Pittoreske Dörfer, Ausgrabungen in Akrotiri, eine Weinprobe und Oias enge Gassen – Santorini im Schnelldurchlauf

Wir wachen heute zu einem schönen Sonnenaufgang auf und genießen ein frisches, gesundes Frühstück.

Dann steht eine intensive Inseltour auf dem Plan, um noch ein paar der Gebiete kennenzulernen, die von Oia aus etwas umständlicher zu erreichen sind. Wir haben bei Blue Shades of Greece eine sogenannte „Semi Private Island Tour with Wine Tasting and Food Pairing“ gebucht, d.h. wir werden in sehr kleiner Gruppe unterwegs sein, zum Schluß sind wir tatsächlich nur  zu viert:  wir und ein amerikanisches Paar aus Philadelphia.

Um 9 Uhr holt uns der nette Driver-Guide am Hotel ab und wir sind wieder einmal froh, daß wir hier nicht selbst fahren müssen – in den engen Gassen muß man die Abmaße seines Fahrzeugs wirklich sehr gut kennen.

Lefty, unser Guide, erzählt uns sehr viel über die Entstehungsgeschichte der Insel und die damit verbundenen Theorien und Mythen.

Unsere erste Station ist das mittelalterliche Dorf Pyrgos im Inselinneren.

Pyrgos wurde im 15. Jahrhundert von den damals die Insel besiedelnden Venezianern erbaut, inklusive einer venezianischen Burg. Insgesamt gibt es noch die Ruinen von 5 venezianischen Burgen auf Santorini (Pyrgos, Skaros, Oia, Akrotiri und Megalochori), von denen die in Pyrgos noch am besten erhalten sind.

Wir wandern durch das malerische und nicht touristische Dörflein, bewundern die riesige Anzahl an Kirchen und Kapellen und besteigen die Ruinen der alten venezianischen Burg. Von dort haben wir eine wunderbare Rundumsicht auf das Dorf und auf die Insel.

Eines der vielen wunderschönen Kapitänshäuser, heute meistens Luxushotels oder Restaurants, selten noch im Privatbesitz

Lefty erzählt uns, daß nach dem Vulkanausbruch Nea Kameni 1950 viele Einwohner die Insel verlassen haben. Langsam kamen einige zurück und bauten ihre Häuser wieder auf. Die heutigen Bauvorschriften erlauben Neubauten nur, wenn Teile alter zerstörter Gebäude, z.B. Mauern, mit in den Neubau integriert werden. Also sucht man sich besser ein Stück Land auf dem noch irgendwelche alten Gemäuer stehen, sonst hat man keine Chance zu bauen.

Blick zurück auf Pyrgos

Nun geht es weiter nach Akrotiri auf die südliche, Oia entgegengesetzte Inselspitze. Wir hören noch einmal die Entstehungsgeschichte der Insel und von hier in Aktrotiri können wir noch einmal ganz anders auf die Insel schauen. Es wird von hier aus viel deutlicher, daß die Insel früher einmal ein Ring gewesen ist. Wir erfahren auch, daß auf dem Meeresboden vor Oia der Unterwasservulkan Kolumbos schlummert, vor dem alle Einwohner hier Respekt haben.

In Akrotiri haben wir Gelegenheit die Ausgrabungen der prähistorischen Stadt Akrotiri zu bewundern. Akrotiri zählt zu den wichtigsten prähistorischen Orten in der Ägäis. Es ist die erste Ansiedlung, die es jemals auf Santorini gab und stammt aus der späten Jungsteinzeit um ca. 4000 B.C.

Eingang zur Ausgrabungshalle in Akrotiri

Diese Siedlung wurde dann später durch die gewaltige Eruption von 3.500 B.C. verschüttet und erst vor wenigen Jahrzehnten entdeckt und jetzt Stück für Stück wieder ausgegraben. Im Gegensatz zu Pompeji findet man hier jedoch keine Spuren von Menschen, da angenommen wird, daß die Einwohner entweder flüchten konnten oder die Eruption so stark war, daß alles pulverisiert wurde.

In einer großen überdachten Halle können wir die Überreste einiger Stadtteile und recht großer bis zu dreistöckiger Gebäude bewundern. Teilweise sehen wir Überreste von Vorratshallen mit großen Krügen.

Besonders vorstellbar wird alles durch eine Videodokumentation, die zeigt, wie die Häuser wahrscheinlich ausgesehen haben.  Wir sehen wunderschöne großzügige Häuser mit großen Fenstern zum Meer hin, künstlerischen Wandmalereien und marmornen Fußböden.

