10 Dinge, die man in Patagonien erlebt haben muß

Zum Abschluß unserer phantastischen Reise möchte ich hier noch einmal meine persönlichen Highlights teilen: 10 Dinge, die man in Patagonien erlebt haben muß. Grundsätzlich ist eine Patagonienreise unbedingt zu empfehlen. Es ist eine Traumreise – für uns war es mit Abstand unser spannendster Urlaub – und wir haben schon einiges von der Welt gesehen. Man sollte sich mindestens 3 Wochen Zeit mitbringen – mehr ist natürlich immer gut, denn auch wir haben trotz bester Routenplanung nur einen Bruchteil dessen gesehen, was Patagonien bietet. Wir haben uns dabei komplett auf den südlichsten Teil Patagoniens konzentriert.

Ich empfehle auch auf jeden Fall, für die Routen- und Unterkunftsplanung die Unterstützung eines Reiseexperten zu nutzen – so bekommt man wertvolle Tipps für die Route und erlebt keine Reinfälle bei den Unterkünften. Wir haben uns da ganz auf America Andina verlassen und sind damit bestens versorgt gewesen. Auch sollte man die weite Anreise für eine Zwischenstopp in einer der südamerikanischen Metropolen nutzen. Wir haben uns für Buenos Aires entschieden, aber auch Santiago de Chile würde sich als Ausgangspunkt anbieten.

Meine 10 persönlichen Highlights

1. Kap Hoorn

Dieser magische Felsen am Ende der Welt ist die Reise wert.  Zu erreichen auf einer Expeditionskreuzfahrt mit der Ventus Australis und dem dazugehörigen Wetterglück (Anlandung nicht immer garantiert)

2. Garibaldi Gletscher

Wir haben auf unserer Reise viele Gletscher gesehen und jeder davon ist besonders. Der Garibaldi hat uns jedoch wegen seiner majestätischen Erscheinung am meisten beeindruckt und dazu bei strahlendem Sonnenschein

3. Weihnachtsshooting in der südlichsten Stadt der Welt

Weihnachten am Ende der Welt. Es ist eiskalt, blauer Himmel, die Sonne scheint und die Buchstaben der Stadt Ushuaia im Weihnachtsdekor – wie kann man noch besser Weihnachtsgrüße nach Hause schicken – Feliz Navidad

4. Magellanpinguine auf der Insel Magdalena

Die faszinierenden Tiere zu Tausenden auf einer kleinen Insel. Man kann sich kaum sattsehen, wenn die kleinen Pinguine vor einem über den Weg watscheln. Ende Dezember ist zudem noch Brutzeit, so daß auch die grauen flauschigen Jungen beobachtet werden können.

5. Ein Aufenthalt im Patagoniacamp

Dieses besondere ökologische Resort im Torres El Paine Nationalpark ist seinen stolzen Preis wert. Gewohnt wird in mongolischen Jurten mit atemberaubenden Seeblick. Jeden Tag starten von hier spektakuläre geführte Wanderungen in den Park. Abends kann man sich dann bei tollem Essen, chilenischem Rotwein und im jurteneigenen Außenjacuzzi entspannen

6. Wanderung zum Base Torre

Eine herausfordernde Wanderung zu den berühmten 3 Torres-Spitzen. Anstrengend aber erfüllend und man bekommt ein Gefühl für die Schönheit und Rauheit der Natur. Ein Muß, wenn man im Torres El Paine Station macht

7. Wanderung zur Laguna de los Tres

Von der Hosteria El Pilar bis zum Fuße des Fitzroy – eine spektakuläre und herausfordernde Wanderung die mit einem wunderschönen Gletschersee und (hoffentlich) einem direkten Blick auf den Fitzroy belohnt wird. Beim Aufstieg kann man ins weite Tal zurückblicken und Kondore sehen. Ein Geheimtipp ist die nicht ausgeschilderte 2. Lagune – noch ca 20 Minuten weiter links von der Laguna de los Tres

8. Wanderung zur Laguna Torre

Bei dieser spektakulären Wanderung zum Cerro Torre hat man den Traumberg fast immer im Blick. Abwechslungsreich geht es über Felsen, Moränen, weite Täler und Wald bis hin zum Ufer der Gletscherlagune mit „Traumblick auf den Traumberg“.

