Kirchenburg-Schäfer-Imker- Kultur und Landleben in Alma Vii

Heute wachen wir in einer wunderbaren Idylle auf Alma Via auf. Die Sonne scheint (obwohl Regen angesagt war) und auch telefonisch ist man hier nicht erreichbar. Das wird allerdings abgemildert durch perfektes W-LAN – wie übrigens bisher überall in Rumänien. Da ist Deutschland noch lange nicht so weit.

Nach dem Aufstehen grüßen die Sonnenblumen

Nach einem sehr leckeren frischen und vor allem späten Landfrühstück wandern wir die wenigen Minuten hinauf zur Kirchenburg von Alma Vii.

Unterwegs hören wir schon einiges über die vielen Stiftungen, die es ermöglichen, Häuser in dieser Gegend fachgerecht zu restaurieren. Es gibt sogar regelrechte Bildungskampagnen und Plakate, wie man historisch richtig restauriert.

Plakat mit Erkärungen wie man richtig restauriert

Die Kirchenburg Alma Vii wurde von den ortsansässigen Sachsen gebaut, in erster Version bereits im 12./13. Jahrhundert während des Mongolensturms.

Kirchenburgen sind befestigte Kirchen. Rund um eine Kirche gibt es eine regelrechte Festungsanlage mit Wehrtürmen und Vorratsgebäuden. Im Falle eines Angriffs mußte sich ein ganzes Dorf in die Kirchenburg zurückziehen können und dort auch für eine Weile überleben. Deshalb sammelten die Bewohner über die Zeit Lebensmittelvorräte auf der Burg.

Die jetzigen Anlagen stammen aus dem 16. Jahrhundert und wurden erst vor wenigen Jahren restauriert.

Übrigens kann man in der Kirchenburg auch in kleinen Kammern übernachten (nichts für Leute mit Klaustrophobie), Feste feiern und Seminare abhalten.

Übernachtung im Turmzimmer

Wir besteigen zunächst den Glockenturm. Von hier hat man eine grandiose Sicht auf das Dorf, unsere Unterkunft Alma Via und die Umgebung.

Blick auf Alma Via vom Glockenturm

Lorand und Christian erzählen uns sehr viel Interessantes zur Geschichte der Kirchenburgen und der Siebenbürger Sachsen. Auf dem Glockenturm kann man auch die Glocken läuten.

Auf dem Wehrgang mit Blick zum Burgstorch geht es weiter zum Getreideturm.

Hier findet sich auch noch ein gut erhaltenes Skelett, das bei den Restaurierungsarbeiten gefunden wurde.

Besonders spannend ist der Eisturm. Hier auf der Nordseite der Burg wurde schon vor Hunderten von Jahren ein natürlicher Kühlschrank aus Eis und Stroh geschaffen, der wichtige Vorräte frischhalten konnte.  Zum Schluß kommen wir zum Speckturm.

Speckturm

Hier lagerten die Dorfbewohner ihre Speckvorräte für den Fall einer Belagerung. Jedes Haus im Dorf hatte eine Hausnummer, diese war auf die Speckseiten geprägt und jedes Haus hatte einen Haken mit seiner Hausnummer – so sollte Speckdieben ein Riegel vorgeschoben werden.

Speckhaken mit Hausnummer

In den Türmen gibt es auch interessante Informationen und Exponate zum Vielvölkerstaat in Siebenbürgen: Sachsen, Rumänen, Szegler (aus Ungarn) und Roma.

Nach diesem spannenden und lehrreichen Ausflug erwartet uns schon der Pferdewagen. Der freundliche Kutscher und Christian schaffen es, daß wir irgendwie zu Neunt auf das kleine Gefährt passen und dann geht es los.

 

Zunächst durch das Dorf, wo uns die Einwohner freundlich zuwinken und dann durch Feldwege mit wunderschönen Kräutern am Wegesrand die herrlich duften. Die Fahrt hat meditative Wirkung.

Kamille am Wegesrand
In der Ferne die ersten Schafherden

Auf einer Lichtung haben Mike und Lorand schon das Gras gemäht und einen leckeren Picknicktisch gedeckt.

In der Ferne sehen wir schon die Schafherden und einige Hirtenhunde umkreisen uns argwöhnisch.

Frisch gestärkt wandern wir weiter zum Schäfer. Auf den Wiesen wächst Kamille, Minze und Schafgarbe – daraus brühe ich mir heute Abend noch einen sehr schmackhaften Tee.

Vorbei an den Spuren der Köhler laufen wir durch die Wiesen. Christian und Lorand zeigen uns riesige bunt schillernde Mistkäfer auf den Gräsern und einen besonderen Pilz der auf Wiesen in der Nähe von Schafen vorkommt.

Schafspilz

Beim Schäfer werden wir herzlich empfangen. Das Schäferehepaar lebt hier draußen den ganzen Sommer in einem einfachen, vorne offenen Bretterverschlag der als Wohnzimmer und Schlafzimmer dient.

Trotz der Einfachheit, ist alles sehr funktional und liebevoll eingerichtet, auf dem kleinen Tisch steht in einer halbabgeschnittenen Wasserflasche ein schönes Bouquet aus Wiesenblumen.  Die Küche ist ein offenes Feuer und in einer kleinen Hütte daneben wird der Schafskäse hergestellt.

Die Küche

Rundherum die Schafe, ein paar Ziegen und mehrere Hunde.

Die freundliche Schäferin lädt uns zu leckeren Crêpes gefüllt mit süßem Schafskäse ein.

Es ist herzerwärmend was für eine große Gastfreundschaft uns trotz bescheidener Verhältnisse entgegengebracht wird.  Danach haben die Kinder viel Spaß mit den Hunden, vor allem einem kleinen Babyhund.

Wir sehen in der Käsehütte die Käselaiber und erfahren wie der Schafskäse hergestellt wir.

Wir dürfen natürlich auch etwas vom ganz frischen Schafskäse probieren, der sehr frisch und etwas säuerlich schmeckt. Wir sitzen im „Wohnzimmer“ der Familie. An der Wand einträchtig nebeneinander ein Jesusbild und eine herausgerissene Katalogseite mit einem Kleid.

Am liebsten würden sie uns noch eine Suppe kochen. Eine sehr gastfreundliche Familie.

Weiter geht es per Pferdewagen zum Imker. In der Ferne grollt schon der Donner, hoffentlich schaffen wir es vor dem Regen.

Der Imker bereitet schon eine Räuchertasse vor, um die Bienen zu beruhigen.

Nacheinander ziehen wir die Bienenhüte auf und schauen mit dem Imker in die Bienenstöcke auf der Suche nach einer Königin, leider ohne Glück.

Danach zeigt uns seine Tochter, wie der Honig von den Waben in einer Zentrifuge zum leckeren Honig, so wie wir ihn aus dem Glas kennen, verarbeitet wird.

Wir dürfen die verschiedenen Honigsorten probieren. Es gibt auch Honig mit Propolis und Walnüssen. Uns schmeckt der Blütenhonig am besten und wir kaufen zwei Gläser davon.

Nun fängt es an zu tröpfeln. Im Trab bringt uns der Pferdewagen zurück zur Alma Via – gerade rechtzeitig, bevor es in Strömen anfängt zu regnen.

Zurück in unserem schönen Gästehaus

Es war ein wunderschöner Tag, die Kinder sind begeistert – ja auch für unsere Teenager waren die Erlebnisse sehr spannend und teilweise auch ganz neu. Gemütlich verbringen wir den Rest des Tages in der großen Scheune -hier gibt es tolle Rückzugsmöglichkeiten, eine bequeme Leseecke, Spielzeug für Kinder und sogar ein kleines Kino.

Eingangsbereich Scheune
Großer Spielboden mit Kino in der Scheune

 

 

Rumäniens schönste Stadt – Sibiu – und Ankunft in Alma Vii

Noch müde von unserer Nachtzugfahrt aber gestärkt durch das leckere Biofrühstück im Hotel La Republique schmieden wir Pläne für Sibiu. Wir werden hier etwa 6 Stunden Zeit haben, bevor uns wir unsere zweite Woche im Dörfchen Alma Vii in den transsilvanischen Hügeln verbringen werden.

Im Hotel liegen einige Flyer aus und wir sehen, daß es um 10 Uhr eine Stadtführung durch Sibiu gibt. Diese findet täglich in englischer und deutscher Sprache statt – Treffpunkt ist das runde Rathaus direkt auf dem Piata Mare.  Vom Hotel aus sind wir in nur 10 Minuten bis zur Stadtmitte gelaufen, vorbei an den alten Wehranlagen und durch die Fußgängerzone.

Auf den Weg ins Stadtzentrum vorbei am alten Wehrturm
Treffpunkt zur Stadtführung vor dem Rathaus auf dem Piata Mare

Unser Führer Daniel zeigt uns in ca. 90 Minuten seine Stadt. Mit uns von der Partie noch drei weitere Familien: aus Deutschland, Neuseeland und der Türkei. Daniel wechselt zwischen  Englisch und Deutsch hin-und her.

Daniel erzählt uns, daß Sibiu in Rumänien als eine Musterstadt gilt mit der wahrscheinlich höchsten Lebensqualität. Deshalb kommen auch viele Rumänen aus dem ganzen Land in die Stadt, um zu sehen, was hier richtig gemacht wird – am Ende dieses Tages können wir sagen: definitiv vieles, vor allem aber die einzigartige Verbindung von Kunst und Kultur, die kostenlos angeboten, dennoch viel Geld über Tourismus in die Kassen spült. Sibiu wurde 2007 auch zur Kulturhauptstadt Europa ernannt, was wiederum Mittel zur Sanierung vieler Gebäude einbrachte. Der ehemalige Bürgermeister von Sibiu, Klaus Johannis, der maßgeblich für diesen Aufschwung verantwortlich war, wurde nicht umsonst nun zum rumänischen Staatspräsidenten gewählt und bringt auch hier viele Dinge für das Land voran.

Wir beginnen an der Piata Huet bei der evangelischen Stadtpfarrkirche.

Um diese Kirche ranken sich viele Legenden. Der Kirchturm befindet sich interessanterweise in der Mitte Kirche. Der Grund: während des Baus wurde festgestellt, daß woanders eine größere Kirche gebaut wurde und so wurde die Kirche kurzerhand auf der anderen Seite des Turms verlängert. Vor der Kirche das Denkmal von Teutsch, der den Bischofssitz von Biertan nach Sibiu verlegte und sich so um die Stadt verdient gemacht hat.