Dies deutet alles auf eine hochentwickelte Zivilisation mit guten architektonischen Fähigkeiten hin. Die Menschen hatten auch ein für die damalige Zeit sehr hochentwickeltes Hygienesystem mit Keramikwasserrohren und Toiletten, ähnlich den Pumpsklos auf alten Schlössern aber bereits mit Abfallrohren. Für die Besichtigung von Akrotiri braucht man etwa 1 Stunde.

Danach fahren wir weiter auf die flache Inselseite Richtung Vlichada Beach. Wir fahren vorbei an riesigen Kirschtomatenfeldern, eine Spezialität der Insel. Aufgrund des Wassermangels sind die Tomaten besonders konzentriert und aromatisch, ähnlich wie beim Wein der Insel. Es gibt auch noch mehrere Tomaten-Fabriken. Und immer wieder sehen wir Weinfelder.

Weinfelder

Vlichada-Beach ist ein kleiner malerischer Strand der vorrangig von einheimischen besucht wird und seinen Charaker durch die weißen Klippen aus Vulkangestein erhält.

Marina von Vlichada

Weiter geht es dann Perivolas Beach, berühmt für seine schwarzen Sandstrände. Hier geht es schon eindeutig touristischer zu. Auf einer Länge von 4km reihen sich verschiede Strandbäder mit Liegen, Schirmen und Restaurants aneinander, von denen manche sehr einladend aussehen.

Unser nächster Stop ist das kleine Dörfchen Megalochori im Inselinneren, berühmt als ehemalige Händlerstadt des berühmten Dessertweins VinSanto.

Wir finden dieses Dörfchen mit seinen kleinen Gassen besonders schön und würde hier am liebsten sitzen bleiben und einen Wein trinken.

Aber die Weinprobe folgt sowieso als nächstes. Im bekannten  Weingut Domaine Sigalas nahe Oia ist eine Weinprobe mit Foodpairing geplant.

Auf dem Weg dahin erfahren wir noch einiges über die lange Tradition des Weinbaus auf Santorini.  Wie auf vielen vulkanischen Inseln wird der Wein hier nicht in aufrechten Rebstöcken sondern vogelnestartig  direkt über dem Boden angebaut. Das schützt vor Wind und durch die Bodennähe können die Pflanzen ihr Wasser aus dem vulkanischen Tuffstein aufnehmen. Wie bei den Tomaten führt die Wasserknappheit zu einer besonderen Konzentration der Weinaromen.

Santorini war nie von der Reblaus betroffen und kann deshalb noch zu 100% auf ihre eigenen antiken autochthonen Weinsorten zurückblicken. Besonders bekannt und ca. 70% der Rebmenge macht der Assyrtiko aus, eine Weißweinsorte die wir in den vergangenen Tagen schon kennen und lieben gelernt haben. Es gibt aber noch mindestens 30 weitere Rebsorten auf der Insel. Der Fokus liegt auf (lagerfähigem) Weißwein und VinSanto, aber es gibt auch den einen oder anderen guten Rotwein.

In der Domaine Sigalas haben wir die Möglichkeit 4 Weine mit genau abgestimmtes Speisen zu probieren.

Wir beginnen mit einem Weißwein aus der Rebsorte Aidani. Dazu gibt es einen leckeren griechischen Salat mit reifen Kirschtomaten und Leberpate.

Ein Genuß. Wichtig, daß hier bereits die Weißweine 13-14% Alkohol enthalten. Sie sind fast alle ausgebaut und haben eine hohe Lagerfähigkeit.

Danach folgt ein Assyrtiko (14% Alkoholgehalt!), der uns besonders gut schmeckt, dazu mit Couscous gefüllte Weinblätter und  Dips aus Aubergine, Schafskäse, Jogurth mit Minze und hausgebackenes Brot.  Dieser Wein schmeckt uns so gut, daß wir danach 2 Flaschen mitnehmen.

Nun haben wir die Wahl zwischen einem Rose (EAN: 50% Mavrotragano, 50% Mandilaria) oder einem Rotwein (Mm aus den gleichen Trauben). Dazu gebackene Aubergine mit Bechamelsauße und hausgemachte Pasta.

Zum Abschluß gibt es einen roten VinSanto (Apiliotis aus 100% Mandilaria) und eingelegte Kirschen.

