar mit dem Fahrrad zu erkunden. Nichts ist entspannter als das Gleiten durch die grünen Reisfelder mit ihrem speziellen Rauschen. Und auch eine Fahrt durch den Stadtverkehr sollte man einmal probiert haben.
Damit schließt sich meine Reisebericht durch dieses tolle und sehr vielseitige Land. Falls Ihr eine Vietnamreise plant helfe ich gerne mit unseren Erfahrungswerten weiter. Falls Ihr selbst schon in Vietnam wart, freue ich mich, auch Eure Erfahrungen zu hören.
Heute starten wir zum letzten großen Abenteuer und Highlight unserer Vietnamreise – wir fahren in die Halongbucht. Am Golf von Tonking ist hier über die Jahrtausende eine mythische und ikonische Landschaft durch aus dem Meer herausragende Karstkegel entstanden. Sieht man ein Bild von der Halongbucht, wird es von jedem sofort erkannt und richtig zugeordnet. Das Spiel der Farben und des Lichts gibt der Bucht zu jeder Tageszeit eine unverwechselbare mythische Stimmung. In der Mythologie wird die Bucht auch Drachenbucht genannt (Ha Long bedeutend „herabsteigender Drache“)
Auf dem Weg zur Bucht machen wir einen Zwischenstopp an einer Perlenfarm (Perlen werden an versteckten Plätzen in der Halongbucht gezüchtet).
Es ist etwas kommerziell aber wir erfahren viel Wissenswertes zum Thema. Wir können direkt einigen Arbeiterinnen über die Schulter schauen, die die Perlmuscheln öffnen, Perlen entnehmen und dann die Muscheln wieder verschließen.
Auch über die verschiedenen Farben und Qualitäten erfahren wir einiges. Natürlich kann man hier auch die berühmten Halongbucht-Perlen, zu Schmuck verarbeitet, erwerben.
Wir erreichen Ha-Long Stadt, das Tor zur Bucht und Abfahrthafen der Dschunken. Die Stadt selbst ist eine Industriestadt mit angeschlosssenem Tiefseehafen.
Aufgeregt besteigen wir unsere Dschunke – ein komfortables kleines Kreuzfahrtschiff im traditionellen Dschunkenstil mit Platz für ca 30 Passagiere – und fahren los. Nach wenigen Minuten sehen wir die ersten Ausläufer der Karstgebirge und werden sofort in eine meditative Stimmung versetzt. Das langsame Gleiten der Dschunke durch die verzauberten Karstlandschaft bringt sofortige Entspannung. Immer wieder gibt es wunderschöne neue Aussichten.
Ich habe schon einmal eine faszinierende Flußlandschaft mit Karstkegeln in Guilin in China erlebt. Die Stimmung war ähnlich aber die Halongbucht spielt dennoch in einer anderen Liga. Hervorragend an Bord auch das Essen – mit einem Fokus auf Meerestiere, wird hier dem insgesamt köstlichen vietnamesischen Essen noch einmal eine Krone aufgesetzt. Ein weiteres Highlight sind die Tischdekorationen mit z.B. riesigen Feuervögeln aus Karotten geschnitzt.
Am Nachmittag haben wir Gelegenheit zum Besuch des schwimmenden Fischerdorfes Cua Van. Hier leben seit vielen Generationen knapp 1000 Menschen auf Hausbooten in einer stillen von Karstkegeln umgebenen Bucht.
Wir steigen von der Dschunke um in kleine Fischerbote, die von Einheimischen gestakt werden und gleiten langsam durch die wundersame Welt. Die Sonne brennt, es gibt keinen Schatten und deshalb tragen auch wir alle den typischen konischen vietnamischen Spitzhut der uns hier sehr praktisch Schatten spendet. Einziger Nachteil: es ist sehr schwierig nach rechts oder links zu sehen ohne den kompletten Kopf zu drehen. Die einheimischen Bootsführer selbst sind komplett verhüllt inklusive Händen und Gesicht. Nur die Augen schauen heraus. Wir genießen die Fahrt und bewundern die Einwohner, die hier leben.
Es gibt sogar einen kleinen schwimmenden Tante-Emma-Laden. Dort erwerben einige von uns direkt vom Boot aus ein paar Dosen Bier – sehr zur Freude der Einwohner.