Direkt neben der Kirche ist eine große Bühne aufgebaut für die gerade stattfindenden Sibiu Guitar Days.

Solche Festivals gibt es den ganzen Sommer über und sie verleihen der Stadt einen besonderes kulturelles Flair.

Wir laufen weiter zum Sagturm – von hier geht eine Treppe in die Unterstadt, sicher auch sehenswert, aber bei unserem Kurzbesuch sind wir mit der Oberstadt beschäftigt, die ohnehin die wichtigsten Sehenswürdigkeiten auf engstem Raum vereint.

Treppe zur Unterstadt beim Sagturm

Direkt neben dem Sagturm das Gesellenhaus als Unterkunft für Wandergesellen.

Sagturm mit Gesellenhaus

Diese Tradition ist in Rumänien noch sehr lebendig. Direkt davor ein großer Holzpfeiler in den die Gesellen ihre eigens angefertigten Eisennägel schlagen können – eine Tradition, die immer noch lebt.

Weiter Richtung Piata Mici sehen wir wunderschöne Häuser, jedes davon mit seinem eigenen besonderen Detail.

Über die sogenannte Lügenbrücke geht es dann zur Piata Mici.

Blick von der Lügenbrücke Richtung Unterstadt
Lügenbrücke

Hier besonders zu erwähnen: das Haus der Künste und die Casa Luxemburg. Dieses Haus wurde dem Herzog von Luxemburg zum Geschenk gemacht, der es dann aufwendig sanierte. Die besondere Beziehung zwischen Luxemburg und Transsilvanien (Siebenbürgen) stammt natürlich noch von den Siebenbürgen Sachsen her, die damals aus der Luxemburger Gegend nach Siebenbürgen kamen und sich hier ansiedelten. Auf der Piata Mici werden wir auch Zeuge einiger Hochzeiten.

Arkaden beim Haus der Künste
Casa Luxemburg
Piata Mici mit Ratsturm

Dann laufen wir durch den Ratsturm zurück auf die Piata Mare und bewundern noch einmal das wunderschöne architektonische Ensemble aus katholischer Stadtpfarrkirche, Rathaus und Palais Brukenthal.

Palais Brukenthal

Wir laufen über den Schillerplatz (der Dichter ist hier anscheinend sehr bekannt und wird von vielen verehrt) bis zur Philharmonie direkt an der Stadtbefestigung.

Beim Schillerplatz

Philharmonie

Hier endet unsere wunderschöne, lehrreiche und unterhaltsame  Stadttour. Daniel gibt uns noch ein paar Tipps für den Nachmittag mit auf den Weg.

Wehrtürme an der alten Stadtmauer

Entlang der alten Stadtmauer mit ihren 4 erhaltenen Türmen wollen wir zunächst zur orthodoxen Kathedrale. Sie soll eine Nachbildung der Hagia Sophia in Istanbul nur kleiner, im Maßstab 1:4, sein. Nach einigen Suchen (die Kathedrale ist wirklich gut versteckt) tut sich das imposante Bauwerk vor uns auf. Von Innen ist es noch viel beeindruckender.

Orthodoxe Kathedrale

Nun hatten unsere Kinder genug Kultur. Wir teilen uns auf. Die Kinder lassen sich auf der Piata Mare bei Starbucks nieder, mein Mann und ich wollen uns noch etwas anschauen. Wir beginnen mit der Besichtigung der katholischen Stadtpfarrkirche, die uns an bayrische Kirchen erinnert.

Danach wollen wir den Turm der evangelischen Stadtkirche besteigen. Nach einigem Suchen finden wir den Eingang, es ist alles durch das Gitarrenfestival abgesperrt.

Der Aufstieg ist teilweise recht steil, aber es lohnt sich unbedingt. Die Ausblicke in alle Richtungen sind atemberaubend. Wir sehen die 3 großen Plätze, die Stadtmauer, die orthodoxe Kathedrale und blicken auf die malerischen Dächer der Unterstadt.

Bis hoch zu uns klingen die kleinen spontanen Konzerte des Guitar Festivals. Auch wir hören eine Weile zu, eine sehr junge Band spielt mit toller Stimme und gewaltiger Power, sie müssen viele Zugaben geben.

Danach besuchen wir den Innenhof der Casa Altemberger (Historisches Museum). Für 1 Lei (25 Cent) kann man hier durch den sehenswerten Hof schlendern.

Das Gleiche wiederholen wir dann noch einmal im Palais Brukenthal.

Wir legen eine kurze Lunchpause im veganen Bistro Naturo Juice auf der Fußgängerzone ein (leckere Salate, Suppen und eine große Auswahl frischer Smoothies).

Dann beschließen wir, doch noch einmal schnell in die Unterstadt zum Markt Piata Cibin zu laufen. Durch das Sagtor geht es einige Stufen hinunter und in wenigen Minuten sind wir am Markt.

Die riesigen Stände mit großen Bergen von leckerem Obst und Gemüse sind sehenswert. Besonders angetan haben es uns die riesigen saftigen Tomaten, die vielen Paprikasorten und die prallen Kirschen und Aprikosen, von denen wir uns einige mitnehmen. Spannend auch die Fleisch- und Käsehalle mit den riesigen Laibern Schafskäse.

Markt Piata Cibin

Am Fluß Cibin

Wir könnten noch Stunden in dieser wunderschönen Stadt wandeln. Sibiu ist definitiv eine Reise wert, auch für mehrere Tage. Besonders im Sommer lohnt es sich, wenn die ganze Stadt ein einziges Konzert ist. Auch kulinarisch muß Sibiu viel zu bieten haben, aber dafür hatten wir diesmal nicht genug Zeit.

Rückweg in die Oberstadt

Zurück im Hotel holt uns auch schon unser Bus ab. Wir haben für die zweite Woche unseres Rumänienurlaubs mit For Family Reisen 1 Woche in der Casa Alma Via im Dörfchen Alma Vii gebucht (siehe auch mein Blog „Rumänien entdecken- Die Route“). Darauf freuen wir uns besonders, weil wir nun für einige Tage ganz in das dörfliche Leben eintauchen können, weit weg vom Alltag.

Unsere Reiseleiter Lorand und Christian sind schon im Bus und erklären uns auf der Fahrt die wunderschöne transsilvanische Landschaft. Beide sprechen hervorragend Deutsch.

Durch die transsilvanischen Hügel

In den letzten Jahren hat sich hier viel getan und es entstanden mehrer neue Unterkünfte, die sich dem sanften Agritourismus verschrieben haben.  Mit uns von der Partie noch eine weitere Familie aus Deutschland.

Nach einer guten Stunde, zum Schluß über recht holprige Straßen, sind wir im wunderschönen Dörfchen Alma Vii angekommen.

Unser Bleibe für die kommende Woche – Alma Via

Herzlich werden wir von unseren Gastgebern Marion und Mike begrüßt, die hier innerhalb von nur 2 Jahren einen alten Bauernhof in ein wahres Kleinod verwandelt haben, der unter dem Namen Alma Via Gäste begrüßt.

Wir kommen, aus dem Staunen nicht heraus und tauchen sofort in diese wunderschöne Atmosphäre ein. Wir wohnen in gemütlichen, neu renovierten Zimmern, die sehr komfortable sind und uns durch viele schöne Details sofort heimisch fühlen lassen. Im großen Innenhof blühen Blumen und Kräuter.

Das Herzstück des Hofes ist definitiv die große neugebaute Scheune, die alt und neu zu einem ganz besonderen und sehr modernen Gebäude verbindet.

Auf einem kurzen Rundgang geht es weiter berghoch über gutriechende Kräuterwiesen mit Trampolin bis hoch auf einen Hügel von dem die historische Kirchenburg Alma Vii ganz nah zu sehen ist, diese werden wir morgen auch noch besuchen.

Blick auf die Kirchenburg in Alma Vii
Blick auf die Pension Alma Via vom Garten

Das Highlight ist der (leider) gerade noch im Bau befindliche riesige Swimmingpool. Geplant sind Terassensitze auf denen man im Wasser sitzen kann und direkt auf die Kirchenburg schaut. Leider sind wir hierfür etwas zu früh dran.

Zum Abschluß des Tages gibt es ein köstliches Buffett aus transilvanischen und deutschen Speisen. Besonders köstlich die 2 Cremes Vinete (Auberginenmus) und Zakuska (Paprikamus), Tomatensuppe, Schafskäse, Salate, frittierte Zuchinischeiben, Melone und Schinken und zur Freude der Kinder auch Schnitzel, Bratwürstchen und Fleischklößchen.

Dazu probieren wir rumänischen Wein und erfahren von Lorand, Christian, Mike und Marion schon viel über Rumänien und über die Gegend in der wir uns gerade aufhalten. Marion und Mike‘s Sohn Tim ist auch schon ein echter Gastgeber und zeigt den Kindern alle Highlights des Hofes.

Abendstimmung in der Scheune

So lassen wir den Abend bei anregenden Gesprächen ausklingen und freuen uns schon auf den kommenden Tag.

 

Bergtour in den Rarau Mountains-Nachtzug nach Sibiu

An unserem letzten Tag in Gura Humorului mieten wir noch einmal ein Taxi. Unser Ziel diesmal die Rarau Mountains. Die Fahrt dauert ca. 75 Minuten. Wir fahren durch Dörfer und die größere Stadt Campulung Moldovenesc. Es wollen wieder viele Pferdefuhrwerke überholt werden und an den Straßenrändern werden leckere Dinge verkauft: Heidelbeeren aus dem Wald, Pfifferlinge, Himbeeren und riesige Berge mit Wassermelonen. Dann geht es steil bergauf. Schon von einem erste Stopp am Straßenrand kann man in die weiten Täler sehen.

Die markanten Felsspitzen von Rarau sind schon gut zu sehen.

In einer Hütte werden große Laiber Bergkäse verkauft.

Unser Fahrer bringt uns in die Nähe des Gipfelwanderwegs. Von hier erwandern wir zunächst einen hohen Wiesenhügel der eine wunderbare Sicht auf die Umgebung bietet.

