Bergtour in den Rarau Mountains-Nachtzug nach Sibiu

An unserem letzten Tag in Gura Humorului mieten wir noch einmal ein Taxi. Unser Ziel diesmal die Rarau Mountains. Die Fahrt dauert ca. 75 Minuten. Wir fahren durch Dörfer und die größere Stadt Campulung Moldovenesc. Es wollen wieder viele Pferdefuhrwerke überholt werden und an den Straßenrändern werden leckere Dinge verkauft: Heidelbeeren aus dem Wald, Pfifferlinge, Himbeeren und riesige Berge mit Wassermelonen. Dann geht es steil bergauf. Schon von einem erste Stopp am Straßenrand kann man in die weiten Täler sehen.

Die markanten Felsspitzen von Rarau sind schon gut zu sehen.

In einer Hütte werden große Laiber Bergkäse verkauft.

Unser Fahrer bringt uns in die Nähe des Gipfelwanderwegs. Von hier erwandern wir zunächst einen hohen Wiesenhügel der eine wunderbare Sicht auf die Umgebung bietet.

Die Pfade führen durch Blumen-und Kräuterwiesen. Ich finde Frauenmantel und Schafgarbe. Von hier sehen wir auch auf den unbezwingbar anmutenden Klippen Menschen stehen. Es muß also einen Weg geben. Wir probieren es aus.

Wir laufen einen weiten Weg quer durch eine riesige Kuhweide zu den Felsen.

Nun geht es durch einen dichten Wald steil bergauf über leicht rutschige Kletterfelsen und danach auf mit Seilen bestückten steilen Kletterpfaden – möglich für normal-sportliche Menschen mit Trittsicherheit.

In ca 25 Minuten kann man so das Gipfelplateau erreichen welches eine grandiose Sicht über die umliegende Landschaft mit einer Sichtweite bis zu 50 Kilometern bietet.

Der nicht weniger anstrengende Abstieg dauert etwas länger und dann geht es direkt durch eine Herde von Kühen zurück zum Hauptweg. Eine sehr schöne Tour, die wir in gut 2 Stunden absolviert haben.  Kaum im Auto, fängt es an zu regnen. Was haben wir für ein Wetterglück.

Die wenigen verbleibenden Stunden bis zur Abfahrt unseres Nachtzuges verbringen wir im schönen Garten von Hilde‘s Residence mit überdachtem Freisitz.

Freisitz in HIlde‘s Residence
Teatime mit frischem Kräutertee

Hier können wir auch noch mal unsere Handys aufladen und alles für die Zugfahrt vorbereiten.  Wir besuchen noch die orthodoxe Kirche von Gura Humorului.

Nach einem Pizzaessen im „Atipic“ machen wir uns auf den Weg zum Bahnhof.

Bei mir gibt es heute anstelle von Pizza die typische gesäuerte Hühnernudelsuppe. Sehr lecker

Auf der Bahnstation ist alles sehr übersichtlich, hier fahren am ganzen Tag nur 20 Züge und die sind auf einer festen Tafel ausgeschrieben, inklusive handschriftlicher Vermerke für kurzfristige Änderungen.

Bahnstation in Gura Humorului

Wir haben zwei 2er Abteile im Schlafwagen erster Klasse reserviert. Für unsere Kinder ist das ein spannendes Abenteuer, da sie noch nie in einem Schlafwagen gefahren sind. Zunächst müssen wir zu unserem Waggon rennen, der Schaffner treibt uns schon an, bei 1 Minute Halt muß man sich wirklich beeilen. Wir wuchten unseren Koffer die hohen Stufen hoch und finden unsere 2 Abteile nebeneinander. Auf den ersten Blick sehen die Betten ganz gemütlich aus.

Es gibt auch ein kleines Waschbecken und genug Stauraum für die Koffer.

Allerdings gibt es für die oberen Betten keine Absicherung, so daß unsere Kinder etwas Angst haben, herunterfallen zu können. Die Toiletten sind leider außerhalb und nicht einladend, wir haben jedoch schon Schlimmeres gesehen. Nach einigen Untersuchungen ist es sogar möglich, die Zwischentür zwischen unseren Abteilen zu öffnen, so daß wir einen fast zusammenhängenden Raum haben.

Wir legen uns hin – es doch nicht so bequem und recht stickig im Abteil. Die Fenster wagen wir nicht, auf Dauer zu öffnen, da der Zug nachts unterwegs mehrfach hält und wir nicht sicher sind, ob jemand von außen einsteigen könnte. So verbringen wir die Nacht mit unruhigem Schlaf. Zur Sicherheit haben ich mir den Wecker  auf ca. 45 Minuten vor dem geplanten Eintreffen in Vintu de Jos gestellt. Ich wache auf und die Sonne geht gerade über der transylvanischen Ebene auf. Ein wunderschönes Schauspiel.