9. Einen Calafate Sour probieren

Der typische Cocktail Patagoniens hat es in sich und schmeckt extrem lecker: Sirup aus Calafatebeeren, Piso (eine Art Traubentrester), Zucker, Eis, Zitronensaft und eventuell ein Eiweiß).  Ich habe ihn auch schon zurück in Deutschland nachgemixt und er kam auch bei meinen Gästen gut an.

10. Abendstimmung in El Chalten

Wenn es Abend wird im Aussteigerdörfchen El Chalten, dann ist man so richtig im Urlaub angekommen. Lange, helle Abende, große Ruhe im Ort, ein bezauberndes Bergpanorama und niedliche Kneipen laden zu einem zufriedenen Abend nach langer Wanderung ein. Gefühlt könnte man hier ewig bleiben

Damit schließt sich der Reisebericht über unsere Patagonienreise. Noch immer zaubert jeder Gedanke an diese Reise ein breites Lachen auf unser Gesicht.

Falls Ihr eine Reise nach Patagonien plant, zögert nicht, mich für Erfahrungswerte zu kontaktieren.

Eure Neli

Los Cuernos und Mirador de los Condores – Wandern in Torres El Paine

1.1.2019

Heute wollen wir uns warmlaufen für den großen Torres Base Trek morgen. Aus dem reichhaltigen Wanderprogramm des Patagoniacamp wählen wir 2 kürzere, mittelschwere Wanderungen aus, die wir zu einem Tagestrip kombinieren. Mit uns kommt eine 5-köpfige Familie aus Kanada und unser Guide Ignacio („Nacho“). Nacho kommt aus Santiago und arbeitet schon viele Jahre als Guide. Meistens arbeiten die Guides die Saison (ca. 7-8 Monate) durch und gehen dann für 2-3 Monate auf Reisen. Nacho spricht hervorragendes Englisch und war sogar schon mal in Bayern zum Klettern.

Türkisblauen Gletscherseen im Torres El Paine

Zunächst geht es mit dem Van ca. 1 Stunde tief hinein in den Nationalpark zu unserer ersten Wanderung. Es geht vorbei an Bergen, wunderschönen türkisblauen Gletscherseen und rauhen Granitfelsen. Ich fühle mich etwas an Kanada und das kanadische Schild erinnert, das bestätigt mir auch die Familie aus Toronto. Wir beginnen mit dem Mirador de los Condores in der Hoffnung, dort endlich einmal Kondore zu sehen. Da der Wind immer stärker  wird und die Kondore nicht fliegen, wenn es zu windig ist, hoffen wir auf unser Glück.

Rechts und links sehen wir viele abgebrannte Waldflächen. 2011 hat hier ein verheerendes Feuer gewütet und viele Hektar uralten Baumbestandes vernichtet. Durch die starken Winde konnte das Feuer problemlos sogar über die breiten Seen springen. Gespenstisch ragen viele Baumruinen in den Himmel.

Wir wandern zunächst eine längere Strecke bergauf über felsiges Terrain. Unterwegs erklärt uns Nacho immer wieder die Pflanzenwelt. Hier finden wir auch wieder die Calafatebeere, die hier sogar schon reif ist. Optisch ähnelt sie der Blaubeere und schmeckt aromatisch sauer und ein wenig nach schwarzer Johannisbeere. Aus ihr wird auch Likör hergestellt, der für den bekannten Cocktail Calafate Sour genutzt wird – den wir abends an der Bar auch probieren. Wir verkosten die Beeren und haben nun der Legende nach die Möglichkeit, wieder nach Patagonien zurückzukehren. Uns würde es freuen.

Calafatebeere – wer sie probiert, kommt wieder nach Patagonien
Calafate Sour: aus Pisco, einem Tresterschnaps, Calafatebeerenlikör und Zucker

Eine zweite interessante Beere ist die Chaura – kleine hell-rosa Beeren (so groß wie Blaubeeren aber von der Form eines Apfels), die aromatisch süß schmecken, fast ein wenig nach Honig.

Chaura Beere

Nach der Beerenverkostung geht es nun recht steil nach oben zum Gipfel des Berges.  Der Wind weht sehr stark. Wir haben Mühe, uns auf den Beinen zu halten und der Sand geht in die Augen. Eine Sonnenbrille und eine Bandana als Sturmhaube vor Mund und Nase wirken hier Wunder.