Die Pfade führen durch Blumen-und Kräuterwiesen. Ich finde Frauenmantel und Schafgarbe. Von hier sehen wir auch auf den unbezwingbar anmutenden Klippen Menschen stehen. Es muß also einen Weg geben. Wir probieren es aus.

Wir laufen einen weiten Weg quer durch eine riesige Kuhweide zu den Felsen.

Nun geht es durch einen dichten Wald steil bergauf über leicht rutschige Kletterfelsen und danach auf mit Seilen bestückten steilen Kletterpfaden – möglich für normal-sportliche Menschen mit Trittsicherheit.

In ca 25 Minuten kann man so das Gipfelplateau erreichen welches eine grandiose Sicht über die umliegende Landschaft mit einer Sichtweite bis zu 50 Kilometern bietet.

Der nicht weniger anstrengende Abstieg dauert etwas länger und dann geht es direkt durch eine Herde von Kühen zurück zum Hauptweg. Eine sehr schöne Tour, die wir in gut 2 Stunden absolviert haben.  Kaum im Auto, fängt es an zu regnen. Was haben wir für ein Wetterglück.

Die wenigen verbleibenden Stunden bis zur Abfahrt unseres Nachtzuges verbringen wir im schönen Garten von Hilde‘s Residence mit überdachtem Freisitz.

Freisitz in HIlde‘s Residence
Teatime mit frischem Kräutertee

Hier können wir auch noch mal unsere Handys aufladen und alles für die Zugfahrt vorbereiten.  Wir besuchen noch die orthodoxe Kirche von Gura Humorului.

Nach einem Pizzaessen im „Atipic“ machen wir uns auf den Weg zum Bahnhof.

Bei mir gibt es heute anstelle von Pizza die typische gesäuerte Hühnernudelsuppe. Sehr lecker

Auf der Bahnstation ist alles sehr übersichtlich, hier fahren am ganzen Tag nur 20 Züge und die sind auf einer festen Tafel ausgeschrieben, inklusive handschriftlicher Vermerke für kurzfristige Änderungen.

Bahnstation in Gura Humorului

Wir haben zwei 2er Abteile im Schlafwagen erster Klasse reserviert. Für unsere Kinder ist das ein spannendes Abenteuer, da sie noch nie in einem Schlafwagen gefahren sind. Zunächst müssen wir zu unserem Waggon rennen, der Schaffner treibt uns schon an, bei 1 Minute Halt muß man sich wirklich beeilen. Wir wuchten unseren Koffer die hohen Stufen hoch und finden unsere 2 Abteile nebeneinander. Auf den ersten Blick sehen die Betten ganz gemütlich aus.

Es gibt auch ein kleines Waschbecken und genug Stauraum für die Koffer.

Allerdings gibt es für die oberen Betten keine Absicherung, so daß unsere Kinder etwas Angst haben, herunterfallen zu können. Die Toiletten sind leider außerhalb und nicht einladend, wir haben jedoch schon Schlimmeres gesehen. Nach einigen Untersuchungen ist es sogar möglich, die Zwischentür zwischen unseren Abteilen zu öffnen, so daß wir einen fast zusammenhängenden Raum haben.

Wir legen uns hin – es doch nicht so bequem und recht stickig im Abteil. Die Fenster wagen wir nicht, auf Dauer zu öffnen, da der Zug nachts unterwegs mehrfach hält und wir nicht sicher sind, ob jemand von außen einsteigen könnte. So verbringen wir die Nacht mit unruhigem Schlaf. Zur Sicherheit haben ich mir den Wecker  auf ca. 45 Minuten vor dem geplanten Eintreffen in Vintu de Jos gestellt. Ich wache auf und die Sonne geht gerade über der transylvanischen Ebene auf. Ein wunderschönes Schauspiel.

Per Navi sehe ich wieder, wo wir uns befinden und der Zug kommt auch fast pünktlich an. 3 Minuten vor Ankunft kommt dann auch der verschlafene Schaffner aus seinem Abteil und hilft uns hinaus.

Bahnhof Vintu de Jos

Von Vintu de Jos geht es in ca. 50 Minuten mit dem Auto nach Sibiu, wo wir unsere Koffer (von For Family Reisen organisiert)  im sehr malerischen und zentrumsnahen Hotel Republique abstellen können.

Hotel Republique in Sibiu

Dort genießen wir zunächst auch das bisher beste Frühstück unserer Reise – ein wunderschönes Bio-Buffet mit allem was das Herz begehrt (für nur 8 Euro pro Person) und planen unseren Tag in Sibiu.

Von Kleinod zu Kleinod – eine Tagestour durch die Moldauklöster

Die Moldauklöster sollen zu dem Schönsten gehören, was Rumänien zu bieten hat und auch wir wollten sie unbedingt in unserem Reiseprogramm dabei haben. Auch bei den Rumänen selbst ist die Bukovina mit ihren Klöstern beliebt und ein häufiges Ziel für Hochzeitsreisen.  In diesem landschaftlich bezaubernden Landstrich im Nordosten Rumäniens (ganz dicht an der Grenze zur Ukraine) ist das alte Brauchtum noch sehr lebendig: man sieht überall Einwohner mit den traditionellen Trachten und die kunstvoll bemalten Ostereier, die wir auch schon von den Sorben aus der Lausitz kennen.

Blick vom Klosterturm Humor in die Landschaft der Bukovina

Die bemalten Klosterkirchen der Bukovina sind hinreißende zierliche Gebäude mit farbenprächtiger Innen- und Außenbemalung, die jeweils versteckt hinter dicken Klostermauern stehen. Erst nach Eintreten durch das Klostertor zeigen sie ihre Schönheit, inmitten von gut gepflegten Blumen und Rasenanlagen.

Die Wandzeichnungen besitzen eine unglaubliche Detailfülle und Kunstfertigkeit und zeigen alle bekannten Bibelgeschichten der orthodoxen Ostkirche.

Außenmalereien in Sucevica

Die Kirchen wurden im 15./16. Jahrhundert durch die großen Moldaufürsten erbaut. Eine Legende besagt, daß Stefan der Große nach jeder Schlacht ein Kloster gründete, dessen Standort er per Pfeilwurf festlegte, darunter auch das wunderschöne Voronet. Aber auch reiche Bojaren stifteten Klöster in ihren Heimatgemeinden, wie z.B. Arbore, zu erkennen am fehlenden Turm.

Der Aufbau der Klöster ist ähnlich, in der Regel gibt es 3 ineinanderübergehende Räume: die Krönung jeweils der Altarraum mit Turm mit der reichgeschmückten Ikonostase (Altar) an der Ostwand.

Wir haben uns für heute über Hilde‘s Residence ein Taxi gemietet (mit 50 Euro für den ganzen Tag recht erschwinglich) und planen eine Tour durch die wichtigsten Klöster.  Die Stadt Gura Humorului ist für diese Tour der perfekte Ausgangspunkt.

1. Humor

Nur 10 Autominuten von Gura Humorului entfernt liegt das Kloster Humor.

Es soll das älteste bemalte Kloster der Bukovina sein und wirkt zunächst bescheiden, da der Turm fehlt. Besonders sind die Malereien an der Südwand die in einem Bilderzyklus von 24 Bildern auch die Eroberung Konstantinopels darstellen.

Der Grundton der Humor-Fresken ist Rot (im Gegensatz zum Voronet-Blau). Einzeln daneben steht der Glockenturm,.

Wir erklimmen ihn, was durch die extrem steilen und schmalen Steinstufen zum kleinen Abenteuer wird.

Belohnt werden wir mit einer wunderschönen Aussicht auf das Kloster und die Umgebung.

2. Arbore

Dieses Kloster liegt etwas abseits und wird deshalb oft nicht besucht. Das hat für uns den Vorteil, dort ganz alleine zu sein.

Kloster Arbore kommt ganz unscheinbar daher…
…hat aber auf den zweiten Blick viel zu bieten

Die Wärterin will gerade abschließen und Pause machen, aber öffnet für uns noch einmal die Kirche und erklärt uns auch die wichtigsten Bilder in einem Gemisch aus Rumänisch, Deutsch, Italienisch und Französisch. Während die Außenfresken der Witterung fast zum Opfer gefallen sind, hat Arbore wunderschöne Innenmalereien, die man sogar fotografieren darf.

Ikonostase im Kloster Arbore
Blick nach oben in die bemalte Kuppel

Das Hauptthema ist die Enthauptung Johannes des Täufers dessen Kopf bei einem Festmahl auf der Mitte des Tisches auf einer Platte serviert wird.

Gemälde zur Enthauptung Johannes des Täufers

Besonders auch eine zwei Meter tiefe Grabnische und der Malstil des Künstlers, der auch Einflüsse aus Italien mit in seine Bilder einfließen läßt. Seine Malereien wirken räumlicher, z.B.  durch besondere Ausarbeitung einzelner Gesichter.

Auch hier können wir auf den einzeln stehenden Glockenturm steigen und weit in die Umgebung schauen.

Blick vom Kirchturm Arbore auf den Friedhof des Dorfes
Auf dem Klosterfriedhof grast friedlich ein Pferd

Im Klosterdorf um Arbore gibt es auch eine zerfallene deutsche Kirche, die auf die ehemalige Präsenz von Deutschen in der Bukovina hinweist.

Deutsche Kirche in Arbore

3. Sucevita

Sucevita ist eines der größten und umfangreichsten Klöster und hat auch anstelle der üblichen 3 sogar 4 Räume. Die Lage inmitten von Bergen ist besonders malerisch. Die Kirche wird gerade von außen renoviert, weshalb wir hier nicht viel sehen können.

In Restaurierung

Umso beeindruckender sind die Innengemälde, dominiert von den Farben Rot und Grün. Die Malereien zeichnen sich aus durch die besonders gute perspektivische Darstellung und die Kleinteiligkeit.

Detailreichtum an den Außenwänden von Sucevita

4. Moldovita

Gut versteckt hinter dicken Wehrmauern liegt die wunderschöne Klosterkirche Moldovita wie ein kleines Juwel inmitten grüner Wiesen und Rosensträuchern.

Eingang zum Kloster Moldovita

Die Außenfresken strahlen in Blau, Rot und Gelb.  Auch hier sehen wir wieder die Belagerung Konstantinopels.