Per Navi sehe ich wieder, wo wir uns befinden und der Zug kommt auch fast pünktlich an. 3 Minuten vor Ankunft kommt dann auch der verschlafene Schaffner aus seinem Abteil und hilft uns hinaus.

Bahnhof Vintu de Jos

Von Vintu de Jos geht es in ca. 50 Minuten mit dem Auto nach Sibiu, wo wir unsere Koffer (von For Family Reisen organisiert)  im sehr malerischen und zentrumsnahen Hotel Republique abstellen können.

Hotel Republique in Sibiu

Dort genießen wir zunächst auch das bisher beste Frühstück unserer Reise – ein wunderschönes Bio-Buffet mit allem was das Herz begehrt (für nur 8 Euro pro Person) und planen unseren Tag in Sibiu.

Von Kleinod zu Kleinod – eine Tagestour durch die Moldauklöster

Die Moldauklöster sollen zu dem Schönsten gehören, was Rumänien zu bieten hat und auch wir wollten sie unbedingt in unserem Reiseprogramm dabei haben. Auch bei den Rumänen selbst ist die Bukovina mit ihren Klöstern beliebt und ein häufiges Ziel für Hochzeitsreisen.  In diesem landschaftlich bezaubernden Landstrich im Nordosten Rumäniens (ganz dicht an der Grenze zur Ukraine) ist das alte Brauchtum noch sehr lebendig: man sieht überall Einwohner mit den traditionellen Trachten und die kunstvoll bemalten Ostereier, die wir auch schon von den Sorben aus der Lausitz kennen.

Blick vom Klosterturm Humor in die Landschaft der Bukovina

Die bemalten Klosterkirchen der Bukovina sind hinreißende zierliche Gebäude mit farbenprächtiger Innen- und Außenbemalung, die jeweils versteckt hinter dicken Klostermauern stehen. Erst nach Eintreten durch das Klostertor zeigen sie ihre Schönheit, inmitten von gut gepflegten Blumen und Rasenanlagen.

Die Wandzeichnungen besitzen eine unglaubliche Detailfülle und Kunstfertigkeit und zeigen alle bekannten Bibelgeschichten der orthodoxen Ostkirche.

Außenmalereien in Sucevica

Die Kirchen wurden im 15./16. Jahrhundert durch die großen Moldaufürsten erbaut. Eine Legende besagt, daß Stefan der Große nach jeder Schlacht ein Kloster gründete, dessen Standort er per Pfeilwurf festlegte, darunter auch das wunderschöne Voronet. Aber auch reiche Bojaren stifteten Klöster in ihren Heimatgemeinden, wie z.B. Arbore, zu erkennen am fehlenden Turm.

Der Aufbau der Klöster ist ähnlich, in der Regel gibt es 3 ineinanderübergehende Räume: die Krönung jeweils der Altarraum mit Turm mit der reichgeschmückten Ikonostase (Altar) an der Ostwand.

Wir haben uns für heute über Hilde‘s Residence ein Taxi gemietet (mit 50 Euro für den ganzen Tag recht erschwinglich) und planen eine Tour durch die wichtigsten Klöster.  Die Stadt Gura Humorului ist für diese Tour der perfekte Ausgangspunkt.

1. Humor

Nur 10 Autominuten von Gura Humorului entfernt liegt das Kloster Humor.

Es soll das älteste bemalte Kloster der Bukovina sein und wirkt zunächst bescheiden, da der Turm fehlt. Besonders sind die Malereien an der Südwand die in einem Bilderzyklus von 24 Bildern auch die Eroberung Konstantinopels darstellen.

Der Grundton der Humor-Fresken ist Rot (im Gegensatz zum Voronet-Blau). Einzeln daneben steht der Glockenturm,.

Wir erklimmen ihn, was durch die extrem steilen und schmalen Steinstufen zum kleinen Abenteuer wird.

Belohnt werden wir mit einer wunderschönen Aussicht auf das Kloster und die Umgebung.

2. Arbore

Dieses Kloster liegt etwas abseits und wird deshalb oft nicht besucht. Das hat für uns den Vorteil, dort ganz alleine zu sein.

Kloster Arbore kommt ganz unscheinbar daher…
…hat aber auf den zweiten Blick viel zu bieten

Die Wärterin will gerade abschließen und Pause machen, aber öffnet für uns noch einmal die Kirche und erklärt uns auch die wichtigsten Bilder in einem Gemisch aus Rumänisch, Deutsch, Italienisch und Französisch. Während die Außenfresken der Witterung fast zum Opfer gefallen sind, hat Arbore wunderschöne Innenmalereien, die man sogar fotografieren darf.

Ikonostase im Kloster Arbore
Blick nach oben in die bemalte Kuppel

Das Hauptthema ist die Enthauptung Johannes des Täufers dessen Kopf bei einem Festmahl auf der Mitte des Tisches auf einer Platte serviert wird.