Zurück an Bord können wir weiter die Landschaft genießen. Auf dem Oberdeck gibt es viele tolle Plätze zum Verweilen.
Dann kommt die mystische Abendstimmung. Das Licht wird weniger und fast minütlich wird die Bucht in neues faszinierendes Licht getaucht. Wir stehen und staunen. Unser Schiff geht nun auch vor Anker.
Ein Highlight für die Kinder ist die Möglichkeit, im Nachtlicht kleine Tintenfische zu angeln. Tatsächlich beißt der eine oder andere an.
Zum Frühstück werden uns die Tintenfische dann als köstliche Crabcakes serviert.
Wir genießen einen langen Abend auf dem Oberdeck der Dschunke – es ist ja auch unsere letzte Nacht in Vietnam.
Nach nur 4 Stunden Schlaf zwinge ich mich wieder zum Aufstehen. Man kann nicht in der Halongbucht sein und den Sonnenaufgang verpassen. Gegen 5 Uhr gehe ich noch im Schlafanzug aufs Oberdeck. Das erste Licht kommt, aber noch ist es komplett neblig. Dann, ganz langsam geht die Sonne auf und es wird unbeschreiblich magisch.
Ich habe noch nie so ein transluzentes Licht gesehen. Ich kann einfach nur Staunen. Um 6 Uhr verwandelt sich dann unser Schiffskommandant in einen Thai-Chi Meister und ich komme mit wenigen anderen, die es auch aus dem Bett geschafft haben in den Genuß einer unglaublichen Thai-Chi Stunde auf Deck vor der Kulisse der Halongbucht.
Gleich um 7 Uhr wartet das nächste Highlight – wir können entweder Kajak durch die Bucht fahren oder die faszinierende Pelikangrotte Hang Bo Nau besuchen. Die Kinder und meine Mann fahren Kajak, die Oma bleibt an Bord und ich entscheide mich für eine Wanderung zur Grotte. Mit einem kleinen Boot landen wir an der Karstinsel mit schönem keinen Sandstrand an. Dann geht es steil berghoch bis etwa auf halbe Höhe des Felsens und von hier in eine wunderschöne Grotte, die wir durchqueren, am Ende der Grotte wartet der wohl schönste Blick auf die Halongbucht – ich sehe die Karstfelsen und unser Schiff. Das Foto von hier wir zu einem der begehrtesten Fotomotive für alle.
Rückwärts verweile ich noch etwas am Strand und sehe meine Kinder im Kajak vorübergleiten.
Nach diesen ganzen Highlights ist jetzt Zeit für eine gutes Frühstück und wir genießen die zweistündige Rückfahrt nach Halong Stadt.
Weiter geht es mit dem Bus nach Hanoi, wo wir in einem wunderschönen Restaurant mit Blick auf den Hoan Kiem See und das geschäftige Treiben der Stadt noch ein herausragendes Abschiedsdinner genießen.
Danach müssen wir uns leider von unserem tollen Führer Do verabschieden und nehmen den Nachtflug nach Deutschland, voll von tiefen Erinnerungen and dieses wunderschöne und freundliche Land.
Nach einem kurzen Flug landen wir heute in Hanoi. Die Hauptstadt mit ihrer über tausendjährigen Geschichte und ihren scheinbaren Gegensätzen zieht uns sofort in ihren Bann. In guter friedlicher Koexistenz sehen wir kommunistische Kontrolle neben unbändiger Lebensfreude mit westlichen Einflüssen. Die einstige französische Kolonialzeit hat auch europäische Spuren hinterlassen.
Unser Hotel, das wunderschöne MK Premier Boutique Hotel, liegt direkt in der historischen Altstadt. Dorthin geht es nur zu Fuß. Wir verlassen also unseren Bus und ziehen mit unseren Koffern durch die lebendigen, engen Gassen – was für ein tolles Gefühl: wir sehen die typischen Bambustragestangen, kleine Geschäfte und Restaurants vor denen auf Miniplastikhockern und nur in der Hocke, die Einwohner stundenlang verweilen; um die Ecke werden jemandem auf der Staße die Haare geschnitten – überall ist geschäftiges Treiben.