Die Innenmalereien haben eine besondere Wirkung. Fast habe ich das Gefühl, auf Stoff oder Teppich zu schauen und nicht auf Stein – alles wirkt weicher. Wahrscheinlich liegt es an der leichten Wellung der Obeflächen.

Die Opferkerzen werden außerhalb in Wasserkästen mit Windschutz aufgestellt

Unterwegs stoßen wir noch auf zwei weitere Highlights.

In Cacica  besuchen wir eine Salzmine.

Hier kann man 50 Meter unter die Erde hinabsteigen und die stillgelegten Salzstollen besichtigen.

Gleich am Ende der Stufen finden wir eine große Kathedrale für die Gottesdienste der Bergleute.

Weiter hinten gibt es eine Besonderheit: den See mit Ballsaal. In einem großen Felsraum hängen Kronleuchter und der Boden ist mit Dielen belegt.

Vor 100 Jahren sollen hier fürstliche Feste stattgefunden haben. Neben einem kleinen Museum gibt es auch noch unterirdische Sportanlagen in denen gerade Kindergeburstage gefeiert werden.

Gleich neben der Salzmine befindet sich eine römisch-katholische Backsteinkirche, die als Pilgerort dient, sogar von Wien sollen hier früher die Pilger gekommen sein.

Im Dörfchen Marginea bewundern wir die besondere schwarze Keramik, die durch langes Brennen in Asche entsteht. In einem Atelier können wir auch dem Töpfer über die Schulter schauen.

Die schwarze Keramik von Marginea

Beim sehr schönen und doch preisgünstigen Restaurant „Popas Turistic Bukovina“, 3 km hinter Sucevica Richtung Moldovica legen wir eine Mittagspause ein. Es gibt leckere Bukovinaküche aber auch kinderfreundliche Gerichte, wie Nudeln, Hühnerschnitzel und Pommes. Besonders zu empfehlen der Beerensalat mit frische Waldbeeren.

Zurück geht es durch die malerische bergige Landschaft. Wir sehen herausgeputzte Dörfer in denen der Pferdewagen genauso alltäglich ist wie das Auto.

Die Häuser sind farbenprächtig und oft künstlerisch verputzt.  Auf dem Weg nach Moldovica halten wir kurz auf dem Pasul Ciumarna (1109m). Von hier bietet sich ein weites Panorama über die umliegenden Täler und Berge.

Traumpanorama vom Pass

Das Denkmal einer riesigen Hand wurde zu Ehren der Erbauer des  Passes aufgestellt.

Rechtzeitig vor dem Regen kommen wir nach ca. 7 Stunden nach Gura Humorului zurück.

Abends schlendern wir noch ein wenig durch das kleine Stadtzentrum, es gibt eine erstaunliche Anzahl an Kirchen.

Dann suchen wir etwas verzweifelt nach einem Restaurant: Die Stadt hat hier nicht viel zu bieten: Hilde‘s haben wir gestern schon ausprobiert mit nur mittelmäßiger Küche. Im 10 Minuten entfernten Stadtzentrum gibt es nur das Best Western mit Buffet für riesige Busgesellschaften. Schließlich finden wir am Fluß die kleine Holzofenpizzeria „Atipic“ in der wir gemütlich den Abend ausklingen lassen.

 

 

Galati- per Zug in die Bukovina – Kloster Voronet

Vom Donaudelta nach Norden in die Bukovina zu den Moldauklöstern in einem Tag zu reisen ist etwas knapp und so legen wir einen Transit-Tag ein. Zunächst geht es früh mit dem großen Linienschiff von Crisan zurück nach Tulcea. Im Gegensatz zum Speedboot (1 Stunde) sind wir hier drei Stunden unterwegs.

Jeder und alles fährt auf diesem Boot mit – vor allem aber dient es den Orten entlang des Sulinakanals als Brotlieferant – an jeder Station werden große Kisten frischen Brotes ausgeladen.

Brot wird vom Linienschiff geholt und dann weiter transportiert

Unmengen von Gepäckstücken und auch Briefe und Pakete werden hier transportiert. Das abenteuerlichste war ein gebrauchter Kühlschrank der kurzerhand von 2 Männern aus ihrem Auto aus und in das Schiff eingeladen wurde.  Das Linienboot gleitet recht langsam dahin, so daß man in Ruhe das Ufer beobachten kann. Wir nehmen noch einmal Abschied von der schönen Natur.

Nach drei Stunden zeigt sich Tulcea am Horizont.

Von hier fahren wir dann per Fahrer mit einem Auto in einer guten Stunde bis nach Galati, unserem heutigen Zwischenstopp.  Unterwegs haben wir gute Einblicke in das ländliche Rumänien. Wir fahren durch viele Dörfer und wieder vorbei an unendlichen Sonnenblumen- und Maisfeldern. Überall in den Dörfern stehen die Einwohner und verkaufen frisches Obst und Gemüse. Wir können nicht widerstehen und nehmen uns reife Aprikosen, Tomaten,  Himbeeren und eine Galiamelone mit. Alles schmeckt köstlich.

Wir kommen an die Donau und sehen Galati schon auf der anderen Seite.

Blick auf Galati

Mit der Autofähre geht es hinüber und dann direkt zu unserer wunderschönen Unterkunft „Vila Belvedere“ mit Donaublick. Wir werden sehr freundlich willkommen geheißen und mit Tipps für die Stadt versorgt.

Vila Belvedere

Zunächst wartet noch eine Überraschung auf uns. Sofia Becker, die Mitinhaberin von rumänienurlaub.net stammt aus Galati und hat für uns ein Mittagessen im schönen Jugendstilrestaurant „Select“  organisiert.

Es schmeckt uns wunderbar und ist eine gelungene Abwechslung zur „Fischdiät“ der letzten 3 Tage, vor allem unser Sohn freut sich über Hühnchen und Pommes. Mir hat besonders die frische Gemüsesuppe, ähnlich einer Minestrone, geschmeckt. Dazu gibt es einen Muscat Ottonel.

Galati ist keine Touristenstadt und ist deshalb in den Reiseführern auch nicht beschrieben. Sie hat ca. 80.000 Einwohner und auch eine Universität. Wir bekommen die Empfehlung, uns das alte Stadtzentrum anzuschauen, hier gibt es viele schöne alte Häuser und Stadtvillen, Läden und Cafés. Nach einer kurzen Wanderung an der Donau biegen wir links ab, um die Hauptgeschäftstraße Domneasca zu suchen. Zuerst kommen wir in eine Fußgängeralle zwischen 2 Wohnblocks, die wie ein großes Freiluftwohnzimmer anmutet. Unter Bäumen sitzen die Einwohner auf Bänken, alle paar Meter steht ein Spieltisch aus Stein an dem Schach oder Backgammon gespielt wird und dazwischen viele lärmende Kinder. Es ist ein zu schönes Bild.  Dann finden wir uns plötzlich in einer Straße mit ganz verfallenen Häusern und Kirche wieder – alles einmal wunderschön aber inzwischen komplett verfallen.

Schöne Bausubstanz aber leider verfallen in den Nebenstraßen von Galati

Lange können wir nicht  links abbiegen, weil da muß unsere Zielstraße liegen aber schließlich an einer Kreuzung mit Kirche klappt es – und hier kommen wir dann auch mitten ins Stadtleben.

Überall kleine quirlige Cafes und Kneipen und schöne alte restaurierte Gebäude – wir schlendern vorbei an diversen Fakultäten der Universität, am Theater und guten Restaurants.

Theater
Justizpalast
Universität

Im Kaufhaus der Stadt decken wir uns noch mit Vorräten für die morgige lange Zugfahrt ein.  Nach einem kurzen Blick auf die abendliche Donau, an der sich scheinbar die ganze Stadt versammelt hat, gehen wir zurück zum Hotel.

An der Uferpromenade der Donau

Unterwegs ist eine Garagenreihe zum öffentlichen Wohnzimmer umgestaltet: Männer sitzen auf Stühlen und trinken ihr Feierabenbier, etwas weiter ist ein Grill angeschmissen, auf dem Beistelltisch stehen Salat und Wein. Auch wir trinken noch einen Wein auf dem Balkon unseres schönen Appartments und lassen den Abend ausklingen. Am nächsten Morgen um 6.30 fährt unser Zug nach Gura Humorului.  Wir starten von einem modernen Bahnhof mit Rolltreppen zu den Bahnsteigen. Wir haben Sitze in der ersten Klasse.  Die Züge sind in Ordnung und die Erfahrung ist ähnlich wie Bahnfahren in Deutschland. Lediglich Lebensmittel sollte man sich für die 7 stündige Fahrt mitbringen, denn im Zug gibt es absolut nichts. Manchmal nutzen Reisende einen Aufenthalt an einem der Haltebahnhöfe, um sich einen Kaffee zu holen.

Die Schaffner sitzen mit im Waggon und unterhalten sich mit den Reisenden. Aus dem Fenster sehen wir Dörfer, ein paar Städte und vor allem weiter Felder und Wälder.

Die rumänische Weite

Da es im Zug keine Anzeige der Stationen gibt, verfolgen wir per Navi, wo wir sind, um unseren Ausstieg nicht zu verpassen. Kurz vor Gura Humorului fahren wir direkt am Kloster Humor, dem Namensgeber unserer Stadt vorbei. Erstaunlich pünktlich kommen wir an.

Unser Hotel „Hilde‘s Residence“ ist gleich um die Ecke. Wieder wohnen wir in einer wunderschönen Unterkunft mit individuell eingerichteten Zimmern und sehr netten Besitzern. rumänienurlaub.net hat wirklich ein Superhändchen für tolle Unterkünfte. Wir jedenfalls sind sehr zufrieden.

Schöne, individuell eingerichtete Zimmer in Hilde‘s Residence
Garten, Hilde‘s Residence

Am späten Nachmittag wollen wir wenigsten noch eines der Klöster besuchen.  Wegen der wunderschönen Moldauklöster sind wir so weit gereist.

Gura Homorului ist ein zentraler Ausgangspunkt zum Besuch vieler Moldauklöster.

In Gura Humorului

Wir fangen gleich mit einem Leckerbissen an, dem Kloster Voronet, oft auch als die „Sixtinische Kapelle des Ostens“  -bezeichnet. Es ist entfernungstechnisch am nächsten an uns dran – laut Aussage in Laufnähe, ca. 3 km.  Etwas Laufen tut nach der langen Zugfahrt gut. Letztendlich werden es dann fast 5 km bis zum Kloster aber auch der Weg dahin ist interessant. Gura Humorului liegt eingebettet in Bergen in wunderschöner Natur, wir biegen ab und laufen vorbei an Feldern mit frischen Heugarben, über einen wunderschönen Bergfluß.

