Kirchenburg-Schäfer-Imker- Kultur und Landleben in Alma Vii

Heute wachen wir in einer wunderbaren Idylle auf Alma Via auf. Die Sonne scheint (obwohl Regen angesagt war) und auch telefonisch ist man hier nicht erreichbar. Das wird allerdings abgemildert durch perfektes W-LAN – wie übrigens bisher überall in Rumänien. Da ist Deutschland noch lange nicht so weit.

Nach dem Aufstehen grüßen die Sonnenblumen

Nach einem sehr leckeren frischen und vor allem späten Landfrühstück wandern wir die wenigen Minuten hinauf zur Kirchenburg von Alma Vii.

Unterwegs hören wir schon einiges über die vielen Stiftungen, die es ermöglichen, Häuser in dieser Gegend fachgerecht zu restaurieren. Es gibt sogar regelrechte Bildungskampagnen und Plakate, wie man historisch richtig restauriert.

Plakat mit Erkärungen wie man richtig restauriert

Die Kirchenburg Alma Vii wurde von den ortsansässigen Sachsen gebaut, in erster Version bereits im 12./13. Jahrhundert während des Mongolensturms.

Kirchenburgen sind befestigte Kirchen. Rund um eine Kirche gibt es eine regelrechte Festungsanlage mit Wehrtürmen und Vorratsgebäuden. Im Falle eines Angriffs mußte sich ein ganzes Dorf in die Kirchenburg zurückziehen können und dort auch für eine Weile überleben. Deshalb sammelten die Bewohner über die Zeit Lebensmittelvorräte auf der Burg.

Die jetzigen Anlagen stammen aus dem 16. Jahrhundert und wurden erst vor wenigen Jahren restauriert.

Übrigens kann man in der Kirchenburg auch in kleinen Kammern übernachten (nichts für Leute mit Klaustrophobie), Feste feiern und Seminare abhalten.

Übernachtung im Turmzimmer

Wir besteigen zunächst den Glockenturm. Von hier hat man eine grandiose Sicht auf das Dorf, unsere Unterkunft Alma Via und die Umgebung.

Blick auf Alma Via vom Glockenturm

Lorand und Christian erzählen uns sehr viel Interessantes zur Geschichte der Kirchenburgen und der Siebenbürger Sachsen. Auf dem Glockenturm kann man auch die Glocken läuten.

Auf dem Wehrgang mit Blick zum Burgstorch geht es weiter zum Getreideturm.

Hier findet sich auch noch ein gut erhaltenes Skelett, das bei den Restaurierungsarbeiten gefunden wurde.

Besonders spannend ist der Eisturm. Hier auf der Nordseite der Burg wurde schon vor Hunderten von Jahren ein natürlicher Kühlschrank aus Eis und Stroh geschaffen, der wichtige Vorräte frischhalten konnte.  Zum Schluß kommen wir zum Speckturm.

Speckturm

Hier lagerten die Dorfbewohner ihre Speckvorräte für den Fall einer Belagerung. Jedes Haus im Dorf hatte eine Hausnummer, diese war auf die Speckseiten geprägt und jedes Haus hatte einen Haken mit seiner Hausnummer – so sollte Speckdieben ein Riegel vorgeschoben werden.

Speckhaken mit Hausnummer

In den Türmen gibt es auch interessante Informationen und Exponate zum Vielvölkerstaat in Siebenbürgen: Sachsen, Rumänen, Szegler (aus Ungarn) und Roma.

Nach diesem spannenden und lehrreichen Ausflug erwartet uns schon der Pferdewagen. Der freundliche Kutscher und Christian schaffen es, daß wir irgendwie zu Neunt auf das kleine Gefährt passen und dann geht es los.

 

Zunächst durch das Dorf, wo uns die Einwohner freundlich zuwinken und dann durch Feldwege mit wunderschönen Kräutern am Wegesrand die herrlich duften. Die Fahrt hat meditative Wirkung.