Nach einem sehr köstlichen Mittagessen begeben wir uns auf eine Stadtrundfahrt in kleinen Elektroautos. Wir fahren durch die engen Straßen, die, wie auch schon in Saigon, immer einem bestimmten Handwerk gewidmet sind, vorbei geht es an der Oper, der St. Josephs- Kathedrale bis zum Hoan Kiem See im Zentrum der Stadt. Dieser See ist ein beliebter Treffpunkt der Einwohner. In seiner Mitte erhebt sich eine kleine Insel mit dem sogenannten Schildkrötenpavillon, der auf die Legende von der goldenen Schildkröte und dem wundersamen Schwert zurückgeht. Im See hat tatsächlich bis 2016 eine sehr seltene 200kg schwere Jangtse-Riesenschildkröte gelebt. Wir haben sie also um nur 1 Jahr verpaßt. Ihre Überreste werden heute im Jadebergtempel ausgestellt, den man über eine rote Brücke vom Ufer aus erreichen kann. In diesem Tempel wird neben anderen Gottheiten auch Van Xuong, der Gott der Literaten verehrt.
Vom Hoan Kiem See ist es nur eine kurze Taxifahrt zum Ho-Chi-Minh Mausoleum – hier ruht der einbalsamierte Leichnam des ehemaligen Präsidenten und weltweit bekannten Revolutionsführers, der von allen liebevoll „Onkel Ho“ genannt wird.
Interessant ist, daß der eher bescheidene Ho eigentlich verfügt hatte, daß er nach seinem Tode verbrannt werden sollte. Dies wurde dann aber von seinen Nachfolgern anders entschieden. Das Mausoleum ist gigantisch groß und soll an Ausmaßen sowohl das Leninmausoleum (das kann ich bestätigen) als auch das Mausoleum von Atatürk in Ankara übertreffen. Das Mausoleum ist heute geschlossen. Trotzdem erwarten die Ordnungshüter auch bei Außenbesichtigung dezente Kleidung – fast wie in einer Kirche. Einige von uns müssen sich mit Tüchern die Schultern bedecken. Hinter dem Mausoleum findet sich der sehr interessante botanische Garten, darin auch der Präsidentenpalast und das bescheidene Wohnhaus Ho-Chi-Minh‘s.
Eigentlich stand ihm der Palast, ein ehemaligen Prachtbau aus der französischen Kolonialzeit, als Wohnung zur Verfügung, er aber begnügte sich mit einem einfachen traditionellen Stelzenhaus, welches wir besichtigen können. Als Junggeselle hatte er sehr geringe Ansprüche an persönlichen Luxus. Daneben das Bürohaus mit seinem Arbeitszimmer. Hier hängen noch die Bilder von Marx und Lenin über dem Schreibtisch.
Daneben kann man in Garagen Luxuskarossen – Geschenke von anderen Staaten – besichtigen. Wir machen noch Rast an der Einsäulenpagode, und fahren danach zurück ins Hotel.
Dort entspannen wir im SPA, es gibt Massagen und auch der sehr große Whirlpool kann stundenweise exklusiv gebucht werden – ein guter Swimmingpoolersatz für die Kinder. Es wird Abend und wir lassen uns auf der wunderschönen Dachterasse des Hotels nieder – von hier oben hat man einen tollen Blick auf das geschäftige Leben in den engen Gassen, das am Abend erst so richtig los geht. Es gibt spannende Cocktails, z.B. mit Gurke und wir lassen den Abend gemütlich ausklingen.
Ganz früh brechen wir heute zum Keramikdorf Bat Trang auf. Wir fahren längeren Zeit durch das moderne Hanoi mit seinen hohen Rohrhäusern und modernen Hochhäusern.
Neben uns auf der Straße wird wieder jede Menge Fracht auf abenteuerlichste Weise transportiert. Bat Trang ist tatsächlich einen Besuch wert – es ist eine Hochburg der Keramikkunst in Vietnam. Es gibt unzählige Manufakturen mit angeschlossenen Verkaufläden mit sehr geschmackvollen Werken.
Auch wir dürfen die Schritte der Porzellanherstellung nachvollziehen und selbst das eine oder andere ausprobieren. In der Manufaktur gibt es auch eine wunderschöne Antikabteilung mit herausragenden, aber auch sehr teuren Kunstwerken.
Zurück in Hanoi besuchen wir den Literaturtempel. Dieser ist praktisch Vietnam‘s erste Universität. Seit 800 Jahren werden hier konfuzianische Weisheiten gelehrt. Die Anlage ist weitläufig und sehr interessant.