Dann durch das lange Straßendorf Voronet mit teilweise sehr schönen alten Häusern.

Straßendorf Voronet

Am Ende des Dorfes wartet dann endlich das Kloster. Zuerst müssen wir uns aber noch standhaft durch eine Souvenirstraße kämpfen – es ist auch das erste Mal auf unserer Reise, daß es etwas touristisch wird, wir sehen sogar zwei Reisebusse. Aber es ist schon klar, daß wir beim UNESCO-Weltkulturerbe nicht ganz alleine sein werden. Das Kloster ist hinter Mauern und von außen nicht zu sehen. Die Kirche Voronet stammt aus dem 15. Jahrhundert und wurde bemerkenswerterweise in nur 4 Monaten gebaut, im typischen moldawischen Baustil.

Die zierliche Klosterkirche von Voronet

Durch ein Tor bekommen wir Einlaß und sehen sofort die zierliche bemalte Klosterkirche umgeben von schönen Rosen und anderen Klostergebäuden.  Die Kirche ist komplett bemalt, nur die Nordseite ist von der Witterung stark beschädigt, so daß man nur noch wenig sieht.

Die stark dezimierte Nordseite

Besonders für Voronet ist das spezielle Blau, welches für die Hintergründe der Bilder genutzt wird, das „Voronet Blau“. Dieser besondere Farbton konnte auch in vielen Versuchen durch Wissenschafler nicht exakt kopiert werden.

Noch beeindruckender ist das Innere der Kirche, wo man aber leider nicht fotografieren darf. In 3 Räumen ist hier wirklich jeder Fleck mit wunderschönen Gemälden bemalt. Besonders herausragend die Ikonostase, die Decken und vor allem die mehrstufige Gewölbedecke des Kirchturms, die auch komplett bemalt ist. Wir schieben unsere Köpfe in den Nacken und staunen. Auf der Westfassage der Kirche wartet noch ein weiteres Highlight – eine riesige zusammenhängende Wandikone – dominiert von Blau, stellt das jüngsten Gericht dar und soll in dieser Form einzigartig im christlichen Osten sein.

Die Westfassade mit der Ikone vom jüngsten Gericht

Beeindruckt wandern wir nach einer Weile zurück. Morgen werden wir uns eine große Tour zu weiteren Klöstern zusammenstellen.

Pelikane-Kormorane-Seerosenteppiche – Natur pur im Donaudelta

Das Donaudelta ist nach dem Wolgadelta das zweitgrößte Flußdelta Europas. Hier mündet die Donau, nachdem sie 10 europäische Länder durchflossen hat im Schwarzen Meer.

Wir sind für 2 Tage in der kleinen Pension Oprisan in Crisan eingemietet. Crisan liegt direkt im Herzen des Deltas am Sulinakanal und ist von Tulcea in ca. 1 Stunde mit dem Speedboot zu erreichen.

Vor der Pension Oprisan, direkt an der Donau

Das Donaudelta entstand vor ca. 60.000 Jahren durch Sandablagerungen, die die Donau mit sich schleppte. Heute stehen etwas 75% des Gebietes unter Wasser, der Rest ist Festland und von kleinen Dörfchen besiedelt. Wir wohnen in Crisan mit ca. 400 Einwohners. Die Häuser sind wie an einer Perlenschnur in einer Länge von 7 km aufgereiht. Vorne der Sulinakanal, dann die Häuser mit Garten und dahinter bereits ein kleiner Nebenarm der Donau.

Uferweg in Crisan

Nach unserer Ankunft am späten Vormittag geht es gleich auf unsere erste Tour. Florin Oprisan führt uns hinters Haus zu seinem Boot. Heute werden wir für ca. 4 Stunden den südlichen Teil des Deltas erkunden.

Wir gleiten ruhig auf den kleinen Nebenarmen dahin. Sofort stellt sich ein unheimlich friedliches Gefühl ein – das ist wirklich Natur pur und läßt einen den Stress des Alltags schnell vergessen.

Am Ufer wunderschöne Schilflandschaften und immer wieder kleine Teppiche von weißen und gelben Seerosen, die gerade in voller Blüte stehen.

Von Tulcea aus teilt sich die Donau in 3 große Arme, den Hauptkanal Sulinakanal, der stellenweise (dort wo die Donau im Bogen fließt, gerade Teile künstlich eingebaut bekommen hat) und noch zwei weitere Kanäle je auf der Nord und Südseite des Deltas . Auf dem Sulinakanal fahren auch in der Regel die  Donaukreuzfahrtschiffe – hier ist für sie genug Platz und Tiefe. Die wirklich naturnahen Teile des Deltas kann man allerdings nur mit kleinen Booten erkunden – und hier steht dann das ganze Vogelparadies offen.

Auch wenn man kein Vogelnarr ist, wird man hier von der Schönheit und Vielfalt der Vögel in den Bann gezogen – über 320 Arten soll es hier geben.

Zunächst sehen wir Reiher, und das in vielen unterschiedlichen Sorten: Graureiher, Silberreiher, Seidenreiher, Purpurreiher, einer schöner als der andere  – wir lernen hier richtig dazu. Nach einer Stunde gelangen wir in die Seenlandschaft – dort sehen wir immer wieder große Gruppen von Kormoranen.

Eine Gruppe mit Kormoranen

Dann endlich sehen wir auch den König des Deltas: den Pelikan Ein besonderes Schauspiel ist es, wenn die Pelikane und Reiher ihre großen Schwingen heben und in die Luft steigen.

Ein Schauspiel ist es, wenn die Pelikane sich in die Luft erheben

Immer wieder entdecken wir neue Vögel, so auch den Ibis und genießen die wunderschöne Delta-Landschaft. Zum Schluß geht es durch einen kaum sichtbaren Geheimweg mit dichtem Schilf zurück zum Hauptkanal und zur Pension.

Ein Geheimweg durch dichtes Schilf

Nach soviel Natur gibt es zum Mittagessen eine leckere frischgekochte Fischsuppe, mit Gemüse und Kartoffeln aus dem Garten der Wirtin und Fisch aus der Donau – mehr Bio geht nicht. Wir haben hier Vollpension und auch zum Abendessen steht wieder ein herrliches Essen aus frischem Fisch auf dem Tisch.

Wenn man allerdings Fisch überhaupt nicht mag, dann wird es hier schwierig, denn er steht wirklich bei jeder Mahlzeit, auch beim Frühstück auf dem Tisch. Wir gehen noch etwas im Dorf spazieren und beobachten einen Storch in seinem Nest – diese kann man hier zuhauf antreffen. Am Bootssteg lassen wir den Abend ausklingen.

Blick auf den Donaukanal vor unserer Pension

Für die Bootstouren ist es gut, bequeme Kleidung zu tragen   – wir hatten unsere Trekkinghosen und T-Shirts an – da trocknet auch ein gelegentlicher Wasserspritzer schnell wieder. Sonnencreme und Kopfbedeckung sind wichtig und auch etwas Mückenschutz, obwohl diese tagsüber nicht so aktiv sind. Auch eine Jacke für die windigen Gebiete auf den Seen sollte im Gepäck sein.

Am nächsten Morgen geht es auf unsere zweite Tour, diesmal auf die Nordseite des Deltas. Wir sehen am Hauptkanal einige größere Hotelanlagen – man kann hier auf beide Weisen Urlaub machen – im größeren Hotel mit viel Komfort oder in einer kleinen Pension ganz nah an den Leuten – für uns ist letzteres immer die bessere Variante, vor allem wenn unser in Crisan geborener Pensionsbesitzer Florin, der das Delta wie seine Westentasche kennt, uns direkt die Schönheiten seiner Heimat zeigt und seine Frau Frischgekochtes aus ihrem Garten zusammen mit Donau- und Schwarzmeerfisch auf den Tisch bringt. Wenn wir abends auf der Veranda oder auf dem Bootssteg sitzen, fühlen wir uns hier fast wie zu Hause.

Heute sehen wir wieder viele Reiher, vor allem den wunderschönen Purpurreiher und auch wieder Komorane und Pelikane.

Purpurreiher

Wieder geht es über verschiedene Seen und  nochmals durch einen kleinen Geheimweg, der uns beim Durchfahren das Schilf ins Gesicht drückt. Nach einigen Minuten öffnet sich der Weg und wir finden uns wieder in einem riesigen Teppich von Seerosen – so weit das Auge reicht – gelbe und weiße – so etwas Schönes habe ich noch nie gesehen.

Seerosen mit Silberreiher

Danach gleiten wir auf einen See und bleiben in der Mitte ganz still stehen. Nach einer Weile merken wir, wie uns aus dem Wasser hunderte kleiner Glubschaugen anstarren – wir sind umgeben von lauter grünen wunderschönen Fröschen, die reglos im Wasser sitzen. Ein tolles Schauspiel.

Wir sehen ganze Schwanfamilien, die wie Entenfamilien in einer Linie hintereinander herschwimmen.

Schwanfamilie

Nach etwa 3 Stunden halten wir im Dörfchen Mila 23, so benannt, weil es sich genau 23 km entfernt vom Schwarzen Meer befindet. Wir haben etwas Zeit, um durch das Dörfchen zu spazieren. Auf der Rückfahrt haben wir noch großes Glück, wir beobachten eine Familie von Rosapelikanen, die gemeinsam nach Fischen tauchen. Ein unbeschreibliches Schauspiel. Alle versammeln sich im Kreis und tauchen dann wie auf Kommando die langen Schnäbel ins Wasser und stecken die Hintern in die Höhe.

Das Donaudelta ist eine unbeschreibliche Naturschönheit. Kaum zu glauben, daß der Diktator Ceausescu geplant hatte, es trockenzulegen, um hier fruchtbare Ackerfläche zu schaffen.

Zurück in Crisan gibts es die obligatorische Fischsuppe und köstlichen gebratenen Fisch mit Polenta.