Gemälde zur Enthauptung Johannes des Täufers

Besonders auch eine zwei Meter tiefe Grabnische und der Malstil des Künstlers, der auch Einflüsse aus Italien mit in seine Bilder einfließen läßt. Seine Malereien wirken räumlicher, z.B.  durch besondere Ausarbeitung einzelner Gesichter.

Auch hier können wir auf den einzeln stehenden Glockenturm steigen und weit in die Umgebung schauen.

Blick vom Kirchturm Arbore auf den Friedhof des Dorfes
Auf dem Klosterfriedhof grast friedlich ein Pferd

Im Klosterdorf um Arbore gibt es auch eine zerfallene deutsche Kirche, die auf die ehemalige Präsenz von Deutschen in der Bukovina hinweist.

Deutsche Kirche in Arbore

3. Sucevita

Sucevita ist eines der größten und umfangreichsten Klöster und hat auch anstelle der üblichen 3 sogar 4 Räume. Die Lage inmitten von Bergen ist besonders malerisch. Die Kirche wird gerade von außen renoviert, weshalb wir hier nicht viel sehen können.

In Restaurierung

Umso beeindruckender sind die Innengemälde, dominiert von den Farben Rot und Grün. Die Malereien zeichnen sich aus durch die besonders gute perspektivische Darstellung und die Kleinteiligkeit.

Detailreichtum an den Außenwänden von Sucevita

4. Moldovita

Gut versteckt hinter dicken Wehrmauern liegt die wunderschöne Klosterkirche Moldovita wie ein kleines Juwel inmitten grüner Wiesen und Rosensträuchern.

Eingang zum Kloster Moldovita

Die Außenfresken strahlen in Blau, Rot und Gelb.  Auch hier sehen wir wieder die Belagerung Konstantinopels.

Die Innenmalereien haben eine besondere Wirkung. Fast habe ich das Gefühl, auf Stoff oder Teppich zu schauen und nicht auf Stein – alles wirkt weicher. Wahrscheinlich liegt es an der leichten Wellung der Obeflächen.

Die Opferkerzen werden außerhalb in Wasserkästen mit Windschutz aufgestellt

Unterwegs stoßen wir noch auf zwei weitere Highlights.

In Cacica  besuchen wir eine Salzmine.

Hier kann man 50 Meter unter die Erde hinabsteigen und die stillgelegten Salzstollen besichtigen.

Gleich am Ende der Stufen finden wir eine große Kathedrale für die Gottesdienste der Bergleute.

Weiter hinten gibt es eine Besonderheit: den See mit Ballsaal. In einem großen Felsraum hängen Kronleuchter und der Boden ist mit Dielen belegt.

Vor 100 Jahren sollen hier fürstliche Feste stattgefunden haben. Neben einem kleinen Museum gibt es auch noch unterirdische Sportanlagen in denen gerade Kindergeburstage gefeiert werden.

Gleich neben der Salzmine befindet sich eine römisch-katholische Backsteinkirche, die als Pilgerort dient, sogar von Wien sollen hier früher die Pilger gekommen sein.

Im Dörfchen Marginea bewundern wir die besondere schwarze Keramik, die durch langes Brennen in Asche entsteht. In einem Atelier können wir auch dem Töpfer über die Schulter schauen.

Die schwarze Keramik von Marginea

Beim sehr schönen und doch preisgünstigen Restaurant „Popas Turistic Bukovina“, 3 km hinter Sucevica Richtung Moldovica legen wir eine Mittagspause ein. Es gibt leckere Bukovinaküche aber auch kinderfreundliche Gerichte, wie Nudeln, Hühnerschnitzel und Pommes. Besonders zu empfehlen der Beerensalat mit frische Waldbeeren.

Zurück geht es durch die malerische bergige Landschaft. Wir sehen herausgeputzte Dörfer in denen der Pferdewagen genauso alltäglich ist wie das Auto.

Die Häuser sind farbenprächtig und oft künstlerisch verputzt.  Auf dem Weg nach Moldovica halten wir kurz auf dem Pasul Ciumarna (1109m). Von hier bietet sich ein weites Panorama über die umliegenden Täler und Berge.

Traumpanorama vom Pass

Das Denkmal einer riesigen Hand wurde zu Ehren der Erbauer des  Passes aufgestellt.

Rechtzeitig vor dem Regen kommen wir nach ca. 7 Stunden nach Gura Humorului zurück.

Abends schlendern wir noch ein wenig durch das kleine Stadtzentrum, es gibt eine erstaunliche Anzahl an Kirchen.

Dann suchen wir etwas verzweifelt nach einem Restaurant: Die Stadt hat hier nicht viel zu bieten: Hilde‘s haben wir gestern schon ausprobiert mit nur mittelmäßiger Küche. Im 10 Minuten entfernten Stadtzentrum gibt es nur das Best Western mit Buffet für riesige Busgesellschaften. Schließlich finden wir am Fluß die kleine Holzofenpizzeria „Atipic“ in der wir gemütlich den Abend ausklingen lassen.