Immer wieder taucht die Schildkröte als Symbol der Weisheit auf – auch als Grabstein für berühmte Gelehrte. Die Seitenhöfe sind mit wunderschönen Lotusblütenteichen bestückt.
In Vietnam lernen wir auch, was man alles aus Lotusblüten machen kann. Besonderen schmackhaft: Tee aus Lotusblüten und Lotusblütenchips – beides kaufen wir auch in der Altstadt von Hanoi ein und nehmen es mit nach Hause. Zum Mittagessen besuchen wir noch einmal eine typische Suppenküche – diesmal eine, die in der Regel wirklich nur von Einheimischen besucht wird – wir alle sind inzwischen Fans der vietamesischen Nudelsuppe Pho geworden und auch wenn die Tische und Bänke etwas klebrig sind, lassen wir es uns sehr gut schmecken.
Das Highlight des Tages ist unser Besuch in einem Wasserpuppentheater. Durch enge Gassen arbeiten wir uns vor bis zum Wohnhaus des Puppenspielers.
Es ist ein enges 3-stöckiges Haus. Im Erdgeschoß die Küche, die gleichzeitig als Garage für das Moped dient.
Im ersten Stock die Werkstatt und das Wohnzimmer in dem wir von unserem sehr freundlichen Gastgeber auf einen Tee eingeladen werden. Im 3. Stock dann das Wasserpuppentheater. Die Tradition des Wasserpuppenspielens kommt eigentlich vom Lande, wo in den Reisfeldern zur Belustigung der Dorfbewohner mit Holzpuppen die durch Stangen bewegt werden, kleine Theaterstücke aufgeführt werden. Die Puppenspieler stehen demnach auch die ganze Zeit im Wasser. Wir nehmen in dem kleinen Minitheater Platz, vor uns ein kleiner Wasserteich, dahinter ein geschlossener Vorhang.
Und schon geht es los – Boote, Drachen, Figuren und Motorräder flitzen durch den Teich, untermalt von halsbrecherischer Musik, ab und zu spuckt auch mal ein Drachen Wasser.
So werden verschiedene kleine und extrem lustige Stücke vorgeführt, die alle auch immer eine kleine Weisheit enthalten. Zum Schluß öffnet sich der Vorhang. Der Puppenspieler und sein Bruder kommen zum Vorschein.
Danach dürfen wir selbst ausprobieren, ob wir die Puppen im Wasser bewegen können. Wir gehen wieder einen Stock tiefer in die spannende Werkstatt, wo wir erfahren, wie in vielen intensiven Schritten die wasserdichten Figuren aus Holz entstehen.
Die Werkstatt enthält auch fertige, toll bemalte Figuren.
Begeistert kehren wir zurück in die Altstadt. Wir streifen noch ein wenig durch die tollen verwinkelten Gassen- immer wieder stöbern wir in einem kleinen Laden oder besichtigen ein Gemeinschaftshaus. So stoßen wir auch auf ‚Ca-tru“. In einem Gemeinschafthaus wird ein Konzert in dieser altertümlichen Musik ausgelobt. Wir entscheiden uns, für den Abend Karten zu kaufen. Ca-tru ist eine uralte poetische Gesangskunst, die vor über 1000 Jahren bei Hofe entstand. Während der kommunistischen Herrschaft wurde sie fast vergessen, so daß sie kaum noch jemand beherrschte. Erst 2009 wurde Ca-tru auf die UNESCO Liste zum Schutz immateriellen Kulturerbes gesetzt und erlebte damit eine Wiederbelebung. Ein Ensemble hat in der Regel mindestens eine Sängerin, die auch gleichzeitig mit Stäbchen rhythmisch auf ein Bambusstück schlägt und Musiker, die die Laute und eine Trommel spielen. Das Gemeinschaftshaus ist nur 300 Meter von unserem Hotel entfernt und gespannt machen wir uns auf den Weg. Wir sind von der Darbietung begeistert. Mit ganz wenigen Mitteln zaubert das Ensemble mit toller, feiner Musik eine fast meditative Stimmung. Wir könnten noch ewig zuhören.