Der Nachmittag ist dem Angeln gewidmet. Wir haben ein paar einfache Angeln ausgeliehen und wundern uns, wie schnell die Fische hier anbeißen. Die meisten sind allerdings noch recht klein und werden ins Wasser zurückgeworfen. Die Hauskatze sitzt gleich daneben und hofft auf einen leckeren Bissen.

Wir genießen den Tag und lassen den Abend bei einem Gläschen rumänischen Weißwein auf dem Bootssteg ausklingen. Morgen früh geht es ganz zeitig wieder mit dem Boot nach Tulcea. Wir sind uns aber einig – hier im Donaudelta könnten wir es noch eine Weile aushalten. So frei von den Sorgen des Alltags haben wir uns selten gefühlt.

Wenn man noch einen Tag länger da ist, lohnt sich eine Weiterfahrt von Crisan nach Sulina am Schwarzen Meer, hier gibt es auch einen kleinen Sandstrand.

 

Mit dem Bus von Bukarest nach Tulcea – sofort mittendrin in Rumänien

In 14 Stunden kann man nach Buenos Aires fliegen oder von Frankfurt ins Donaudelta reisen – Allerdings gibt es bei letzterer Version gleich ein Eintauchen in das Land gratis dazu.

Nach früher Anreise über Wien nach Bukarest treffen wir auf dem Flughafen Bukarest noch einen ehemaligen rumänischen Kollegen meines Mannes, der uns dort einfach nur mal kurz begrüßen wollte – mit einem kleinen Blumenstrauß und einem besonderen Schnaps aus seiner Heimat – eine erste Demonstration der rumänischen Gastfreundschaft. Gut, daß wir auch für ihn eine Flasche Wein as dem Rheingau mithaben. Danach geht es im von rumänienurlaub.net organisierten Taxi zum Busbahnhof.  Der wunderbare Taxifahrer entschädigt dafür, daß wir auf dieser Reise keine Zeit für die Hauptstadt haben – auf der 30-minütigen Fahrt zum Busbahnhof zeigt er uns im Vorbeifahren viele der Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt.

Ein Triumphbogen wie in Paris und oft wird Bukarest auch als das „Paris des Ostens“ bezeichnet

Dazu erzählt er uns spannende Geschichten, vor allem über die Zeit des Diktators Ceausescu.

Eines der Regierungsgebäudes Ceausescus- Von Dach dieses Hauses floh er kurz vor seiner Entmachtung und Hinrichtung

Der Diktator baute, z.B., einen der größten Präsidentenpaläste der Welt, inklusive 80m Stockwerke in den Erdboden. Hier gab es auch einen Atombunker, in dem er und sein Gefolge für den Fall der Fälle  für 5 Jahre hätten überleben können.

Die Ankunft am Busbahnhof ist eine Überrraschung. Anstelle des erwarteten großen Terminals finden wir einen kleinen Innenhof mit einem kleinen Bus in der gleisenden Mittagssonne.

Dahinter gibt es zum Glück einen einfachen aber gutdurchdachten klimatisierten Aufenthaltsraum in dem schon einige Gäste warten, sie winken uns freundlich herein.

In der Wartehalle des Busbahnhofs

Von hier fährt 6x am Tag ein Bus von Bukarest nach Tulcea, unserem ersten Ziel. In einem kleinen Supermarkt um die Ecke besorgen wir uns Brot, Salami, Schafskäse und Oliven für ein Mittagessen. Der Koffer dient als Tisch und es schmeckt uns köstlich – immerhin müssen wir noch 1.5 Stunden bis zur Abfahrt des Busses überbrücken.

Plötzlich riecht es nach Zigaretten. Der Schalterbeamte macht eine kurze Mittagspause und stellt sich mit seinem Freund in die Wartehalle und raucht, weil es draußen ja viel zu heiß ist.  In Deutschland undenkbar, hier normal.  Danach blickt er uns entschuldigend an und versucht den Geruch mit noch schlimmer riechendem Raumspray zu vertreiben.

Auch mit den typischen osteuropäischen Stehtoiletten können wir hier wieder Bekanntschaft machen, aber die kennen wir ja schon.  Dann geht es los, zunächst über die Autobahn, dann über die Landstraße in ca. 4 Stunden nach Tulcea. Die Fahrt ist ein Erlebnis. Wir fahren gefühlt hunderte Kilometer vorbei an riesigen, in voller Blüte stehenden Sonnenblumenfeldern. Wir sehen Unmengen von Kühen, Schafen und Störchen und kleine malerische Dörfer.

Vom Busbahnhof in Tulcea sind es nur 2 Minuten bis zu unserem Hote Esplanade direkt an der Uferpromenade.

Hotel Esplanade

Nach so viel sitzen, brechen wir erst einmal zu einem Spaziergang an der malerischen Uferpromenade auf, im wunderschönen Abendlicht.

Nach nur drei Minuten finden wir uns auf einem großen Rummel wieder.  Es gibt Fahrgeschäfte und diverse Essensstände. Highlights sind hier die riesigen Grillstände mit Hackfleisch, Rippchen und Würstchen, die Fischstände mit gebratenen Sardinen, Scampis und gebratenen Fischen, geröstete Maiskolben und diverse Süßigkeiten.

Auf einer Bühne gibt es Volksmusik und viele Gäste tanzen im Reigen ausgelassen mit.

Es dämmert und die versprochenen Mücken machen sich bemerkbar. Zum Glück haben wir genug Mückenspray dabei.

Wir sind schon komplett in dieses freundliche und herzliche Land eingetaucht. Auf der Hotelterasse essen wir noch eine Kleinigkeit und schauen dabei ins Delta. Ich probiere Salat Vinete – eine rumänische Spezialität aus Tomaten und gegrillter Auberginencreme – zusammen eine tolle Kombination, dazu gibt es einen rumänischen Weißwein.  Nachdem wir  aus unserer Jugendzeit nur Murfatlar und Muskateller aus Rumänien kannten (sehr süß), war dieser hier, mehr als 30 Jahre später eine sehr positive Überraschung.

Nach einem letzten Blick auf die funkelnde Uferpromenade  freuen wir und auf die morgige Reise ins Herz des Donaudeltas.

 

Rumänien entdecken-Donaudelta-Moldauklöster-Transilvanien – Die Route

Rumänien mit seinen vielseitigen Möglichkeiten steht schon länger auf der Liste unserer Reiseziele und seit 2015 liegt auch schon der Michael Müller Reiseführer unter unserem Couchtisch.  Den letzten Anstoß gab das wunderschöne Reiseangebot von For Family Reisen – Eine Woche Familienurlaub auf einem urwüchsigen Bauernhof in Transilvanien, ganz nah an Natur und Kultur. Allerdings wollten wir etwas länger bleiben und die Reise mit weiteren Highlights aus Rumänien ergänzen, ganz vorn auf unserer Wunschliste: das Donaudelta und die Moldauklöster. Das ist logistisch kein ganz einfaches Unterfangen: Rumänien ist groß und so muß man geschickt planen, um nicht zu viele Tage für Transitzeit zu verwenden.  Bei dieser Planung half uns das Internetreisebüro Rumänienurlaub.net Unser Ansprechpartner Herr Franke ging hier komplett auf unsere Wünsche ein und stellte uns mit seiner sehr guten Kenntnis des Landes eine wunderschöne Route für die erste Woche zusammen, inklusive Buchung der Pensionen und Tickets für die öffentlichen Verkehrsmittel. Sogar eine Angelerlaubnis im Donaudelta hat er uns ermöglicht.

Uns ist bewußt, daß der Urlaub, gerade in der ersten Woche, in der wir alleine unterwegs sind, etwas abenteuerlich werden wird, aber genau darauf freuen wir uns schon. Im folgenden nun unsere detaillierte Route, von der ich dann bald live berichten werden.

Tag 1-3  Anreise und Donaudelta

Am ersten Tag werden wir uns auf die lange Reise machen. Zunächst fliegen wir nach Bukarest (diese Stadt wollen wir uns auch noch anschauen, aber das muß auf einen speziellen Städtetrip warten).  Von da geht es mit dem Bus (ca 4-5 Stunden) direkt weiter bis nach Tulcea – diese Stadt ist das Tor zum Donaudelta.  Hier werden wir einmal übernachten.  Am nächsten Morgen geht es weiter mit dem Schnellboot nach Crisan – ins Herz des Donaudeltas. Das Donaudelta ist Unesco-Weltkulturerbe und bekannt als Vogelparadies. Die Deltaflüsse erlebt man so auch nicht auf einer Donaukreuzfahrt. Wir haben eine kleine Pension in Crisan und hier 2 Tage Zeit für lange Erkundungen mit dem Boot durch die Arme des Deltas. Diese werden von unserem Pensionsvater begleitet. Und hier hoffen wir, neben tollen Naturerlebnissen auch auf etwas Anglerglück. Die internationale Angelerlaubnis ist schon besorgt.

Tag 4 Transit nach Galati

Heute kommt der unvermeidliche Transittag Richtung Moldauklöster. Mit dem Schiff geht es zurück nach Tulcea. Dann mit dem Zug nach Galati (ganz dicht an der Grenze zu Moldawien), wo wir einmal übernachten.

Tag 5-7 Gura Homorului und die Moldauklöster

Ganz früh geht es an Tag 5 mit dem Zug weiter nach Gura Homorului, die perfekte Ausgangsbasis zum Entdecken der berühmten bemalten Moldauklöster. Hier haben wir 2.5 Tage Zeit, einige der Klöster zu besuchen. Auf unserer Vorauswahl stehen die Klöster Voronet, Arbore, Moldovita und Sucevita. Mal sehen, was wir schaffen. Zu einem Kloster können wir zu Fuß laufen, den Rest werden wir mit Taxi und Pendelbus erschließen. Am Abend steigen wir dann in den Nachtzug nach Vintu de Jos und von dort geht  in einer Stunde Tansfer nach Sibiu (Hermannstadt). Unsere Kinder sind schon gespannt sehr gespannt auf die Zugfahrt.

Tag 8 Sibiu (Hermannstadt)

Sibiu ist nach Schloß Bran wohl die bekannteste Stadt in Transilvanien und dieses Jahr auch Europahauptstadt, was viele, für die Stadt erfreuliche, Investitionen mit sich bringt. Wir kommen hier ganz früh an. For Family Reisen hat uns ermöglicht, unser Gepäck in einen Hotel abzustellen, so daß wir noch den ganzen Tag die Stadt erkunden können bevor es am späten Nachmittag dann zum zweiten Teil der Reise  auf einen tollen Bauernhof nach Alma Vii geht.