Und dann sind sie da: majestätisch segeln hoch über uns erst einer, dann zwei Kondore. Sie sind recht weit weg, aber die Größe macht klar – es kann keine anderer Vogel sein.  Es ist unglaublich: wie Segelflieger liegen die Vögel in der Luft, ganz selten gibt es mal einen Flügelschlag und wir sehen die weiten beeindruckenden Schwingen.  Kondore können Flügelspannweiten von 2.5-3 Metern erreichen.

 

Nach einer kurzen Pause am sehr windigen Gipfel geht es vorsichtig über Geröll wieder hinab und auch die Kondore kommen noch einmal zu uns zurück.

Wir entscheiden uns, vor dem Lunch auch noch die zweite Wanderung durchzuführen. Nur 10 Autominuten entfernt stoppen wir an einem beeindruckenden Wasserfall, der recht ordentliche Ausmaße hat und mit viel Getöße in die Tiefe stürzt.

Salto Grande bei Los Cuernos

Unser Guide zeigt uns ein Video: vor einigen Wochen ist wohl ein Lama oben am Fluß ins Wasser geraten, konnte sich nicht mehr aus den Fluten befreien, landete dann im Studel und wurde den Wasserfall hinuntergeschleudert.

Wir beginnen unsere Wanderung zu den Los Cuernos – den 2 Hörnern, einem bekannten Gebirgsmassiv im Torres El Paine. Es geht mit nur leichtem Anstieg ca. 1 Stunde am Fluß entlang.

Blick auf die Los Cuernos
Wanderung zu Los Cuernos

Unterwegs treffen wir eine Lama-Familie.  Es gibt immer ein Alphatier, welches die Familie beschützt. Sie laufen ganz ruhig vor uns über den Wanderweg und verschwinden dann wieder im Gebüsch.  Das Alpah-Lama checkt regelmäßig die Lage, sieht uns aber nicht als Gefahr.

Wir erreichen den Fuß der Los Cuernos, davor liegt ein großer türkisblauen Gletschersee. Diese Art Amphitheaterformationen mit Felsmassiven und davor einem See gibt es hier häufig, aber alle müssen (mal mehr mal weniger anstrengend) erwandert werden.

Wir genießen die Natur und wandern dann zurück. Einsam sehen wir ein Lama auf dem Felsen stehen.

Nun geht es zu einem späten Lunch. Auf einem Campingplatz am Lake Pehoe halten wir an: Es gibt Sandwiches, leckere Gemüsesuppe aus der Thermoskanne, Käsewürfel und Wein. Es bleibt Zeit für Gespräche und ich tausche mich mit der kanadischen Familie über meine Zeit in Toronto aus. Es stellt sich heraus, daß ich damals nur 3 Blocks von ihrer jetzigen Wohnung entfernt gewohnt habe.

Campingplatz mit Aussicht auf Lake Pehoe

Die Flagge Chiles und die Flagge Patagoniens (gelb für die Steppe, weiße Berge für das Eisfeld und die Anden und blauer Himmel mit dem Kreuz des Südens als Sternbild

Zufrieden kehren wir am späten Nachmittag ins Patagoniacamp zurück.

Einfahrt Patagonia Camp
In der Ferne sehen wir schon unsere Jurten am Berghang über Lago Torro

Wir entspannen im Außenjacuzzi unserer Jurte und ich gehe noch einmal zur Lounge (nur dort gibt es Internet), um etwas mit meinem Blog voranzukommen. Die Bilder Uploads sind so langsam, daß es kaum Spaß macht. Es ist weiterhin „digital detox“ angesagt.

Außenjacuzzi

Mein Mann und unser Sohn gehen noch eine Runde Fischen direkt unten am See.

Blick auf den Lago Torro vom Camp
Fischen

Wir gehen heute nicht so spät ins Bett. Morgen um 7:30 Uhr ist Abfahrt für eine der herausforderndsten Wanderungen, die das Camp anbietet: den Base Torre Trek eine Wanderung über 24km, über 1000 Höhenmeter und über extrem steiniges Terrain. Haben wir uns da zuviel zugemutet? Der morgige Tag wird es zeigen. Wenn wir es schaffen, haben wir einen einmaligen Blick auf das Amphitheater der 3 Torres Türme (Wahrzeichen des Parks), die nur auf dieser Wanderung so erschlossen werden können.