Es ist Brauch, daß man am Anfang des Konzerts 3 Stöckchen bekommt. Nach jedem Musikstück wird eine Metallschale herumgereicht und wenn einem das Stück gefällt, kann man 1, 2 oder auch alle 3 Stöckchen in die Schale werfen. An der Intensität des Klangs der Schale hören die Interpreten, wie dem Publikum die Darbietung gefallen hat – je lauter, desto besser. Früher konnten diese Stöckchen dann von den Künstlern nach dem Konzert in Geld umgetauscht werden. Wir sind auf jeden Fall begeistert und müssen aufpassen, daß wir nicht alle Stöckchen schon am Anfang verbrauchen. Am Ende der Konzerts dürfen wir dann auch noch selbst die Instrumente ausprobieren. (Guan Yu Temple – 28 Hang Buom St.)
Nach einem kleinen Abendessen auf der Dachterasse und Blicke ins bunte Treiben der Altstadt lassen wir den Tag ausklingen. Morgen geht es zur letzten Etappe in die mythische Halongbucht.
Am frühen Morgen verlassen wir Hue mit dem Bus und fahren nach Norden in die Provinz Quang Tri. Unterwegs bringt uns Do geschichtliche Hintergründe des Vietnamkrieges nahe. Wir lernen hier viel dazu.
Unser erstes Ziel ist das Projekt „Peace Trees Vietnam“ in der Provinz Quang Tri. Diese Provinz gehörte zu einem der am stärksten bombardierten Gebiete unweit der entmilitarisierten Zone (DMZ) und auch heute sollen sich noch ca. 800.000 (!) Blindgänger in der Erde befinden. 40% aller Bomben im Vietnamkrieg gingen alleine in dieser Provinz nieder und auch heute noch sind 85% des Geländes von Minen verseucht. Das Ziel dieser gemeinnützigen Organisation ist vor allem das Befreien der Erde von gefährlichen Bombenblindgängern, um damit das Land sicherer Nutzung zurückzuführen. Damit soll auch eine bessere Zukunft für vietnamesische Kinder und deren Familien geschaffen werden – man muß sich vor Augen halten, daß draußen spielen für die Kinder in diesen Gebieten lebensgefährlich ist. Die Organisation wurde 1995 von 2 U.S. Amerikanern gegründet, deren Bruder, ein Hubschrauberpilot, im Vietnamkrieg gefallen war. Mehr Informationen unter http://www.peacetreesvietnam.org
Wir besuchen die Organisation und erfahren zunächst mehr über die Arbeit des Team. Es ist unvorstellbar, was hier von über 40 Jahren geschehen ist und welche lebensgefährliche Altlast hier immer noch im Boden schlummert. Wir sehen auch eine Auswahl der unterschiedlichsten Minen und Bomben, die hier aus dem Boden geholt wurden.
Zum Abschluß pflanzen alle Kinder aus der Gruppe einen eigenen Baum auf bereits von Minen gesäubertem Gebiet.
Wir fahren weiter und kommen zum 17. Breitengrad. Hier waren bis 1975 auf Veranlassung der Genfer Konvention, Nord-und Südvietnam auf einer Breite von 10km entmilitarisierter Zone voneinander getrennt. Nördlich und südlich dieser Zone fanden demnach auch die heftigsten Bombardements statt, was die Situation in der Provinz Quang Tri erklärt. Eine Brücke, die über den ehemaligen Grenzfluß führt, ist in 2 Farben gestrichen, um die Grenze zu zeigen.
Wir erleben einen weiteren Teil der Geschichte des Vietnamkrieges hautnah bei den Tunneln von Vinh Moc. Um den vorher schon beschriebenen Ho-Chi-Minh-Pfad zu unterbrechen, wurden von den Amerikaners viele Dörfer entlang der Flüsse dem Erdboden gleichgemacht. Damit wurde die Nachschublinie jedoch nicht unterbrochen. Am Beispiel von Vinh Moc kann man sehen, wie ganze Dörfer, von den Amerikaners unbemerkt, ihr Leben unter die Erde verlegt haben. In Vinh Moc gruben die Dorfbewohner ein 40 km langes Tunnelsystem 15-23 Meter tief unter der Erde und verlegten dorthin ihr tägliches Leben. Sie kamen nur nachts an die Oberfläche und ermöglichten damit die Unterstützung für den Nachschub auf dem Ho-Chi-Minh Pfad am Fluß. Mehrere Jahre lebte so ein ganzes Dorf unter der Erde. Es gab Schulen, Schutzbunker, Versammlungsräume und Krankenstationen. Jede Familie hatte einen Raum von 2 Quadratmetern.