Eine spannende und abwechslungsreiche Weinprobe, unser Herz hier schlug eindeutig für die weißen Varianten.

Domaine Sigalas – Blick in den Verkaufsraum

Unsere letzte Station ist Oia. Wir gehen mit unseren Guide durch die Gassen die wir schon kennen, entdecken aber durch ihn noch das ein oder andere neue.

Gelegenheit für ein Foto mit uns beiden

Vor allem erfahren wir, warum so viele Amerikaner nach Santorini kommen. Anscheinend gab es in den 80er Jahren einen Film „Summer Lovers“ mit Daryl Hannah und Peter Gallagher der in Oia spielt und wir sehen sogar noch das Haus, in dem das Filmpaar gewohnt hat.

In diesem Haus lebte das Filmpaar von Summer Lovers, direkt an der Spitze von Oia unter den Windmühlen

Wir bekommen noch einen Streetfood Tipp für unser Abendessen (ein Kepab-Laden gleich hinter dem Supermarkt am Busbahnhof) und dann geht es zurück zum Hotel.  Wir haben das Gefühl heute sehr viel gesehen und Wissenswertes erfahren zu haben.

Nach einem kühlen Bad im Pool und einer Lesepause holen wir uns einen „griechischen Döner“ (Hühnerfleisch, Jogurthsoße, Zwiebeln und Tomate in einem frisch gebackenen Pitabrot mit Pommes).

Mit einer Flasche Nykteri lassen wir dann auf unserer Terrasse den Abend ausklingen und werden noch Zeugen, wie der orange-goldene Mond zuerst langsam hinter dem Felsen von Imerovigli aufsteigt und dann die Bucht in silbernes Mondlicht taucht.

Mythos Halongbucht – märchenhafte Tage auf der Dschunke

Heute starten wir zum letzten großen Abenteuer und Highlight unserer Vietnamreise – wir fahren in die Halongbucht.  Am Golf von Tonking ist hier über die Jahrtausende eine mythische und ikonische Landschaft durch aus dem Meer herausragende Karstkegel entstanden. Sieht man ein Bild von der Halongbucht, wird es von jedem sofort erkannt und richtig zugeordnet. Das Spiel der Farben und des Lichts gibt der Bucht zu jeder Tageszeit eine unverwechselbare mythische Stimmung. In der Mythologie wird die Bucht auch Drachenbucht genannt (Ha Long bedeutend „herabsteigender Drache“)

Auf dem Weg zur Bucht machen wir einen Zwischenstopp an einer Perlenfarm (Perlen werden an versteckten Plätzen in der Halongbucht gezüchtet).

Es ist etwas kommerziell aber wir erfahren viel Wissenswertes zum Thema. Wir können direkt einigen Arbeiterinnen über die Schulter schauen, die die Perlmuscheln öffnen, Perlen entnehmen und dann die Muscheln wieder verschließen.

Auch über die verschiedenen Farben und Qualitäten erfahren wir einiges. Natürlich kann man hier auch die berühmten Halongbucht-Perlen, zu Schmuck verarbeitet, erwerben.

Wir erreichen Ha-Long Stadt, das Tor zur Bucht und Abfahrthafen der Dschunken. Die Stadt selbst ist eine Industriestadt mit angeschlosssenem Tiefseehafen.

Aufgeregt besteigen wir unsere Dschunke – ein komfortables kleines Kreuzfahrtschiff im traditionellen Dschunkenstil mit Platz für ca 30 Passagiere – und fahren los.  Nach wenigen Minuten sehen wir die ersten Ausläufer der Karstgebirge und werden sofort in eine meditative Stimmung versetzt. Das langsame Gleiten der Dschunke durch die verzauberten Karstlandschaft bringt sofortige Entspannung. Immer wieder gibt es wunderschöne neue Aussichten.

Ich habe schon einmal eine faszinierende Flußlandschaft mit Karstkegeln in Guilin in China erlebt. Die Stimmung war ähnlich aber die Halongbucht spielt dennoch in einer anderen Liga.  Hervorragend an Bord auch das Essen – mit einem Fokus auf Meerestiere, wird hier dem insgesamt köstlichen vietnamesischen Essen noch einmal eine Krone aufgesetzt. Ein weiteres Highlight sind die Tischdekorationen mit z.B. riesigen Feuervögeln aus Karotten geschnitzt.