 

Tausende Pinguine und eine lange Fahrt durch die Pampa – von Punta Arenas nach Torres El Paine

31.12.2018

Heute heißt es wieder sehr zeitig aufstehen. Wir sind sogar noch eher wach und sehen einen wunderschönen Sonnenaufgang um 5 Uhr direkt durch unser Kabinenfenster,

Um 6:50 beginnt unsere letzte Zodiactour auf die Magdalenainsel. Hier wohnt eine riesige Kolonie von Magellanpinguinen. Wir haben noch das Glück genau zur Brutzeit da zu sein – so können wir viele der possierlichen Jungen sehen.

Anfahrt Magdalena-Insel

Schon von weiterm sieht man die schwarz-weißen Körper der Pinguine. Die Insel scheint übersät davon. Bei näherem Hinsehen sind auch viele schwarz-weiße Möwen darunter. Ein ca. 1 km langer Rundweg führt über die Insel. Links und recht sehen wir Pinguine: sie watscheln herum, sitzen mit ihren Jungen in den Erdhöhlen, putzen sich, verkünden lautstark ihren Balzruf oder schwimmen wie Delfine im Meer.

Es ist faszinierend, ihnen zuzusehen. Ab und zu laufen die Pinguine auch direkt über den Weg oder ein Stück mit uns mit. Wir müssen bei unseren Kindern einige Mythen aufklären, z.B. Pinguine gibt es nicht am Nordpol und Pinguine sind sehr klein – ca. 30cm. Pinguine sind auch sehr laut und die Insel ist erfüllt von Pinguintrompeterei und dem Geschnatter der Möwen.

Pinguinjunges mit grau-braunem Flaum

Noch ganz fasziniert fahren wir zurück zur Ventus und müssen dann leider unsere Sachen packen. Wir schiffen aus und müssen noch durch den chilenischen Zoll.

Blick auf Punta Arenas

Gegen Mittag sind wir dann draußen in Punta Arenas. Eigentlich dachten wir, daß wir noch etwas Zeit für eine kurze Stadtbesichtigung haben, doch unser Transfer nach Torres El Paine zum Patagoniacamp wartet schon. Ganz erschrocken hören wir, dass die Fahrt ca 4.5 Stunden dauert.

Es geht durch die Pampa, über schnurgerade Straßen, links und rechts eingezäunte Estancias, auf denen wir immer mal wieder Schafe, Kühe oder Pferde sehen. Der weite Himmel erinnert mich ein wenig an Afrika.

Der Straßenrand wird von wunderschönen Blumeninseln mit Rittersporn in blau, lila und rosa gesäumt.  Bis Puerto Natales ist die Straße sehr gut und es gibt wenig Verkehr. Dann biegen wir Richtung Torres El Paine ab und landen auf Schotterpisten. Hier geht es langsamer voran, dafür wird die Landschaft spannender.  Es wird bergiger und es gibt mehr Wald. Nun erinnere ich mich etwas an Kanada. Vorbei an türkisblauen Gletscherseen kommen wir zum Patagoniacamp.

Das Patagoniacamp ist ein ökologisches Ressort mit 20 Jurten, die am Berghang mit Blick zum Torres-See gebaut wurden. Es ist ein wunderschöner, intimer Ort. Wir werden herzlich begrüßt. Zu viert haben wir eine sogenannte Family-Yurt – das sind 2 verbundene Jurten mit einem Bad in der Mitte. Jede Jurte hat ein durchsichtiges Dach durch welches man den Sternenhimmel sehen kann, alle mit Blick auf den See und mit viel Liebe zum Detail eingerichtet.

Blick in die Family Yurt

Sternenhimmel inklusive

Außerdem hat die Jurte einen Outdoor-Jacuzzi, der auf Wunsch angestellt wird.  Nach 5 Tage haben  wir auch wieder etwas Internet aber leider nur im Restaurant und im Loungebereich – dem Puma-Room. Digital Detox ist weiterhin angesagt – sehr zum Unwillen unserer Kinder und auch für den Blog ist das nicht vorteilhaft – für die Erholung schon. In den Jurten gibt es kein WiFi. Wir überlegen noch gemeinsam mit den Guides unsere Wandertour für den kommenden Tag und dürfen dann gemeinsam mit allen Gästen und Campbetreibern ein schönes Silvesterfest mit einem ausgezeichneten Galabuffet feiern.