Tag 9-15 Back to Nature auf einem Bauernhof in Alma Vii

Die von For Family Reisen ausgesuchte Casa Alma Vii Romania Pension Sorgenfrei fokussiert sich auf das „aktive Mitmachen und Kennerlernen der ursprünglichen Bauern-und Handwerkerarbeit“ (Zitat Website For Family Reisen). Wir werden die Möglichkeit haben, einen Schäfer zu besuchen und zu sehen, wie der traditionelle Schafskäse hergestellt wird. Wir besuchen einen Imker, lernen traditionelle Musik und Tänze kennen und suchen vielleicht Trüffel im Wald. Kulturell stehen die Besichtigung der bekannten Kirchenburgen und die Geburtsstadt Dracula‘s Sighisoara auf dem Programm.  Am letzten Tag geht es dann zurück nach Sibiu und von dort nach Deutschland.

Wir freuen uns schon sehr und im Juli könnt Ihr die Live-Berichte von unserer Reise lesen. Bis dahin.

For Family Reisen, ein von uns schon mehrfach genutztes tolles Unternehmen, welches sich auf weltweite Reisen mit Kindern spezialisiert. Die Reisen sind naturverbunden und ermöglichen den engen Kontakt mit Land und Leuten ermöglichen. Das Angebot „Rumänien for family“ ist eine Baustein unserer Reise. For Family Reisen

Rumänienurlaub.net haben wir im Internet gefunden. Es handelt sich um einen Spezialisten für individuelle Reisen nach Rumänien, vor allem mit einer großen Auswahl an Ideen für das Donaudelta. Herr Franke, einer der Inhaber, kennt da Land sehr gut und kann direkt vor Ort tolle Pensionen buchen und auch die Tickets für die öffentlichen Verkehrsmittel. Er berät auch bei der Zusammenstellung von längeren Touren. Rumänienurlaub.net

Reiseführer: Diana Schanzenbach „Rumänien“, Michael Müller Verlagd 2012. Umfassendes Grundlagenwerk mit vielen Tipps zu Unternehmungen in den verschiedenen Regionen.

Plaue-Neuruppin-Ribbeck – Auf den Spuren Theodor Fontanes

Der Schriftsteller Theodor Fontane feiert in diesem Jahr seinen 200. Geburtstag. Genau die richtige Zeit, um den Spuren dieses großen deutschen Romanciers zu folgen, der in der Mark Brandenburg zu Hause war. Den meisten sind sicherlich Fontanes Roman „Effie Briest“ und sein Gedicht „John Maynard“  aus dem Schulunterricht bekannt. Er war jedoch nicht nur einer der bedeutendsten Vertreter des kritischen Realismus, sondern Journalist, Dichter,  Theaterkritiker – und Reiseblogger. Er durchstreifte die Mark Brandenburg und den Oderbruch und beschrieb diese Reisen in seinem 5-bändigen Werk „Reisen durch die Mark Brandenburg“. Was gibt es also Schöneres, als einige dieser Orte zu besuchen und sich in die Stimmung des ehemaligen Reisebloggers hineinzuversetzen. Über die Osterfeiertage haben wir uns eine kleine Tour mit 3 Stationen zusammengestellt.

1. Schloß Plaue bei Brandenburg

Nur 10 Minuten von der Stadt Brandenburg entfernt steht das ehemalige Barockschloß Plaue, direkt am Plauer See. Wir verbringen hier einen Nachmittag. Zunächst schlendern wir zum Seeufer. Hier gibt es ein buntes Treiben aus Radfahrern und Spaziergängern.

In kleinen feststehenden Booten kann man hier auch übernachten

An den Tischen des Cafés sitzen Gäste im Sonnenschein. Wir laufen durch die teilweise renovierte Schloßanlage, die im Innenhof ein Restaurant beherbergt.

Dahinter sieht man noch die Reste eines großen Osterfeuers. Wir wollen einige Stationen des Fontanewegs durch den alten Schloßpark gehen. Der Schloßpark wirkt eher wie ein Wald, rechts schimmert immer wieder der See hervor.

Wir erreichen den Fontaneort – hier soll der Dichter oft gesessen und nachgedacht haben. Eine Statue erinnert an ihn.

Weiter geht es zu einer brachialen Rotunde mit riesigen Jadgtierskulpturen und Blick auf den See – von hier wurden früher Tontauben geschossen.

Ein Waldweg führt nun leicht bergauf zum ehemaligen Friedhof. Durch das Engelstor erreicht man die Grabstätten der ehemaligen Grafen.

Die alten Friedhofkirche ist leider geschlossen aber der einzeln stehende Kirchturm lädt zum Betreten auf eigenen Gefahr ein.

Ich wage mich an den Aufstieg – es ist recht abenteuerlich, die Stufen sehen nicht sehr vertrauenserweckend aus und es ist eng. Ich komme direkt an den Glocke vorbei und hoffe, daß sie nicht läuten wird, solange ich in ihrer Nähe bin.

Tausende Fliegen auf der oberen Etage treiben mich schnell wieder zurück. Nach ca. 3-4 km sind wir zurück am Schloß und machen kurze Rast auf der Terrasse des Cafés mit Blick auf den See. Es ist malerisch, wenn auch etwas windig.

2. In der Geburtstags Fontanes – Neuruppin

In knapp 2 Stunden fahren wir von Brandenburg nach Neuruppin – immer quer durch die märkischen Dörfer – das ist viel interessanter als über die Autobahn. Am späten Vormittag kommen wir an. Die Stadt besticht sofort durch ihre großzügig angelegten Straßen und schönen Bauten. Später erfahren wir, daß dieser Umstand einem verheerenden Stadtbrand um 1787 zu „verdanken“ ist bei dem 80% der Stadt abbrannten. Die Stadt wurde danach mit Hilfe des preußischen Königs wieder aufgebaut – mit breiten Straßen, großen Plätzen (zum Exerzieren, da Neuruppin eine Garnisonsstadt war) und schönen zweigeschossigen Häusern. Damit ist die Stadt auch heute noch eines der besterhaltenen städtischen Ensembles des Früh-Klassizismus.

Neuruppin trägt auch den Beinamen Fontanestadt und war auch Geburtstort und Heimat weiterer großer Persönlichkeiten  – von hier kamen der Architekt Karl-Friedrich Schinkel, der Orientmaler Genz und die Schriftstellerin Eva Strittmatter.

Wir checken im Hotel Resort Mark Brandenburg ein – ein wunderschönes modernes Hotel mit angeschlossener Soletherme direkt am Ruppiner Seeufer und nur 2-3 Gehminuten von der Innenstadt entfernt.

Hotel Resort Mark Brandenburg
Überall in der Stadt grüßt die gelbe Fontaneskulptur

Auf der Internetseite des Stadtmarketings von Neuruppin habe ich mir einen schönen Stadtrundgang herausgesucht, den wir nun abarbeiten.

Direkt neben dem Hotel steht die zweitürmige Klosterkirche St. Trinitatis (leider heute geschlossen), ein ehemaliges Dominikanerkloster. Vom Kirchturm soll man einen tollen Blick auf den See und die Stadt haben.

Wiechmannlinde

Wir laufen weiter entlang der Stadtmauer bis zum Bernhard Brasch Platz, dem größten der 3 innerstädtischen Plätze, der früher als Exerzierplatz genutzt wurde.

Der ehemalige Exerzierplatz

Nach einer kleinen Currywurstpause für unseren Sohn geht es weiter zum Fontane-Denkmal.

Schöne Fassaden in den Staßen von Neuruppin

Danach dann zum Tempelgarten.

Dieser wurde vom damaligen Kronprinz Friederich (später Friedrich der Große), der 4 Jahre in Neuruppin lebte, als Amaltheagarten angelegt (Amalthea war eine Nymphe, die der griechischen Sage nach, in eine Ziege verwandelt, das Baby Zeus in einer Höhle versteckte und säugte und ihn somit vor der Ermordung durch seinen Vater Kronos beschützte).  In der Mitte des Garten steht ein Rundtempel – das Erstlingswerk von Georg von Knobelsdorff, später bekannt als Baumeister von Schloß Sanssouci in Potsdam.

Vorbei geht es an der Stadtmauer und dem Stadtmuseum, welches wir morgen besuchen werden.

Der moderne Teil des Stadtmuseums

Nun kommen wir zur Bilderbogenpassage in der ehemaligen Druckerei von Gustav Kühn. Im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts waren die Neuruppiner Bilderbögen in ganz Europa bekannt.

Bilderbogenpassage

Es handelte sich hier um bunte preiswerte Druckbögen mit verschiedenen Themen (erbauliche und deftige Geschichten, aktuelles Zeitgeschehen, religiöse Motive), die in fast jeden Haushalt vorhanden waren.

Neuruppiner Bilderbogen

Wir durchwandern die Bilderbogenpassage, in der es heute verschiedene Läden gibt und landen in der geographischen Mitte der Stadt. Das besondere: hier steht nicht, wie sonst eine Kirche, sondern das Alte Gymnasium.

Altes Gymnasium

Nach dem verheerenden Stadtbrand und ganz im Sinne der Aufklärung, sollte hier ein Zeichen zur Wichtigkeit der Bildung gesetzt werden – es wurde ein Gymnasium neu erbaut mit dem Gibelspruch Civibus Aevi Futuri (Den Bürgern des künftigen Zeitalters). Auch Fontane, Schinkel, Genz und Eva Strittmatter gingen hier zur Schule.

Weiter geht es nun vorbei an der Löwenapotheke, dem Geburstshaus Fontanes in der ehemaligen Apotheke seines Vaters – heute ein Privathaus mit Apotheke und nicht zu besichtigen.

Daneben findet man die wunderschön kuschelige Fontanebuchhandlung. Es folgt die Pfarrkirche St. Marien, die heute als Kulturkirche ein Veranstaltungsort ist – auch wir werden hier heute Abend noch eine Lesung besuchen.

Pfarrkirche St. Marien

Vorbei am Schinkel-Denkmal gehen wir Richtung Neuer Markt.