300 Meter dieses Tunnelsystems sind heute begehbar. Auch wir steigen in den engen Tunnel.
Es ist unglaublich, das hier Menschen für 4 Jahre komplett gelebt haben. Sogar 17 Kinder wurden in dieser Zeit geboren. Der Tunnel endet in einem Ausgang am Meer. Wenn man von der Meerseite schaut, ist der Eingang unter Pflanzen kaum zu erkennen.
Beeindruckt und nachdenklich fahren wir weiter nach Dong Hoi. Hier ist Vietnam am schmalsten. Nur 50km sind es zwischen dem Meer und Laos. Wir erreichen unser Hotel, das Sun & Spa Resort & Villa. Es ist eines der ersten Adressen der Stadt aber trotz allem Luxus etwas in die Jahre gekommen und auch die Servicequalität ist geringer als in deren vorhergehenden Hotel. Wir lassen uns davon nicht stören. Wir machen einen Abstecher zum Meer und beenden den Tag mit einem köstlichen Abendessen im Hotel.
Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg in den Phong Nha Nationalpark. 2 Höhlenbesichtigungen stehen auf dem Programm. Vom Himmel jedoch stürzen sich schon stundenlang Wassermassen – der Saigoner Regen war nichts dagegen.
Deshalb wird heute auch eine der Höhlen nicht besuchbar sein, da sie zu hoch mit Wasser gefüllt ist. Wir genießen trotz des Regens eine beeindruckende Fahrt durch die Berglandschaft des Nationalparks.
Immer wieder fahren wir an Pfefferplantagen vorbei, die Pfefferpflanzen winden sich fast wie Efeu um Bäume oder eigens bereitgestellte Pfähle. Wir halten an der Paradise Cave und steigen bei strömendem Regen hinauf zur Höhle. Heute hilft auch kein Regencape mehr – am besten sind Sandalen oder Badeschuhe ohne Strümpfe.
Die Höhle ist von beindruckenden Ausmaßen, wir steigen tief hinunter und bewundern die Formationen.
Etwa 1 km lang können wir in die Höhle hinein wandern. Nach all der Sintflut werden wir mit einem tollen Mittagessen belohnt: auf ca 1 Meter großen flachen Körben wird ein leckeres Mahl bestehend aus Fleisch, Gemüse, diversen Reissorten und Bananen auf unseren Tisch gestellt.
Auf der Rückfahrt zum Hotel sehen wir die für die Gegend typischen Friedhöfe mit großen Keramikgräbern.
Do erzählt uns noch etwas zum Gesundheitssystem Vietnams. In der Regel muß jeder selbst für eine Großteil der Gesundheitskosten aufkommen. Deshalb versuchen alle Vietnamesen möglichst gesund zu leben und auch viel Sport zu treiben. Auch Do sagt, daß er zu Hause jeden Morgen läuft und im Meer schwimmt, um sich fit zu halten.
Zurück im Hotel hat sich die Wetterlage nicht gebessert. Es kündigt sich ein Taifun an. Die Bäume liegen schon schief vom Sturm.
Wir können nicht widerstehen und gehen kurz in die Nähe des Strandes (ganz ran trauen wir uns nicht) und sehen hier schon die Urgewalten und Wellen toben.
Schnell zurück im Hotel sehen wir schon, wie das Hotelpersonal das Gebäude sturmfest macht. Alles Eingänge Richtung Meer werden verbarrikadiert.
So im Hotel „gefangen“, bleiben wir hier, um Abendbrot zu essen. Wir probieren heute einen Seafood-Hot-Pot. Eigentlich hatten wir ein fertiges Gericht erwartet. Anstelle dessen kommt eine Gasplatte auf unseren Tisch mit einem Topf voll heißer Fischbrühe. Dazu ganze Platten mit herrlich frischem Seafood, Berge von Kräutern und Nudeln. Nun sollen wir uns den Hotpot selbst kochen.
Nach anfänglichen Problemen klappt das ganz gut, wir haben unseren Spaß und das Essen schmeckt köstlich. Nur das Wasser rinnt in Strömen von uns, denn der heiße Topf mit Flamme direkt vor uns läßt die 90% Luftfeuchtigkeit und 40 Grad gleich doppelt schwül erscheinen.
Nun heißt es bangen, wie stark der Taifun werden wird und ob wir morgen früh überhaupt nach Hanoi fliegen können.