Restaurant Patagonia Camp
Galadinner

Ich probiere PisoSour und chilenischen Wein.

Pisco Sour – südamerikanisches Cocktail aus Tresterschnaps, Limone und Zucker

Gegen 1 Uhr geht es dann ins Bett, am nächsten Tag wollen wir schließlich wandern gehen.

Happy New Year

Tag 3 auf der Ventus Australis – Condorgletscher und Agostini Nationalpark

30.12.2018

Nach einer verhältnismäßig ruhigen Nacht – ich bin nur einmal kurz vom starken Schaukeln des Schiffes aufgewacht – geht es morgens raus zu einem besonderen Abenteuer im Agostini Nationalpark: wir fahren mit den Zodiacs direkt bis an den Fuß des Condorgletschers: weiß-blau ragt der Gletscher direkt vor uns empor und läßt uns ganz klein fühlen.

Einfahrt in die Bucht des Condor-Gletschers
Mit dem Zodia vor dem Condor Gletscher

An der rechten Seite bricht ein breiter Wasserfall auf halber Höhe hinab.

Wir verweilen länger in der Bucht. Heute sind wir mit allen Deutschen an Bord (9) zusammen auf einem Zodiac mit der deutschen Führerin Guste unterwegs und können deshalb den Ausführungen sogar in unserer Muttersprache lauschen.

Wir bewundern die Gletscherspalten – diese entstehen, wenn der Gletscher sich auf das Tal zubewegt und so mehr Platz bekommt.

Auch der Condorgletscher ist ein sogenannter Meeresgletscher, d.h. er ist in direktem Kontakt mit dem Wasser. Guste erzählt uns von Plüschow, einem deutschen Militärflieger aus dem 1. Weltkrieg, der nach Patagonien kommt und dort sowohl als erster die Darwin-Cordilleren überfliegt, also auch das erste Postflugzeug zwischen Ushuaia und Punta Arenas einrichtet. Damit wurde die Postsendezeit von 3 Tagen auf 2 Stunden verkürzt. Leider verunglückte Plüschow später bei einem seiner Flüge. Er hinterläßt spannende Literatur, z.B. das Buch „Silberkondor über Feuerland“, welches ich mir nach dem Urlaub unbedingt holen werde. Anscheinend hat Plüschow seine Cordilleren Überquerung auch gefilmt und die Filme sollen auf YouTube zu finden sein.

Zum Abschluß beobachten wir noch Dominikanermöwen und eine kleine Kolonie mit Königskormoranen, die sich fast wie Chamäleons in die Felsenlandschaft eingliedern.

Kormorane sind die besten Fischer der Welt. Deshalb folgen die „menschlichen Fischer“ auch ihrem Instinkt für Fischereigründe und wir sehen einige Reusen zum Fischen von Königskrabben.

Mittags lauschen wir einen sehr spannenden Vortrag über die Magellanpinguine, die wir hoffentlich morgen früh beim Landgang auf der Insel Magdalena sehen werden. Wir erfahren viel über Lebensweise und Fortpflanzung dieser Tiere, die ja nur auf der Südhalbkugel der Erde leben. Wir haben Pinguine bereits in Ecuador und in Südafrika gesehen. Die Magellanpinguine haben ihren Namen tatsächlich vom Seefahrer Magellan, der diese Tiere als erster Europäer beschrieben hat. Er nannte sie damals wegen ihres watschelnden Ganges „stupid ducks“ („dumme Enten“).  Tatsächlich sind die Pinguine nur an Land unbeholfen, da sie keine Kniegelenke besitzen und deshalb steifbeinig watscheln. Im Wasser tauchen sie wie die Delfine und erreichen Geschwindigkeiten von bis zu 25km/h.

Für den Nachmittag ist noch ein Langang am Aguilargletscher (Adlergletscher) geplant. Bei strömendem Regen fahren wir mit den Zodiacs los. Wir wandern entlang der Moräne und haben heute einen eindeutigen Fokus auf der Pflanzenwelt.

Wandern auf der Moräne

Wir begutachten riesige Algen, die am Strand liegen und die schon von den Yagans zum Vertäuen ihrer Kanus verwendet wurden.