Schinkeldenkmal

Hier findet man den ältesten Teil der Stadt mit Fachwerkhäusern, die vom Stadtbrand verschont wurden. In der Mitte des Platzes ein riesiger wunderschöner Spielplatz mit großzügigen Kletternetzen, Wasseranlagen mit Pumpe und Sandbaggern.

Blick auf den Neuen Markt

Wir entdecken an einer Ecke ein Weinhaus und lassen uns hier zu einem kurzen Imbiß mit gutem Weißwein nieder.

Nun geht es durch die Siechengasse (ehemalige Hospitalstraße mit Kapelle) zurück zu unserem Hotel.

Siechengasse

Neben dem Hotel am See is noch die Stahlskulptur „Parzival am See“ bemerkenswert.

Zurück zu unserem Hotel am See
Parzival am See

Den Rest des Nachmittags verbringen wir in der schönen Soletherme mit Außensolebecken und Seesauna. Danach haben wir Karten für eine Fontanelesung in der Kulturkirche: Rainald Grebe und Tilla Kratochwill lesen aus den Ehebriefen von Theodor und Emilie Fontane.

Lesung in der Pfarrkirche

In kurze Zeit bekommen wir einen tiefen Einblick in das damalige Leben des Paares und in ein Stück Zeitgeschehen. Die Familie lebte fast durchgehend in prekären finanziellen Verhältnissen. Fontane schlug sich als Journalist und Korrespondent durch und verbrachte einige Jahre getrennt von seiner Frau Emilie in London, die währenddessen alleine die Kinder großzog. Den literarischen Durchbruch erzielte Fontane erst mit den bekannten Romanen seines Spätwerkes (da war er schon über 70 Jahre alt). Deutlich wird in den Briefen auch, daß Emilie ihm eine kluge und ebenbürtige Partnerin war. Die mit viel Humor vorgetragenen Briefwechsel, die teilweise ganze Wortgefechte waren, werden uns noch eine Weile im Gedächtnis bleiben. Wir lassen den Abend in der Kaminbar des Hotels ausklingen.

Über den Neuen Markt zurück ins Hotel

Am nächsten Morgen besuchen wir die Ausstellung Fontane200 im Stadtmuseum.  Die wunderbar kuratierte Ausstellung ist ein Fest für alle, die Sprache und Worte lieben – Fontane war ein gewaltiger Wortkünstler, der auch gerne neue Worte erfand und viel mit Stilistik und Interpunktion spielte.

Impressionen der Ausstellung Fontane200

Wir tauchen ein in diese Wortwelt. Wir erfahren etwas über Fontanes Schreibwerkstatt, besuchen den Effie Briest Raum (hier kann man den Roman noch einmal ganz anders über Worte erschließen) und erfahren viel über Fontane und seine Hobbies. Eine sehr empfehlenswerte und unterhaltsame Ausstellung.

Im Effie-Briest-Raum

3. Unterm Birnbaum auf Schloß Ribbeck

Vielen ist das Kindergedicht Fontanes „Herr Ribbeck vom Schloß Ribbeck im Havelland….“ bekannt.

Fontane‘s berühmtes Gedicht

Auf der Rückfahrt von Neuruppin beschließen wir an dieser Kultstätte der Birne halt zu machen. Ribbeck ist ein kleines malerisches Dorf, zentriert um das ehemalige Herrenhaus der Ribbecks – heute Museum (Neueröffnung der Fontaneausstellung am 1. Mai 2019), Standesamt, Restaurant.

Schloß Ribbeck

Museumseingang mit Riesenbirne

Für das Museum sind wir leider zu früh (April), aber wir bewundern schon die Riesenbirne am Museumseingang und genießen ein spätes Mittagessen im sehr guten Restaurant. Natürlich stehen hier viele der Speisen im Zeichen der Birne. Ich trinke eine Prosecco mit Birnenpüree, danach einen Salat mir Spargel, Erdbeeren und Birnendressing und eine Portion Wildbratwürstchen mit Birnensenf und Birnensauerkaut. Alles sehr köstlich.

Birnenmenü auf Schloß Ribbeck

Wir besuchen noch die klein ehemalige Hofkirche der Familie Ribbeck.

Kirche Ribbeck

Der Rest des Originalbirnenstamms auf der Familiengruft

Davor war auch der Standort des berühmten Birnenbaums (Anfang des 20. Jahrhunderts vom Blitz vernichte). Ein Stück Originalstamm des Baumes ist noch in der Familiengruft der Kirche zu bestaunen. Ganz im Fontanefieber kehren wir zurück nach Brandenburg.

 

Grüne Soße – Comedy- Wein – Zu Gast beim 12. Frankfurter Grüne Soße Festival

Die Frankfurter Grüne Soße ist das bekannteste Nationalgericht unserer Region – und es gibt so viele Varianten davon wie Köche, die sie zubereiten. Die sieben Kräuter – Schnittlauch, Borretsch, Pimpinelle, Kerbel, Sauerampfer, Petersilie und Kresse – sind Pflicht,  aber alle anderen Beimengungen, ob Jogurth, Sahne, Mayonnaise, Eier usw. bleiben dem Koch überlassen, so daß immer eine ganz spezielle „Grie Soß“ entsteht.

Überall frisch: die Kräuter für die Grüne Soße

Seit 12 Jahren versucht das Frankfurter Grüne Soße Festival, die Besten der Besten der Grünen Soße Köche zu finden und dann jeweils aus ihnen den Jahresieger zu küren. Die Veranstaltung findet jedes Jahr im Mai in einem riesigen Festzelt am Frankfurter Roßmarkt statt. 7 Tage lang kochen jeweils 7 Gaststättenbetriebe (vom Luxushotel bis zur Kantine)  ihre Grüne Soße, die dann in Blindverkostung vom Publikum beurteilt wird. Die jeweiligen Tagessieger treten dann am 8. Tag im Kampf um die Krone an.

Wir sind mit einer Gruppe von Freunden schon seit Jahren Stammgast dieses Spektakels – dieses Jahr haben wir zum ersten Mal Karten für das Finale .

An der Hauptwache vorbei gehen wir ins Zelt zum Rossmarkt.

Anton Le Goff (die Bühnenidentität der Kabarettistin Maja Wolff, die auch die Gründerin des Festivals ist) eröffnet die Show und der Saal brodelt.

Auch Hilde aus Bornheim mit ihrer Kittelschürze ist jedes Jahr dabei

Es gibt Wein, Bier und Äppler satt, heute von einem Weingut aus der Ortenau, die sich wohl leider verkalkuliert haben, da der Rosewein schon nach eine Stunde alle ist. Die Show beginnt mit den „Preußen“, die mit „Frau Rauscher in der Klappergass“ Stimmung machen.

Danach erleben wir einen grandiosen Auftritt der einmaligen Gayle Tufts, die unter anderem auch Donald Trump scharf ins Visier nimmt.

Nun werden die Finalisten vorgestellt. Neben renommierten Restaurants und Hotels sind diesmal auch 2 Restaurants mit ausländischer Küche dabei: die Prager Botschaft und die Cocina Argentina – ob denen wohl eine gute Grüne Soße gelingen kann? Immerhin waren beide schon Tagessieger.

Alle Finalisten auf der Bühne

Und nun beginnt das Spektakel: das fleißige Personal schleppt hunderte von Tabletts mit Grüner Soße herein.

Jeder bekommt sieben nummerierte Gläschen mit dem verschiedenen Grünen Soßen.

Dazu gibt es Pellkartoffeln, gekochte Eier und von der Kabarettistin Hilde aus Bornheim, die jedes Jahr in ihrer Kittelschürze zu Gast ist, auch Fleischwurst.  Die Künsterin Sabine Fischmann begeistert uns mit auf Grüne Soße umgetexteten ABBA Songs (zum Beispiel: „Die Soße schmeckte nicht, sie war sein Leibgericht nach „The Winner takes it all“).

Nun geht es ans probieren:

Diesmal ist es besonders schwer: während man bei den Tagesentscheiden schnell 2-3 Soßen ausschließen kann, sind heute alle 7 (da ja Tagessieger) wirklich gut . Langsam kreise ich mich auf 2 Soßen ein: die 7 und die 5.

Wir wissen ja nicht, von wem sie sind.  Schließlich entscheide ich mich für die 7 und einige unserer Freunde auch und fülle meinen Stimmzettel entsprechend aus.

Der Stimmzettel

Weiter geht es im Programm, Anton Le Goff und alle Künstler begeistern uns mit ihrer Comedy und nehmen uns mit auf eine Grüne-Soße-Reise durch die Welt: wir kommen unter anderem nach  England, Frankreich, Australien, Rußland, Finnland, Argentinien (zu den Klängen von Evita) und Kenia.

Alles spitzt sich auf den Höhepunkt zu – der Verkündung des Festivalsiegers. Der Saal kocht und man kann hier von einer 100% Wahlbeteiligug ausgehen, was man für die anstehende Europawahl nur erhoffen darf.

Es ist soweit, die Köche kommen auf die Bühne und es gewinnt – die Cocina Argentina – mit der Nummer 7. Wer hätte das gedacht – die Argentinier gewinnen beim urdeutschen Gericht. Die Argentinier feiern auf der Bühne und verkünden, daß sie nun den Chimichurri in ihrer Cocina mit grüner Soße ersetzen werden müssen.

Die Festivalsieger – Cocina Argentina

Es kommt zum großen Finale: das Publikum singt die Grüne Soßen Hymne „Über sieben Soßen mußt du gehen…“ nach den Klängen von Karat („Über sieben Brücken“). Hier darf aus urheberrechtlichen Gründen leider nur das Publikum singen.

Die Grüne Soße Hymne

Es war wieder mal ein tolles Erlebnis. Mit einem zufriedenen Lächeln verlassen wir das Zelt und laufen noch kurz hinüber zum Hotel Flemings  um dort auf der schönen Dachterasse noch einen Absacker zu trinken – und freuen uns schon auf das nächste Mal.

Die Dachterasse des Flemings lockt
Mit grandiosem Nachtblick auf Frankfurt

Grüne Soße Festival: jedes Jahr im Mai auf dem Roßmarkt bei der Frankfurter Hauptwache. Karten in 2019 zu 79 Euro inklusive Comedy, Essen und Trinken. Die Karten werden ab ca. November für das darauffolgenden Jahr vorverkauft und da das Festival immer ausverkauft ist, lohnt sich schnelles Handeln.