Kamille am Wegesrand
In der Ferne die ersten Schafherden

Auf einer Lichtung haben Mike und Lorand schon das Gras gemäht und einen leckeren Picknicktisch gedeckt.

In der Ferne sehen wir schon die Schafherden und einige Hirtenhunde umkreisen uns argwöhnisch.

Frisch gestärkt wandern wir weiter zum Schäfer. Auf den Wiesen wächst Kamille, Minze und Schafgarbe – daraus brühe ich mir heute Abend noch einen sehr schmackhaften Tee.

Vorbei an den Spuren der Köhler laufen wir durch die Wiesen. Christian und Lorand zeigen uns riesige bunt schillernde Mistkäfer auf den Gräsern und einen besonderen Pilz der auf Wiesen in der Nähe von Schafen vorkommt.

Schafspilz

Beim Schäfer werden wir herzlich empfangen. Das Schäferehepaar lebt hier draußen den ganzen Sommer in einem einfachen, vorne offenen Bretterverschlag der als Wohnzimmer und Schlafzimmer dient.

Trotz der Einfachheit, ist alles sehr funktional und liebevoll eingerichtet, auf dem kleinen Tisch steht in einer halbabgeschnittenen Wasserflasche ein schönes Bouquet aus Wiesenblumen.  Die Küche ist ein offenes Feuer und in einer kleinen Hütte daneben wird der Schafskäse hergestellt.

Die Küche

Rundherum die Schafe, ein paar Ziegen und mehrere Hunde.

Die freundliche Schäferin lädt uns zu leckeren Crêpes gefüllt mit süßem Schafskäse ein.

Es ist herzerwärmend was für eine große Gastfreundschaft uns trotz bescheidener Verhältnisse entgegengebracht wird.  Danach haben die Kinder viel Spaß mit den Hunden, vor allem einem kleinen Babyhund.

Wir sehen in der Käsehütte die Käselaiber und erfahren wie der Schafskäse hergestellt wir.

Wir dürfen natürlich auch etwas vom ganz frischen Schafskäse probieren, der sehr frisch und etwas säuerlich schmeckt. Wir sitzen im „Wohnzimmer“ der Familie. An der Wand einträchtig nebeneinander ein Jesusbild und eine herausgerissene Katalogseite mit einem Kleid.

Am liebsten würden sie uns noch eine Suppe kochen. Eine sehr gastfreundliche Familie.

Weiter geht es per Pferdewagen zum Imker. In der Ferne grollt schon der Donner, hoffentlich schaffen wir es vor dem Regen.

Der Imker bereitet schon eine Räuchertasse vor, um die Bienen zu beruhigen.

Nacheinander ziehen wir die Bienenhüte auf und schauen mit dem Imker in die Bienenstöcke auf der Suche nach einer Königin, leider ohne Glück.

Danach zeigt uns seine Tochter, wie der Honig von den Waben in einer Zentrifuge zum leckeren Honig, so wie wir ihn aus dem Glas kennen, verarbeitet wird.

Wir dürfen die verschiedenen Honigsorten probieren. Es gibt auch Honig mit Propolis und Walnüssen. Uns schmeckt der Blütenhonig am besten und wir kaufen zwei Gläser davon.

Nun fängt es an zu tröpfeln. Im Trab bringt uns der Pferdewagen zurück zur Alma Via – gerade rechtzeitig, bevor es in Strömen anfängt zu regnen.

Zurück in unserem schönen Gästehaus

Es war ein wunderschöner Tag, die Kinder sind begeistert – ja auch für unsere Teenager waren die Erlebnisse sehr spannend und teilweise auch ganz neu. Gemütlich verbringen wir den Rest des Tages in der großen Scheune -hier gibt es tolle Rückzugsmöglichkeiten, eine bequeme Leseecke, Spielzeug für Kinder und sogar ein kleines Kino.

Eingangsbereich Scheune
Großer Spielboden mit Kino in der Scheune