Algen am Strand beim Aguilar-Gletscher

Weiter geht es in den spannenden „subantarktischen kalten Regenwald“. Dies ist der südlichste Wald der Erde und ein Primärwald, d.h. von selbst entstanden durch Moose und Farne und nahezu unberührt.  Das Spannende sind nicht die großen Bäume sondern der Miniaturwald am Boden des Waldes – es gibt hier eine ungewöhnliche Artenvielfalt an Moosen und Flechten.

Subantarktischer Primärwald mit Minitaturwald
Extremer Reichtum an Moosen und Flechten

Diverse davon mit heilender und teilweise antibiotischer Wirkung, z.B. bei Magen und Darmerkrankungen.  Wir sehen auch die sogenannte „Calafatebeere“ (buchsbäumige Berberitze). Die Legende sagt: wer ihre Beeren ißt, der kommt nach Patagonien zurück. Leider sind die Beeren im Moment noch nicht reif…

Diese Beeren sollte man nicht essen, sie verursache Darmprobleme

Eine weitere Pflanze, die ähnlich aussieht, wie ein Rhododendron, ist eine Vitamin C Quelle und wurde von den Seeleuten gegen Skorbut genutzt. Interessanterweise gibt es in diesem Wald keine Säugetiere (nur Vögel und Insekten), da es keinen Landweg für die Einwanderung dieser Tiere gab.

Schließlich kommen wir zum Gletscher – und wieder schlägt uns die weiß-blaue Mischung  in ihren Bann.

Aguilargletscher

Vollkommen durchnäßt geht es nach 2 Stunden zurück. Heute Abend steht leider schon wieder Koffer packen auf dem Programm, aber auch ein Captain‘s Dinner zum Abschied.

Mein Mann holt sich noch eine Seekarte der patagonischen Fjorde in die der Kapitän unsere Route einträgt. Sie soll später bei uns zu Hause einen schönen Platz finden. Nun geht es Richtung Punta Arenas.

Nächtliches Ankern vor Punta Arenas

Eine Reise auf der Ventus Autralis ist nicht billig aber definitiv ihr Geld wert. Es ist eine einzigartige Verbindung von komfortablem Ambiente auf dem Schiff mit naturnahen Abenteuern auf den Inseln und Gletschern der patagonischen Fjordwelt. Die Besatzung ist extrem freundlich, die Naturführer sehr kompetent. Es gibt hervorragendes Essen und alle Gäste an Bord sind sehr entspannt.

Cruceros Australis, www.australis.com  (Buchung über America Andina)

Tag 2 auf der Ventus Australis: die Gletscherwelt der patagonischen Fjorde – Pia und Garibaldi Gletscher

29.12.2018

Der heutige Tag steht ganz im Zeichen der Gletscher. Ganz so früh aufstehen wie gestern müssen wir auch nicht: unser Zodiac legt um 9 Uhr ab und fährt uns in den Pia-Fjord. Wir waren ja noch nicht beim Perito Moreno Gletscher, aber der Pia Gletscher sieht schon von weitem unheimlich beeindruckend aus.

Anfahrt zum Pia Gletscher

Wir sehen die ersten Eisschollen neben dem Zodiac im Wasser treiben und der Gletscher  zeigt sich als beindruckende, zerklüftete Wand in den Farben weiß, grau und hellblau. Das schöne Hellblau gibt es an den Stellen, an denen besonders hoher Druck auf dem Eis lastet.

Pia Gletscher

Interessant ist, daß wir um den Gletscher herum auch Bäume sehen, das kommt eher selten vor.  Es dauert etwas 20 Jahre bis aus Schnee Gletschermasse wird.

Die Zodiacs schrubben über die Eisschollen und wir landen in direkter Nähe des Gletschers an. Ab und zu bricht mit ziemlichem Getöse ein Eisbrocken ab und schlägt spritzend im Wasser auf – der Gletscher kalbt.  Wir beobachten fasziniert das Geschehen und wandern dann über glitschiges Gestein und Schlamm nach oben zu einem sehr schönen Aussichtspunkt. Von hier aus können wir den Gletscher und die Bucht noch besser beobachten.

Pia von oben

Einsam steht unser Expeditionsschiff im Hafen und wirkt von hier oben ganz klein. Später gesellt sich, ganz malerisch, noch ein Segelboot hinzu.