Ein Feuervogel aus Karotten geschnitzt

Am Nachmittag haben wir Gelegenheit zum Besuch des schwimmenden Fischerdorfes Cua Van. Hier leben seit vielen Generationen knapp 1000 Menschen auf Hausbooten in einer stillen von Karstkegeln umgebenen Bucht.

Wir steigen von der Dschunke um in kleine Fischerbote, die von Einheimischen gestakt werden und gleiten langsam durch die wundersame Welt. Die Sonne brennt, es gibt keinen Schatten und deshalb tragen auch wir alle den typischen konischen vietnamischen Spitzhut der uns hier sehr praktisch Schatten spendet. Einziger Nachteil: es ist sehr schwierig nach rechts oder links zu sehen ohne den kompletten Kopf zu drehen. Die einheimischen Bootsführer selbst sind komplett verhüllt inklusive Händen und Gesicht. Nur die Augen schauen heraus.  Wir genießen die Fahrt und bewundern die Einwohner, die hier leben.

Traditionelle Dschunke

Es gibt sogar einen kleinen schwimmenden Tante-Emma-Laden. Dort erwerben einige von uns direkt vom Boot aus ein paar Dosen Bier – sehr zur Freude der Einwohner.

Zurück an Bord können wir weiter die Landschaft genießen. Auf dem Oberdeck gibt es viele tolle Plätze zum Verweilen.

Dann kommt die mystische Abendstimmung. Das Licht wird weniger und fast minütlich wird die Bucht in neues faszinierendes Licht getaucht. Wir stehen und staunen. Unser Schiff geht nun auch vor Anker.

Es wird Abend in der Halongbucht

Ein Highlight für die Kinder ist die Möglichkeit, im Nachtlicht kleine Tintenfische zu angeln. Tatsächlich beißt der eine oder andere an.

Zum Frühstück werden uns die Tintenfische dann als köstliche Crabcakes serviert.

Wir genießen einen langen Abend auf dem Oberdeck der Dschunke  – es ist ja auch unsere letzte Nacht in Vietnam.

Nach nur 4 Stunden Schlaf zwinge ich mich wieder zum Aufstehen. Man kann nicht in der Halongbucht sein und den Sonnenaufgang verpassen. Gegen 5 Uhr gehe ich noch im Schlafanzug aufs Oberdeck. Das erste Licht kommt, aber noch ist es komplett neblig. Dann, ganz langsam geht die Sonne auf und es wird unbeschreiblich magisch.

Ich habe noch nie so ein transluzentes Licht gesehen. Ich kann einfach nur Staunen. Um 6 Uhr verwandelt sich dann unser Schiffskommandant in einen Thai-Chi Meister und ich komme mit wenigen anderen, die es auch aus dem Bett geschafft haben in den Genuß einer unglaublichen Thai-Chi Stunde auf Deck vor der Kulisse der Halongbucht.

Gleich um 7 Uhr wartet das nächste Highlight – wir können entweder Kajak durch die Bucht fahren oder die faszinierende Pelikangrotte Hang Bo Nau besuchen. Die Kinder und meine Mann fahren Kajak, die Oma bleibt an Bord und ich entscheide mich für eine Wanderung zur Grotte.  Mit einem kleinen Boot landen wir an der Karstinsel mit schönem keinen Sandstrand an. Dann geht es steil berghoch bis etwa auf halbe Höhe des Felsens und von hier in eine wunderschöne Grotte, die wir durchqueren, am Ende der Grotte wartet der wohl schönste Blick auf die Halongbucht – ich sehe die Karstfelsen und unser Schiff. Das Foto von hier wir zu einem der begehrtesten Fotomotive für alle.

Mein schönstes Foto der Halongbucht

Rückwärts verweile ich noch etwas am Strand und sehe meine Kinder im Kajak vorübergleiten.

Nach diesen ganzen Highlights ist jetzt Zeit für eine gutes  Frühstück und wir genießen die zweistündige Rückfahrt nach Halong Stadt.

Halong Stadt wieder in Sicht

Weiter geht es mit dem Bus nach Hanoi, wo wir in einem wunderschönen Restaurant mit Blick auf den Hoan Kiem See und das geschäftige Treiben der Stadt noch ein herausragendes Abschiedsdinner genießen.

Ein letztes Mal köstliche Sommerrollen

Danach müssen wir uns leider von unserem tollen Führer Do verabschieden und nehmen den Nachtflug nach Deutschland, voll von tiefen Erinnerungen and dieses wunderschöne und freundliche Land.