Verträumter Fjord mit Ventus Australis und Segeljacht

Nun fängt es kräftig an zu regnen – das unberechenbare patagonischen Wetter – und wir begeben uns auf eine Schlitterpartie bergab.  Zwischendurch hören wir immer wieder die lauten Gletscherabbrüche, können diese jedoch durch den dichten Wald nicht sehen. Beim Ablegen hat der Zodiac Schwierigkeiten, Kurs zu halten, da die gerade abgebrochenen Eisschollen das Wasser kräftig aufwirbeln.

Im Eismeer

Jetzt fängt es tatsächlich auch noch an zu hageln – man hat hier in Patagonien oft alle 4 Jahreszeiten an einem Tag. Völlig durchnäßt kommen wir auf dem Schiff an. Zum Glück gibt es hier ausreichend Möglichkeiten, die nassen Sachen zu trocknen.

Beeindruckt fahren wir weiter. Am Nachmittag wartet ein weiteres Highlight auf uns: die Ventus fährt direkt in den Garibaldi-Fjord – bis wenige Meter heran an den gewaltigen Garibaldigletscher. Dieser hat noch mehr hellblaue Stellen und gehört zu ganz wenigen Gletschern in Südamerika, die sowohl wachsen als auch sich nach vorne schieben.

Garibaldi Gletscher

Die Fahrt auf den Gletscher zu ist mehr als faszinierend – und das alles bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel – wer glaubt da noch, daß es gerade erst gehagelt hat. Wir staunen und schießen unendlich viele Fotos. Rechts und links an den Bergen sieht man viele Gletscherwasserfälle.

Gletscherwasserfälle im Garibaldi-Fjord

Das Schiff verweilt eine halbe Stunde direkt vor dem Gletscher – wann hat man schon so eine Kulisse.

Selbst aus dem Inneren des Schiffes sieht man die gigantischen Eismassen

Am Abend gibt es noch einen Vortrag über die 3 Seepassagen durch bzw. um Südamerika: Magellanstraße, Beaglekanal und Drake Passage – die 2 ersten davon erleben wir hautnah auf unserer Fahrt.

Morgen gibt es noch mehr Gletscher – doch jetzt wartet erst einmal eine unruhige Nacht auf uns: wir werden für kurze Zeit den Schutz des Beaglekanals verlassen und auf den Pazifik fahren.

Tag 1 auf der Ventus Australis – Kap Hoorn und Wulaia Bay

28.12.2018

Heute früh um 6:30 steht fest: das Wetter und der Wind sind heute unsere Freunde – die Anlandung auf Kap Hoorn ist möglich. Das ist ein Glücksfall und bei weitem nicht selbstverständlich. Aufgeregt und bewaffnet mit warmen Klamotten und einer Schwimmweste stehen wir um 7 Uhr bereit. Unser Schiff ankert in einer geschützten Bucht auf der Nordseite von Kap Hoorn- steil und in leichtem Nebel ragt der sagenumwobene Felsen vor uns empor. Es regnet in Strömen und wir besteigen unseren Zodiac. Da ich zwar eine gute Trekkinghose aber keine wasserdichte Regenhose dabei habe, bekomme ich beim Hinsetzen im Zodiac sofort einen nassen Hintern, der mich dann auf meiner Kap Hoorn Tour begleiten wird. Wir fahren durch Regen aber auf ruhiger See in wenigen Minuten zur Anlandestelle. Eine Offizier der chilenischen Küstenwache, der hier für 1 Jahr mit seiner Familie Dienst schiebt, begrüßt uns mit Handschlag. Dann geht es direkt über 100 glitschige Holzstufen steil hinauf auf den Felsen.

Im Gänsermarsch geht es direkt vom Zodiac über 100 Stufen steil nach oben

Magische Momente auf Kap Hoorn

Zuerst gehen wir nach rechts zum Denkmal des Albatros. Diese wurde zu Ehren aller an Kap Hoorn ertrunkenen Seeleute errichtet. Der Sage nach, verwandelt sich jeder tote Seemann in einen Albatros.

Albatros-Denkmal

Über morsche Bretterstege geht es danach zum Leuchtturm. Hier lebt der Offizier der chilenische Küstenwache mit seiner Familie inklusive eines kleinen Babies. Das Haus ist weihnachtlich geschmückt. Daneben gibt es eine kleine Kapelle.

Leuchtturm Kap Hoorn
Ein Blick in die Stube der Leuchturmwärter

Wir sind an der Nordseite des Kap Hoorn angelandet. Eine Umrundung bietet die Ventus Australis aufgrund der extrem rauen Seee nicht an. Wir genießen noch etwas die Stimmung an diesem mystischen Ort und treten den Rückweg an.

Nachdem wir unsere nassen Sachen losgeworden sind, gönnen wir uns erst einmal ein kräftiges Frühstück.  Wir fahren wieder zurück Richtung Ushuaia und Beagelkanal. Nach dem Mittagessen haben wir die Möglichkeit zur Besichtigung  der Brücke. Wir sehen moderne Navigation im Zusammenspiel mit einer altmodischen Papierkarte und nautischen Instrumenten in der unser Kurs genau vermerkt wird.

Auf der Brücke
Seekarte auf der Brücke

Am späten Nachmittag landen wir in der Wulaia Bucht.

Landung Wulaia-Bucht
Alte Radiostation in der Wulaiabucht- heute ein Museum

Diese Bucht war eine wichtige Kultstätte der Yagans. Dieses indigene Volk waren See-Nomaden, die auf Kanus lebten und nur im Notfall und für rituelle Handlungen anlandeten. Sie waren ausgezeichnete Navigatoren – Domäne der Frauen – und schafften es sogar, in ihren kleine Kanus das Kap Hoorn zu umrunden. Aufgrund des ständigen Regens trugen die Yagans keine Kleidung aber suchten immer die Nähe des Feuers um sich zu wärmen, sogar in den Kanus führten sie es mit sich. Der Name Wulaia kommt aus der Yagansprache und bedeutet „schöne Bucht“, so wie Ushuaia „Bucht nach Westen“ bedeutet. Leider sind die Yagans durch westliche Zivilisationskrankheiten ausgerottet worden. Weitere indigene Stämme Patagoniens waren die Yamanas und die Selk‘nam.

Replica eines Yagan-Tipi

Wir haben gutes Wetter und brechen zu eine wunderschönen Wanderung durch den subantarktischen Wald in die Berge auf.

Wanderung auf Wulaia

Unterwegs lernen wir einiges über die Flora und Fauna kennen: Besonders häufige Bäume sind z. B.  die Coigüe – ein immergrüner Baum aus dessen Rinde die Yagans ihre Kanus fertigten. Dann gibt es noch die Lenga und den Feuerbusch.

Feuerbusch

Besonders interessant ist der Baumparasit „Indian Bread“, ein Pilz aus dem auch heute noch Gerichte, wie Salate, zubereitet werden. Diesmal probiere ich ihn: die Haut der Pilzes fühlt sich wie Gummi an und ist hart zu durchbeißen – ansonsten ist der Pilz komplett geschmacksneutral.

Indian Bread

Oben auf dem Berg werden wir mit vielen grandiosen Ausblicken über die Insel und die Wulaiabucht belohnt. Es ist großartig. Unser Führer bewegt uns  zu einem sogenannten „Patagonian Moment“  – einige Minuten kompletter Stille mit Blick auf die Natur. Es fühlt sich sehr bewegend an.

Ausblicke auf die Wulaiabucht

Auf dem Rückweg begutachten wir noch einen Biberdamm. Die Biber wurden im letzten Jahrhundert von Kanada nach Patagonien gebracht, um Biberfarmen für die Züchtung von Fellen aufzubauen. Da der Biber hier jedoch keine natürlichen Feinde hatte, geriet er nicht in Streß und sein Fell wurde nicht glänzend. Daraufhin wurden die Biberfarmen wieder eingestellt und die Biber einfach in die Freiheit entlassen. Hier wurden sie zur großen Plage und zerstören durch ihre Bautätigkeit den Wald. Die Naturschützer müssen sich jetzt damit auseinandersetzen, wie man den Biber wieder los wird.

Mit vielen tollen Eindrücken kehren wir zum Schiff zurück. Wir sehen noch einen faszinierenden Dokumentarfilm über den Polarforscher Shakleton und gehen nach einem guten Abendessen müde ins Bett.

Morgen wartet die Gletscherwelt der patagonischen Fjords auf uns.